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Der Käptn im Gespräch mit Romeo, dem Betreiber der Marina River Breeze

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Mooringfeld Flussaufwärts von der Bar aus gesehen

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Mooringplatz flussabwaerts von der Marinabar aus gesehen
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Ein ganz schoen dicker Pott schiebt sich am fruehen Morgen flussaufwaerts

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Leider kann das Foto den faszinierenden Anblick des roten Mondes nicht wirklich wiedergeben
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Sonnenaufgang ueber dem Surinam River

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die Crew der Full Tilt auf dem Weg zur Waschmaschine

Wir sitzen in der Marina Bar “River Breeze”. Kommen mit anderen Besuchern ins Gespraech, die Waesche trocknet im Bag langsam vor sich hin. Gut, dass wir nicht zurueck ans Boot gefahren sind und sie auf die Leine gehaengt haben! Um uns herum versinkt alles im Regen, tropischer Regen, der um diese Zeit eiiiigentlich gar nicht vorkommen sollte. Aber das Wetter aendert sich auch hier, ist Gespraechsthema bei Unterhaltungen mit den Einheimischen. Seit ein paar Jahren sei irgendwie alles anders. Ja, warum hier nicht, wenn doch ganz Europa klagt und stoehnt.

Jedenfalls gut, dass wir kein Auto mehr haben und heute auf den Strassen unterwegs sind. Spaeter erfahren wir von der Tartufo-Crew, dass es in Paramaribo kaum geregnet hat. Hmm, das gibt mir ja jetzt arg zu denken: die naja hat Waschtag und schon regnet es ….. ich glaube, das Thema vertiefe ich besser nicht. Sonst werd ich am End noch depressiv.

Spaeter sieht das Boot aus wie bei “Hempels unnerm Sofa”. Geflaggt ueber die Salinge, kreuz und quer unter Sonnensegel und eilig hochgezogener Kuchenbude ziehen sich die “Waescheleinen”. Kaum, dass wir noch ein Plaetzchen zum Niederlassen finden.

Neuer Tag, neues Waescheglueck. Die Sonne kommt nur zoegerlich zum Vorschein. Alles raus auf die Leine! Und dann kruschteln und wurschteln wir uns durch die Tonnen von Vorraeten. Stauen, packen um, ein und aus. Stapeln neu, beschriften, versuchen ein System rein zu bringen und scheitern letztendlich an den schraegen Staufaechern, die anschliessend proppenvoll sind. Immerhin: wir haben alles unter bekommen, wer haette das gedacht. Mit Polstern sieht unser Wohnzimmer doch gleich wieder gemuetlicher aus.

Bilge auspumpen, Getriebeoel auffuellen, die frisch gefuellte Gasflasche verstauen, Waypoints in den Chartplotter eingeben — so allmaehlich kommt Abfahrtsstimmung auf. Tartufo bewegt sich Richtung Containerhafen, um in den naechsten Tagen die Rueckreise nach Europa als Decksfracht anzutreten. Ein ungeplantes, etwas anderes Ende einer langjaehrigen Reise um die Welt. Verursacht durch einen Blitzschlag, der viele Schaeden verursacht hat. Geplant war noch ein Jahr in der Karibik und dann ueber die Azoren zurueck nach Europa, nach Holland. Wo neue Eigner sich an Tartufo erfreuen sollten. Jetzt ist alles anders und die Crew ist etwas aufgeregt, Kranen im Containerhafen, Mast legen etc. Das macht man ja nicht so oft.

Das Ankerfeld wird aufgefuellt. Die amerikanische Full Tilt ist schon gestern Abend angekommen und bezieht heute eine frei gewordene Boje. Mit der auflaufenden Tide kommen dann noch die Ingrid und eine weitere Yacht rein. Letzere wird Singlehanded gesegelt. Der aeltere Herr ist mit der HR42 teilweise leicht ueberfordert. So sind auch hier mehrere Ankermanoever notwendig und die Crew der Southern Cross assistiert letzendlich vom Dinghi aus beim Anfahren eines geeigneten Ankerplatzes. Alle kennen wir aus Jacare mehr oder weniger gut. Aber man ist ja auch nicht mit allen auf einer Wellenlaenge.

