IMG_8326.JPG

00:20 - Lautes Rufen draussen, der Motor einer letzten Faehre brodelt verhalten aber relativ dicht an unserem Heck vorbei. Gabi oder Ingrid oder keine von Beiden? Rangieren,dann wird der Motor leiser, das Geraeusch erstirbt. Und mit ihm herrscht - ganz ungewohnt - vollkommene Ruhe! Kein Auto, kein Bus, keine Stimmen sind zu hoeren. Die Stadt schweigt. Ein Zustand, der nicht lange anhaelt. Der Steg erwacht und mit ihm die an ihm festgemachten Boote. Kein Wind und doch tanzen die Schiffe. Die Poller an welchen die Stege befestigt sind quietschen und aechzen. Metallisches Kreischen und Schnarren wenn sich die Stege mit der Tide aufwaerts bewegen. Schiffe rucken in ihre Festmacher ein, schwanken von links nach rechts, von vorn nach hinten. Ein mysterioser Schwell steht in den Hafen, bringt alles in eine unkontrollierte heftige Bewegung und belastet alles an Material. Irgendwo klappert ein Rigg.

Das Steuerrad bewegt sich wie von einem unsichtbaren Rudergaenger bewegt waehrend die Vorleinen ruckartig stramm kommen und heftig an der jeweiligen Klampe ziehen. Irgendwo quietscht es ganz laut.Die Marineros kontrollieren den Steg und die Boote, gehen auf unbewohnte Schiffe , pruefen Festmacher, Mooringleinen und bringen bei Bedarf noch zusaetzliche Fender aus.Einer steht lange Zeit am Heck der Segelyacht gegenueber, die einem Einheimischen gehoert und nicht bewohnt ist. Pruefende Blicke zu den anderen Schiffen, der Kontrollgang wird fortgesetzt.

An Land sind wieder Stimmen zu hoeren, leise Musik, hin und wieder faehrt auch ein Auto am Mercado Modelo entlang. 01:07 — wie sich die Welt akustisch innerhalb einer halben Stunde veraendern kann von eben noch ganz ruhig, als waere sie irgendwie leer geworden, zu verhalten belebt. Mit Pfiffen, Hundegebell, Strassengeraeuschen, Stimmen.

Am Himmel ziehen dicke, weisse Wolken entlang. Kein Lufthauch sorgt fuer Abkuehlung. Man sitzt einfach nur so da und schwitzt. Oder liegt das doch auch an meinen Hitzewallungen? An der Kaimauer gurgelt und strudelt das Wasser unter einen dort befestigten Steg.Von der Bucht her brummt der Motor eines grossen Frachters gedaempft herueber. Und ueber allem wacht der beleuchtete Elevador.

Der Kaeptn schlaeft derweil von allem gaenzlich unbeeindruckt ganz fest und tief.

Ein leichter Wind kommt auf und ich werde mich auch wieder in die Koje verziehen, noch eine Weile den Geraeuschen lauschen, alle Veraenderungen wahrnehmen und hoffentlich doch irgendwann auch wieder einschlafen. … vielleicht auch erst gegen Morgen, wenn es schon wieder hell wird, halb Salvador auf den Beinen ist und die Linienbusse wieder ihre Wettrennen durch Salvadors Schlagloecher aufnehmen.