Scarborough — wir fahren mit dem Bus hin. Man soll so gegen 8:30 am roten Minimercado sein, hat die Crew der Esperanza vom Immigrationmann erfahren. Wir geben Hugh einen Lift an Land, sein Dinghi ist ziemlich platt und laesst sich auch nicht mehr reanimieren. Hugh will zum einklarieren und wir erklaeren ihm alles, druecken ihm vorsichtshalber ein paar TT$ in die Hand — man kann ja nie wissen. Eine aeltere Lady kommt vorbei, auf einen Stock gestuetzt. Die Handtasche haengt am Arm. Ob wir mitkommen wollen. Wohin? In die Kirche. Wir bedauern, spenden aber etwas fuer die Kirche. Der Betrag wird sorgfaeltig in ein Heft eingetragen, unter dem Namen “a friend” . 5TT$ sind nicht unbedingt ein normaler Spendenbetrag, meist stehen die Ziffern 1 und 2 in der Betragsspalte. Hugh will wissen, wo er seinen Abfall entsorgen kann. Bei der Gelegenheit zeigen wir ihm gleich die Tankstelle, das Hotel und die Bude mit dem Laundryservice.

Und wo wir jetzt schon mal am anderen Ortsende stehen, fragen wir doch gleich mal an der Bushaltestelle die Schueler, wann denn wohl der Bus kommt. Schulter zucken. Das ist doch mal ne Auskunft. Aber immerhin — es kommt wohl einer, irgendwann. Die Zeit nutzen wir, um schraeg gegenueber bei Seatours nach unserer Waesche zu fragen. Die wird gerade noch getrocknet, wir bezahlen. 3 Maschinen, bisschen viel oder? Dem guten Mann ist die Schmutzwaesche von zwei Yachten durcheinander geraten und ich sortiere erstmal. Da steht der Bus!!! Wir rasen raus, der Seatoursmannmit dem Geldschein fuer die Waesche in der Hand vorneweg. Der hat naemlich kein Wechselgeld. Der Busfahrer steht relaxt im Schatten und tippt auf seinem Handy rum. Abfahrt? So in 10 Minuten. Fahrscheine? Im Shop. Die Dame hat aber keine, ich will schon wieder zurueck zum anderen Shop duesen, werde ausgebremst. No problem, kaufen wir halt an der Endhaltestelle welche.

Dann geht es los. Steil bergauf. Ob wir gleich aussteigen und schieben muessen? Faszinierende Ausblicke ueber Charlotteville und die Bucht haben wir. Durch Regenwald geht es nach Speyside und Roxborough, vorbei an schoenen Buchten .In Roxborough ist auch die Tankstelle, vertrauenerweckend gross und modern. Die wird wohl den Dieseldurst unseres Tanks stillen koennen.Immer wieder stehen Fahrgaeste am Strassenrand, signalisieren durch Winken oder Hand hochheben, dass sie mitfahren moechten. Und aussteigen kann man schon mal da, wo es am guenstigsten fuer einen selbst ist.

Unser Busfahrer hat offensichtlich Rennfahrerambitionen und treibt den Bus entsprechend zu Hoechstleistungen an.Irgendwie so gar nicht karibisch und fahrtechnisch das absolute Kontrastprogramm zu letztem Sonntag, als wir mit Noel und seiner Familie zum Blue Food Festival gezuckelt sind. Trotzdem geniessen wir die Fahrt, gibt es doch vom erhoehten Sitzplatz mit Panoramafenstern viel zu sehen.Die zahlreichen entlang der Strasse weidenden Ziegen und Schafe lassen sich jedenfalls von unserem Rennbus nicht aus der Ruhe bringen.

