Einmal noch in die nette Strandbar, einmal noch Frituras
essen - aber heute nur mit Salat und keine Pommes…keine Pommes?? Werner wirkt
enttaeuscht, gibt aber klein bei. Kein Wunder: Haben wir doch gestern Beide bei
der gewaltigen Portion Frituras maechtig schieben muessen und waren sehr satt
anschliessend.

Auch heute ist das Lokal gut gefuellt und vorwiegend mit
spanischsprachigen Gaesten. Laut geht es zu, man versteht sein eigenes Wort
kaum. Schee – wir strahlen ueber alle Backen und das nicht nur wegen des
leckeren Essens.

Da durch die Fressorgien der letzten beiden Tage unsere
Geldboerse ueber Notstand klagt und in Almerimar sicherlich wieder ein Deposit
fuer die Schluessel faellig wird, ueberfallen wir noch schnell eine Bank.
Schnell ist gut! Bei der Hitze schleppen wir uns foermlich ueber den breiten
Boulevard. Entgegen Werners Unkerei ist ein Bankomat aber schon bald erreicht
und wir schleppen uns wieder zurueck zum Dinghi.

Aus dem geplanten Abschiedsschwimmen wird es aber nix. Das
Wasser sieht gar zu unappetlich aus. In der Buchteinfahrt irren mehrere
Fischerboote mit Schleppnetzen umher, ob die den ganzen „Dreck“ aufwirbeln?

Noch ein klein wenig ausruhen, Sonnensegel und Aussenborder
wieder verstauen. Das Dinghi wird ausnahmsweise hinterher gezerrt. So geruestet
gehen wir um 17: 35 Anker auf. So langsam bekommen wir Gefallen an den
Nachtfahrten. Ist ja auch ein ganz besonderes Licht Abends und dann wieder
frueh Morgens. Leider spielt der Wind heute ueberhaupt nicht mit. Fast vorlich
und sehr schwaechelnd kommt er daher. Trotzig halten wir das Grosssegel hoch
und fuer eine halbe Stunde startet der Skipper nach Mitternacht sogar eine
Genua-Attacke, bricht dann aber frustiert ab. Hat keinen Zweck.

Der Vollmond wirft seine kuehle Lichtbahn uebers Meer und
er/beleuchtet auch die Kuestenlinie. Alles ist ungewohnt gut erkennbar. Ein
paar Fischerboote kreuzen unseren Kurs in gebuehrendem Abstand. Zwei grosse
Fische (Tunas?) springen gut einen Meter aus dem Wasser. Wer jagt die wohl oder
ist es die pure Lebensfreude?

Die Nacht ist klar, der Motor brummelt gleichfoermig vor
sich hin. Die verschiedenen Cabos und Puntas blitzen und blinken mehr oder
weniger weit sichtbar und warnen so vor ihrer exponierten Lage. Weit ragen sie
ins Meer hinaus und in den Buchten drin sind oft nur wenige Lichter erkennbar.
„Da moecht ich wohl mal hin, mir dieses kleinen Orte anschauen“  der Skipper sprachs, entschwand unter Deck,
sein Positionskreuzchen in die Karte machen und legt sich erstmal eine Runde
schlafen. Die Wachwechsel sind wieder zu meinen Gunsten unregelmaessig, Werner
kommt Schlafmaessig definitiv zu kurz. Bei laengeren Distanzen muessen wir uns
unbedingt einen festen Rhythmus antrainieren. 

Jetzt noch das Cabo de Gata – das ist sogar der Titel eines
Buches, wie ich gestern ueberrascht festgestellt habe (ueberhaupt gibt es
auffallend viele Buecher, die Portugal, Spanien, die Balearen in irgendeiner
Form zum Thema haben oder deren Geschichte an Orten stattfindet, die wir
mittlerweile kennen)  - die Bucht von Almeria
und dann liegt die vertraute Silhouette von Almerimar im bleichen
Morgensonnenlicht vor uns. Dunstig wirkt alles, verwaschen auf eine andere Art.
Zwei andere Yachten laufen vor uns in den Hafen ein und wir lassen uns Zeit mit
dem Bergen des Grosssegels vor dem Hafen. In der Einfahrt dann sind wir etwas
verwirrt und ueberrascht. War das beim letzten Mal auch schon so flach hier?
Das Echolot wandert auf bedenkliche 3,50 und an einer Stelle sogar auf 2,70!
Und das innerhalb der Mole bzw. der Zufahrtsrinne. Bei starkem Wellengang
wuerden wir dann wohl eher Adra anlaufen (muessen).

