Monats-Archiv September, 2012

Norweger….

….halten mich hier grade vom serioesen schreiben und berichten ab! Ich krieg hier nix auf die Reihe, hab jetzt zu meinem Vino blanco noch einen Douro-Rotwein stehen und bekomme keinen vernuenftigen Bericht zustande. Fotos wollte ich auch einstellen…. wird alles nach geholt! Denn es gibt viel zu erzaehlen von Coimbra, von Figueira da Foz und hier wird gerade ein neues Wort fuer “Logbuch” kreiiert: Love-Book! See you tomorrow, adeu!

Wieder mal Nebel - von Leixoes nach Figueira da Foz

Der Wecker klingelt. 50% der Crew (also Elke) starten einen zaghaften Versuch der Meuterei: muessen wir wirklich weiter? Ich bin so muede, alle Knochen schmerzen von den 2 Tagen Stadtpflastertreten..! Der Skipper besteht auf seinem Ankeraufgehen. Leicht brummig beuge ich mich seiner Autoritaet. Er hat ja auch Recht: wir wollen weiter und jeder weitere Tag hier in der Naehe von Porto ist zwar kein verlorener Tag, aber halt auch ein ungenutzter in punkto “weiterkommen”.

Sonnenaufgang in Leixoes

Sonnenaufgang in Leixoes

Auf den anderen Schiffen ruehrt sich noch nichts. Halt, die Aluyacht hinter/neben uns macht sich auch startklar. Allerdings fuer einen Wechsel in die Marina, unschwer an den ausgehaengten Fendern zu erkennen. In der Hafeneinfahrt taucht ein Kreuzfahrtschiff auf. Wir duempeln im hinteren afens rum und saeubern erst unseren Anker, lassen dann (ungewollt) noch mal ein paar Meter Kette ausrauschen, holen alles wieder auf und setzen dann das Grosssegel. Massig Platz hier und trotzdem fahre ich die Kreise zu eng und in die falsche Richtung und motze auch noch den Skipper an, weil er mich kritisiert. Faengt ja gut an der Tag. In strahlendem Sonnenschein runden wir den 2. Kreuzfahrer, der ebenfalls Kurs auf die Hafeneinfahrt nimmt. Wenn die Poette ihre menschliche Ladung ausgespuckt und auf Busse verteilt haben, dann rollt der Portwein-Rubel ja bestimmt wieder kraeftig. Und wir wissen jetzt, wo die vielen Busse herkommen, die von den Cavas stehen. Eine sichere Einnahmequelle, davon traeumen andere Staedte nur. Vor dem Hafen, ganz dicht vorm Strand, ankert ein Traditionssegler, ein Dreimaster. Mutig. Ich glaube, da haetten wir uns nicht hin gelegt. Bei Tage sieht auch die Reede ganz anders aus: alles was uns da gestern Abend hell erleuchtet entgegen blinkte und scheinbar dicht an dicht lag, ist jetzt irgendwie viel weiter auseinander gezogen und wir fahren recht lange an der Reede vorbei. Die portugiesische Kueste ist doch schon deutlich flacher wie die bisherige in Galizien. Die Berge ruecken in den Hintergrund, die Bebauung am Ufer hinter den leuchtenden Straenden ist dagegen ausgepraegter. Klar, jeder will wahrscheinlich in der ersten Reihe mit Strandblick wohnen. Den Anblick koennen wir allerdings nur kurz geniessen. Schon bald fahren wir in eine dichte Nebelbank hinein!! Bewaffnet mit Regenjacke und Geschirrhandtuch uebernehme ich das Ruder. Kennen wir ja jetzt schon: alle halbe Minute muss die Brille gesaeubert werden.

Wie sie sehen, sehen sie so gut wie nichts! Im Nebel unterwegs zwischen Leixoes und Figueira da Foz

Wie sie sehen, sehen sie so gut wie nichts! Im Nebel unterwegs zwischen Leixoes und Figueira da Foz

