IMG_6937.JPG
Der liebenswerte “Bandito” Antonio. Wir haben uns schon manchmal gefragt,
ob er nicht doch manchmal was “raucht”. Aber er sagt: kein Alkohol, keine sonstigen Drogen.
Also doch ein geborener Kasper und Schauspieler?
 
IMG_6898.JPG
In Ermangelung von Verkaufstischen wird das Warenangebot einfach auf
dem Boden ausgebreitet - dafuer aber appetitlich in kleinen Portionen in Schalen angerichtet
 
IMG_6894.JPG
Hier werden Bohnen, Mehl und andere Getreidesorten direkt aus dem grossen Sack heraus abgewogen und verkauft
 
IMG_4842.JPG
Unsere “Wirtin”/Koechin in der Busstation von Cachoeira
 
IMG_4835.JPG
Herrlich, eine Runde schwimmen am fruehen Morgen im erfrischenden (ca. 30° warmen)
Wasser
 
 

Heut hat mein Sohn Geburtstag! Und ich erreich ihn nicht via
Skype. Also Glueckwuensche via Whatsapp, Email und anderen
Kommunikationsmoeglichkeiten uebermittlen .Bloed, hatte ihn schon gerne
persoenlich gesprochen, seine Stimme mal wieder gehoert. Wird wohl sentimental.
Die Zeit rennt abre auch, wird der Kerl doch heut „schon“ 28 Jahre alt. Und
solange lagern nun schon einige Dinge aus seiner Kindheit auf dem Dachboden,
die dann demnaechst wieder reaktiviert werden koennen …..

 

Da die Nacht unerwartet unruhig fuer mich war (rutschendes
Bettlaken, Waerme, Durst) bin ich schon frueh wach und animiere Werner zu einer
vorfruehstuecklichen Schwimmrunde. „Der Pool ist doch so klein und gestern war
die Umwaelzanlage aus“ – Mir doch alles egal! Ich geh jetzt schwimmen!! Und er
kommt doch tatsaechlich mit. Wir stolpern die steile Stiege hinunter (man gut,
dass ich die 3 Caipirs von gestern Abend schon abgebaut habe) und stuermen den
leeren, jetzt aber umgewaelzten Pool! Seidigweich fuehlt sich das Wasser an,
warm, fast schon zu warm, und doch erfrischend. Ist das herrlich! Wenn wir mal
irgendwann ein Haus haben, dann….. Ja, ja, irgendwann. Besser waere ja noch ein
Strand wie Las Teresitas in Laufnaehe – ich traeume Luxustraeume und freu mich
gleichzeitig schon wieder aufs Schiff.

Das Fruehstueck ist landestypisch: Viel Obst (superlecker),
frische Saefte, ziemlich blasse Broetchen, merkwuerdig zusammen gepappte
Kaesescheiben, jede Menge „Kuchen“. Zwei davon sind mehr als Brotauflage
gedacht, bestehen aus Cocos und irgendwas undefinierbarem. Die anderen,
brasilianischen Gaeste am Nebentisch greifen beherzt zu, die kennen das wohl.
Ein Kuchen erweist sich als „Resteverwertung fuer trocken gwordene
Weissbrotschnitten“ – da kaut man sich eher hungrig dran, so droege ist das
Zeug, da nutzt auch die Sahnepampe obendrauf nix. Der Kaffee ist kraeftig und
schmeckt gut, der Blick in den Innenhof mit dem von Strauch zu Strauch
flirrenden Kolibri und anderen emsig umher flatternden Voegeln entspannt und
die ganze Atmosphaere laedt zu laengerem Verweilen ein. Wir wollen aber zum
lokalen und gross gepriesenen Markt. Mittwochs soll es hier jede Menge
Klamotten im Angebot geben und Werner scheint sich neu einkleiden zu wollen
;-). Erst einmal riskieren wir aber noch einen Blick in die wirklich schoene
Kirche des Convento. Deren Tueren sind weit geoffnet, die Kirche ist mit
Plastikstuehlen voll gestellt und einige unserer Fruehstuecksnachbarn sitzen
schon dort und proben fuers Musikfestival, welches heute starten soll. Leider
bekommen wir keine wirklich kunstvolle Hoerprobe und spaeter ist auch die
Kirche wieder geschlossen. Also doch Markt.