Der Geraeuschpegel in der River Breeze Bar schwillt an, die Musik wird lauter, die Aktualisierung unserer Navionicskarten scheint ins Stocken geraten zu sein. Weniger als eine Minute bis zum Finish — und das bereits seit gut einer halben Stunde, da kann was nicht stimmen. Wir brechen ab, verziehen uns aus der lauten Baratmosphaere an Bord. Uns steht nicht so der Sinn nach lautem Schreien quer ueber den Tisch und mehrfachem Nachfragen. Werden wir alt und schwerhoerig? Egal. Hoch steht das Wasser an der Mauer, die das Marinagelaende vom Fluss abgrenzt. Springtide. Wie das hier wohl aussieht, wenn es viel regnet?? Laeuft es dann ueber die Mauer? Oder fliesst der Surinam-River schnell genug ab? Am Dinghi-Steg herrscht grosses Gedraenge. Bloed, wenn manche Dinghis dann auch noch laengsseits festgekettet sind. Auch unter Seglern ist sich so mancher halt selbst am Naechsten. Wir machen Platz fuer das Dinghi der neu angekommenen Ingrid. Der kleine Bordhund haelt schon sehnsuechtig Ausschau nach Land. Na, der wird Spass haben mit den vielen frei laufenden und sehr selbst bestimmten Hunden, die tagsueber den Eindruck von Strassenhunden machen, am Abend aber irgendwie alle ein Zuhause haben und dieses auch lautstark bewachen.

Es wird dunkel. Tiefschwarz hebt sich die Silhouette des Urwaldes vom Fluss und dem Himmel ab. Hinter den Baeumen schiebt sich ein knallroter Punkt langsam hoeher, wird dunkelorange, hellt sich langsam auf und wird gelb. Etwas schief grinst er auf uns runter, der schon nicht mehr ganz so volle Mond. Ein traumhafter Anblick. Selbst das Wasser steht ehrfurchtsvoll still. Die kleinen Ankerlichtsternchen blinken links und rechts, auf dem Wasser erscheint eine breite Leuchtspur. Mystisch. Und selbst die Affen sind heute Abend sprachlos.

Kurz darauf bekommt das Idyll einen Riss. Oder besser gesagt, einen Ruck. Und zwar einmal heftig vorne am Bug. Unser sich eben noch leicht drehendes Schiff wird abrupt gebremst, scheint stillzustehen. Allerdings nicht so, wie die anderen Yachten. Wir liegen quer im Fluss, w?hrend alle anderen Boote sich dem ablaufenden Wasser angepasst haben und mit dem Heck zur Flussm?ndung liegen. Was soll das jetzt? Aufsitzen k?nnen wir wohl kaum, bei 10 Metern Wassertiefe. Ein Blick nach vorn auf die Mooringleine l?sst uns weiter r?tseln. Die Leine ist stramm, dr?ckt auf der Backbordseite heftig gegen den Bug, die Mooringtonne ist irgendwo im schlammigen Flusswasser verschwunden, die Bugklampe ?chzt und st?hnt unter dem Druck, der auf sie ausge?bt wird. Das Wasser rauscht an uns vorbei. Der K?ptn wirft sich mutig ins Dinghi, untersucht unser Heck und findet die bl?de Nachbarboje. Die geh?rt zu einer alten Mooring und liegt ziemlich dicht an unserer. All die N?chte ging das aber immer gut. Wir hatten mal kurzen Kontakt mit der Boje, rutschten aber schnell wieder auseinander. Heute Abend kamen wir allerdings auf die Idee, die total verdrehte Mooringleine zu entt?deln (wenn wir schon mal ordentlich sein wollen, da kommt nix Gutes bei rum). Dabei haben wir wohl etwas mehr Leine rausgelassen. Mit dem Effekt, dass die Nachbarmooring jetzt press unter unserem Heck sitzt. Da hilft kein R?tteln, Schieben, Dr?cken. Der K?ptn bringt den Bootshaken zum Einsatz, gibt aber irgendwann auf. Ein kurzer Einsatz der Maschine wird umgehend wieder beendet, da wir Sch?den am Ruder bef?rchten. Also auf Stillwasser warten. Vorne am Bug ?chzt es weiter, mir wird ganz flau im Magen. Gerade wollen wir das Dinghi klarmachen, um eine Sorg- und Entlastungsleine auszubringen, da ruckt es wieder heftig. Das Heck schwingt endlich flussabw?rts und wir liegen “richtig”. Gleich h?ngt die Leine lockerer. Wir k?rzen die Leine umgehend wieder, kontrollieren alles noch eine Weile. Stehen auf dem Bug und beobachten das Wasser und die Lichter um uns herum. Vom Urwald dringt jetzt doch noch das laute, bedrohlich klingende Br?llen der Affen her?ber. Jetzt irgendwo da draussen im Busch stehen, ich w?rd mir in die Hose machen vor Angst.