Monats-Archiv April, 2014

Besuch im Leuchtturm von Barra

Endlich haben wir es geschafft, den Leuchtturm im Stadtteil Barra auch von innen zu besichten. Als wir reingehen, kommen die Nachbarn von der franzoesischen Ketsch heraus und als wir mit der Besichtigungstour durch sind, stuermt das junge schwedische Seglerpaar von der ASH die Anlage. Segler zieht es eben magisch zu den Lichtern des Meeres - so oder so :-). Man kann bis ganz nach oben die schmalen Metallstufen hinauf steigen (puh, meine Kondition ist quasi nicht vorhanden), einen super Blick ueber die Bucht und den Suedatlantik geniessen und dann einige Stufen weiter unten im ehemaligen Fort eine sehr interessante Ausstellung besuchen. Mit Hin- und Rueckfahrt mit dem Bus und einem Abstecher ins Shoppingcenter Barra ist das ein tagesfuellendes Programm.

Im Leuchtturm darf man bis ganz nach oben wandern. Von hier kann man nicht nur die Quelle des Lichts bewundern, man hat auch einen super Blick über die Bucht von Salvador

Im Leuchtturm darf man bis ganz nach oben wandern. Von hier kann man nicht nur die Quelle des Lichts bewundern, man hat auch einen super Blick über die Bucht von Salvador

Der Farol do Barra in voller Pracht und ganz nah

Der Farol do Barra in voller Pracht und ganz nah

Mitten in Barra (naja fast) findet man solch liebevoll gestalteten Pousadas (kleine Hotels). Wir sind angenehm überrascht

Mitten in Barra (naja fast) findet man solch liebevoll gestalteten Pousadas (kleine Hotels). Wir sind angenehm überrascht

Cachoeira zweiter Tag

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Der liebenswerte “Bandito” Antonio. Wir haben uns schon manchmal gefragt,
ob er nicht doch manchmal was “raucht”. Aber er sagt: kein Alkohol, keine sonstigen Drogen.
Also doch ein geborener Kasper und Schauspieler?
 
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In Ermangelung von Verkaufstischen wird das Warenangebot einfach auf
dem Boden ausgebreitet - dafuer aber appetitlich in kleinen Portionen in Schalen angerichtet
 
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Hier werden Bohnen, Mehl und andere Getreidesorten direkt aus dem grossen Sack heraus abgewogen und verkauft
 
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Unsere “Wirtin”/Koechin in der Busstation von Cachoeira
 
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Herrlich, eine Runde schwimmen am fruehen Morgen im erfrischenden (ca. 30° warmen)
Wasser
 
 

Heut hat mein Sohn Geburtstag! Und ich erreich ihn nicht via
Skype. Also Glueckwuensche via Whatsapp, Email und anderen
Kommunikationsmoeglichkeiten uebermittlen .Bloed, hatte ihn schon gerne
persoenlich gesprochen, seine Stimme mal wieder gehoert. Wird wohl sentimental.
Die Zeit rennt abre auch, wird der Kerl doch heut „schon“ 28 Jahre alt. Und
solange lagern nun schon einige Dinge aus seiner Kindheit auf dem Dachboden,
die dann demnaechst wieder reaktiviert werden koennen …..

 

Da die Nacht unerwartet unruhig fuer mich war (rutschendes
Bettlaken, Waerme, Durst) bin ich schon frueh wach und animiere Werner zu einer
vorfruehstuecklichen Schwimmrunde. „Der Pool ist doch so klein und gestern war
die Umwaelzanlage aus“ – Mir doch alles egal! Ich geh jetzt schwimmen!! Und er
kommt doch tatsaechlich mit. Wir stolpern die steile Stiege hinunter (man gut,
dass ich die 3 Caipirs von gestern Abend schon abgebaut habe) und stuermen den
leeren, jetzt aber umgewaelzten Pool! Seidigweich fuehlt sich das Wasser an,
warm, fast schon zu warm, und doch erfrischend. Ist das herrlich! Wenn wir mal
irgendwann ein Haus haben, dann….. Ja, ja, irgendwann. Besser waere ja noch ein
Strand wie Las Teresitas in Laufnaehe – ich traeume Luxustraeume und freu mich
gleichzeitig schon wieder aufs Schiff.

Das Fruehstueck ist landestypisch: Viel Obst (superlecker),
frische Saefte, ziemlich blasse Broetchen, merkwuerdig zusammen gepappte
Kaesescheiben, jede Menge „Kuchen“. Zwei davon sind mehr als Brotauflage
gedacht, bestehen aus Cocos und irgendwas undefinierbarem. Die anderen,
brasilianischen Gaeste am Nebentisch greifen beherzt zu, die kennen das wohl.
Ein Kuchen erweist sich als „Resteverwertung fuer trocken gwordene
Weissbrotschnitten“ – da kaut man sich eher hungrig dran, so droege ist das
Zeug, da nutzt auch die Sahnepampe obendrauf nix. Der Kaffee ist kraeftig und
schmeckt gut, der Blick in den Innenhof mit dem von Strauch zu Strauch
flirrenden Kolibri und anderen emsig umher flatternden Voegeln entspannt und
die ganze Atmosphaere laedt zu laengerem Verweilen ein. Wir wollen aber zum
lokalen und gross gepriesenen Markt. Mittwochs soll es hier jede Menge
Klamotten im Angebot geben und Werner scheint sich neu einkleiden zu wollen
;-). Erst einmal riskieren wir aber noch einen Blick in die wirklich schoene
Kirche des Convento. Deren Tueren sind weit geoffnet, die Kirche ist mit
Plastikstuehlen voll gestellt und einige unserer Fruehstuecksnachbarn sitzen
schon dort und proben fuers Musikfestival, welches heute starten soll. Leider
bekommen wir keine wirklich kunstvolle Hoerprobe und spaeter ist auch die
Kirche wieder geschlossen. Also doch Markt.