Dann liegt Scarborough vor uns bzw. befinden wir uns mitten drin. Am Faehrterminal vorbei, rechts ab — Endstation. Hier koennen wir die Tickets erwerben und werden von der Verkaeuferin ausgeschimpft: man muss sich vom Fahrer auf jeden Fall die eine Haelfte des Tickets wieder geben lassen. Ich gelobe Besserung und auf geht’s zum Stadtrundgang. Da ist nicht so wirklich viel rundzugehen und sehenswert.Wir trotten zu einem Anlegesteg, an dem einige grosse Motorboote und Fischerboote festgemacht sind. Hier kann man Fisch kaufen und ein neues, modernes Gebaeude wurde fuer die Fischer errichtet. Am Ende des Pontoons residiert die Coast-Guard. “Stop at the white line, no entrance” . Hm, man haette ja auch mal ein Stop auf die Mole pinseln koennen, so zwischen die beiden weissen Striche. Die Trident II zirkelt vor dem Coast-Guard Posten und bekommt die Erlaubnis,im Hafenbereich zu ankern. Zwecks Einklarierung.Wir winken im einsetzenden Regen wie wild, wandern dann aber doch weiter. Die Beiden sind erstmal beschaeftigt mit Ankommen. An der stark befahrenen Uferstrasse geht es wieder zurueckRichtung Faehrterminal. Vorbei an vielen mobilen Verkaufsstaende, vorzugsweise auf einem Parkplatz aufgebaut. Der ist laut einem Hinweisschild ausdruecklich nicht fuer solche Verkaufsaktivitaeten zugelassen. Was geflissentlich ignoriert wird. Ein paar kleinere Supermaerkte, Baecker, Bars, Restaurants die nicht so wirklich einladend aussehen. Vor einer kleinen Shoppingmall treffen wir Noel, der auf seine Frau wartet. Grosses Begruessungstrara mit Faust gegen Faust. Da fuehlt man sich doch gleich ganz karibisch. Wo wir hinwollen, ob er uns am Supermarkt absetzen oder mit zurueck nach Charlotteville nehmen soll? Wir verneinen alles, trotten weiter zum Faehrterminal, Geld abheben, Touri-Info. Die junge Dame dort ist extrem freundlich, erklaert uns haendigt uns die gewuenschten Inselkarten aus.Eine davon treten wir gleich an die Trident-Crew ab, die wir zufaelligerweise dann doch noch hier treffen und die auf dem Weg zur Einklarierungsbehoerde ist. Wir finden einen Supermarkt, Penny Saver. Leider grad geschlossen, mehr oder weniger. Wegen Stromausfall wie wir erfahren. Na dann nicht. In der Naehe liegt eine Art Getraenkemarkt, inspizieren wir doch den. Das Angebot sieht ganz gut aus, wir erfahren die OEffnungszeiten und bekommen eine Sortiments-Preisliste fuer die Planung unseres naechsten Besuches. Dann aber mit dem Auto.

Jetzt sind wir schon dreimal kreuz und quer gewandert, haben alles halbwegs Interessante gesehen und ommer noch sooo viel Zeit bis zur Abfahrt des Busses. Fourthirty hat man uns gesagt. Und die Dame im Touribuero meinte auf die Frage nach der Busstation (sicher ist sicher), da ums Eck und dann sieht man schon die Busse. Wir fallen eine gute 3/4 Stunde vor der Abfahrtszeit um besagtes Eck und sehen — nur wartende Fahrgaeste. Vorwiegend Schueler, aber auch jede Menge Erwachsene nutzen jeden Schattenzipfelauf dem Hof aus. Irgendwann kommt Bewegung in die Menge und ein schwarzrauchender Bus prescht auf den Hof. Alle Fahrgaeste raus, Tuer zu, Bus wieder weg. Merkwuerdig. Gleiches Spiel bei den naechsten Bussen. Grosses Gedraenge an einem, Fahrtziel unbekannt.Unruhe kommt auf, eine offizielle der Buscompany tauchen auf, einer fragt uns, wo wir hin wollen. Charlotteville — ja die beiden Damen auch, der Bus kommt gleich. Ob es Probleme gibt frage ich sie. Nein, nein. Aber es muss ja mal getankt werden und ein Check kann auch nicht schaden. Nicht, dass wir am Ende einen Teil der Strecke zu Fuss zurueck legen muessen, weil der Bus alle vier Reifen von sich streckt. Beim vierten Bus wird uns bedeutet: DAS iss er! Erleichterung, wir kommen heute doch noch nach Hause. Warum jetzt auch der Rastaman hier einsteigt, der mir vor einer halben Stunde auf meine entsprechende Frage noch erklaerte, er wisse nicht, welcher Bus nach Charlotteville fahre, er sei nicht von dort gekommen, das erschliesst sich mir definitiv nicht. Vielleicht Rastaphilosophie?

