5:20 Das Handy klingelt — um die Uhrzeit? Naja, in Deutschland sind sie ja schon ein paar Stunden weiter und mein erster leiblicher Enkelsohn hat das Licht der Welt erblickt!!! Eine tolle Nachricht, ich bin hellwach und weiss gar nicht so recht wohin mit meiner Freude. So ein schoener Tag! Die Mama ist etwas erschoepft, aber alle sind wohlauf und gesund. Und ich kann es gar nicht erwarten, an Land zu kommen, die ersten Fotos zu sehen. So weit weg.

Aber unser Alltag laesst mir nicht viel Zeit fuer Sentimentalitaeten. Wir wollen mehr von Tobago erfahren und sehen, haben fuer heute und morgen ein Auto gemietet, der Einfachheit halber vom in Charlotteville ansaessigen und sehr relaxten Noel. Gemeinsam mit der Esperanza-Crew starten wir in Noel’s Minibus. Ohne Air-Con. Aber irgendwie vermissen wir diebei diesem Gefaehrt auch gar nicht. Nonstop Reggaemusik von der mitgelieferten CD versetzt uns in die richtige Stimmung. Im hinteren Teil stapeln sich unsere Dieselkanister. Denn bei der Gelegenheit wollen wir auch unseren Tank wieder auffuellen. Bei m sagenhaften Preis von 1,50 TT per Liter = ca. 0,18 Euro faellt uns das ausnahmsweise nicht wirklich schwer.

Aber erst einmal klappern wir Buchten und Forts ab und das erste Tagesziel heisst “Argyle Waterfalls”. In Roxborough geht es rechts ab und man erreicht schnellden Eingangsbereich. Fuer 60 TT duerfen wir das Auto parken und auf leicht rutschigen Wegen durch den Regenwald zum Wasserfall laufen. Unser Fuehrer ist vierbeinig und schwarz, eine kleine Huendin begleitet uns. Hinweistafeln an verschiedenen Baeumen bringen unsere Botanikkenntnisse auf Vordermann. Die letzten Meter geht es schon ueber Steine. Dann stehen wir vor dem Wasserfall. Im sog. Pool ist richtig was los: eine Gruppe Maedels beherrscht die Szene.

Florian erkundet einen steil aufwaerts fuehrenden Pfad und lotst uns Richtung oberem Becken. Hier ist der Wasserfall noch breiter und maechtiger. Grosse Felsbrocken liegen unterhalb, die Gischt sprueht meterweit. Leider ist das Wasser vom Regen der letzten Tage ziemlich braun und gar nicht so klar, wie ueberall beschrieben. Was unsere Begeisterung aber auch nicht schmaelert. Hier oben sind wir ganz unter uns. Florian badet und wir fotografieren und staunen. Wie imposant muessen erst die Iguacu-Faelle sein. Der Abstieg ist fuer uns Flachlandtiroler eine Herausforderung, die wir im Schneckentempo aber ohne Zwischenfaelle meistern.

Weiter geht es mit Buchtenhopping, wobei die Ostseite unter dem Aspekt “gute Ankerbucht” nicht allzuviel bietet. Allerdings gibt es oft saubere und gepflegte Sanitaeranlagen (gegen Gebuehr von 1TT ), Grillplaetze und fast immer auch eine Bar. Wir schrauben uns wieder huegelaufwaerts und haben von einem liebevoll gestalteten, parkaehnlichen Aussichtspunkt einen herrlichen Blick auf Klein Tobago. Ein paar Kurven weiter zieht sich ueber die komplette Strassenbreite eine Pfuetze, deren Tiefe wir anhand der entgegenkommenden Autos ganz gut einschaetzen koennen. Wie jetzt wohl die sowieso schon von Erdrutschen bedrohte Westseite nach dem starken Regen aussieht?

Ein Abstecher nach Scarborough muss auch sein, wenn wir schon mal hier sind. Martina ist begeistert vom Gemuese- und Fruechteangebot des lokalen Marktes und schlaegt zu. Ich haette ja gerne eine Minzpflanze erstanden, kann aber nach einigem Hin und Her den Stand irgendwie nicht mehr finden. Der aufkommende Hunger wird in einem kantinenaehnlichen Restaurant gestillt und dann zieht es meinen Kaeptn in ein Etablissement, dass ihm beim letzten Besuch hier schon durch seine laute Musik und zahlreiche Besucher auffiel. Auch heute droehnt die Musik ueber die Strasse. Drinnen herrscht Daemmerlicht, Spielautomaten zieren die Waende im vorderen Teil. Die Bartheke ist komplett vergittert. Was sich hier wohl zu vorgerueckter Stunde an Gestalten rumtreibt? Wir interessieren uns fuer einen (leeren)Banko Weinkarton. Was den Chef des ganzen auf die Buehne ruft. Wortreich bekommen wir erklaert, wie beliebt dieser Wein auf Tobago ist und dass man ihn in zwei Varianten (rot und weiss) trinken kann. Am besten gut gekuehlt. Ein Wein aus Cerealien und Zuckerrohr? Dem Etikett ist zu entnehmen, dass er bei einer Messe in Leipzig 1985 eine Goldmedaille bekommen hat. Fuer was wohl? Bei Gelegenheit werden wir ihn jedenfalls testen. Jetzt aber erst einmal muessen wir erklaeren, woher wir sind und dass wir mit Booten von Europa hierher gekommen sind. Oh Lord! Unglaublich!! Bevor wir jetzt noch eingemeindet werden, machen wir uns davon Richtung Pidgeon Point und somit auf die Westseite der Insel. Nicht ohne einen kurzen Einkaufsstop beim hiesigen Getraenkegro?haendler. Hier gibt es auch den Bankowein und ich erstehe gleich mal je eine Probeflasche. Fuer die Esperanza wird Saft, Wein (hier gibt es die praktischen 3 Liter Tanks) und Bier in Dosen gebunkert. Und dann liegt auch schon der legendaere Tobago-Highway vor uns! Sind wir jetzt schon auf dem Highway???? Yes, we are! Gut, dass man es der Strassenkarte entnehmen kann. Von allein waeren wir nicht drauf gekommen. Entlang der Strasse stehen Wohnhaeuser, Firmengebaeude und Shopping Malls bunt gemischt. Dann erreichen wir eindeutig die touristisch gepraegten Region, in der die Bars und Restaurants das Abendprogramm bestimmen. Hotel- und Appartmentanlagen sind zahlreich vertreten. Pidgeon-Point allerdings erreichen wir nicht mehr. Ahnungslos wandern Margie und Marcus von der Island Kea die Strasse entlang und werden von meinem lauten Rufen wach geruettelt. Parken, begruessungsmaessig umarmen und umgehend drauf los schnattern. Das Wiedersehen muss gefeiert werden. Die Beiden sind auf dem Weg, ihre Waesche abzuholen und einen Drink in ihrer Stammbar zu nehmen. Klar, dass wir sie nicht allein gehen lassen.