Der ist einerseits interessant, weil nix mit Schickimicki
sondern wirklich ein lokaler Einkaufsmarkt, andererseits enttaeuschend, weil
das Kleidungsangebot dem ueblichen Kram entspricht. Zumindest fuer den Kaeptn.
Es erschliesst sich mir zwar nicht, was genau er sich von diesem Markt erhofft
hatte, aber er wirkt schon leicht gefrustet.  Im und um den Mercado wird viel Obst, Gemuese,
Federvieh (lebend) in allen Groessen, Toepfe, Stoffe (es gibt hier ja auch so
wenig Stofflaeden) und Getreide sowie Bohnen aus grossen Saecken angeboten. Bei
letzterem sind in manchem Sack dann die Wespen inclusive, die belagern naemlich
einzelne Saecke sehr hartnaeckig. Zu gerne wuerde ich eine dicke Wassermelone
erstehen, aber wenn ich an den Transport denke – lieber nicht! Auch Bananen und
andere Fruechte sind nicht wirklich transportfaehig fuer uns und so verzichten
wir und atmen dafuer noch mal ganz tief den Duft der Fruechtevielfalt ein.

Noch einmal durchwandern wir Cachoeira, weichen den
Gasflaschen transportierenden Mopeds aus, die hier allenthalben rumsausen. Laut
schreit es hnter uns her „Amigo, Amigo, hey“, wer ist das denn jetzt schon
wieder, der uns da einfach so als Freund bezeichnet. Ich dreh mich um und da
kommt auch schon Antonio auf uns zugehuepft, wild mit den Armen fuchtelnd.  Er erzaehlt uns wieder was vom Pferd, von den
lokalen Sehenswuerdigkeiten, von den Kindern, von Salvador und zum Schluss
(aha, also doch) fragt er Werner, ob wir ihm nicht 20 Reais geben kkoennten,
damit er einer seiner Toechter das sehnlichst gewuenschte Fahrrad kaufen
koenne. Nein, koennen wir nicht. Abschiedsfoto darf ich trotzdem machen. „Alles
Banditos, aber liebenswerte“ meint der Kaeptn versonnen laechelnd.

Vielleicht sollten wir doch schon mit einem frueheren Bus
zurueck fahren, es beginnt wieder zu regnen und wir fluechten uns in die
Busstation, erstehen unsere Tickets. Bis zur Abfahrt haben wir noch fast eine
Stunde Zeit – und wir haben Durst. In der Station sind mehrere kleine
Garkuechen ansaessig, die sich einige Sitzgarnituren aus dem unvermeidlichen
Plastik eintraechtig teilen. Suco de Limao ist mein Begehr. Der aeltere Herr,
der am Tisch steht und unsere Bestellung aufnehmen moechte schreit zu einer der
Ladies rueber, ob sie sowas hat. Das erfordert jetzt ausfuehrliche Diskussionen
und Erlaeuterungen. Limao iss nicht verfuegbar, dafuer aber Acerole (o.k. das
kenn ich, geht auch) oder Umbucacha (schreibt man das so??), Sie spitzt die
Lippen und macht die Geste fuer ‚superlecker‘ – also her mit dem Zeug. Gespannt
beobachtet sie unsere Reaktion und strahlt uebers ganze Gesicht, als wir das
Geschmackspraedikat bestaetigen. Ob wir auch was essen moechten, sie hat Fisch
mit Reis. Werner ist noch satt vom Fruehstueck, ich kann ja eigentlich immer
essen, hab aber auch keinen wirklichen Hunger. Aber irgendwie muss ich doch
wirken, als stuende ich kurz vorm verhungern, jedenfalls laesst die Dame nicht
locker und ich ordere den Fisch. Der schmeckt wirklich richtig gut und ich
bekomme noch gezeigt, wie ich ihn am besten zerteile. Ob ich noch mehr Fisch
moechte. Nao, jetzt steh ich wirklich kurz vorm Platzen! Dafuer ordern wir
lieber noch zweimal Umbu… wie spricht man das nochmal aus??? Sie spricht es
ganz langsam und in Silben zerlegt vor. Hier wuerden wir sicher relativ schnell
portugiesisch lernen, mit einer solch motivierten Lehrerin! Zum Abschied gibt
es Umarmung und Bussis ‚que linda‘, Strahlen, Winken – die Dame hat uns echt
ins Herz geschlossen und wird uns bestimmt lange in Erinnerung bleiben.

Der Bus ist puenktlich, wir schaukeln zurueck nach Salvador.
Vorbei an den schon bekannten Bushaltestellen im Outback samt Obst- und
Getraenkeverkauf. Kurz vor Salvador haben wir dieses Mal freie Fahrt, waehrend
der Gegenverkehr schon wieder stockt.