Auf dem AIS sind einige Schiffe zu erkennen, aber alle weit weg von uns. Fischerfaehnchen sind auch nicht so viele unterwegs. Wenn sie dann aus dem Nebel auftauchen, wirken sie irgendwie surrealistisch und die Farben treten besonders intensiv in dem Grau-Gemisch hervor. Anstrengend so eine Fahrt in graue Waende hinein. Wenn die Sonne sich durch drueckt, wirkt zwar alles optimistisch-heller, das sehen wird aber noch anstrengender. Immerhin koennen wir die Segel zur Unterstuetzung mit dazu nehmen. Aus dem Nebel dringt das Signal eines grossen Frachters der uns entgegen kommt. Wir aendern unseren Kurs nochmals, um ihm zu zeigen, dass wir ihm grossraeumig ausweichen. Und troeten einige Male zurueck. Moewen fliegen ganz dicht um unser Schiff herum, wirken im Nebel wie schmale schwarze, geschwungene Striche. Geisterhaft. Stunde um Stunde geht es so durch den Nebel, Wind und Welle nehmen auch noch zu. Ich hadere wieder mal mit allem. Nutzt aber nix, und hadern aendert es schon gleich gar nicht. Also finde ich mich mit allem ab, sende aber trotzdem einige Flueche in Richtung Nebel und Wuensche zum Universum. Um 14:24 wird alles erhoert: die Sicht wird besser, der Nebel ist weg!!! Wow, was fuer ein Gefuehl, wieder bis zum Horizont gucken zu koennen und nicht schon wenige Meter vor dem Bug blicktechnisch ausgebremst zu werden. Waehrend unserer ganzen Nebelfahrt haben wir ein AIS-Signal an Backbord voraus mit uns laufend verfolgt: “Mad Fish”. Ausser der MMSI-Nummer keine weiteren Angaben. Manchmal sah es so aus, als wuerde Mad Fish uns entgegen kommen, dann wieder fuhr er voraus. Als sich der Nebel lichtet, muessten wir ihn eigentlich an Steuerbord querab haben und auch sehen koennen. Laut AIS ist er naemlich an ebendieser Position. Aber da ist nix - niente, nada?.Wurde das AIS-Kaestchen mit Namen Mad Fish vielleicht von einem Delphin oder einer Moewe verschluckt?? Oder haengt es an dem Fischerfaehnchen, das wir gerade steuerbords querab haben?? Mad Fish, das Geistersignal. Um 14:30 haben wir Aveiro querab. Aus dem Hafen kommt ein grosses Segelschiff heraus, mit 4 Masten, alle gleich hoch. Santa Maria Manuela wird im Display angezeigt. Ein Fischerboot quert vor unserem Bug, ansonsten sind wir wieder alleine mit den Moewen. Eine ist eine echte Kamikaze-Moewe: erst fliegt sie ganz dicht parallel zu uns, laesst sich dann vor unserem Bug vom Wind hoch druecken, segelt vom Vor- Richtung Achterschiff und verfehlt unsere Steuerbord-Wanten nur um wenige Zentimeter - Massarbeit oder einfach nur Glueck? Nein, wahrscheinlich die Flugperfektion in “persona”, denn die fliegerischen Kuenste der Meeresgeier habe ich schon oft bewundert. Der Wind laesst etwas nach, die Wellen sind lang gezogen und rollen leicht seitlich an, heben unser Schiff hoch, lassen es fallen und rauschen hinter uns weiter. Selbst ein so grosses Schiff wie die Santa Maria Manuela verschwindet zeitweise komplett hinter so einer Welle, um kurze Zeit spaeter dann wieder aufzutauchen. “Rate mal, wer ca 5 Seemeilen vor uns faehrt?”. Der Skipper schaut mich fragend aus dem Niedergang an. “Nee, oder? Sag bloss, Mad Fish??” jawoll, ebendieser bzw. ebendieses Schiff ist wieder vor uns. Da hatte das AIS wohl einen kurzen Aussetzer und das Signal ist irgendwo an unserer Steuerbordseite “haengen geblieben”, bevor es dann wieder richtig zugeordnet wurde. Die Sonne scheint, die Anspannung hat nach gelassen. Als ich von einer kurzen Pause unter Deck wieder nach oben gehe, werde ich strahlen des Skippers und seines entbloessten Oberkoerpers schier geblendet und falle beinah rueckwaerts wieder den Niedergang runter. Aber ich bin ja stabil und einiges gewohnt. “Was machst Du denn da? Ist das jetzt nicht ein klein wenig uebertrieben?” frage ich ihn. Er strahlt mich weiterhin an, reisst die Arme hoch und meint: “ich muss doch noch etwas Braeune nachholen”. O.k. da hat er jetzt nicht ganz Unrecht, aber doch nicht hier und heute bei dem doch etwas frischen Wind… ich jedenfalls bleibe in meine Sweatshirtjacke gehuellt. Erfroren ist ja schon so manche(r). Und ausgezogen ist das Teil ja schnell. Wir fahren entlang eines endlos scheinenden, weiss herueber schimmernden Sandstrandes. Dahinter ein breiter Streifen dunkelgruener Baeume. Einige Meilen voraus (laut Skipper ca. 4-5) geht diese relativ flache Kuestenlinie in einen hoeheren Bergruecken ueber, der sich weit ins Meer vorschiebt: das Cabo Mondego. Am Fusse liegt ein kleiner Ort, mittendrin steht ein Leuchtturm (auch klein, aber mit vielen Gebaeuden rundrum) und am anderen Ende des Cabo stehen mehrere, teils recht hohe Haeuser, die wir recht schnell als eine Art Fabrik identifizieren. Eine Fabrik an so einem Ort?? An den steilgen Abhaengen und den vorgelagerten Felsen brechen sich die Wellen. Das Wasser schiesst am Hang hinauf und faellt ins Meer zurueck. Irgendwie sehen einige der Bergruecken etwas angenagt aus und ist das nicht ein Foerderband, das da im Fabrikgelaende zu einem Turm fuehrt? Das sieht nach einem Bergwerk aus. Lediglich der Teil mit dem Leuchtturm drauf sieht unversehrt aus. Schade, diese Verschandelung der Kueste. An dem Kap geht es schier endlos lange vorbei. Tatsaechlich sind es fast 8 Seemeilen, die wir vom ersten Anblick bis zum Ende des Cabo fahren muessen. Nur so zum Verstaendnis: das heisst fuer uns ca. 1 ? Stunden immer in Sichtweite zu sein. Aber irgendwann liegt auch dieses Kap hinter uns. Und ein Riesenmoloch von Stadt mit Hochhaus an Hochhaus tut sich direkt dahinter auf! Gruselig!!! Dagegen ist das Bergwerk ja nett anzuschauen! Wie kann man eine so schoene Bucht nur so verschandeln! Wenigstens stehen in Richtung Hafeneinfahrt nicht mehr ganz so hohe Haeuser. Die Wellen schieben uns ordentlich in die Bucht. Und die Einfahrt sah auf der Luftaufnahme im Handbuch irgendwie breiter und groesser aus??hinter uns kommt ein Fischerboot auf und vor uns will eines aus dem Hafen raus. Das uebliche halt. Mann oh Mann, jetzt kann ich mir gut vorstellen, dass diese Haefen hier bei entsprechendem Wind mit Welle geschlossen werden. Das ist bei hoeheren Windstaerken bestimmt keine leichte Uebung, hier einzulaufen ohne auf die Hafenmole gedrueckt zu werden! Heute jedoch ist alles im gruenen Bereich und hinter den Molenkoepfen wird es auch schon deutlich ruhiger. Jetzt noch nach links in den Yachthafenbereich einbiegen. Auf dem Steg steht schon einer und winkt uns in eine Box. Der Hafenmeister hoechstpersoenlich. Der im Handbuch und auch bei Meister Reeds noch vermerkte Anmeldesteg existiert zwar noch in Form einer Steinmole, scheint aber nicht wirklich aktiv genutzt zu werden. Auch das Gebaeude direkt dahinter steht leer. Der Yachthafen sei im Umbruch erklaert uns der Hafenmeister beim Anmelden. Er hat sein provisorisches Buero in einem Container. Alles wird neu gemacht und umgebaut. Koennen die sich hier bei der Hoehe der Liegegelder ja auch gut leisten: Werner schluckt beim Blick in die Preisliste und aus den so grosszuegig geplanten 2 Tagen machen wir mal schnell erstmal nur einen: 37,65 Euro sind wir irgendwie nicht mehr so wirklich gewohnt. Tja, meint der Chef, je weiter wir in den Sueden fuehren, je teurer wuerde es. Ja klar, das ist der Sonnen- und Waermeaufschlag oder wie? Und wer zahlt uns Entschaedigung fuer entgangene Waerme durch englischen Nebel??? Egal, da muessen wir jetzt durch, Ankern faellt hier flach, ist nirgendwo erlaubt. Ob wir aber jetzt morgen noch nach Cohimbra fahren, ist noch nicht geklaert. Als wir von der Anmeldung zurueck kommen, faellt mein Blick auf das Schiff gegenueber von uns: “Mad Fish”!!!! Doch kein Geisterschiff und auch kein Delphin oder sonstiges Fabelwesen, sondern ein ganz normales Segelboot :-)!! Jetzt sitzen wir auf unserer Terrasse, waren zu faul nochmal in die Stadt zu laufen. Um uns herum plaetschert und platscht es. Wie in jedem der letzten Haefen ist auch hier ein hohes Fischaufkommen zu bewundern. Von ganz klein ueber ganz schoen gross ist da so alles vertreten. Und dementsprechend bewegt ist auch das hier eigentlich sehr ruhige Wasser. Auf den Molenkoepfen der Zufahrt sitzen wohl Angler. Sie selbst sind nicht zu sehen, nur die Leuchtschwimmer ziehen ihre Spur. Staendig gibt unser Tiefenmesser Alarm: nicht weil wir zu wenig Wasser unterm Kiel haben, nein, immer wenn ein Fisch daran vorbei schwimmt. Und das ist halt des oefteren der Fall. Jetzt geht es ins Bett. Morgen wird so oder so wieder ein anstrengender Tag. Und auch fuer heute gilt: Fotos werden nach gereicht :-)!