Der ist einerseits interessant, weil nix mit Schickimicki
sondern wirklich ein lokaler Einkaufsmarkt, andererseits enttaeuschend, weil
das Kleidungsangebot dem ueblichen Kram entspricht. Zumindest fuer den Kaeptn.
Es erschliesst sich mir zwar nicht, was genau er sich von diesem Markt erhofft
hatte, aber er wirkt schon leicht gefrustet.  Im und um den Mercado wird viel Obst, Gemuese,
Federvieh (lebend) in allen Groessen, Toepfe, Stoffe (es gibt hier ja auch so
wenig Stofflaeden) und Getreide sowie Bohnen aus grossen Saecken angeboten. Bei
letzterem sind in manchem Sack dann die Wespen inclusive, die belagern naemlich
einzelne Saecke sehr hartnaeckig. Zu gerne wuerde ich eine dicke Wassermelone
erstehen, aber wenn ich an den Transport denke – lieber nicht! Auch Bananen und
andere Fruechte sind nicht wirklich transportfaehig fuer uns und so verzichten
wir und atmen dafuer noch mal ganz tief den Duft der Fruechtevielfalt ein.

Noch einmal durchwandern wir Cachoeira, weichen den
Gasflaschen transportierenden Mopeds aus, die hier allenthalben rumsausen. Laut
schreit es hnter uns her „Amigo, Amigo, hey“, wer ist das denn jetzt schon
wieder, der uns da einfach so als Freund bezeichnet. Ich dreh mich um und da
kommt auch schon Antonio auf uns zugehuepft, wild mit den Armen fuchtelnd.  Er erzaehlt uns wieder was vom Pferd, von den
lokalen Sehenswuerdigkeiten, von den Kindern, von Salvador und zum Schluss
(aha, also doch) fragt er Werner, ob wir ihm nicht 20 Reais geben kkoennten,
damit er einer seiner Toechter das sehnlichst gewuenschte Fahrrad kaufen
koenne. Nein, koennen wir nicht. Abschiedsfoto darf ich trotzdem machen. „Alles
Banditos, aber liebenswerte“ meint der Kaeptn versonnen laechelnd.

Vielleicht sollten wir doch schon mit einem frueheren Bus
zurueck fahren, es beginnt wieder zu regnen und wir fluechten uns in die
Busstation, erstehen unsere Tickets. Bis zur Abfahrt haben wir noch fast eine
Stunde Zeit – und wir haben Durst. In der Station sind mehrere kleine
Garkuechen ansaessig, die sich einige Sitzgarnituren aus dem unvermeidlichen
Plastik eintraechtig teilen. Suco de Limao ist mein Begehr. Der aeltere Herr,
der am Tisch steht und unsere Bestellung aufnehmen moechte schreit zu einer der
Ladies rueber, ob sie sowas hat. Das erfordert jetzt ausfuehrliche Diskussionen
und Erlaeuterungen. Limao iss nicht verfuegbar, dafuer aber Acerole (o.k. das
kenn ich, geht auch) oder Umbucacha (schreibt man das so??), Sie spitzt die
Lippen und macht die Geste fuer ‚superlecker‘ – also her mit dem Zeug. Gespannt
beobachtet sie unsere Reaktion und strahlt uebers ganze Gesicht, als wir das
Geschmackspraedikat bestaetigen. Ob wir auch was essen moechten, sie hat Fisch
mit Reis. Werner ist noch satt vom Fruehstueck, ich kann ja eigentlich immer
essen, hab aber auch keinen wirklichen Hunger. Aber irgendwie muss ich doch
wirken, als stuende ich kurz vorm verhungern, jedenfalls laesst die Dame nicht
locker und ich ordere den Fisch. Der schmeckt wirklich richtig gut und ich
bekomme noch gezeigt, wie ich ihn am besten zerteile. Ob ich noch mehr Fisch
moechte. Nao, jetzt steh ich wirklich kurz vorm Platzen! Dafuer ordern wir
lieber noch zweimal Umbu… wie spricht man das nochmal aus??? Sie spricht es
ganz langsam und in Silben zerlegt vor. Hier wuerden wir sicher relativ schnell
portugiesisch lernen, mit einer solch motivierten Lehrerin! Zum Abschied gibt
es Umarmung und Bussis ‚que linda‘, Strahlen, Winken – die Dame hat uns echt
ins Herz geschlossen und wird uns bestimmt lange in Erinnerung bleiben.