Am Rodovaria, dem Busterminal, nehmen wir kurzerhand einen
Bus der ‚Lapa‘ anfaehrt. Leider nur das dortige Busterminal. Wir sitzen dieses
Haltestelle aber wieder einmal aus und warten auf eine andere, uns bekannte
Station in Lapa. Da haben wir die Rechnung aber ohne den Fahrplan gemacht. Der
Bus zockelt zum xten Mal um den Teich, der am Fussballstadion liegt und
uebrigens sehr nett gestaltet ist, mit ueberlebensgrossen Figuren im Wasser.
Aber das nur am Rande. Dann geht es durch uns gaenzlich unbekannte, aber sehr
interessante Strassen. Aussteigen wollen wir hier allerdings nicht. Der Bus
fuellt und fuellt sich. Will denn hier keiner mehr aussteigen, wo wollen die
wohl alle hinfahren?? Des Raetsels Loesung liegt im Stadtteil Bonoco. Hier
leert sich der Bus rapido und haelt irgendwann an einem kleinen Platz.
Endstation. Ratlos und mit dicken Fragezeichen in den Augen stehen wir zwischen
all den hier geparkten Bussen. Die Fahrer sitzen vor dem Fernseher einer
kleinen Bar – Fussball! Einer hat Mitleid mit uns und fragt, wo wir hin wollen.
Lapa haben wir schon gestrichen, also Comercio oder noch besser: Elevador,
Terminal Nautico. So in 10 Minuten muesse ein passender Bus kommen, aber er
achtet auch darauf. Wir stehen uns die Fuesse platt, bewundern die adretten
Mehrfamilienhaeuser ringsum, die Schlagloecher auf den (eingezaeunten)
Parkplaetzen drumherum und beobachten fasziniert das Kommen und Abfahren der
verschiedenen Busse. Dann kommt „unserer“, der hilfsbereite Fahrer ist auch
schon zur Stelle, spricht mit seinem Kollegen waehrend wir hinten beim
Kassierer einsteigen. Nein, nein, wir werden raus und nach vorne gewunken.
Falscher Bus?? Nee, ist schon richtig, aber wir sollen vorn einsteigen. Aber
wir muessen doch noch bezahlen…. Nein, das sei schon so in Ordnung! Verbluefft
bedanken wir uns vielmals und winken zum Abschied. Zurueck geht es durch wieder
unbekannte, verwahrlost wirkende Stadtviertel, vorbei am Campusgelaende und
durch einen etwas vornehmeren Stadtteil. Dieses Mal haelt der Bus dann an der
uns schon wohlbekannten Stelle in unmittelbarer Naehe zum Terminal Nautico.
Erleichtert bedanken wir uns und sind nach wenigen Schritten „zuhause“. Die
Crew der Ash begegnet uns. Das junge schwedische Paar kennen wir schon von
Mindelo. 26 Tage haben sie fuer die Atlantikquerung von Praia aus benoetigt,
hatten teils sehr wenig Wind aber dafuer auch keine Welle. Charlotte und Serge,
unsere neusselaendischen Nachbarn kommen hinzu, kloenen, erzaehlen. Am Schiff
stellen wir dann leicht geschockt fest, dass unsere Bugleiter weg ist!! Der
Sicherungsbaendsel ist fein saeuberlich aufgewickelt, auch der Tauwerkschaeckel
ist noch da, nur die Leiter fehlt. Die Nachbarn haben zwar das Fehlen der
Leiter bemerkt, aber nicht, wann und wie sie verschwunden ist.Egal, Jetzt
erstmal an Bord.  Wir improvisieren mit
der guten alten Fenderleiter, sind aber schon sehr frustiert. Hier in der
Marina, das koennen doch nur andere Segler gewesen sein. Ich will nicht
glauben, dass wir schon wieder beklaut worden sind, vermute einen anderen
Hintergrund und hege die Hoffnung, dass wir morgen im Hafenbuero unsere Leiter
wieder in Empfang nehmen koennen.

 
 
 

Cachoeira und Dannemann

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Inspiriert durch die Dannemann-Website und deren blumigen Beschreibungen von Cachoeira und Sao Felix soll es heute, Dienstag, mit dem Bus nach Cachoeira gehen. Frueh aufstehen, schnelles Fruehstueck, Gasflasche abdrehen, alles regendicht verstauen und los geht es. Soll es gehen, denn: Kaeptn ist pflichtbewusst und schaut auch noch mal in die Bilge (zum ersten Mal seit einigen Tagen…).Und oh Wunder, was ist drin??? Natuerlich Wasser!!! Betroffene Blicke, Rucksack wieder absetzen, Lenzpumpe starten. Wir bemuehen die kleine Bohrmaschinenpumpe und die Puetz. Damit haben wir einen besseren Ueberblick, wieviel Wasser gelenzt wird. Und das ist ueberraschenderweise gar nicht viel, noch nicht mal 10Liter holen wir raus, glasklar und die Geschmacksprobe ergibt: auch nicht wirklich salzig …. Vielleicht Regenwasser?? Das wuerde bedeuten, dass die Schlaeuche der Cockpitzlenzer ein Problem haben. Und da es die letzten beiden Tage bzw. Naechte immer wieder mal heftig geregnet hat, waere es damit erklaerbar. Ich wuerde das gerne weiter beobachten und den Ausflug verschieben, der Kaeptn ist der Meinung: Wasser ist raus, alles ist dicht, Automatikpumpen sind an – wir fahren. Brummelnd (aber nur leicht) fuege ich mich und wir starten mit etwas Verspaetung in den regnerischen Morgen. Rodoviaria kennen wir ja nun schon. Tickets holen, Wartezeit beim Schlange stehen im kleinen Supermarkt, schnell noch mal auf die Toilette und dann rollt auch schon der Bus vor und faehrt auch puenktlich ab.

Wir rollen auf einer zweispurigen Strasse stadtauswaerts. Favelas ziehen sich die Huegel hinauf. Hier stehen kaum noch Hochhaeuser. Immer wieder stockt der Verkehr – warum wollen die um diese Uhrzeit alle raus aus der Stadt? Es nieselt und alles ist wunderbar gruen draussen, Zuckerrohrfelder von gigantischen Ausmassen, Weiden, Baeume, Palmen – fast wie in Deutschland. Aber nur fast. Immer wieder stoppt der Bus an unscheinbaren Haltestellen. Am ehesten noch als solche erkennbar durch die obligatorischen Verkaufsstaende fuer Getraenke, Obst und Suessigkeien. „Aquaqua“ schallt es durch die geoeffneten Fenster und die Strassenverkaeufer wandern am Bus entlang.

