7 Tage Surinam mit dem Auto, 1300 km, diverse Tankstopps, viel gesehen und erlebt. Zuletzt kennen wir saemtliche Schlagloecher, Strassenabsenkungen und „Drempel“ namentlich bzw. persoenlich. Aus der gefuehlten Ewigkeit bei den ersten Fahrten von Domburg nach Paramaribo wird ein „ach, wir sind ja schon da“. Es sind anstrengende Tage, auch durch den ungewohnten Linksverkehr. Aber auch Tage mit vielen Eindruecken, An- und Einsichten. Mit Begegnungen und Erlebnissen.

Die Gasflasche ist leer, mal wieder. Gut, dass das Waegelchen noch zur Verfuegung steht. Montag frueh zu INGAS, Flasche abgeben. Die Gas-Company liegt am Weg nach Paramaribo. Und um 15 Uhr koennen wir sie sogar schon wieder abholen. Die Flasche der Lazy Duck wird auch gleich mit genommen. Endlich ist Gas mal wieder preiswert: wir zahlen fuer 10KG 55 SRD, das sind umgerechnet pro Kilo 1,35 Euro! Hatten wir schon lange nicht mehr. Das Prozedere ist unkompliziert, mit einem Abgabeschein geht es zur Fuellstation, mit einem anderen Zettel zurueck zur Rezeption, der Zettel wird gegen eine 3. getauscht. Mit dem kann man die Flasche abholen und bezahlen - endlich kann ich mal meine Niederlaendischkenntnisse an den Mann bzw. die Frau bringen. Wo wir denn her seien. Die Frage kennen wir jetzt schon. Aus Duitsland???!!! Die zweite Dame im Office sagt etwas zu der am Schalter und diese meint dann, es kaemen ja viele Deutsche her, aber die koennten alle kein Niederlaendisch, warum ich es sprechen koenne. Ausgiebige Erklaerung, Laecheln, Fragen und Antworten zu unserem Woher-Wohin. Ein Stueck weiter lockt uns schon seit Tagen ein grosses Jotun-Schild. Dahinter liegt ein Haus mit der ebenfalls verlockenden Beschriftung: „Watersport“. Also rein in die gute Stube. Leider wird gerade renoviert, das Warenangebot ballt sich im hinteren Teil des Gebaeudes. Gar nicht mal so schlecht. Aber Antifouling, nein, das gibt es nicht. Mit einem breiten Laecheln erklaert uns der Inhaber warum. Anscheinend fahren alle Boote von Surinam nach Trinidad zum Malern. Und wenn wir uns unser Unterwasserschiff so anschauen – vielleicht stimmt es ja wirklich, dass man hier in den Fluss mit Bewuchs rein- und ohne wieder rausfaehrt. Quasi eine biologische Unterwasserschiff-Waschmaschine!

Wir suchen und finden die Metzgerei Stolk und Choi’s Supermarkt. Der hat zu unserem Erstaunen am Sonntagnachmittag sogar geoeffnet. Also schlagen wir zu. Die Relation von Warenmengen im Einkaufswagen zum Betrag auf dem Kassenzettel laesst uns allerdings beschliessen, die meisten Vorraete im leicht chaotischen Combe-Markt zu erwerben. Hier sollte man allerdings auch schon mal einen Blick aufs bei uns Deutschen ja so beliebte MHD werfen!

Parmaribo am Sonntag ist definitiv ein Erlebnis! Keine parkenden Autos vor den teils wunderschoenen Kolonialhaeusern und in den engen Strassen. Fast ungestoertes Schlendern durch die Altstadt. Vor einigen Haeusern liegen Maenner im Schatten der Balkone. Die leeren Flaschen Parbo-Bier (natuerlich die Bigsize namens Djogo) lassen Rueckschluesse darauf zu, warum man(n) hier liegt.

Einige Strassen sind gesperrt. Ein Fahrradrennen wird gleich gestartet. Bei dieser Gluthitze! Die Fahrer tanken nochmal ordentlich auf unter einem Pavillondach am Flussufer, die Rennesel haengen ordentlich rundrum am Gestaenge. Interessiert uns das so, dass wir uns die Beine bis zum Start in den Bauch stehen? Nein, nicht wirklich. Kampfschleife drehen, Altbekanntes neu entdecken. Die Fuesse haengen irgendwie schon wieder wie Blei auf dem Pflaster. Nicht so unser Tag heute. Dafuer waren die vergangenen Tage aber auch gespickt mit Exkursionen ins Hinterland von Parmaribo und Domburg. „Warum haben wir das Auto auch nochmal fuer zwei weitere Tage gemietet??“ – Lieber Kaeptn, weil wir einen Grosseinkauf machen wollen, die Gasflasche muss gefuellt werden, zur Immigration wollen wir zwecks Ausreisestempel, Wasser muss noch per Kanister von der Fischereifirma nebenan geholt werden – alles gute Gruende, einen vierraedrigen Untersatz zur Verfuegung zu haben.