Ortswechsel - von Povoa de Varzim nach Leixoes

Noch einmal nach Porto - etwas halbherzig fassen wir diesen Entschluss. Denn eigentlich wuerden wir auch gerne weiter wollen, der Karawane hinterher. Ralf & Inge sind seit gestern in Lisboa und wollen dort einige Tage bleiben. Wenn wir aber im bisherigen Tempo weiterzockeln, fahren die beiden wahrscheinlich grade wieder weiter, wenn wir in Lisboa eintreffen. Und fuer diese Stadt wollen wir uns definitiv mehrere Tage Zeit nehmen. Obwohl?.ganz ehrlich? Staedte sind toll, bieten viel?..aber in der Tiefe meines Herzens bin ich ein Landei und nach wenigen Stunden Grossstadt-Getuemmel fuehle ich mich extrem muede, ausgelaugt und alle Knochen schmerzen nach einem Tag in der Stadt. Schlimmer wie 10 Stunden Rudergehen :-)?.wer haette das gedacht, das ich sowas mal von mir gebe! However, nach Duschen, Fruehstueck, diversen Steg-Talks auf Englisch und einem ersten vergeblichen Versuch (mangels Anwesenheit des Personals), unseren gestern hier angelieferten nigelnagelneuen Windgenerator an der Rezeption abzuholen, steht fest: wir fahren noch einmal nach Porto. Zu gross ist meine ungestillte Sehnsucht, einmal ueber diese beruehmte Bruecke zu laufen, Porto und den Douro mit eigenen Augen quasi von oben zu sehen. Aber vorher laeuft hier noch ein spezielles Hafenkino ab, auf das wir sogar als Zuschauer gut haetten verzichten koennen: zuerst laeuft eine niederlaendische Aluyacht aus, sehr mutig wie wir finden, weil weit oberhalb der gruenen und vor allem: der gelb-schwarzen Untiefentonne. Prompt sitzt sie auch erst einmal auf, mitten im Hafen. Mit etwas Krafteinsatz der Maschine kommt sie aber wieder frei und laeuft aus. Kurz danach ein heftiger Knall! Was war das???? Ich stuerze aus dem Schiff nach oben. Eine einlaufende englische Yacht hat sich wohl an dem Hollaender orientiert und wollte ebenfalls oberhalb der Tonnen auf die Stege zufahren. Leider war da ein Felsen unter Wasser im Weg. Neuer Anlauf mit viel Gewinke und Gerufe vom Steg aus und die Briten finden den richtigen Weg. Ein Tauchgang (na danke, in der hier trueben Bruehe bestimmt kein Vergnuegen) ergibt zum Glueck: nix passiert. Das ist noch einmal gut gegangen. Wir beide schauen uns an und sinnieren darueber nach, was uns so alles haette passieren koennen, im Nebel. Man gut, das wir so vorsichtig rein gefahren und auch nicht ueber die Untiefentonne hinaus gefahren sind. Gelernt haben wir jedenfalls wieder sehr viel in den vergangenen Tagen! Werner bekommt endlich unseren Windgenerator ausgehaendigt und jetzt kann es mit der Metro nach Porto gehen. Ticket kaufen und wenige Minuten spaeter geht es los, das klappt hier echt prima. Auch jetzt, um die Mittagszeit, ist die Metro gut ausgelastet. Stadtflucht auch hier? Na ja, irgendwer muss ja in diesen ganzen neuen Hochhaus-Kloetzen wohnen, die hier die Landschaft ver(un)zieren. Jetzt sind wir schon 2x hier vorbei gefahren und entdecken immer wieder Neues: stand die schoene Villa im lokalen Baustil gestern auch schon hier? Und da auf der Weide stehen tatsaechlich 2 Kuehe!! Und da, eine ganze Pferde-Herde! Gestern waren grade mal 2 von den Vierbeinern auf einer sog. Weide zu sehen. Es ist mir immer noch ein Raetsel, was die da eigentlich fressen sollten, das ganze aehnelte mehr einer Muellhalde mit Unkrautbewuchs und waere bestenfalls fuer die genuegsamerenEsel oder Ziegen geeignet. Huehner, Schafe - heute scheint mein Tier-Tag zu sein! Knallblaue Blueten einer Rankpflanze erobern die kahlen Betonwaende neben den Metro-Schienen. Bis das oede grau aber komplett bedeckt ist, haben die Pflanzen noch ordentlich was zu tun. Mit der Bahn fahren wir ueber die Ponte Louiz I Bruecke. Werner und ich sind uns noch nicht ganz einig, ob jetzt Monsieur Eiffel hoechstselbst diese Bruecke erbaut hat oder einer seiner Schueler. Wir werden das bei Geleschenheit noch einmal im allwissenden Internet eruieren. Ist eigentlich auch wurscht, schoen ist sie - so als Bruecke gesehen und beeindruckend allemal, wie sie sich so ueber den Douro spannt. Wir stehen an der Bergstation der Seilbahn, die ebenfalls hier herauf fuehrt und bestaunen die Daecherwelt der Portwein-Cavas. Auch auf den Daechern stehen teilweise die Namen der jeweiligen Cavas. Ganz weit unten auf dem Fluss faehrt eine Segelyacht Richtung Muendung. Bestimmt hat der Skipper im alten Anne-Hammincks Handbuch gelesen, das man hier an einer Steinmauer direkt vor der Altstadt festmachen kann. Denkste, das ist locker vor 15 Jahren der Fall gewesen, heute wird hier alles von den Touri-Schaukel-Dampfern belagert. Nix mehr mit Yachten! Die sind ausgelagert in die neue Marina direkt nach der Muendung oder gehen nach Leixoes oder - wie wir - nach Povoa da Varzim. Wir schlendern ueber die Bruecke zurueck Richtung Altstadt. Wechseln von einer Seite auf die andere und wieder zurueck. Zu sehr fasziniert sind wir von den jeweiligen Ausblicken. Man koennte stundenlang stehen und nur gucken, gucken, gucken. Ein betraechtlicher Gebaeudeteil einer Cava zerfaellt. Ein Jammer. Hoffentlich wird da auch bald wieder etwas restauriert. Obwohl es nicht danach aussieht. Die Immobilienfirma ERA scheint eindeutig zu den Optimisten der Branche zu gehoeren: ihre vende-se Schilder haengt sehr oft an doch sehr maroden Objekten. Ob sich dafuer wohl noch Kaeufer finden? Klar, Potential ist vorhanden und in den engen Strassen der Altstadt sind oft genug gelungene Beispiele sanierter Objekte zu bewundern. Direkt daneben und leider immer noch in der Ueberzahl dann die (noch) baufaelligen. Aber es gibt - oder gab - wohl ein Stadterneuerungsprogramm, dass viele Renovierungsmassnahmen gefoerdert hat bzw. noch foerdern wird. Schade nur, dass es erst soweit kommen musste. Hinter Fassaden mit leeren Fensterloechern gaehnt uns nur Unkraut an, ansonsten 3 und 4 geschossige Leere, freier Blick auf Felswaende oder die Steine der Nachbarhaeuser. Moderiger Geruch begleitet uns, der Geruch des Haeusertodes? Dunkle, enge Gassen, an schmalen Balkonen oder vor Fenstern haengt trotzig die Waesche zum trocknen. Direkt nach der Bruecke laufen wir eine steile aber relativ breite Treppe hinunter. Die hatten wir schon von der Bruecke aus gesehen. Hierher verirren sich wohl seltener Touristen. Wenn, dann fahren diese in der Gondel einer weiteren Schienenbergbahn hinauf zum naechsten Highlight, dem Teil eines alten Kastellos und eine alte Kirche (deren Name mir schon wieder entfallen ist). Eine struppige Katze sitzt auf einer Fussmatte, Frauen und Kinder sitzen wenige Stufen unterhalb auf der Treppe vor Ihren Haeusern. Manche sind auch hier nett renoviert und ansehnlich. Das Gros jedoch riecht unangenehm und sieht aeusserst fragwuerdig aus. Neugierig schauen wir durch offenstehende Tueren in dunkle Treppenhaeuser die irgendwie ins Nichts oder in den Berg zu fuehren scheinen. In einem Haus wohnt wohl jemand sehr glaeubiges: in dem Stein vor der Tuer ist ein Kreuz eingemeiselt und die Tuer ziert ein Stueck Stoff mit einer poppigen Engelsabbildung. Eine Biegung weiter stehen wir fast auf den Tischen einer kleinen Bar. Auf den Absaetzen der steinernen Treppe sind immer wieder Loecher - Regenwasserablaeufe? An was anderes moechte ich jetzt nicht denken. Wer weiss, aus welchem Zeitalter dieses Treppe noch stammt, die Loecher inbegriffen. In die Strassen eingelassen finden wir des oefteren bronzene Schilder mit dem Hinweis, dass dies und jenes entstanden, aufgebaut oder renoviert wurde mit Geldern aus der