Monats-Archiv April, 2014

Correios, Wassertank und sonstige Kleinigkeiten

Jetzt sind wir schon wieder zwei Tage im Terminal Nautico. Eine polnische Yacht ist angekommen, die wir schon von Sal her kennen und auch in Mindelo wieder gesehen haben. Hier endlich kommt man ins Gespraech. Und wir stellen mit Verwunderung fest: Europa ist nicht gleich Europa!!! Denn die polnischen Staatsbuerger benoetigen ueberhaupt kein Visum und haben keinerlei Probleme mit den dusseligen 90 Tagen, die wir nur in Brasilien sein duerfen. Das ist ungerecht!!!

Heute haben wir dann endlich auch die Fluege nach Deutschland gebucht!! Das ist immer ein ziemliches Hin und Her bei uns – welcher Flughafen, welcher Tag. Die nun etwas hoeheren Preise und laengeren Flugzeiten tragen auch nicht gerade zu einer erhoehten Entschlussfreudigkeit unsererseits bei. Aber endlich sind wir fuendig geworden und Condor hat den Zuschlag erhalten. Die freuen sich jetzt bestimmt :-) ganz arg ueber ihre Neukunden. Bezahlen kann man den Flugspass – oh Wunder – sogar schlicht und ergreifend per Ueberweisung, und das sogar ohne Extragebuehren!! Schade nur, dass wir beim Flug von Recife nach Deutschland deutlich mehr Gepaeck kostenfrei mitnehmen duerfen, wie auf dem Rueckflug. Dabei waere fuer uns der umgekehrte Weg doch sooo viel praktischer.

Jonathan, unser fleissiger Helfer von Bahiaboat, kommt im Laufe des Nachmittags vorbei. Bringt die Griffe fuer die Entwaesserungsventile und holt sich bei der Gelegenheit ein Bier ab. Das spanische scheint ihm zu schmecken. Es sei zwar ganz schoen stark meint er, aber mit einem Schmunzeln. Wir jedenfalls verstehen jetzt, warum die brasilianischen Brauereien sich durch weltweite Zukaeufe vergroessern: Das hiesige Bier ist sowas von duenn, da ist selbst ein Exportbier in Deutschland noch als Starkbier zu rechnen, vom bayrischen Bockbier wollen wir gar nicht reden.

Ich hab Hunger!! War ja klar, es ist ja auch schon wieder 14 Uhr! Leider ist die Auswahl im Havana derart geschrumpft, dass Werner hungert und nur einen Suco trinkt. Die sind hier richtig lecker, ich bevorzuge Limao, waehrend er dem suesseren Mangosaft den Vorrang gibt. Beide sind frisch gepresst, schoen schaumig und eiskalt – ein Genuss und fuer 3,20 Reais (also knapp 1 Euro) der 0,4 Becher durchaus ein erschwinglicher Trinkspass.

Von Mariana haben wir uns einen Schluessel fuer den Wasserhahn geholt, lesen den aktuellen Wasserstand ab und dann heisst es „Wasser marsch“. Unser Tank ist gaehnend leer!!! Hat aber lang gehalten, letzte Auffuellung war in Mindelo und das ist nun schon ueber 5 Wochen her. Haette ich in den letzten Tagen nicht so mit Wasser geaast und Waesche gewaschen, haetten wir bestimmt noch eine Woche ausgehalten.