Nach ca. 59 km verlassen wir die Autobahn BR 324und fahren auf einer Landstrasse weiter,der BA026. Nach 11 km erreichen wirSanto Amaro, eine etwas groessere Ansiedlung mit Busterminal.Kurzer Stopp. Ein kraushaariger, dunkelhaeutige Mann streckt seinen Kopf durchs vordere Fenster und textet die Reisenden zu. Manchmal ist es auch vorteilhaft, wenn man nix versteht. Weiter geht die Fahrt durch endlose Viehweiden, auf denen helle, fast weisse Rinder weiden oder doesen.Hin und wieder sind auch Pferde, Esel und Maultiere zu sehen. Fazendas liegen etwas ab von der Strasse und immer wieder fahren wir durch kleinereSiedlungen, deren Haeuschen die Strasse saeumen. Maultiere sind unter Baeumen „geparkt“ oder transportieren Besitzer und Lasten. Und immer wiederVerkaufsstaende: Obst, Getraenke. In jedem zweiten, dritten Haus scheint eine Bar oder ein Restaurante zu sein. Rotbraune Feldwege winden sich seitlich weg in die Weiden hinein und verschwinden im Nichts.Durch eine huegelige Landschaft rollt der Bus Cachoeira entgegen, dessen erste Haeuser zwischen zwei Bergruecken unter uns auftauchen. Dann sind wir auch schon mittendrin: Marktstaende, geschaeftiges Treiben, Maultierkarren, Geschaeftigkeit, lautes Rufen, hupende Autos und laut brummende Motorraeder – alles flitzt wild durcheinander. Ein Mann zerrt ruede am Zaumzeug seines Mulis. Das arme Tier ist nicht willens, zu dem ganzen Geroedel auch noch seinen Besitzer zu tragen, bockt etwas rum und prompt fallen einige Tueten auf den Boden. Was den Besitzer natuerlich zusaetzlich veraergert. Irgendwie einigen sich die beiden dann doch und traben los. Da die meisten Reisenden den Bus hier verlassen, steigen wir vorsichtshalber ebenfalls aus, wandern durch die Strassen und finden die Touristinfo. Versorgt mit einem kleinen Stadtplan und dem Wissen, wo die von uns gesuchte Pousada Cnvento do Carmo liegt, laufen wir in die angegebene Richtung. Auch hier sind viele Haeuser marode, einige werden gerade saniert. Imposante Kirchengebaeude, das Rathaus mit integriertem Gefaengnis (2 Zellen), mehrere baumgesaeumte Plaetze – ueber allem ziehen sich drohend dunkle Gewitterwolken zusammen.

Der Eingang zur Pousada liegt direkt neben den eindrucksvollen Kirchentueren. Die ‚Igreja da Ordem Terceira do Carmo’ ist allerdings verschlossen, was uns momentan aber auch nicht wirklich interessiert. En Zimmer ist noch frei und wir bekommen es dann sogar noch fuer den guenstigeren Preis von 105 Reais. Ein etwas kraeftiger, franzoesisch sprechender Herr bringt uns zur Kemenade. Die verbirgt sich hinter einer dicken Holztuer und ist sehr schlicht aber sauber eingerichtet.Blick in Bananenstauden und auf ein weidendes Pferd inbegriffen. Die Zimmer liegen alle hinten raus waehrend die langen und breiten Flure ihre Fenster zum wirklich idyllischen Innenhof oeffnen. Ein kleiner Pool lockt mit seinem frischen Blitzblau. Koennen wir nicht vielleicht erstmal schwimmen??? Nein, wir gehen jetzt gleich los, vielleicht finden wir ja schon heute die Firma Dannemann und koennen die Zigarrenproduktion besichtigen.

Nach einer kurzen Dusche (hier kommt richtig warmes Wasser aus der Brause!! Wie ungewohnt!!) geht es also gleich wieder los. Natuerlich erstmal zum Wasser! Der Fluss windet sich durch ein sanftes, ueppig gruenes Tal. Einige Boote liegen an Moorings und auf der ehemaligen Anlandestelle der Dampfboote ist heute eine Bar aufgebaut. Mehrere schoen gestaltete Plaetze mit hohen Baeumen, einem Springbrunnen und Sitzbaenken laden zum Verweilen ein. In einer Bauruine ist eine Autowerkstatt angesiedelt. Die meisten Reparaturarbeiten werden eh auf der Strasse durchgefuehrt, da stoert es doch nichtweiter, dass das Haus kein Dach mehr hat und eigentlich nur noch aus der Fassade besteht.

Kurz vorm stillgelegten Bahnhof von Cachoeira und der Bruecke ueber den Fluss finden wir dann noch das eigentliche Busterminal. Hier bekommen wir die Fahrkarten fuer unsere Rueckfahrt und die Abfahrtszeiten der Santana-Busse.

Ueber die Bruecke geht es fuer Autos und LKW nur einspurig. Auf beiden Seiten steht je ein Mann mit Funkgeraet. Wird eine Seite gesperrt, dann stellt der jeweilige „Schrankenwaerter“ grosse Plastikhuetchen auf und der Verkehr haelt brav dahinter an. Fussgaenger, Mopeds, Motorraeder (sehr beliebte Fortbewegungsmittel hier) und Fahrraeder koennen die Bruecke jederzeit passieren. Es sei denn, es kommt ein Zug! Und die fahren hier tatsaechlich auch noch!! Eine riesige Lok zieht mehrere, schwere Tankwaggons hinter sich her, eine zweite Lok ist hnten angehaengt, rangieren ist am Bestimmungsort wahrscheinlich nicht moegllich. Mit lautem Quietschen und Kreischen legen sich die Waggons in Sao Felix in die Kurve und der ganze Tross rattert mitten durch den kleinen Ort. Fuer uns ein besonderes Spektakel, fuer die Einheimischen wahrscheinlich gewohnt und trotzdem laestig, da der Zug sehr langsam faehrt und die Bruecke entsprechend lange blockiert.