Die Anmeldung im Marinaoffice geht schnell. Das
Anmeldeformular vom Mai wird aus einem Ordner gezerrt, eine weitere Spalte auf
der Rueckseite mit Angaben gefuellt, Schluessel fuer die Sanitaerraeume wechsel
gegen ein Deposit von 10 Euro die Besitzer und dann legen wir schon wieder ab.
Alter Platz, No 127. Mist, das dicke Motorboot liegt gar nicht mehr an dem
Betonsteg. Wo war das nochmal fragt es hinter dem Steuerrad. Da steht doch
schon der Marinero und winkt. Routiniert will ich die duenne Mooringleine
angeln, der Marinero winkt ab. Ob er an Bord kommen duerfe? Claro. Leicht
verwirrt beobachten wir sein Uebersteigen von uns auf das Nachbarschiff. Ah,
jetzt daemmert es mir: der Nachbar hat sich die Mooring unseres Platzes auch
noch geangelt. So ein Schelm. Haetten wir aber sicherlich auch so gemacht, wenn
wir unser Schiff hier allein gelassen haetten. Hach, in Puerto de Soller gab es
von Haus aus zwei Moorings. Nein, nicht sentimental werden jetzt. Wo mir doch
der Duft von Mallorca heute nacht schon so gefehlt hatte oder des Meeres
zwischen den Inseln, der nach klarem Wasser und Salz. Letzte Nacht roch es
irgendwie nach Oel, nach Raps- oder Frittieroel genauer gesagt. Irgendwie
schwer und dumpf und halt oelig.

Nach dem anlegen erstmal zu Alex, TO-Stuetzpunktchefin und
Herrin ueber die Waschmaschinen gleichermassen. Wie geht es Euch, was gibt es
Neues? Das ist fast wie nach Hause kommen. Jetzt aber fix das Dinghi klarmachen
und in die hinterste Ecke von Darsena 3 duesen. Colin, der Segelmacher ist noch
bis 14 Uhr in seinem Segel-Loft erreichbar und wir haben Sprayhood-Notstand da
die alte nun definitiv kaputt ist. Seine Frau ist zwar very busy, aber er will
kommen und Massnehmen. Ein Tor weiter fallen wir dann gleich noch Regis &
Stewart auf den Geist. Heckbuegel verstaerken und Halter fuer zusaetzliche
Solarpaneele heisst hier die Aufgabe. Die Jungs versprechen ebenfalls einen
Besuch an Bord heute noch.

Das haben wir schon mal geschafft. Jetzt entspannt die erste
Ladung Waesche abgeben und dann weiter ins Paraiso. Gonzo glaenzt durch
Abwesenheit, Lefko schaut kurz herein, freut sich sichtlich ueber unseren
Anblick und ueberlaesst uns bald schon wieder der Fuersorge ihrer Tochter. Am
Abend sei sie wieder da. Wir dann auch. Wenn die Jungs alle an Bord waren.

Die kommen auch tatsaechlich ab 16 Uhr, wie angekuendigt ,
ueberpuenktlich und wie an der Perlenschnur gezogen. Alles wird gemessen und
besprochen, wir sind kurz allein. Dann steht Udo am Schiff. Grosses Hallo und
nochmal Neuigkeiten beiderseits austauschen.

Wir bekommen Nachbarn, gleich 2 Schiffe laufen in die freien
Plaetze an unserer Steuerbordseite ein und unser Dinghi muss weichen. Auf den
beiden Neuankoemmlingen wird geschrubbt und gewischelt, was Schrubber und
Wasserschlauch nur hergeben. Das Beispiel nehmen verschieben wir aber auf
morgen. Wir wollen unser Schiff ja nicht verstoeren, solche fuersorgliche
Zuwendung noch am Anlegetag ist sie ja nicht von uns gewohnt. Aber morgen
schreiten wir dann zur Tat.

Komisches Gefuehl, wieder in einer Marina zu liegen, aber
auch schoen.  Erstaunlich viele Plaetze
sind frei hier, dafuer stehen viele Schiffe auf dem Boatyard. Das ist zur Zeit
deutlich preiswerter als ein Platz im Wasser. Jetzt, gegen Abend, laufen aber
doch noch einige Schiffe ein. Von Ueberfuellung kann allerdings nach wie vor
keine Rede sein. Auch an Land haelt sich der Trubel wohltuend (fuer uns) in
Grenzen. Fuer die Betreiber der Lokale und Geschaefte bzw. die Hotels und
Appartmentvermieter sicher nicht ganz so angenehm.

Werner sitzt auf dem Vordeck und pult liebevoll die vielen
kleinen Meter-Markierungsknoetchen aus der Ankerbojenleine. Die haben sich als
unpraktisch erwiesen, waren aber von mir fuer die Ewigkeit eingeknuepft. Dementsprechend
lange dauert das ausknuepfen. Erstaunlich, dass er diese Aufgabe so entspannt
und ausdauernd wahrnimmt.

Mal sehen, wann die WOC-Crew sich aklimatisiert hat und zu
einem Wiedersehens-Umtrunk aufruft. Heidi & Dieter sind samt Tochter, Hund
und Wohnmobil heute ebenfalls hier eingetroffen. Perfektes Timing! Wer weiss,
wann wir uns wieder sehen.