Der Bus ist puenktlich, wir schaukeln zurueck nach Salvador.
Vorbei an den schon bekannten Bushaltestellen im Outback samt Obst- und
Getraenkeverkauf. Kurz vor Salvador haben wir dieses Mal freie Fahrt, waehrend
der Gegenverkehr schon wieder stockt.

Am Rodovaria, dem Busterminal, nehmen wir kurzerhand einen
Bus der ‚Lapa‘ anfaehrt. Leider nur das dortige Busterminal. Wir sitzen dieses
Haltestelle aber wieder einmal aus und warten auf eine andere, uns bekannte
Station in Lapa. Da haben wir die Rechnung aber ohne den Fahrplan gemacht. Der
Bus zockelt zum xten Mal um den Teich, der am Fussballstadion liegt und
uebrigens sehr nett gestaltet ist, mit ueberlebensgrossen Figuren im Wasser.
Aber das nur am Rande. Dann geht es durch uns gaenzlich unbekannte, aber sehr
interessante Strassen. Aussteigen wollen wir hier allerdings nicht. Der Bus
fuellt und fuellt sich. Will denn hier keiner mehr aussteigen, wo wollen die
wohl alle hinfahren?? Des Raetsels Loesung liegt im Stadtteil Bonoco. Hier
leert sich der Bus rapido und haelt irgendwann an einem kleinen Platz.
Endstation. Ratlos und mit dicken Fragezeichen in den Augen stehen wir zwischen
all den hier geparkten Bussen. Die Fahrer sitzen vor dem Fernseher einer
kleinen Bar – Fussball! Einer hat Mitleid mit uns und fragt, wo wir hin wollen.
Lapa haben wir schon gestrichen, also Comercio oder noch besser: Elevador,
Terminal Nautico. So in 10 Minuten muesse ein passender Bus kommen, aber er
achtet auch darauf. Wir stehen uns die Fuesse platt, bewundern die adretten
Mehrfamilienhaeuser ringsum, die Schlagloecher auf den (eingezaeunten)
Parkplaetzen drumherum und beobachten fasziniert das Kommen und Abfahren der
verschiedenen Busse. Dann kommt „unserer“, der hilfsbereite Fahrer ist auch
schon zur Stelle, spricht mit seinem Kollegen waehrend wir hinten beim
Kassierer einsteigen. Nein, nein, wir werden raus und nach vorne gewunken.
Falscher Bus?? Nee, ist schon richtig, aber wir sollen vorn einsteigen. Aber
wir muessen doch noch bezahlen…. Nein, das sei schon so in Ordnung! Verbluefft
bedanken wir uns vielmals und winken zum Abschied. Zurueck geht es durch wieder
unbekannte, verwahrlost wirkende Stadtviertel, vorbei am Campusgelaende und
durch einen etwas vornehmeren Stadtteil. Dieses Mal haelt der Bus dann an der
uns schon wohlbekannten Stelle in unmittelbarer Naehe zum Terminal Nautico.
Erleichtert bedanken wir uns und sind nach wenigen Schritten „zuhause“. Die
Crew der Ash begegnet uns. Das junge schwedische Paar kennen wir schon von
Mindelo. 26 Tage haben sie fuer die Atlantikquerung von Praia aus benoetigt,
hatten teils sehr wenig Wind aber dafuer auch keine Welle. Charlotte und Serge,
unsere neusselaendischen Nachbarn kommen hinzu, kloenen, erzaehlen. Am Schiff
stellen wir dann leicht geschockt fest, dass unsere Bugleiter weg ist!! Der
Sicherungsbaendsel ist fein saeuberlich aufgewickelt, auch der Tauwerkschaeckel
ist noch da, nur die Leiter fehlt. Die Nachbarn haben zwar das Fehlen der
Leiter bemerkt, aber nicht, wann und wie sie verschwunden ist.Egal, Jetzt
erstmal an Bord.  Wir improvisieren mit
der guten alten Fenderleiter, sind aber schon sehr frustiert. Hier in der
Marina, das koennen doch nur andere Segler gewesen sein. Ich will nicht
glauben, dass wir schon wieder beklaut worden sind, vermute einen anderen
Hintergrund und hege die Hoffnung, dass wir morgen im Hafenbuero unsere Leiter
wieder in Empfang nehmen koennen.