In Sao Felix (das wir mittlerweile ueber besagte Bruecke mit Namen ‚Imperial Pointe Dom Pedro II’, kurz Dom Pedro genannt, erreicht haben, wenden wir uns ausnahmsweise zielstrebig NICHT dem Flussufer zu und laufen somit erst einmal um die Firma Dannemann drumherum. Dabei entdecken wir einige ganz nette Gebaeude und sind mitten im Alltagsleben von Sao Felix. Aber die Realitaet und die blumigen Worte von der Dannemann www erscheinen uns doch arg different! Egal. Mit Nachfrage – die Leute sind auch hier sehr freundlich und hilfsbereit – finden wir dann noch das Dannemann Gebaeude. Direkt am Fluss gelegen mit Blick auf Cachoeira! Eine Senora fegt die Strasse, fordert uns aber sogleich zum Eintreten auf. Ja, die Zigarrenmanufaktur ist geoeffnet und kann besichtigt werden. Erst einmal bewundern wir aber die wundreschoenen Fenster und Tueren in der Fassade, durch deren blaues und gruenes Glas das Tageslicht faellt und eine angenehm kuehle, bunte Daemmrigkeit erzeugt. Gemaelde und grossformatige Fotos zieren die Waende des Empfangsgebauedes. Ausser uns scheint hier niemand zu sein. Eine Etage hoeher kann man von einer Empore aus in die Manufaktur schauen und diese dann ueber eine weitere Treppe auch betreten. Ray, ein englischer Student, fuehrt uns ganz exclusiv herum, erklaert alles ganz genau und weiht uns in die Geheimnisse der Zigarrenfertigung ein. Auch fuer Nichtraucher sehr interessant. An mehreren Werktischen sitzen farbenfroh und im einheitlichen Stil gekleidete Senoras und rollen von Hand die Zigarren, schnippeln an den Enden herum, pruefen die Dichte der sog. Filler, packen das Label drumherum und rauchen auch schon mal eine. Eine entspannte, ruhige und doch froehliche Stimmung herrscht in dem hohen, luftigen Raum. In einem kleinen Hof kann man noch groessere Tabakpflanzen bewundern oder einfach nur im Schatten auf einer Bank sitzen und ausruhen. Nach gut2 Stunden ziehen wir wieder weiter. Ein schoenes Erlebnis und eine sehr interessante Fuehrung. Wenn man bedenkt, dass auf dieser Manufaktur das weltweit bekannte Unternehmen Dannemann beruht….wobei die meisten Produkte heutzutage sicherlich nicht mehr von Hand gerollt werden.

Am Ufer weiden Maultiere und Pferde, teilweise auf einem Spiel- und Sportplatz. Der liegt aber irgendwie wohl im Hochwasserbereich des Rio Paraguacu und ist nicht wirklich mehr benutzbar – was die Pferde natuerlich nicht stoert.

Oberhalb von Sao Felix thront in einer Ansammlung bunter, kleiner Haeuschen ein weithin sichtbares Kreuz. Von dort soll man einen fantastischen Blick auf Cachoeira und das Flusstal haben. Der Aufstieg erscheint uns aber als ziemlich steil und muehselig, das schenken wir uns also und wackeln entspannt ueber die Bruecke zurueck. Fuer heute war das schon ganz schoen viel Programm finden wir.

In Cachoeira steht jetzt am Bahnhof tatsaechlich so eine Art Tor auf. Die Gleise verschwinden im Bahnhof und offenbar quetscht sich der Zug hier durch. Unglaublich.

An der breiten Rua 25 de Juno ruhen wir aus vom Tag, staerken uns mit Bier und Caiprinha. Letzterer schmeckt derart lecker, dass ich noch einen zweiten nachordere. Gut, dass wir es bis zur Pousada nicht so weit haben :-)!

Aber vorher steht Antonio ploetzllich vor uns. Erzaehlt und erzaehlt. Ich versteh wieder mal meistens nur Bahnhof, er lacht viel und hat angeblich 8 Kinder mit drei verschiedenen Frauen. Trinkt keinen Alkohol und nimmt keine Drogen, ist seit einigen Jahren sehr glaeubig und zu Hause hat wohl die 3. Senora die Hosen an. Mit seiner Mimik und Gestik haette er locker Schauspieler werden koennen. Ob erwohl eine Gage verlangt? Er gibt uns Tipps, will wissen, wo wir wohnen (sollen wir ihm das erzaehlen??) und flitzt von dannen, um uns mit einem Stadtplan aus der Touristinfo zu versorgen. Den Plan haben wir laengst, die Touristinfo ist ausserdem schon geschlossen, aber immerhin hat er unterwegs eine Handvoll Popcorn ergattert. Die futtert er jetzt zwischen weiterem Lachen und Erzaehlen. Irgendwann ruft ihn dann die Wirtin das drittemal und sehr energisch und wie ein kleiner Bub spurtet er los und hilft ihr dabei, irgendwelche Koerbe im Auto zu verstauen. Mopeds (meist Enduros) knattern mit Jugendlichen die Strasse rauf und runter. Aus einem Lautsprecher schallt ein lokaler Radiosender unentwegt Text- oder Musikbeitraege. In der Bar ruestet man fuer den Abendbetreib auf: Tische und Stuehle werden von der jungen Bedienung in einer weiteren Reihe auf dem Strassenpflaster platziert. Kurze Zeit spaeter kommt der Chef, raeumt Tische und Stuehle in die Bar hinein und stellt dafuer andere aus einem Stapel auf die Strasse. Dicke Fragezeichen bei uns, was die Aktion jetzt sollte??? Hier koennten wir ewig sitzen bleiben, die Stimmung und den Abend geniessen. Es ist angenehm temperiert, die Beleuchtung allerdings stromspartechnisch kaltweiss. Und nach dem Abendessen hab ich nur noch das Beduerfnis, in die Waagerechte zu kommen! Fuer eine Poolrunde ist es eh schon zu spaet, also ab ins Klimaanlagentemperierte Kaemmerlein.

Testfahrt und Farol do Barra

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Beliebter Stadtstrand im Ortsteil Barra, kurz vorm Yate Club Salvador
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Wenn man genau hinschaut, kann man auf der Dachterrasse
des linken Hauses einen Beobachter entdecken - aber aus Stein
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Barra - Promenade und Strand sind schon der Bahia von Salvador zugewandt.
Hierher kommen viele auch, um den Sonnenuntergang zu geniessen
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Auflauf im Wasser - junge Bombeiros absolvieren hier irgendein
Schwimmtraining
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Der Leuchtturm von Barra - heute leider nicht zu besichtigen

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Strandpromenade von Barra auf der Atlantikseite. Hier tummeln sich
die Wellenreiter
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Barra - vom Aussichtspunkt mit Statue laufen wir
oberhalb des Strandes Richtung Leuchtturm

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Im Busbahnhof von Salvador. Im Obergeschoss residieren die verschiedenen Gesellschafter der Überlandbusse. Wir wollen uns nach den Tickets für die Fahrt nach Cachoeira erkundigen.