Portwein-Steuer. Das ist doch mal eine gute Verwendung einer solchen Steuer. Jetzt bestaunen wir noch die besagte Bruecke von unten, sind dem Wasser ganz nahe, laufen die Touri-Meile entlang des Douro ab. Entdecken den letzten von ehemals vielen Verkaufsstaenden, die hier in Garagenaehnlichen Nischen in einer Mauer vor 10 Jahren noch vorhanden waren. Jetzt wird hier alles von Restaurants und Andenkenlaeden der kitschigsten Sorte beherrscht. Wir suchen uns wieder eine besonders enge und steil ansteigende Gasse aus. Erstaunlicherweise passen hier sogar noch Autos durch! Auch hier wird renoviert. Kommt hier irgendwann am Tag ueberhaupt mal Sonne rein? Eine Stunde am Morgen auf die Seite und auch nur in die oberen Stockwerke, eine Stunde am Abend auf die andere Seite? Ein kleines Restaurant kaempft hartnaeckig ums Ueberleben und um Gaeste. Mit den Preisen gepaart mit dem Ambiente der Umgebung allerdings werden sich nicht allzu viele hierher verirren und vor allem: niederlassen. Vielleicht lockt ja aber auch die offerierte Fado-Musik. Die passt sehr gut zu der Umgebung, wie ich finde. In einem Haus werden Musikinstrumente hergestellt, in einem anderen Keramikartikel produziert. Zumindest laut Schild, zu sehen ist von den Toepferwaren nix. Kann ja noch kommen. Ein wunderschoen renoviertes Haus inmitten der restlichen “Bruchbuden” wird zum Kauf offeriert. Ob ich hier wohnen moechte? Wohl eher nicht, bei aller Begeisterungsfaehigkeit habe ich da doch ernste Zweifel. Um zwei Ecken herum und beinahe laufen wir in eine hagere Gestalt rein, die eilig aus einer anderen Seitenstrasse kommt und zu einer zweiten, zwielichtigen Gestalt will. “Und schon hat der Klops den Besitzer gewechselt” - “H?h???” - Elki steht wiedermal auf einem Feuerwehr-Schlauch und merkt absolut nix! “Haste nicht gesehen, die haben gedealt”?. Ah ja!! War ja klar, dass WIR wieder mal in “so eine” Gasse rein geraten. “Guck, die dealen auch” - immerhin wird noch ein halbherziger Versuch gestartet, die Aktion vor uns etwas zu verbergen. Jetzt faellt es mir auch auf: irgendwie riecht es hier schon merkwuerdig, abgesehen von dem Modergeruch?.eine ganz neue, im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Duftmischung herrscht in dieser Gasse vor. Ob die auf der Strasse spielenden Kleinkinder, die hier aufwachsen, dadurch schon einen klar vorgezeichneten Weg haben? Aus einer Tuer kommt eine Art uebrig gebliebener Hippie raus. In einer anderen Kneipe sitzen bestimmt 20 alte Maenner, spielen Karten oder sowas in der Art. Erleichtert sehen wir von uns die breite Prachtstrasse. Eine alte, gebeugte Frau schlurft in einer Ecke zwischen einem Brunnen und ihren Habseligkeiten herum. Welche Kontraste. Zwischen einer Strasse und der naechsten Gasse liegen Welten, getrennt nur durch wenige Meter, aber unueberbrueckbare Kluften dazwischen. die keine Haussanierung dieser Welt ueberbruecken kann. Wo diese Menschen wohl mal hinziehen, wenn all die Haeuser durchgestylt und die Gassen hier zur gutsituierten In-Wohngegend geworden sind? Wird das ueberhaupt irgendwann mal stattfinden oder stagniert hier alles irgendwann, hoeren die Sanierungsmassnahmen wieder auf und es wird einfach nur gelebt, so wie immer? Noch ein Wechsel auf die andere Seite der Promeniermeile, wieder andere, breitere Gassen hochlaufen. Die Haeuser sind aehnlich. Aber es kommt mehr Sonne hinein. Hier ein Laden, der alle moeglichen Werkzeuge anbietet, dort einer, der Dichtungen, Gummiringe, Fahrradpedale und 1000 andere Kleinigkeiten im Fenster ausstellt. Eigentlich aehneln alle mehr Werkstaetten mit einer Verkaufstheke. Alles ist etwas angestaubt, aber es gibt Kunden und sieht nach Leben, nach Fortbestand aus. Kunst aus Gottweisswo, Tatoo’s, Buecher, dazwischen eine Bar und das Restaurant “zum rauchenden Hund”. Das sieht gar nicht aus wie ein Restaurant, eher wie ein ganz normales Haus. Aber es haengen eine Speisekarte und die Oeffnungszeiten im Fenster. Hier ist gelebte Vielfalt, Tradition mit einem Hauch Moderne. In einem Zweiradladen gibt es eine richtige Warteschlange. Entweder ist der Inhaber einfach gut oder der einzige weit und breit, der Zweiraeder repariert bzw. Ersatzteile verkauft. Marktluecke nennt man so etwas bei uns wohl. Weiter oben fuehlen wir uns wie in Harry Potters Zaubererstadt: mehrere in schwarze Umhaenge gehuellte junge Leute kommen die Strasse herunter, biegen mit wehendem “Mantel” in eine andere Strasse und sind verschwunden. Mit offenem Mund schaue ich hinterher, was ist das denn?? Wahrscheinlich Studenten oder sowas in der Art. Bestimmt nix mysterioeses :-)! Es wird Zeit, zurueck zum Schiff zu fahren. Dort angekommen, ein kurzer Wettercheck, dann Leinen los. Hier im Hafen haben wir schon zwischen 4 und 5 Beaufort und wir muessen das Leinen loesen dann doch etwas genauer planen. Und hinter uns lauern ja die Felsen, wie wir seit heute frueh wissen! Aber alles klappt gut und hoffnungsfroh rollen wir unsere Genua aus. Die zieht dann genau 20 Minuten einigermassen mit, dann hat der Wind derart nach gelassen, dass sie nur noch muede vor sich hin flappt. Auf rollenden Wellen tanzen wir in den Sonnenuntergang - naja, eher parallel dazu - Richtung Leixoes. Rechts geht die Sonne unter, links davon wird die schmale Mondsichel hoch gezogen. Leider sind wir eine gute Stunde zu spaet los, somit laufen wir wieder einmal in finsterer Nacht den Hafen von Leixoes an. Aber hier ist alles gross und breit und nachdem wir den grossen dunklen Klotz im Wasser mit zwei kleinen Leuchtpunkten drauf und namentlich als Reedetonne bezeichnet, passiert haben, koennen wir den Kurs auf die Hafeneinfahrt absetzen. Rot und da nochmal Rot und wo ist gruen? Uff, das sieht doch immer wieder anders aus. Aber mittlerweile herrscht bei uns schon mehr Ruhe durch die gemachten Erfahrungen. Und so steuere ich brav nach des Skippers Anweisungen die diversen Kurse. Was gar nicht sooo einfach ist, bei den Rolling Waves die unser Schiff mal nach dieser, mal nach jener Seite tanzen lassen. Und natuerlich kommen ausgerechnet jetzt mehrere Fischerboote aus dem Hafen raus. Also erstmal Gas weg und Platz machen, dann volle Kraft voraus, eindrehen - verflixt da kommt schon wieder einer, aber jetzt bin ich weit genug drin, der andere macht mir Platz - und ab durch die Mitte. Jetzt ist auch das gruene Licht gut zu sehen und wir steuern auf das Ankerfeld zu. Laut AIS liegen hier mindestens 2 Boote, in der Wirklichkeit koennen wir so nach und nach dann insgesamt 5 Ankerlieger ausmachen, mal mit hohem Ankerlicht, mal ganz ohne, mal eines knapp ueber Deck. Wir legen uns dicht an die Mole - fuer meinen Geschmack ja etwas zu dicht, aber selbst mit 30 Meter Kette passt es dann doch. Kurzes Abendessen, Anker haelt. Text hier schreiben, Anker haelt. Ein Fischerboot laeuft mit mehr Krach wie Geschwindigkeit aus, der Anker haelt. Ein kleineres Frachtschiff laeuft ein und mischt das Hafenwasser ganz gut auf, der Anker haelt. Der Skipper meint, der Tag haette doch nur 24 Stunden gehabt, was ich da alles wieder schreibe und legt sich ab, Anker haelt. Ich lege mich jetzt auch ab, ob der Anker haelt, erfahrt ihr morgen :-)?..nee, ne, jetzt faengt der bloede, defekte Windgenerator doch tatsaechlich noch an, Krach zu machen! Und abstellen laesst er sich nicht mehr. Also schlafe ich wohl wieder mal im Salon! Wird Zeit, dass der neue montiert wird! Ach ja, Bilder folgen. Also bitte die Tage nochmal diesen Eintrag aufrufen, wer gerne Fotos gucken moechte :-)!

