Jetzt haengen wir schon zwei Wochen hier in Salvador in den Festmachern rum und so wirklich viel gesehen haben wir noch nicht. Die Hitze tagsueber laehmt uns aber auch irgendwie und wenn es nix am Boot zu puseln gibt, schaffen wir es mit Ach & Krach einmal ins Centro Historico oder eine kleine Runde im Comercio zu drehen.

Immerhin haben wir einige Informationen zu Ausflugsmoeglichkeiten gesammelt. Die Chapada Diamantina wird hoch gelobt und gepriesen. Liegt aber ueber 400 km entfernt von hier und ist – so viele Beschreibungen – ein Paradies fuer Wanderer. Zu diesen zaehlen wir uns ja nun eher nicht …… „Die Wanderschuhe haben wir doch wieder mit nach Deutschland genommen!!!“ – der Skipper ist ratlos angesichts meiner Bemerkung, dass wir bei diesem Ausflug festes Schuhwerk mitnehmen muessten. O.k. Chapada muesste ja nun auch nicht unbedingt sein. Was haben wir an Alternativen? Nach einer kurzen Inspektion des Cigarrenladens um die Ecke finden wir derart inspiriert die Seite der Firma Dannemann. Diese bietet viele interessante Informationen zu den Orten Chapoeira und Sao Felix, wo Dannemann auch heute noch seinen Standort hat. Das liest sich doch alles richtig gut, da ist die Rede von einem Wochenmarkt, von der historischen Eisenbahnbruecke, schoenen alten Gebaeuden, einer Flussuferpromenade. Vielleicht ist dass das Brasilien, dass wir uns irgendwie erwartet haben? Landschaft, alte und trotzdem noch schoene Architektur, freundliche und nicht-kriminielle Brasileiros, Abends mal in einer netten Bar auf der Terrasse ein Bierchen trinken koennen, im Dunkeln nicht im Taxi nach Hause fahren muessen …… ! In der Touristeninformation hilft man uns mit Anreisedetails weiter. 21 Reais kostet der Bus und wir muessen zu diesem Zweck vom Comercio zum zentralen Busbahnhof fahren. Alles wird im Stadtplan eingekringelt und gezeigt. Das sollten wir wohl hinbekommen – auch ohne Stadrundfahrt. Sicherheitshalber wollen wir am Montag einen Probelauf absolvieren, besser ist das vielleicht :-)