Testfahrt. Wenn wir mit dem Ueberlandbus nach Sao Felix, der Heimatstadt der Firma Dannemann, wollen, muessen wir zum zentralen Busbahnhof von Salvador. Der liegt in der Naehe des Shoppingcenters Iguatemi. Shoppingcenter gibt es in Salvador uebrigens wie Sand am Meer — oder kommt uns das nur so vor, weil die Stadtbusse oft merkwuerdige Kreise fahren und man so halt mehrfach an einem Shoppingcenter vorbei kommt?

Egal, Dank auskunftsfreudiger Menschen an der Haltestelle entern wir relativ schnell den Bus nach Rodovario. Der Kassierer gibt uns zu verstehen, dass wir entspannt sitzen bleiben koennen, er sagt uns schon, wann wir aussteigen muessen. Das ist dann auch kaum zu uebersehen, da der Bus mitten aufs Terminal faehrt. Im ersten Stock dann residieren die verschiedenen Fahrtkartenschalter. Wir muessen zu Santana, das ist Schalter 1-5. Wir bekommen die Abfahrtszeiten und den Fahrpreis genannt und ja, wir koennen heute schon eine Fahrkarte fuer morgen kaufen. Muessen uns dann aber auf die Abfahrtszeit festlegen. Hmm, das ist jetzt so ne Sache, wann kommt am Terminal da Franca ein Bus mit Ziel Rodovario und schafft der es bis zur planmaessigen Abfahrt am Rodovaria Terminal zu sein?? Die Entscheidung wird uns abgenommen, Werners Kreditkarte wird nicht akzeptiert und Bares haben wir noch nicht geholt. Schulterzucken, froehliches Laecheln bei allen Beteiligten, Winken — Adeus und a manana! Wir bummeln noch etwas durch den Busbahnhof, inspizieren das Angebot der zahlreich vorhandenen Geschaefte, staunen ueber die vollen Sitzreihen im Warteraum einer Art Gesundheitszentrum (im Busbahnhof??) und wechseln dann die Strassenseite. Auf der ueberdachten Fussgaengerbruecke boxt der Papst, Verkaufsstaende, Werbezettelverteiler und jede Menge Passanten.

Das Shoppingcenter interessiert uns nicht wirklich, aber der etwas dahinter liegende HiperBompreco, also ein Supermarkt. Der ist etwas groesser wie der schon bekannte in Barra, aber das Angebot reisst uns auch nicht so wirklich vom Hocker. Gibt es hier ueberhaupt Lebensmittel? Die ersten endlos langen Regalreihen sind mit Haushaltswaren, Elektroartikel etc. gefuellt. Bei der Verkaeuferin am Backwarenstand fuehlen wir uns wie Bittsteller — darf man hier vielleicht gar nicht einfach was kaufen? Bezahlt muss hier gleich werden, nix vorne an der Supermarkt-Kasse. Wo bitte ist das Problem?? Mit Hartnaeckigkeit bekommen wir dann aber doch noch die gewuenschten Berliner und Teigtaschen, zahlen und ziehen von dannen. Mittlerweile kann ich sogar dem Preisscanner eine Preisangabe entlocken, so langsam gewoehnen wir uns wohl doch an die hiesigen Supermaerkte.

Mit dem Bus zurueck ans Boot, alles verstauen. Kurze Verschnaufpause und wir ziehen noch einmal los. Barra, genauer gesagt der Leuchtturm von Barra, ist unser naechstes Ziel. Auch hier ist der Kassierer aeusserst hilfsbereit und nachdem wir einige Male mit dem Stadtplan geraschelt haben und der Name Farol Barra gefallen ist, bekommen wir die Auskunft, die uebernaechste Haltestelle sei es, aber er sagt uns rechtzeitig Bescheid. Der Bus nimmt nach dem Shoppingcenter Barra eine leichte Steigung und da schimmert doch tatsaechlich das Meer vor uns!!! Ja, hier muessen wir aussteigen. Palmen, Brandung, Felsen, eine Statue auf einem Aussichtsplatz, Strand und etwas weiter hinten, in der tief stehenden Sonne, steht der Leuchtturm!! Und hier sind ist dann auch eine Promenade, verkehrsberuhigt und in Ueberarbeitung. Baustellen wohin man schaut. Die Gischt fliegt vom Strand bis auf den Gehweg. Im Wasser tummeln sich Surfer bzw. Wellenreiter und am Strand aalen sich die ewig Sonnenhungrigen. Leider ist das Museum im Leuchtturm heute geschlossen. Also weiter die Promenade entlang. Hotels, Pousadas, Restaurants, Caf?s, Bars aller Art reihen sich hier aneinander. Das ist es, was wir bislang so vermisst haben! Etwas weiter oben stehen schoene, alte Gebaeude. Ein kleineres Fort bildet den Abschluss eines aeusserst belebten Strandes. Hier trainieren junge Bombeiros ihren Kraulstil. Sonnenschirm reiht sich an Sonnenschirm, Musik, es wird gegrillt. Ueber allem wachen einige alte Kanonen und ein steinernes Kreuz. Am Yateclub ist dann leider Sackgasse, hier geht es nicht weiter. Langsam geht auch die Sonne unter und wir nehmen den naechsten Bus zurueck ins Comercio-Viertel.

Das Abendessen wird heute an Bord und im Schweisse meines Angesichtes gebrutzelt: Bratkartoffeln mit hauchduennen Steaks. Lecker und ehrlich verdient.Und jetzt nur noch die Fuesse hoch und lang machen! Flip-Flops sind definitiv nicht fuer solche Ausfluege geeignet!!!

Lapa, Eindruecke und Gastlandflaggen

Jetzt haengen wir schon zwei Wochen hier in Salvador in den Festmachern rum und so wirklich viel gesehen haben wir noch nicht. Die Hitze tagsueber laehmt uns aber auch irgendwie und wenn es nix am Boot zu puseln gibt, schaffen wir es mit Ach & Krach einmal ins Centro Historico oder eine kleine Runde im Comercio zu drehen.