Benebelt – auch ohne Portwein (unterwegs in Porto)

 

 

Porto – von Povoa de Varzim ganz easy mit der Metro erreichbar. Die End- oder Anfangsstation der Metro liegt nur wenige Fuss-Minuten vom Yachthafen entfernt. Da wir natuerlich gestern vergessen haben, die Abfahrtszeiten schon mal im Vorfeld in Erfahrung zu bringen, latschen wir nach dem Fruehstueck einfach drauf los. Fest darauf vertrauend: es wird schon relativ bald eine Bahn Richtung Porto fahren!

Vor uns in der Ticketschlange stehen noch 2 deutsche Paare, die uns schon mal aufklaeren: es gibt ein sog. Andante-Ticket fuer 7 Euro. Das gilt fuer alle Fahrten nach Porto und in Porto. Klingt super…und ist es auch. Wir muessen nicht umsteigen, die rote B-Linie (die einzige, die zwischen Povoa und Porto verkehrt :-) ) bringt uns zuegig zur Stadtmitte. Schon die Fahrt ist eine schoene Sightseeing-Tour, fuehrt durch Maisfelder, kleinere Waldabschnitte, Ortschaften mit starken Kontrasten. Da stehen moderne, grottenhaesliche Neu-Hochbauten zwischen aelteren, traditionell gebauten und leider oft dem Verfall preis gegebenen kleinen Haeusern. Mitten in einem kleinen Waldstueck ist eine Haltestelle angelegt. Die Saeulenwacholder und das hier gezielt gepflanzte Pambasgras wirken irgendwie kuenstlich und deplaziert. Wo sind hier die Haeuser, in denen die ein- und aussteigenden Menschen leben? Aber wahrscheinlich kommen viele mit dem Auto hierher, nicht umsonst werden die grossen Parkplaetze neben einigen Haltestellen angelegt worden sein.

In Trindade steigen wir aus. Werner kennt Porto schon von einem Besuch vor gut 10 Jahren und findet sogar das Hotel von damals wieder. Aber wir brauchen ja dieses Mal kein Hotel, unser schwimmendes Hotel liegt gut vertaeut, wenn auch etwas unruhig in der Marina in Povoa de Varzim und wartet auf unsere Rueckkehr.