Wann macht die Correios zu? War da nicht auch hier unten im Comercio eine Post? Irgendwo hatten wir eine gesehen – der Revierfuehrer in Kombination mit dem Stadtplan hilft weiter. Und tatsaechlich, wenige Querstrassen weiter ist eine grosse Postfiliale, vielleicht sogar die Zentrale? Wachmaenner und jede Menge Schalter, alle belagert. Wir stehen etwas unmotiviert herum und ein Wachmann erbarmt sich unser, bringt uns ums Eck (die Schalterreihe zieht sich um ebendiese) und zeigt uns die Warteschlange. Aha, immer schoen brav hinten anstellen. Postfilialen weltweit unterscheiden sich kaum: Kunde und Schalterbeamte haben jede Menge Zeit und die Prozeduren ziehen sich endlos in die Laenge. Endlich sind wir an der Reihe. Unser Paeckchen (extra im Correios im Centro Historico erworben) wird rum und rum gedreht. Wo bitte ist das Problem? Irgendwas will der Schalterbeamte von uns wissen ….. hm, vielleicht was drin ist? Wir erklaeren mit Haenden und Fuessen und dann zueckt er ein A4 Formular in 4-facher Ausfuehrung, welches wir ausfuellen muessen. Die Zeit wird vom Beamten sinnvoll genutzt, er wendet sich seinem Mobiltelefon zu. Wir sind fertig und ein hektisches Durchwuehlen der Schalterschublade beginnt. Jede Menge A4-Boegen mit Strichcodes kommen zu Tage, werden sortiert und fuer nicht passend befunden. Aber endlich taucht der gesuchte Bogen auf, ein Aufkleber wird abgezogen und auf unsere Pappbox gepappt, gescannt und mit irgendwas noch ueberklebt. Dann wird das Formular gestempelt, s‘ Paeckle wird gewogen, wir bekommen den Preis um die Ohren gehauen (der haut uns jetzt nicht mehr um, den hatten wir gestern schon in Erfahrung gebracht), und wir zahlen. Mitsamt unserer Quittung und freundschaftlichem „obrigado/a“ und „Tschau“ , Winken von Schalter- und Security-Mann rauschen wir wieder auf die Strasse. Flip-Flop, Flip-Flop macht mein original brasilianisch-deutsches Schuhwerk und ich muss hoellisch aufpassen, dass ich mich auf dem teils rutschigen Kopfsteinpflaster wahlweise nicht langlege oder in eines der zahlreich vorhandenen Loecher falle. Jetzt noch ein Bier in einer der typischen kleinen Strassenkneipen. Direkt neben der Bushaltestelle. Von oben tropfen die Klimaanlagen, unten sitzt man lauschig unter kleinen Baeumen auf gemuetlichen Plastikmoebeln. Das Skol kommt im Plastikkuehler und in der guenstigen Familien flaschengroesse. Saefte gibt es auch jede Menge, aber mein Bedarf an laut und trubelig ist erst einmal wieder gedeckt. Zurueck an Bord fuellen wir unseren Wassertank weiter auf. Das dauert bei uns durch Filteranlage und Schlauchquerschnitt extrem lange. Und der Wasserdruck traegt auch nicht zur Erhoehung der Fliessgeschwindigkeit bei. Werner meint, laufen koennte man das nicht nennen, es waere mehr ein rinnen ….. Abendfuellendes Programm also!

Wieder mal auf der Werft

Werft – wieder einmal in die Krangurte. Und das ist kein Aprilscherz!Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Wir sind schon vorher wach. Bei der Waerme und den Regenschauern der Nacht schlaeft es sich nicht so wirklich ruhig und entspannt. Sonnensegel weg, Leinen klar machen, Fender vorbereiten. Dann faellt die Mooringleine, die Festmacherleinen am Bug werden eingezogen, wir laufen aus. Um 07:40 – also deutlich vor der vereinbarten Zeit stehen wir in der Zufahrt zur Bahiamarina. Funkkontakt ueber Kanal 69 – man spricht solo portugues! Wir sollen standby bleiben. Dann kommt ein Marinero per Boot angesaust, winkt uns in die erste Stegreihe – no, senhor, wir wollen zum Kran. Er schnackelt es schnell und duest voraus, macht am Steg neben dem Kran fest und ….. ist verschwunden auf dem Werftgelaende. Wir duempeln unmotiviert vor dem Kran rum. Ist ja kein Wind, der uns irgendwohin drueckt. Alles entspannt. Dann taucht ein Motorboot vor uns auf, ein zweites – meine Guete, Rush hour in der Bahiamarina! Nummer zwei will zur Tankstelle, Nummer eins huepft laut schreiend auf seinem Schiff rum, es bleibt uns verborgen, was er will!