Immerhin haben wir einige Informationen zu Ausflugsmoeglichkeiten gesammelt. Die Chapada Diamantina wird hoch gelobt und gepriesen. Liegt aber ueber 400 km entfernt von hier und ist – so viele Beschreibungen – ein Paradies fuer Wanderer. Zu diesen zaehlen wir uns ja nun eher nicht …… „Die Wanderschuhe haben wir doch wieder mit nach Deutschland genommen!!!“ – der Skipper ist ratlos angesichts meiner Bemerkung, dass wir bei diesem Ausflug festes Schuhwerk mitnehmen muessten. O.k. Chapada muesste ja nun auch nicht unbedingt sein. Was haben wir an Alternativen? Nach einer kurzen Inspektion des Cigarrenladens um die Ecke finden wir derart inspiriert die Seite der Firma Dannemann. Diese bietet viele interessante Informationen zu den Orten Chapoeira und Sao Felix, wo Dannemann auch heute noch seinen Standort hat. Das liest sich doch alles richtig gut, da ist die Rede von einem Wochenmarkt, von der historischen Eisenbahnbruecke, schoenen alten Gebaeuden, einer Flussuferpromenade. Vielleicht ist dass das Brasilien, dass wir uns irgendwie erwartet haben? Landschaft, alte und trotzdem noch schoene Architektur, freundliche und nicht-kriminielle Brasileiros, Abends mal in einer netten Bar auf der Terrasse ein Bierchen trinken koennen, im Dunkeln nicht im Taxi nach Hause fahren muessen …… ! In der Touristeninformation hilft man uns mit Anreisedetails weiter. 21 Reais kostet der Bus und wir muessen zu diesem Zweck vom Comercio zum zentralen Busbahnhof fahren. Alles wird im Stadtplan eingekringelt und gezeigt. Das sollten wir wohl hinbekommen – auch ohne Stadrundfahrt. Sicherheitshalber wollen wir am Montag einen Probelauf absolvieren, besser ist das vielleicht :-)

Derart motiviert und voller Unternehmungsgeist lassen wir uns noch erklaeren, wie wir vom SAT (das ist die hiesige Touri-Info) nach Lapa kommen. Dort soll es viele Laeden geben, das Einkaufsparadies schlechthin. Kein Problem, ist auch zu Fuss relativ schnell erreichbar. Wir starten, waehlen ein paar Nebenstrassen die wir schon kennen, kommen an die breitere Hauptstrasse. Diese teilt sich und geht leicht (schnauf) bergauf. Hohe Baeume saeumen die Strasse, spenden angenehmen Schatten. Und tatsaechlich liegt hier Geschaeft an Geschaeft – Kleidung, Haushaltsartikel, Schmuck, Brillen, Kleidung, Moebel, Drogerie-Artikel. Hier gibt es fast alles. Nur keinen Supermercado. Auf den Einkauf von Lebensmittel scheint man in Salvador keinen grossen Wert zu legen. Drogeriewaren wie Deo, Duschgel, Shampoo dagegen muessen wohl jederzeit erreichbar sein! Wie sehr vermissen wir die kleinen Supermercados, die wir aus Spanien kennen und schaetzen! Die Strasse geht leicht nach rechts und linkerhand oeffnet sich ein kleiner Platz. Hier stehen jede Menge Verkaufsstaende, ein unglaubliches Gewuehle und Gedraenge herrscht. Dazu muss man hoellisch aufpassen, wo man hintritt. Salvadors Gehwege sind gespickt mit Loechern und Vertiefungen, eine Buckelpiste fuer Fussgaenger par excellence! Wasser tropft von oben aus den Klimageraeten oder aus ominoesen Regenrinnen. Die Seitengassen sind schmal und meist ueberdacht. Auch darunter Verkaufsstand an Verkaufsstand. Dann kommt eine Gasse mit den Obst- und Gemuesehaendlern. Wir biegen vorher rechts ab, stehen vor alt-erwuerdigen und sogar ganz gut restaurierten Gebaeuden, die portugiesische Bibliothek ist hier untergebracht . Hinter einem baumbestandenen Platz mit kuehlendem Springbrunnen lugt ein rotes Gebaeude hervor: Shopping Lapa! „Da willst Du ja wohl nicht hin“ – warnende Fragezeichen stehen in den Augen des Kaeptn. Nein, nein, ich will eigentlich nur noch weitergehen, moeglichst im Schatten und bald was trinken. Daran mangelt es ja nicht, ueberall flitzen oder stehen die Strassenverkaeufer mit ihren Styroporboxen herum und rufen in ihrem stereotypen Singsang „Aquaqua-Aquaqua“. Lauschige Cafés oder Bars mit Sitzgelegenheiten, die zum verweilen und schauen einladen sind dagegen nicht vorhanden. Also doch wieder zurueck ans Boot. In der prallen Sonne laufen wir die Strasse hinunter, die wir von unten immer sehen, kommen aber nicht weit. Vor einem ziemlich maroden Haus ohne Dach stehen Plastiktische und Stuehle – eine Bar???? Hier an der gut befahrenen Strasse, auf der die Llinienbusse meist im 4er oder 5er Konvoi hochsausen?? In Sichtweite des Elevadors??? Nee, nix Oase der Trinkfreudigen! Eine junge Dame telefoniert, eine andere gibt uns zu verstehen, dass wir hier nicht weitergehen koennen. Unklar bleibt uns der Grund dafuer, endet der Buergersteig, kommen wir in ein gefaehrliches Viertel??? Wir drehen aber brav um und gehen eine andere Strasse runter. Hier sind hinter bogenfoermigen Toren und quasi unter der anderen Strasse verschiedene Werkstaetten aneinandergereiht. Die meisten davon bearbeiten Granit und Marmor – die Gasse der Steinmetze? Waschbecken sind in Granitbaenke eingearbeitet und als Ausstellungstuecke vor den Toren platziert. Scheint auch nicht so diiiiie Touri-Gegend zu sein. Aber da wir ja nix wertvolles dabei haben, gehen wir sehr entspannt und interessiert schauend weiter. Einige Autos tasten sich die steile Strasse hinunter und unten kommen wir dann an der uns schon wohl bekannten Kirche mit den zwei Tuermen heraus. Das war eine interessante Excursion und ich wuensche mir derart motiviert gleich noch einen Ausflug zum Leuchtturm von Barra. Aber erst morgen oder vielleicht am Montag? Im Schiff ist immer noch nicht alles weg geraeumt, der Inhalt des Werkraums liegt noch dekorativ vor unserem Bett herum und der Fussboden muss ebenfalls noch gruendlich gewischt werden. Schweisstreibende Aktivitaeten.

