“Sailingyacht, Sailingyacht, Sailingyacht” - Zwei Frachtschiffe, ein Segelboot vor der Kueste Venezuelas in der Weite des Atlantiks, sonst nix weit und breit zu sehen. Ganz klar, wer da gemeint ist. In der Daemmerung ziehen die SENTINEL II und die Sonne Asiens (Asia Sun) in unserem Kielwasser naeher. Sentinel schiebt sich Backbord an uns vorbei, Asia Sun haelt an Steuerbord einen etwas groesseren Abstand. Mein Kaeptn meldet sich ordnungsgemaess zurueck und haelt mit dem Kaeptn der Sentinel einen kleinen Abendschnack. Man(n) erkundigt sich nach unserem Befinden, ob wir Probleme haben. Die Sentinel war uns im Suriname River schon begegnet, sie auf dem Weg nach Paranam, wir auf dem Weg Richtung Atlantik. Jetzt ueberholt sie uns auf ihrem Weg nach Amerika. Regelmaessig faehrt sie hin und her, Linienverkehr im Frachtbereich. Wir freuen uns ueber den unerwarteten und angenehmen Funkkontakt. Die beiden Kaeptns wuenschen sich gegenseitig gute Fahrt. Vielleicht sieht man sich ja nochmal wieder. Wer weiss. Derweil hat die Asia Sun ihre Fahrt reduziert, duempelt mit 2,7kts. neben uns her. Das ist jetzt bloed, haben wir doch gerade beschlossen, die seit einigen Stunden gegen den flauen Wind anarbeitende Maschine wieder auszumachen - wenn die beiden Dicken vorbei sind. Wir wollen ja keine Irritation aufkommen lassen. Segelboote machen ja in den Augen der Profis eh schon merkwuerdige Dinge. Die Asia findet 2,7kts Fahrt wohl auch nicht so pralle und beschleunigt wieder auf gute 12kts, schiebt sich langsam an uns vorbei und ist bald schon nur noch ein schwacher Lichtschein voraus. Wir bleiben alleine bei schwachem Wind auf dem Atlantik duempelnd zurueck. Wenn das so weitergeht, kommen wir entweder voll in die Overtime oder wir kommen schon wieder dran vorbei (falls wir erst am Montag auf Tobago ankommen sollten). Wenn wenigstens so viel Wind waere, dass die Segel in den Duenungswellen nicht so wild umher schlagen wuerden! Angenehm ist die Nacht, spaet schiebt sich der halbe Mond hinter einer dicken Wolke hervor. Der ersehnte Wind allerdings bleibt weiterhin aus. Immer wieder passieren uns Frachter. Schon irgendwie beruhigend, so weit draussen vor der Kueste doch nicht allein zu sein. Die Blicke schweifen doch immer mal wieder skeptisch Richtung Venezuela. Ob nicht vielleicht doch ein Piratenboot ?. Quatsch, gar nicht dran denken. Ist schon lange nix mehr gewesen, warum ausgerechnet jetzt und so weit draussen. Da kommt nix, davon bin ich fest ueberzeugt. Trotzdem zucke ich zusammen, als die Fahrtgeraeusche in den ersten Minuten meiner Freiwache abrupt aufhoeren. Sind wir irgendwo rein oder dagegen gefahren??? Unheimliche Stille herrscht. Entgegen meiner Vermutung stillzustehen bewegen wir uns aber mit sagenhaften 2,4kts weiter! Modell bleierne Ente, hoffentlich verfaellt unser Schiff nicht in einen Geschwindigkeitsrausch. Maschine wieder an? Nein, das “sitzen” wir jetzt aus und zuckeln weiter. 16.10.2014 - 7 Uhr Ortszeit Eine Kamelkarawane zieht am Horizont entlang. Mystisch beleuchtet vom roten Schein der aufgehenden Sonne und ganz dunkelgrau wirkend. Wenige Sekunden spaeter loest sie sich auf, zerfranst zu skurrilen Wolkenformationen. Wolkenkamele und Sonnenaufgaenge - nein, ich nehme keine Drogen und trinke auch keinen Cachaca zum Fruehstueck. Der wievielte Sonnenaufgang auf See ist das wohl? Wir sind keine Statistiker, geniessen einfach jeden auf seine Art. Auch wenn es bedeutet, dass wieder ein heisser Tag mit viel Schwitzen und wenig Wind vor uns liegt. Doesen, fruehstuecken, duschen, doesen . Der Kaeptn errechnet, dass wir knapp 45 Meilen vorwaerts gekommen sind seit gestern Nachmittag. Und wirft den Caterpillar an. Der wummert jetzt beruhigend gleichmaessig in seiner Kammer vor sich hin und beschert uns gute 5kts. Fahrt. Ob wir vielleicht in Suriname doch haetten volltanken sollen?? Aktuelle Position am 16.10.2014 12:42 UTC: 09?51,88′N und 059?02,50′W - COG 312?, SOG 5,3kt