Puh, wieso hab ich eigentlich eine Jacke angezogen? Die Sonne brennt auf Porto herunter. Schon beim verlassen der Metro-Station kommen wir aus dem Staunen nicht heraus: ein ganzer Trupp junger Menschen stuermt die Station. Nichts ungewoehnliches soweit. Aber diese hier haben alle quietschgelbe T-Shirts an und tragen auf dem Kopf ein ebenso gelbes Tuch. Verlieren koennen die sich jedenfalls gegenseitig nicht, dafuer sind sie selbst einzeln viel zu auffaellig! Unser erstes Ziel ist die Tourist-Info, in der wir uns mit diversen Broschueren und einem Stadtplan versorgen. Weiter geht es den Berg hinunter. Ich haette ja die Altstadt in die andere Richtung vermutet, aber Plan und privater Stadtfuehrer (Werner) kennen ja den Weg. An grossen, beeindruckenden und auch schoenen Gebaeuden vorbei laufen wir in Richtung Douro. Ueberall wird gebaut: kaum eine Strasse, die nicht aufgerissen wird. Hoffentlich wird alles wieder so schoen mit den kleinen Steinen gepflastert, wie es auch vorher war und in vielen Strassen und auf den Gehwegen/Plaetzen immer noch zu bewundern ist! Wie in vielen Staedten und Ortschaften Spaniens und Portugals gibt es auch hier viele leerstehende Haeuser und Geschaefte. Vende-se ist hier das beschilderte Wort des Jahres 2012. Bei einigen fragt man sich allerdings, wer das wohl kaufen soll. Viele Gebaeude sind in einem erbaermlichen Zustand, Fenster zugemauert, Tueren mit Brettern zusaetzlich vernagelt. Dabei laesst sich durchaus noch der alte Glanz und die fruehere Schoenheit erkennen. Besonders fasziniert mich ja die hiesige Tradition, die Haeuserfronten mit wunderschoenen Fliesen (meistens jedenfalls und hier in Porto zumindest) zu verschoenern. In einer alten Einkaufsstrasse werden ganze Haeuserzeilen gerade saniert. Wie das hier wohl in ein, zwei Jahren aussieht? Eine Chocolateria duftet uns schon von weitem entgegen. Hier allein nur die Nase in die Tuer zu halten, ist ein Genuss! Da muss man gar nichts kaufen oder gar essen. Allein der Duft saettigt und macht zufrieden! Wie schoen, hier arbeiten zu duerfen…. oder eher Qual? Eine uralte Kirche lockt mit schoenen Fliesen an der Aussenwand. Auch im Inneren setzt sich dieser Wandschmuck prachtvoll fort. Schwerer Kristalleuchter haengen an der Decke, alles ist blattgoldverziert, schwere dunkle Holz“moebel“ stehen in Seitenraeumen. Auch hier ueberall wunderschoene Fliesen (Majolica genannt) und Lampen aus Silber. Klein sind die Raeume aber man kann sich kaum sattsehen an ihrem Innenleben. Draussen in der uralten Einkaufsstrasse gibt es alle moeglichen Laeden: Juweliere haben hier Tradition, aber auch moderne und trotzdem schoen antik wirkende Laeden gibt es: schoene, edle Stoffe werden in dem einen geschmackvoll praesentiert. Nebenan gibt es lokale Produkte: Olivenoel, Portwein, Marmeladen und sogar Kleinigkeiten zum Essen werden angeboten. Alles in schoenem Ambiente. Gegenueber dann klassisch: Bekleidung fuer die Dame und den Herrn mittleren Alters und fest in den Kleidungsgewohnheiten von Generationen verwurzelt. Ein Haus weiter gibt es Buecher, zum Grossteil vom Aussehen her in der Kategorie Antiquariat anzusiedeln. Aber auch hier strahlt der Laden keine Verstaubtheit aus, zieht eher mit einer Gemuetlichkeit und ganz besonderen Atmosphaere zum Verweilen ein.

Hier wird noch gelebt, mit unverbaubarem Blick auf den Douro

Hier wird noch gelebt, mit unverbaubarem Blick auf den Douro

Zwischen den Haeusern blinkt uns der Douro entgegen. Ausgerechnet jetzt gibt der Akku der Kamera auf! Ich aergere mich, dass ich der Akkuanzeige vertraut und nicht nochmal aufgeladen habe. Egal, dann bleiben halt Handy und das innere Auge. Diese Bilder hier werden unvergesslich sein fuer uns. Wir lassen uns durch die Gassen treiben, verlaufen ist nicht – unser Ziel liegt ja schon in Sichtweite vor uns und vor allem: bergab! Mit umgebauten oder an die originalen Portwein-Lastkaehnen angelehnten Booten werden Scharen von Touristen den Fluss hoch und runter geschippert. Drueben auf der anderen Seite liegt eine Portwein-Destille an der anderen. Sandeman, Fonseca, Porto Ferreira sind nur einige der wohlklingenden Namen. Auf einem Touri-Lastkahn steht sogar der schwarze Sandeman auf dem Bug (oder war es das Heck) und natuerlich steht der Name Sandeman auch fett-schwarz auf dem Schiff. Hier am Fluss sind die Haeuserzeilen besonders pittoresk (mir faellt kein besseres Wort dafuer ein). Die Mischung aus marodem Charme und bewohnter Lebendigkeit macht es wohl. Wirklich schoen ist eigentlich was anderes, aber haesslich ist es auch nicht – pittoresk eben.

Ein Kindergarten macht einen Ausflug. Ob die Kleinen hier in der Stadt leben oder irgendwo von einem Vorort kommen und die Altstadt von Porto kennen lernen sollen? Die beiden Betreuerinnen haben modische schicke blau-weisse karierte Kittel ueber ihrer normalen Kleidung und sehen ein klein wenig so aus, als wollten sie jeden Moment mit Knete oder Fingermalfarben los legen. Die Kleinen haben jedenfalls Spass.

Wir schlendern weiter am Fluss entlang, steigen eine Treppe hoch, es geht durch eine weitere schmale Gasse. Unten liegen ein paar kleine Fischerboote und an einem Steg ein Boot der Guardia civil. Ein Schild an einer Haltestelle laesst vermuten, dass hier die alte Strassenbahn entlang faehrt. Oder zumindest ein Teil davon. Also gesellen wir uns zu den restlichen Touristen und harren wieder einmal geduldig der Bahn, die da laut Fahrplan schon seit einigen Minuten da sein muesste. Tatsaechlich: ein ockerfarbenes Gefaehrt aelteren Baujahrs schnauft die leichte Steigung heran, haelt, spuckt Menschen aus und…..faehrt einfach weiter! Wir gucken uns alle gross an. Nach ein paar Metern haelt die Bahn mit viel Geratter und Puff und Zisch. Dann Stille.

Der Schaffner steigt aus und stellt irgendwelche Hebel um. Dann setzt sich das Gefaehrt wieder in unsere Richtung in Bewegung. Aha, Richtungswechsel bei Bahn und Geleise! Alle duerfen jetzt einsteigen und los geht es Richtung Douro-Muendung. Im Gegensatz zur modernen Metro gibt es hier natuerlich keine Klimaanlage. Allein der Fahrtwind, der durch die offene Tuer weht, kuehlt etwas ab. Dafuer haben wir eine Wahnsinns-Aussicht auf den Fluss und das gegenueberliegende Ufer. Hinter einer weiteren Bruecke (die beruehmte Bruecke des Eiffel-Schuelers haben wir ja schon laengst hinter uns gelassen) macht der Fluss eine leichte Biegung, schon sieht man die Wellenbrecher und die markierte Zufahrt. Auch die neue Marina von der man uns erzaehlt hatte, liegt gegenueber. Endstation. Wir steigen aus. Ein Park mit hohen Palmen und anderen Pflanzen teilt die Uferstrasse. Ein Katamaran laeuft ein, von uns intensivst beaeugt. Einen kurzen Moment dachten wir, es sei die Morning Cloud, aber das kann nicht sein. Wir hinken ja allen weit hinterher, die Karawane ist ja schon weiter gezogen. 14 Tage Heimaturlaub haben uns da echt raus gerissen.