Im Hafen beobachten wir fasziniert ein kleines brasilianisches Faehnchen. Das schwimmt hinter dem derzeit nicht belegten Anlegesteg des Terminal Nautico langsam von links nach rechts. Was sich da wohl hinter verbirgt? Der Steg endet und gibt die Loesung frei: Ein Taucher, oder besser gesagt: ein Schnorchler kommt in Sicht. Ein zweiter folgt, markiert mit einem weissen Fender. Beide haben Harpunen in den Haenden und ihre fragwuerdige Beute haengt an duennen Draehten unter den Markierungsbojen. Weiter geht die Jagd, quer durchs Hafenbecken unter einem leichten Oelschlierteppich hindurch, baeh, wie schmerzbefreit muss man denn sein, hier auf diese Weise Fische zu fangen??? Und klein sind die Fische auch noch. Fuer uns ist das alles nur schwer bzw. gar nicht nachvollziehbar. Andere Laender, andere Sitten.

„Hello, hello“ – was will der den von uns, wer ist das??? Ein Mann kommt den Stegzugang herunter, schaut exakt auf unser Boot und ruft wie ein Wilder. Werner springt auf, das ist der Flaggenmann!! Aha, von dem hatte uns schon der Security-Mann erzählt, dass er hier gewesen sei und zu uns wollte. Kaum hat Werner die Visitenkarte in die Finger bekommen, schon ist der Typ präsent. Die Kommunikation hierzulande scheint doch erstaunlich gut zu funktionieren. Zumindest wenn es ums Verkaufen geht. Na jedenfalls ist der Senhor Produzent von Gastlandflaggen aller Art. Und solche benötigen wir ja bald. In den Bootszubehörläden waren die gewünschten Flaggen bislang nicht verfügbar. Wer fährt auch schon von den Kap Verden oder Brasilien nach Suriname oder in die Karibik?? Macht doch keiner! Und wenn, sind wahrscheinlich schon alle Flaggen an Bord. Gut geplant reist es sich halt entspannter. Wir dagegen sind wie immer unorganisiert und haben eben Bedarf. Ganz akut und bald an Suriname und Guyana. Und Trinidad/Tobago? Ja, wär auch nicht schlecht. So schaukeln wir uns peu a peu auf 10 Flaggen hoch und drücken den Preis gleichermassen von 40 Reais auf 25 Reais pro Stück. Mengenrabatt muss schon sein. Die Bahia-Flagge bekommen wir als Bonus dazu geschenkt, Reais werden gegen Flaggen getauscht und der Flaggenmann zieht zufrieden von dannen. Die Flaggen sehen fast alle nach echter Handarbeit aus, bei zweien weiss ich es nicht so genau. Aber egal. Schön bunt sind sie, die jeweiligen Länder stehen am Rand drauf, jetzt müssen wir nur noch gucken, wie rum so manche aufzuhängen ist. Sind nämlich oben wie unten nur Schlaufen dran. Bei den sonst zu erwerbenden Flaggen ist ja immer eine Schlaufe und ein Bändsel, die erleichtern das richtige Aufhängen doch etwas :-).

Am Abend will der Kaeptn unbedingt noch einen Landausflug absolvieren. Jeden Abend sitzen wir an Bord rum, das findet er bloede. Ich schaue skeptisch und frage, wohin er denn zu gehen gedenke. Na, irgendwo in den Strassen muss es doch eine Bar geben, in der man am Abend was trinken kann. Ich gehe im Geiste die potentiellen Moeglichkeiten durch, komme auf die bescheidene Anzahl von maximal 2, aber immerhin – besser wie nix! Also dackeln wir mit Einbruch der Dunkelheit laaaangsam los. Eine Runde um den Mercado Modelo, an der Bushalte vorbei. Vieles ist geschlossen, an der Haltestelle und ein Stueck dahinter sind kleine Grills aufgebaut. Die Fleischspiesse sehen gut aus und riechen lecker, wir haben allerdings keinen Hunger. In einer Bar kann man nur drinnen sitzen, bei der anderen sind die raren Sitzgelegenheiten im Freien alle belegt. Tja, der Kaeptn muss eingestehen, das ich Recht hatte: es gibt hier keine wirklich einladenden Cafés oder Bars wie in Spanien oder auf den Kanaren, wo man sich mal eben für einen Vino Tinto und ein Bierchen niederlassen kann. Zumindest spricht uns keines der vorhandenen Etablissements dafür so richtig an. Immerhin haben wir uns nochmal die Beine vertreten und wir haben es immerhin versucht! Die breiten Strassen des Comercio sind wie leer gefegt, alle Läden sind verriegelt, hier ist es nur am Tage belebt. Die anderen Gassen trauen wir uns zu zweit jetzt nicht rein. Die sehen bei Tage schon etwas ähem aus. Da zieht es jetzt sogar meinen sonst so abenteuerlustigen Kaeptn nicht rein. Das will schon was heissen. Vielleicht sitzt das Erlebnis, bestohlen worden zu sein, doch tiefer als er zugibt.

Eine kleine Auswahl unserer Neuerwerbungen

Eine kleine Auswahl unserer Neuerwerbungen

Ab heute weht auch die Bahia-Flagge unter unserer Saling
Ab heute weht auch die Bahia-Flagge unter unserer Saling

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