Jetzt sind wir schon wieder zwei Tage im Terminal Nautico. Eine polnische Yacht ist angekommen, die wir schon von Sal her kennen und auch in Mindelo wieder gesehen haben. Hier endlich kommt man ins Gespraech. Und wir stellen mit Verwunderung fest: Europa ist nicht gleich Europa!!! Denn die polnischen Staatsbuerger benoetigen ueberhaupt kein Visum und haben keinerlei Probleme mit den dusseligen 90 Tagen, die wir nur in Brasilien sein duerfen. Das ist ungerecht!!!

Heute haben wir dann endlich auch die Fluege nach Deutschland gebucht!! Das ist immer ein ziemliches Hin und Her bei uns – welcher Flughafen, welcher Tag. Die nun etwas hoeheren Preise und laengeren Flugzeiten tragen auch nicht gerade zu einer erhoehten Entschlussfreudigkeit unsererseits bei. Aber endlich sind wir fuendig geworden und Condor hat den Zuschlag erhalten. Die freuen sich jetzt bestimmt :-) ganz arg ueber ihre Neukunden. Bezahlen kann man den Flugspass – oh Wunder – sogar schlicht und ergreifend per Ueberweisung, und das sogar ohne Extragebuehren!! Schade nur, dass wir beim Flug von Recife nach Deutschland deutlich mehr Gepaeck kostenfrei mitnehmen duerfen, wie auf dem Rueckflug. Dabei waere fuer uns der umgekehrte Weg doch sooo viel praktischer.

Jonathan, unser fleissiger Helfer von Bahiaboat, kommt im Laufe des Nachmittags vorbei. Bringt die Griffe fuer die Entwaesserungsventile und holt sich bei der Gelegenheit ein Bier ab. Das spanische scheint ihm zu schmecken. Es sei zwar ganz schoen stark meint er, aber mit einem Schmunzeln. Wir jedenfalls verstehen jetzt, warum die brasilianischen Brauereien sich durch weltweite Zukaeufe vergroessern: Das hiesige Bier ist sowas von duenn, da ist selbst ein Exportbier in Deutschland noch als Starkbier zu rechnen, vom bayrischen Bockbier wollen wir gar nicht reden.

Ich hab Hunger!! War ja klar, es ist ja auch schon wieder 14 Uhr! Leider ist die Auswahl im Havana derart geschrumpft, dass Werner hungert und nur einen Suco trinkt. Die sind hier richtig lecker, ich bevorzuge Limao, waehrend er dem suesseren Mangosaft den Vorrang gibt. Beide sind frisch gepresst, schoen schaumig und eiskalt – ein Genuss und fuer 3,20 Reais (also knapp 1 Euro) der 0,4 Becher durchaus ein erschwinglicher Trinkspass.

Von Mariana haben wir uns einen Schluessel fuer den Wasserhahn geholt, lesen den aktuellen Wasserstand ab und dann heisst es „Wasser marsch“. Unser Tank ist gaehnend leer!!! Hat aber lang gehalten, letzte Auffuellung war in Mindelo und das ist nun schon ueber 5 Wochen her. Haette ich in den letzten Tagen nicht so mit Wasser geaast und Waesche gewaschen, haetten wir bestimmt noch eine Woche ausgehalten.

Wann macht die Correios zu? War da nicht auch hier unten im Comercio eine Post? Irgendwo hatten wir eine gesehen – der Revierfuehrer in Kombination mit dem Stadtplan hilft weiter. Und tatsaechlich, wenige Querstrassen weiter ist eine grosse Postfiliale, vielleicht sogar die Zentrale? Wachmaenner und jede Menge Schalter, alle belagert. Wir stehen etwas unmotiviert herum und ein Wachmann erbarmt sich unser, bringt uns ums Eck (die Schalterreihe zieht sich um ebendiese) und zeigt uns die Warteschlange. Aha, immer schoen brav hinten anstellen. Postfilialen weltweit unterscheiden sich kaum: Kunde und Schalterbeamte haben jede Menge Zeit und die Prozeduren ziehen sich endlos in die Laenge. Endlich sind wir an der Reihe. Unser Paeckchen (extra im Correios im Centro Historico erworben) wird rum und rum gedreht. Wo bitte ist das Problem? Irgendwas will der Schalterbeamte von uns wissen ….. hm, vielleicht was drin ist? Wir erklaeren mit Haenden und Fuessen und dann zueckt er ein A4 Formular in 4-facher Ausfuehrung, welches wir ausfuellen muessen. Die Zeit wird vom Beamten sinnvoll genutzt, er wendet sich seinem Mobiltelefon zu. Wir sind fertig und ein hektisches Durchwuehlen der Schalterschublade beginnt. Jede Menge A4-Boegen mit Strichcodes kommen zu Tage, werden sortiert und fuer nicht passend befunden. Aber endlich taucht der gesuchte Bogen auf, ein Aufkleber wird abgezogen und auf unsere Pappbox gepappt, gescannt und mit irgendwas noch ueberklebt. Dann wird das Formular gestempelt, s‘ Paeckle wird gewogen, wir bekommen den Preis um die Ohren gehauen (der haut uns jetzt nicht mehr um, den hatten wir gestern schon in Erfahrung gebracht), und wir zahlen. Mitsamt unserer Quittung und freundschaftlichem „obrigado/a“ und „Tschau“ , Winken von Schalter- und Security-Mann rauschen wir wieder auf die Strasse. Flip-Flop, Flip-Flop macht mein original brasilianisch-deutsches Schuhwerk und ich muss hoellisch aufpassen, dass ich mich auf dem teils rutschigen Kopfsteinpflaster wahlweise nicht langlege oder in eines der zahlreich vorhandenen Loecher falle. Jetzt noch ein Bier in einer der typischen kleinen Strassenkneipen. Direkt neben der Bushaltestelle. Von oben tropfen die Klimaanlagen, unten sitzt man lauschig unter kleinen Baeumen auf gemuetlichen Plastikmoebeln. Das Skol kommt im Plastikkuehler und in der guenstigen Familien flaschengroesse. Saefte gibt es auch jede Menge, aber mein Bedarf an laut und trubelig ist erst einmal wieder gedeckt. Zurueck an Bord fuellen wir unseren Wassertank weiter auf. Das dauert bei uns durch Filteranlage und Schlauchquerschnitt extrem lange. Und der Wasserdruck traegt auch nicht zur Erhoehung der Fliessgeschwindigkeit bei. Werner meint, laufen koennte man das nicht nennen, es waere mehr ein rinnen ….. Abendfuellendes Programm also!