Zwei Marineros erloesen uns, winken uns zwischen deutlich kleinere Sportboote. Das soll passen??? Wir widersprechen nicht, Werner parkt perfekt rueckwaerts ein. Schweinerei, bei ihm laeuft Madam immer perfekt, nur bei mir macht sie was sie grad so im Bugkorb hat! Und ich dachte immer, wie waren Schwestern in Seele und Geist! Hat wohl so seine Grenzen…..

Rueckwaerts in den Kran, Achterstag loesen – unsere leichteste Uebung! Aber auch hier, wie schon in Santa Cruz de Tenerife – sind Windgenerator und Radar das Problem! Beide, auf dem Geraetetraeger positioniert, sind definitiv zu hoch fuer den Querbalken des Travellifts. Will heissen: Der Travellift kann nicht so ohne weiteres von uns weg fahren sobald wir an Land sind und abgestuetzt werden. Also umdrehen und vorwaerts reinfahren?? Kurze, wortreiche Diskussion zwischen den Beteiligten. Der Kranfuehrer ignoriert alles und liftet uns aus dem Wasser , faehrt uns in die Parkposition. Eine grosse Leiter wird eilends herbeigebracht und ebenso geschwind entert Jonathan von Bahiaboat selbige. Der Windgenerator wird demontiert, mittels Bootshaken-Messlatte wird geprueft, inwieweit das Radom auch noch abmontiert werden muss. Passt, kann bleiben wo es ist! Ich nutze die allgemeine Verwirrung und verdruecke mich Richtung Lokus. Als ich wieder komme, ist alles schon passiert. Die eilends angeschleppten Stuetzen sind justiert, der Kran bewegt sich schon zu seiner naechsten Aufgabe hin. Ganz schoen fix die Jungs. Und ich dachte noch, wie wollen die uns denn ueberhaupt aufpallen??? Tja, so schnell loesen sich solche „Probleme“. S’Schiffle steht bombenfest, eine Holzleiter (warum muessen Werftleitern immer so wackelig sein???) fuehrt hinauf. Ich traue mich und klettere an Deck. Stelle fest, das ich im Schiff nicht wirklich von Nutzen bin nachdem ich aus dem Werkraum die Kiste mit dem PANTERRA rausgesucht habe und verdruecke mich samt Laptop-Tasche Richtung Wifi-Zone. Auf der Terrasse des (noch) geschlossenen Cafés im Schatten sitzend vertroedele ich den Tag nutzbringend (Gegensatz in sich) mit Facebook, Emails, Flugplanrecherche etc. bis der Akku streikt. Saul kommt und will wissen, ob wir an Bord naechtigen. Na klar, was denkt der, das wir uns ein Nobelhotel leisten koennen??? Kein Problem, nur ab 21:30 werden die Hunde aufs Gelaende gelassen, bis dahin sollten wir tunlichst zurueck an Bord sein, die Schnuffis seien mit Vorsicht zu geniessen. Ah ja. Wieder einmal eine Premier – von Hunden wurden wir bislang noch nicht bewacht. Unseren lieben Buster als Wachhund zu bezeichnen, waere schlichtweg eine infame Unterstellung! Wobei ….. vielleicht haette er doch diese wenig beachtete Seite seines Wesens im Fall des Falles durchaus gezeigt. Buster …. Ich vermiss Dich immer noch so sehr, haette Dich so gerne noch eine Weile an meiner Seite gehabt …..

Schluck, Traenen wegdrueck.