Derart motiviert und voller Unternehmungsgeist lassen wir uns noch erklaeren, wie wir vom SAT (das ist die hiesige Touri-Info) nach Lapa kommen. Dort soll es viele Laeden geben, das Einkaufsparadies schlechthin. Kein Problem, ist auch zu Fuss relativ schnell erreichbar. Wir starten, waehlen ein paar Nebenstrassen die wir schon kennen, kommen an die breitere Hauptstrasse. Diese teilt sich und geht leicht (schnauf) bergauf. Hohe Baeume saeumen die Strasse, spenden angenehmen Schatten. Und tatsaechlich liegt hier Geschaeft an Geschaeft – Kleidung, Haushaltsartikel, Schmuck, Brillen, Kleidung, Moebel, Drogerie-Artikel. Hier gibt es fast alles. Nur keinen Supermercado. Auf den Einkauf von Lebensmittel scheint man in Salvador keinen grossen Wert zu legen. Drogeriewaren wie Deo, Duschgel, Shampoo dagegen muessen wohl jederzeit erreichbar sein! Wie sehr vermissen wir die kleinen Supermercados, die wir aus Spanien kennen und schaetzen! Die Strasse geht leicht nach rechts und linkerhand oeffnet sich ein kleiner Platz. Hier stehen jede Menge Verkaufsstaende, ein unglaubliches Gewuehle und Gedraenge herrscht. Dazu muss man hoellisch aufpassen, wo man hintritt. Salvadors Gehwege sind gespickt mit Loechern und Vertiefungen, eine Buckelpiste fuer Fussgaenger par excellence! Wasser tropft von oben aus den Klimageraeten oder aus ominoesen Regenrinnen. Die Seitengassen sind schmal und meist ueberdacht. Auch darunter Verkaufsstand an Verkaufsstand. Dann kommt eine Gasse mit den Obst- und Gemuesehaendlern. Wir biegen vorher rechts ab, stehen vor alt-erwuerdigen und sogar ganz gut restaurierten Gebaeuden, die portugiesische Bibliothek ist hier untergebracht . Hinter einem baumbestandenen Platz mit kuehlendem Springbrunnen lugt ein rotes Gebaeude hervor: Shopping Lapa! „Da willst Du ja wohl nicht hin“ – warnende Fragezeichen stehen in den Augen des Kaeptn. Nein, nein, ich will eigentlich nur noch weitergehen, moeglichst im Schatten und bald was trinken. Daran mangelt es ja nicht, ueberall flitzen oder stehen die Strassenverkaeufer mit ihren Styroporboxen herum und rufen in ihrem stereotypen Singsang „Aquaqua-Aquaqua“. Lauschige Cafés oder Bars mit Sitzgelegenheiten, die zum verweilen und schauen einladen sind dagegen nicht vorhanden. Also doch wieder zurueck ans Boot. In der prallen Sonne laufen wir die Strasse hinunter, die wir von unten immer sehen, kommen aber nicht weit. Vor einem ziemlich maroden Haus ohne Dach stehen Plastiktische und Stuehle – eine Bar???? Hier an der gut befahrenen Strasse, auf der die Llinienbusse meist im 4er oder 5er Konvoi hochsausen?? In Sichtweite des Elevadors??? Nee, nix Oase der Trinkfreudigen! Eine junge Dame telefoniert, eine andere gibt uns zu verstehen, dass wir hier nicht weitergehen koennen. Unklar bleibt uns der Grund dafuer, endet der Buergersteig, kommen wir in ein gefaehrliches Viertel??? Wir drehen aber brav um und gehen eine andere Strasse runter. Hier sind hinter bogenfoermigen Toren und quasi unter der anderen Strasse verschiedene Werkstaetten aneinandergereiht. Die meisten davon bearbeiten Granit und Marmor – die Gasse der Steinmetze? Waschbecken sind in Granitbaenke eingearbeitet und als Ausstellungstuecke vor den Toren platziert. Scheint auch nicht so diiiiie Touri-Gegend zu sein. Aber da wir ja nix wertvolles dabei haben, gehen wir sehr entspannt und interessiert schauend weiter. Einige Autos tasten sich die steile Strasse hinunter und unten kommen wir dann an der uns schon wohl bekannten Kirche mit den zwei Tuermen heraus. Das war eine interessante Excursion und ich wuensche mir derart motiviert gleich noch einen Ausflug zum Leuchtturm von Barra. Aber erst morgen oder vielleicht am Montag? Im Schiff ist immer noch nicht alles weg geraeumt, der Inhalt des Werkraums liegt noch dekorativ vor unserem Bett herum und der Fussboden muss ebenfalls noch gruendlich gewischt werden. Schweisstreibende Aktivitaeten.

Im Hafen beobachten wir fasziniert ein kleines brasilianisches Faehnchen. Das schwimmt hinter dem derzeit nicht belegten Anlegesteg des Terminal Nautico langsam von links nach rechts. Was sich da wohl hinter verbirgt? Der Steg endet und gibt die Loesung frei: Ein Taucher, oder besser gesagt: ein Schnorchler kommt in Sicht. Ein zweiter folgt, markiert mit einem weissen Fender. Beide haben Harpunen in den Haenden und ihre fragwuerdige Beute haengt an duennen Draehten unter den Markierungsbojen. Weiter geht die Jagd, quer durchs Hafenbecken unter einem leichten Oelschlierteppich hindurch, baeh, wie schmerzbefreit muss man denn sein, hier auf diese Weise Fische zu fangen??? Und klein sind die Fische auch noch. Fuer uns ist das alles nur schwer bzw. gar nicht nachvollziehbar. Andere Laender, andere Sitten.