Nur allzuschnell muessen wir uns schon wieder verabschieden, wir wollen noch tanken und Pidgeon Point — ja, das verschieben wir kurzerhand auf den morgigen Tag! Wir sind ja flexibel. Ausserdem schreit der linke Hinterreifen nach Luft, holpert geraeuschvoll ueber den Asphalt. Also Tankstellenstop. Hier lernen wir, dass die Tankstelle eine Einbahnstrasse ist. Entgegen der Fahrtrichtung an die Zapfsaeule fahren ist gegen die Regeln. Der neugierige Florian fragt, welches Gesetz das denn vorgibt. Das des Tankstellenchefs lautet die Antwort. Und der strenge Blick der Dame laesst uns geschwind wieder umdrehen und gemaess den Regeln ranfahren. Erst bezahlen, inside!, dann tanken. Wieder ein strenger Blick. Okeoke. Erst tanken wir das Auto, dann geht es an die Luftsaeule. Derweil zahlt Werner schon mal fuer den Diesel. Der wiederum an einer anderen Zapfsaeule zu haben ist. Froehlich und mit gefuellten Tanks hoppeln wir vondannen, wollen die Westkueste entlang nach Hause fahren. Auch wenn es schon dunkel ist und man eh nix sieht. Aber vorher heisst es noch, den hiesigen Penny Saver Supermarkt heim zu suchen. Martina ist begeistert vom Angebot, endlich wieder ein richtiger Supermarkt. Wir sind in dem Punkt eher noch etwas verw?hnt und stufen den Markt als ganz o.k. ein, aber nicht berauschend. Entsprechend schwach gef?llt ist unser Einkaufskorb diesmal. Unsere grosse Einkaufsstunde schl?gt allerdings auch erst n?chste Woche, mit unserem Besuch. Und unsere Vorr?te sind auch noch recht passabel.

Durch eine eindeutig noblere Wohngegend mit grossen villenaehnlichen Haeusern hinter Mauern und stilvollen Zaeunen schlaengelt sich die Strasse bergauf. An einer Gabelung kommen uns Zweifel und wir fragen nochmal nach. Anstatt einer Wegauskunft erhalten wir allerdings die Information, dass unser Hinterreifen Funken sprueht. Kurzer optischer Check durch die Herren: wir fahren wohl schon auf dem Metallmantel des inneren Reifens. Und der aeussere scheint die aufgefuellte Luft auch schon wieder abgegeben zu haben. Ob das gut geht? Im Geiste seh ich uns schon auf der menschenleeren Westkuestenstrasse durch den Regenwald laufen und dicken Wuergeschlangen oder weidenden Rindern ausweichen …. Nein, positiv denken. Das Waegelchen made in Japan wird schon durchhalten. Mit 30, 40 kmh schleichen wir ueber die Strasse, weichen vorsichtig jedem Schlagloch aus und bringen doch einmal in einer kleinen Ortsdurchfahrt einen entgegenkommenden Fussgaenger zum beherzten Ausweichsprung. Iss aber auch bloed, wenn da grad ein anderes Auto UND ein Fussgaenger entgegen kommen ….

Spaet wenn auch ohne weitere Zwischenfaelle erreichen wir nach einigen Rueckfragen, ob wir noch auf dem korrekten Weg Richtung Charlotteville sind, den Ort. Laden aus und um und fallen erst einmal in der kleinen Bar des Rastamans auf die Holzbaenke, staerken uns mit einem Bier fuer die UEberfahrt. Spaet ist es geworden, der Linienbus parkt gerade vorm Touribus ein, um seine erste fruehe Fahrt am naechsten Morgen nicht zu verpassen. Und am naechsten Morgen wollen wir auch mit Noel die Leihwagen-Reifen-Sache klaeren. Fuer heute reicht es uns erst einmal.