So schreitet der Tag dahin,es wird langsam ruhig auf dem Boatyard. Die Bordurchlaesse sind raus, die neuen eingesetzt. Jonathan und sein Helfer wissen von den Hunden und sind bestrebt, rechtzeitig das Gelaende zu verlassen. Wir gehen Duschen, das Tor wird fuer uns geoffnet. Auf dem Rueckweg winkt der Security-Mensch ab. Nix mehr rein auf den Boatyard, ist geschlossen fuer heute. Will der uns veraeppeln??? Ich mache auf verzweifelt, berufe mich auf Saul (Werftmanager) und weise verzweifelt darauf hin, dass wir doch auf dem Veleiro leben und von da gekommen sind und auch wieder dorthin zurueck wollen. Feinsinniges Laecheln bei dem Senhor und oeffnen des Tores. Geht doch! Scherzkeks, sollte wohl ein Aprilscherz sein?? Ich verneige mich mit viel „Obrigada“ und wir huschen durchs Tor. Fuenf Minuten blond gestellt und auf hilflos gemacht – der Kaeptn haelt sich ausnahmsweise dezent zurueck und ueberlaesst das Sprachgeholpere mir, Frauen an die Front ,egal wie „blond“ (verzeiht mir bitte Maedels, ich bin aschblond, also gilt „wer selbst im Glashaus sitzt, darf unbeschwert mit Steinen schmeissen“).

Erleichtert klettern wir die Holzleiter hoch, Abendessen, Bier mit Coke, Vino tinto – wir sind fertig. Werner von der schweisstreibenden Arbeit im Schiff und ich vom rumsitzen und geistigen Arbeiten., vom Email lesen und schreiben (ein Hoch auf die kommunikative Weiterentwicklung unserer Zeit). Ein ganz neues Panorama eroeffnet sich uns: wir haben Blick auf die zahlreichen Frachtschiffe, die in der Bahia auf Reede liegen und im Dunkeln natuerlich mit voller Beleuchtung protzen. Auch der Elevador ist zu sehen, etwas weiter entfernt aber immer noch gruen und gelb illuminiert im Wechsel. Oberhalb rauscht der Verkehrslaerm, ich warte auf den Einsatz der Wachhunde. Bin echt mal gespannt, wie die ihren Job machen.

Und morgen geht es weiter, die Ventile werden wieder montiert und mein Kaeptn ist mehr als zuversichtlich, dass wir nun endlich unser Problem „Wasser im Schiff“ geloest haben! Ich bin das auch – positives Manifestieren sag ich da nur und stell mir grad vor, wie das wohl ist, Richtung Recife zu segeln ohne Wasser in der Bilge …. Eh, das fuehlt sich saugut an , das wird so sein!!!

Werner liegt auf der Plichtbank gegenueber und schlaeft. Und in mir steigt eine Welle der Zaertlichkeit und Liebe hoch. Ich hab heut gefaulenzt waehrend er im Schweisse seines Angesichtes (im wahrsten Sinne des Wortes) hart gearbeitet hat, um unser Schiff wieder trocken zu bekommen. Kein Wunder, dass er nach dem Essen mehr oder weniger umgehend eingeschlafen ist!  Tja, und ich ueberlege ernsthaft, vielleicht doch einen Fuehrer heraus zu geben, mit dem Titel “Wo in dieser Welt kann ich eine 49 Fuss Yacht mit 2,40 Tiefgang kranen”. DAS gibt es bestimmt noch nicht und vielleicht waere das ja sogar fuer eine Minderheit eine wirklich innovative Publikation!

Und bevor ich jetzt hier an dieser Stelle noch mehr weinseligen Schwachsinn verzapfe, sage ich gut Nacht, mit 4-stuendiger Verspaetung zu Europas Sommerzeit! Ups, sorry, sind sogar schon 5 Stunden, ihr habt ja diese schwachsinnige Sommerzeit seit letztem Wochenende!

Aufgepallt im Boatyard der Bahiamarina Salvador

Aufgepallt im Boatyard der Bahiamarina Salvador

Eine neue Perspektive - Boatyard Bahia-Marina

Eine neue Perspektive - Boatyard Bahia-Marina

« Previous Page