Die Rueckfahrt geht nicht ganz so rasant aber zuegig vonstatten, hinein in die einbrechende Dunkelheit. Viel gibt es jetzt nicht mehr zu bestaunen. Die Ziegen stehen noch unveraendert und auf dem Platz vor mir ragt ein hellgrauer Kopf auf, die Haare aehneln kurz geschorenem Filz und ich bin versucht, einmal hinzulangen, mal zu testen, wie sich das wohl anfuehlt. Kann es mir dann aber doch noch verkneifen.

Fast 2 Stunden spaeter sind wir wieder in Charlotteville. Mit stinkenden Bremsen und die letzten Meter bergab nur noch im ersten Gang Schritttempo fahrend. Wir werden wunschgemaess am ausserplanmaessigen Stop LIBRARY raus gelassen. Ob das o.k. sei? Bestens! Schnell nochmal ins Internet. Eine juengere Lady kommt mit einer Kuehltasche vorbei, offeriert “homemade Ice”. Ich kann nicht widerstehen, die Wahl zwischen Cocos und Strawberry faellt mir leicht und ein Becher mit leckerem Cocos-Eis wird genuesslich vertilgt. Eine andere Dame kommt vorbei. Die kennen wir schon. Man gruesst sich und sie macht eine nette Bemerkung ueber die Touristen, die hier immer den Internetzugang nutzen. Auf dem Fussballplatz ist noch was los, beim Customsmann ist alles dunkel, dafuer ist sein Buerofenster erleuchtet. Overtime?Noch schnell ein paar englische Kartoffeln fuers Abendessen einkaufen. Die alte Lady wiegt und verpackt die Kartoffeln liebevoll-bedaechtig. Wir haben derweil Zeit, die Nachrichten im Fernsehapparat zu verfolgen. Die Schlagzeile “Ebola Yacht in Scarborough?”laesst unsaufhorchen. Ein Catamaran wird eingeblendet, der Skipper rudert mit dem Dinghi an Land und wird interviewt. Das sei nicht der Empfang, denn er sich von der Karibik erwartet habe. Den kennen wir doch! Der Name der Yacht wird ebenfalls genannt und bestaetigt uns. Cat und Crew kennen wir von Jacare her. Und die sollen den Ebola Virus an Bord haben? Nur weil sie aus Suedafrika kommen? Wann war das, heute? Es ging wohl doch alles noch gut aus, denn besagten Cat haben wir heute nicht mehr im Hafen gesehen. Ohweh, hoffentlich hatte Trident keine Probleme bei der Einklarierung. Das Thema Ebola wird jetzt natuerlich noch gross abgehandelt. Das ist uns jetzt aber zuviel an Info, wir sind muede vom Pflastertreten. Am Steg wartet unser Dinghi einsam und verlassen auf uns und wir tuckern langsam durch die Fischerboote zurueck zu unserer Dicken.

Scarborough — so wirklich schoen ist es nicht und sehenswert — hmm, im klassischen Sinne auch eher nicht. Vielleicht der Botanische Garten? Den haben wir allerdings erst auf der Rueckfahrt entdeckt. Auch als Shoppingziel erscheint es uns nur sehr bedingt tauglich.