Angenehme Auflockerung unserer Road-Tour ist eine Einladung zum Barbecue. Trident liegt in der Waterland-Marina, ca. zwei Meilen weiter flussaufwaerts. Da, wo das Wasser erstaunlicherweise um einiges sauberer ist wie bei uns hier. An einem wahrhaft idyllischen Platz mit hohen, alten und stilvoll beleuchteten Baeumen wurde ein Ferienresort mit Haeusern, Teich, wunderschoener Gartenanlage, Bar-Restaurant und einer Steganlage errichtet. Vom anderen Flussufer dringt das Bruellen der Affen herueber waehrend auf dem marinaeigenen Grill leckere Fischstuecke schmoren. Dazu Kartoffelsalat, Baguette, kalifornischer Rotwein und Bier. Ein frischer Wind weht die Glut aus dem Grill und haelt die Moskitos davon ab, uns zu zerstechen. Einige andere Crews sitzen ein paar Tische weiter und unterhalten sich. Ein Platz zum relaxen und abhaengen, fuer perfekte lazy days. Der Weg zum naechsten Ort oder Supermarkt hat zu Fuss Marathonanspruch und fuehrt mitten durch den Wald. Faehrt man am Abend hier durch, dann summt, brummt, piept und quietscht es links und rechts in allen Toenen. Voegel flattern vorm Auto ueber den Weg, Kleine Froesche oder Kroeten bringen sich durch schnelle Huepfer vor den Raedern in Sicherheit. Auch hier ist vorsichtiges links-rechts-fahren angesagt. Tiefe Loecher koennten durchaus einen Achsbruch verursachen.

Den Dienstag nutzen wir zur Ausklarierung. Wann wir abfahren wollen, Samstag? Wirklich Samstag. Kurze Diskussion der Beamtin, die sich unserer angenommen hat mit einem Kollegen. Ob wir denn auch noch unsere Touristcard haben? Klar, was sollen wir denn mit der machen, verkaufen? Das behalte ich natuerlich fuer mich, hier ist man hoeflich und zurueckhaltend. Immerhin wird Werner entgegen aller sonstigen Behauptungen nicht des Gebaeudes verwiesen angesichts seiner Shorts. Vielleicht haben die „geschlossenen“ Schuhe, sprich Croqs ja alles rausgerissen. Abgabe der gestempelten Crewlisten. Skeptischer Blick auf ein ungestempeltes Exemplar. Oh Gott, das ist doch nur unser Original. Dann gibt es den Stempel in den Pass. Mit Ausreisedatum 11.10. – Samstag. Wir haetten es nicht fuer moeglich gehalten. Mehrfach werden wir noch eindringlich darauf hingewiesen, das wir aber auch wirklich am Samstag das Land verlassen muessen. Zustimmendes Nicken unsererseits, schon klar. Wenn man bedenkt, dass einige Crews hier erst gar nicht einklarieren …. Soll es zumindest welche geben …. Haben wir gehoert.

Der Rest des Tages gehoert den Supermaerkten. Das Auto wird gnadenlos beladen mit allem, was wir so meinen zu benoetigen. Apfelmus, Fruechte in Dosen, Reis, Nudeln, Mehl, Muesli – Muesli?? Sauteuer ist das hier und dann so Minipackungen. Also Alternativen raussuchen, Haferflocken, Hafermout – ob die Englaender mit ihrem Porridge vielleicht doch nicht so verkehrt liegen? Visionen von Haferpamp mit Obst zum Tagesstart steigen hoch. Gewoehnungsbeduerftig, aber warum nicht. Cholesterolsenkend sind die Flocken und Pfannkuchen kann man auch draus machen. Auch eine nette Variante. Gleich mal die Anleitung ins bordeigene Kochbuch einschreiben. Am besten auf niederlaendisch, das uebt.

Gegenueber gibt es Getraenke, Cola, Wasser und Bier wandern in den Kofferraum. Jetzt wird es aber langsam eng. Die Fahrt nach Domburg verlaeuft extrem vorsichtig. Mit dem tiefer gelegten Leihwaegelchen werden die Drempel gleich um einiges hoeher. Zurueck in Domburg kommt Hektik auf. Wir muessen noch Trinkwasser im Fischereibetrieb holen. Und das ist nur bis 15 Uhr moeglich. Vorraete an Bord karren, erste Ladung Trinkwasser holen, einfuellen, zweite Fuhre. Die Cola kocht langsam an Deck vor sich hin. Also schnell alles nach unten bringen. Da wir erst einmal alles auf dem Fussboden sammeln, kann man bald nur noch mit hohem akrobatischen Einsatz Teller und sonstige Gegenstaende aus dem Schapp holen. Die Cocarachas haben da weniger Probleme, sich einen Weg zu bahnen. Da auch die Pantry voll gestellt ist, gestaltet sich die Jagd auf die Krabbeltiere als schwierig. Wir greifen zur Mueckenklatsche und zum K.O. Spray. In diesem Kampf ist uns jede Waffe recht, wir kennen keine Gnade. Die Raeumerei und Verstauerei vertagen wir kurzerhand auf morgen. Einkaufen macht hungrig und muede. Das Auto muss auch noch abgegeben werden. Ein kurzer Regenschauer durchnaesst dann noch die luschig rumliegenden Sitzkissen. Zeit fuer die Flucht an Land, in die Bar. Zu Wifi, Dauermusikbeschallung und lauten Gespraechen auf Niederlaendisch. Und eine Stunde spaeter sind wir wieder ganz normale Yachties, ohne Auto. Auf Bus und unsere Fuesse angewiesen. 7 Tage Autofahren in Suriname sind schnell vergangen. Und irgendwie sind wir auch erleichtert, jetzt wieder immobil zu sein. Jetzt koennen wir uns aufs Bordleben konzentrieren, mit der Familie stundenlang skypen, Emails schreiben, mit anderen Seglern schwatzen und ausschlafen. Irgendwie ist Sightseeing und Autofahren ziemlich anstrengend.