Wow, was da fuer Wellen gegen die Mole und die vorgelagerten Felsen donnern! Am Strand sind noch einige Unentwegte und sonnen sich oder baden sogar. Naja, was man so baden nennt: bis zu den Knoecheln im Wasser stehen, das wuerde ich vielleicht sogar noch hin bekommen ;-) Jetzt sind wir schon so weit hier in Matosinhos, da koennten wir vielleicht ja doch noch zur Marina Leixoes….?…Werner gibt keine Ruhe, er will sich unbedingt die Marina und den vorgelagerten Hafen samt Ankerspot ansehen. Mit dem Bus (der doch tatsaechlich schon 9 Minuten nach unserem Eintreffen an der Haltestelle dort ankommt) geht es einige Stationen weiter und durch Matosinhos hindurch.

Am liebsten wuerde Werner den Nothalteknopf druecken: vor mehreren Restaurants sind Grills aufgebaut und ein verfuehrerischer Duft findet den Weg sogar in den vorbeifahrenden Bus! Ganz kurz hadern wir an unserer Endstation, ob wir evtl. wieder zurueck laufen (immer dem Duft nach) oder doch wie geplant, ueber die Bruecke den Hafen queren und die Marina suchen sollen. Nein, wir koennen bestimmt auch in der Marina eine Kleinigkeit essen, meint der willensstarke Skipper und laesst sich wenige Meter nach der Bruecke von mir dann bereitwillig in eine kleine, rustikal und urspruenglich wirkende Kneipe mit Namen „A Knaipa“ ziehen. Auch hier ist ein Grill aufgebaut, Sardinen brutzeln darauf vor sich hin und es riecht….hmmmmm, hier bleiben wir! Ich muss da nicht mehr lange ueberlegen. Die Tische sind gut besetzt mit Einheimischen, aber nicht ueberfuellt. Wir bekommen einen Platz im Schatten und werden von zwei aelteren Herren bedient. Der eine spricht – oh Ueberraschung! – perfekt Deutsch, hat 10 Jahre in Duesseldorf gelebt und gearbeitet. Sardinen fuer mich und fuer Werner Fischfilet vom Grill, dazu Salzkartoffeln, Salat und vorweg eine Weisskohl-Kartoffelsuppe, Wasser, Kaffee hinterher und fuer das alles bezahlen wir dann 12,50 Euro. Pappsatt machen wir uns auf den Weg, die restlichen schlappen 700 Meter (geschaetzt vom netten Ex-Duesseldorfer) zu bewaeltigen. Auf einer schoenen Steinmauer steht ein Schild, das 340 qm zum Kauf anpreist. Dahinter auf dem Grundstueck steht ein traumhaft schoenes Haus, eine riesige Palme sowie ein Bougainvilleastrauch machen das Ambiente perfekt. Alleine schon wegen der Mauer wuerden wir das Grundstueck ja glattweg kaufen. Und was man da schoenes draufbauen koennte. Mit Blick auf den gegenueberliegenden Containerhafen, da waere Werner ja in seinem alten Element.

Aber jetzt geht es erstmal in die Marina. Hmm, die hatte ich mir irgendwie groesser vorgestellt. Gross dagegen ist allerdings der Vorhafen. So gross, dass sich die beiden Ankerlieger darin regelrecht verlieren. Und die richtig grossen Poette liegen wohl alle links ums Eck rum, da wo auch die ganzen Containerkraene stehen. Ganz hinten sehen wir eine deutsche Flagge und die Silhouette des Schiffes scheint uns auch wohl vertraut. Die Flying Fish aus Oldenburg lag bis gestern Mittag ja noch in Povoa de Varzim, ist dann aber mit unbekanntem Ziel weiter gezoegen. Jetzt wissen wir, wo sie gelandet ist. Aber auch hier legt sie schon wieder ab. Im Vorhafen werden die Segel gesetzt und raus geht es auf den Atlantico! Fuer uns geht es auch raus aus dem Hafen: raus auf die Strasse und rein in den naechsten Bus. Das geht ja wie geschmiert hier mit den Bus- und Bahnverbindungen. Kaum sitzt man entspannt auf dem Wartebaenkchen, schon kann man aufspringen und einsteigen. In rasanter Fahrt kurven wir durch Leixoes und zurueck nach Matosinhos. Sogar ein Stueck ueber die Autobahn geht es und dann stellt Werner fest, dass er jetzt auch endlich mal den kompletten Containerhafen von Porto bzw. Leixoes gesehen hat! Fuer ihn war das natuerlich besonders interessant und wir haben uns beide etwas an Bremerhaven erinnert gefuehlt. Auch wenn hier keine Autos verladen werden.

Mit der blauen Metrolinie geht es zurueck ins Zentrum. Feierabend-Zeit: die Bahn ist gut gefuellt mit Menschen aller Art und jeden Alters. 4 „Damen“ mittleren Alters, kleidungsmaessig durch Loch-Jeans auf jung getrimmt, unterhalten sich lautstark mit rauchig-dunklen Stimmen ueber mehrere Sitzbaenke hinweg. Zum Glueck verstehen wir den Inhalt nicht. Aber die Gesten und Mimik unserer Sitznachbarinnen sprechen Baende. Die beiden schauen sich bedeutsam an und rollen mit den Augen. Aus der Vierer-Gang stellt sich eine in den Gang neben uns, Ruecken zu uns. Das hautenge Shirt betont die Hueftpolster aeusserst vorteilhaft, die schwarze Jogginghose sitzt erstaunlicherweise gut unter den besagten Polstern. Sicherheitshalber wird aber mit der Hand noch mal zwischen Hosenbund und Allerwertesten gefahren und alles zurecht gerueckt. Augenrollen und bedeutsames Grinsen bei unserer Sitznachbarin. Warum setzen Menschen eigentlich in S-Bahnen ihre Sonnenbrille auf? Wissen die nicht, wohin damit oder ist das cool? Oder versteckt man sich damit vor den anderen? Oder kann man einfach unbeobachteter andere beobachten? Ich finde es jedenfalls scheisse, ich kann das nicht leiden, wenn ich nicht sehen kann, wo andere hinschauen! Erleichter fallen wir an unserer Zielstation aus der Bahn. Mir schwirrt der Kopf. Wir laufen noch durch einige Gassen mit vielen Geschaeften und Lokalen. Hoch und runter, von rechts nach links. Immer wieder orientieren wir uns mit Hilfe des Stadtplans, finden schliesslich noch den kleinen Laden mit den etwas ausgefallerenen Postkarten, finden auch einen Laden in dem wir Briefmarken kaufen koennen (direkt neben Mac Dussel, der hier in Porto innen auch ganz anders aussieht und in dem sogar Kristallluester als Beleuchtung von der Decke haengen!) und stiefeln den Berg wieder hinauf Richtung Metro-Station.