„Hello, hello“ – was will der den von uns, wer ist das??? Ein Mann kommt den Stegzugang herunter, schaut exakt auf unser Boot und ruft wie ein Wilder. Werner springt auf, das ist der Flaggenmann!! Aha, von dem hatte uns schon der Security-Mann erzählt, dass er hier gewesen sei und zu uns wollte. Kaum hat Werner die Visitenkarte in die Finger bekommen, schon ist der Typ präsent. Die Kommunikation hierzulande scheint doch erstaunlich gut zu funktionieren. Zumindest wenn es ums Verkaufen geht. Na jedenfalls ist der Senhor Produzent von Gastlandflaggen aller Art. Und solche benötigen wir ja bald. In den Bootszubehörläden waren die gewünschten Flaggen bislang nicht verfügbar. Wer fährt auch schon von den Kap Verden oder Brasilien nach Suriname oder in die Karibik?? Macht doch keiner! Und wenn, sind wahrscheinlich schon alle Flaggen an Bord. Gut geplant reist es sich halt entspannter. Wir dagegen sind wie immer unorganisiert und haben eben Bedarf. Ganz akut und bald an Suriname und Guyana. Und Trinidad/Tobago? Ja, wär auch nicht schlecht. So schaukeln wir uns peu a peu auf 10 Flaggen hoch und drücken den Preis gleichermassen von 40 Reais auf 25 Reais pro Stück. Mengenrabatt muss schon sein. Die Bahia-Flagge bekommen wir als Bonus dazu geschenkt, Reais werden gegen Flaggen getauscht und der Flaggenmann zieht zufrieden von dannen. Die Flaggen sehen fast alle nach echter Handarbeit aus, bei zweien weiss ich es nicht so genau. Aber egal. Schön bunt sind sie, die jeweiligen Länder stehen am Rand drauf, jetzt müssen wir nur noch gucken, wie rum so manche aufzuhängen ist. Sind nämlich oben wie unten nur Schlaufen dran. Bei den sonst zu erwerbenden Flaggen ist ja immer eine Schlaufe und ein Bändsel, die erleichtern das richtige Aufhängen doch etwas :-).

Am Abend will der Kaeptn unbedingt noch einen Landausflug absolvieren. Jeden Abend sitzen wir an Bord rum, das findet er bloede. Ich schaue skeptisch und frage, wohin er denn zu gehen gedenke. Na, irgendwo in den Strassen muss es doch eine Bar geben, in der man am Abend was trinken kann. Ich gehe im Geiste die potentiellen Moeglichkeiten durch, komme auf die bescheidene Anzahl von maximal 2, aber immerhin – besser wie nix! Also dackeln wir mit Einbruch der Dunkelheit laaaangsam los. Eine Runde um den Mercado Modelo, an der Bushalte vorbei. Vieles ist geschlossen, an der Haltestelle und ein Stueck dahinter sind kleine Grills aufgebaut. Die Fleischspiesse sehen gut aus und riechen lecker, wir haben allerdings keinen Hunger. In einer Bar kann man nur drinnen sitzen, bei der anderen sind die raren Sitzgelegenheiten im Freien alle belegt. Tja, der Kaeptn muss eingestehen, das ich Recht hatte: es gibt hier keine wirklich einladenden Cafés oder Bars wie in Spanien oder auf den Kanaren, wo man sich mal eben für einen Vino Tinto und ein Bierchen niederlassen kann. Zumindest spricht uns keines der vorhandenen Etablissements dafür so richtig an. Immerhin haben wir uns nochmal die Beine vertreten und wir haben es immerhin versucht! Die breiten Strassen des Comercio sind wie leer gefegt, alle Läden sind verriegelt, hier ist es nur am Tage belebt. Die anderen Gassen trauen wir uns zu zweit jetzt nicht rein. Die sehen bei Tage schon etwas ähem aus. Da zieht es jetzt sogar meinen sonst so abenteuerlustigen Kaeptn nicht rein. Das will schon was heissen. Vielleicht sitzt das Erlebnis, bestohlen worden zu sein, doch tiefer als er zugibt.

Eine kleine Auswahl unserer Neuerwerbungen

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Ab heute weht auch die Bahia-Flagge unter unserer Saling
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