Irgendwann verlieren wir aber die Lust am rumlaufen, es geht zurueck zur Metro. Ab in die Bahn und zurueck zum Schiff. Mir fallen fast die Augen zu, ich spuere jetzt erst, wie platt ich von dem Tag, dem Erlebten und Gesehenen bin. Und dabei haben wir noch nicht mal eine Portwein-Keller Besichtigung mit Probe gemacht! Zum 3. Mal fuer heute fahren wir an so einer Art Reihenhaeuser vorbei: 8 Haeuser, aneinander gebaut, gleicht eines dem anderen durch die gruenen Kacheln, die an der Fassade angebracht wurden. Auch die Haustueren sind alle im gleichen Stil, mit massiver Holzfuellung unten, schnoerkelig gitterverziertem Fensterteil oben. Lediglich die Farben weichen ab: weiss dominiert. Auch die Fenster selbst sind unterschiedlich. Aber in ihrer Einheitlichkeit sehen sie doch einfach schoen aus, allein eben durch die schoenen, alten Fliesen an der Hauswand und dem insgesamt alten Baustil. Gelungenes Beispiel, wie es sein koennte!

Trotzdem schaffen wir es noch, auf dem Rueckweg beim Lidl einzufallen. Der liegt eine Station vor unserer eigentlichen Aussteige-Haltestelle und wir finden hier endlich Werners geliebte Erdnussbutter! Mit voll gepacktem Rucksack (es gab natuerlich noch andere Begehrlichkeiten ausser der Erdnussbutter) laufen wir zum Hafen. Pi mal Daumen muesste es da lang gehen und dann hier vielleicht mal links. Oh da geht es nur nach rechts. Auch gut. Waren wir hier nicht schon mal(Werner)  ?? Nein, waren wir definitiv nicht (Elke). Bin ich nicht hier beinahe in die Hundesch…. getreten (Werner)? Nein, Du bist richtig rein getreten, aber nicht hier (Elke)! Guck mal, der hat einen Iveco und sogar einen Mercedes (Werner). Der hat noch nen Iveco (Elke). ……Andere Menschen interessieren sich fuer Museen, Ausstellungen und Bibliotheken…wir machen Containerhafenrundfahrten und gucken interessiert, was auf den Containern oder den Schiffen drauf steht, sehen uns Tieflader an, die in irgendwelchen Ecken rumstehen oder interessieren uns fuer die verwendeten LKW-Marken anderer Speditionen. Ach ja, wo wir gerade beim Thema sind: hier in Portugal wird viel mehr Mercedes gefahren, sogar die E-Klasse Kombis haben wir hier gesehen, das gab es in Spanien so bislang nicht, von Frankreich gar nicht zu reden. Tja, sowas faellt uns auf. Und das es irgendwie gar nicht mehr so viele von diesen weissen Wasserbehaeltern auf den Hausdaechern gibt….frueher waren das irgendwie mehr. Oder war das nur in der Tuerkei??

 

Jetzt lasse ich mich von unserem Schiff in den Schlaf wiegen. Denn hier im Hafen ist soviel Bewegung, das Naja sich permanent leicht hin und her schiebt, die Festmacher knarzen und aechzen.

Dazu der vielfaeltige Sound der ein- oder auslaufenden Fischerboote. Und da hatten wir schon Angst, dass wir im Nebel so ein Fischerboot „uebersehen“ wuerden: die kann man vielleicht uebersehen, aber keinesfalls ueberhoeren! Was da an Motorengeraeuschen geboten wird, ist echt ueberwaeltigend und laesst uns immer wieder neu staunen. Und heute stinkt das Hafenwasser auch nicht mehr so.

Dafuer boellert es draussen schon wieder – wie Feuerwerk klingt das. Aber kann man denn jeden Abend ein Kurzfeuerwerk veranstalten??? Gestern Abend hatten wir das auch schon! Und das klingt definitiv nicht nach Brandung!!!

 

 

Verfuehrerischer Duft weht aus der Chocolateria

Verfuehrerischer Duft weht aus der Chocolateria

Tankwagen

Auf dem Weg zur Tankstelle in Povoa de Varzim

Auf dem Weg zur Tankstelle in Povoa de Varzim

Nach Waesche waschen (schon wieder, ja) und einkaufen steht fuer heute noch Tanken auf des Skippers Wunschzettel. Schon toll, was der sich so alles wuenscht! Bei unserem Bummel durch Povoa de Varzim haben wir eine BP-Tankstelle entdeckt, die soll es sein! Am Spaetnachmittag ist es etwas weniger warm und wir bewaffnen uns mit saemtlichen Kanistern, ziehen von den Einheimischen argwoehnisch betrachtet, durch die Gassen Richtung Tanke. Den Tankwart hatten wir schon vorgewarnt und er stuerzt sich gleich auf die Kanister. Leider dauert die Gesamtprozedur incl. Bezahlung etwas laenger, so dass sich an der kleinen Tankstelle recht schnell ein Stau bildet. Eigentlich wollten wir uns ein Taxi fuer den Weg zurueck zur Marina nehmen. Das hat ein anderer Kunde mitbekommen, der gerade seinen Minilaster betankt hat. Er guckt uns an, wir gucken ihn an. Werner verhandelt immer noch wegen einem Taxi. “Du, ich glaube, der Mann da ist nicht abgeneigt, uns zu fahren” weise ich ihn sanft auf den moeglichen Helfer hin. Der parkt erstmal am Rand derTankstelle, steigt aus, spricht mit dem Tankwart und gibt uns dann zu verstehen, dass er uns samt Kanistern zur Marina fahren will. Sehr praktisch, ist doch die Ladeflaeche tutto completto leer! Also alle

Tankwagen - unser hilfsbereiter Fahrer wartet auf den naechsten Kanister

Tankwagen - unser hilfsbereiter Fahrer wartet auf den naechsten Kanister

Kanister rauf, wir rein in die Fahrerkabine (eng, aber gemuetlich) und schweigend (mangels der jeweiligen Sprachkenntnisse) geht es los. Geld will er keines, er habe sein Haus um die Ecke und es sei ihm eine Freude gewesen, das verstehen - oder interpretieren wir jedenfalls aus seinen Worten beim Abschied! Wir bedanken uns vielfach mit Obrigado, thank you und gracias, was uns halt alles so grad einfaellt und schleppen unsere Beute die paar Meter zum Schiff sehr entspannt. Was man doch fuer nette Erlebnisse hat, wenn man mit einem Schiff unterwegs ist!

Wir blockieren die Tankstelle - Stau beim Tanken!

Wir blockieren die Tankstelle - Stau beim Tanken!

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