Eine Schokotorte en minitaure steht auf dem Cockpittisch, dekoriert mit einer einzigen Minikerze. Eine Kerze fuer Werners neues Lebensjahr, fuer ein ganz neues, anderes Leben, eine Kerze fuer den ersten Geburtstag, den wir an Bord feiern.  Zwischen Kaffee kochen und Tisch decken lausche ich dem Sing-Sang aehnlichen Rufen der Muschelsucher und Fischer, die sich von einer Seite der Bucht zur anderen hin auf diese Art erstaunlich gut verstaendigen. In gebueckter Haltung, Voegeln auf Futtersuche gleichend, stapfen sie durch den Schlick, Eimer oder Buetten hinter sich her ziehend. Venusmuscheln werden gesammelt und es sieht nach einer wahrhaft muehseligen Arbeit ist, die mich sofort an die Weinlese meiner Jugend erinnert. Am Ufer vor der Werft stapft eine Moewe durch den Schlick, ihre spur zieht sich kreuz und quer. Majestaetisch wackelt sie mit dem Popo und laesst sich elegant ins Wasser gleiten, schwimmt unter der Pier durch um drueben weiter zu suchen. Der Kaeptn, Kajado, geht langsam mit seinem Hund ueber die Pier Richtung Auto.

Das Geburtstags”Kind” kommt vom Broetchen-holen zurueck, Eier und Kuchen auch noch in der Tasche, und staunt ueber den Geburtstagstisch. Geschenk gibt es keines, koennen wir uns gegenseitig ein besseres und groesseres Geschenk machen, wie dieses Leben? Wir finden: Nein!

Locke, Kelsey und Andy von der Kama kommen zum Fruehstueck rueber. Sehr gemuetlich in unserem total vollgestellten Cockpit, aber uns alle stoert es nicht. Kajado kommt und wird an Bord gebeten. Er fragt uns alles moegliche ueber Segelboote, wuerde sein Motorboot gerne gegen ein Segelboot tauschen. Spaeter kommt noch Bruce von der Plane Song, wir gleiten vom Fruehstueck in den Fruehschoppen rueber. Blauer Himmel, Sonne, T-Shirt-Temperaturen - was will Man(n) mehr?!

Am Nachmittag wollen wir Frauen noch spazieren gehen. Die Maenner lassen sich ueberreden, mitzukommen. Wollen aber dafuer gerne das Schlauchboot aktivieren, um rueber nach Seixal fahren zu koennen. Fuer Kelsey ist das auch eine Abwechslung, endlich kann sie wieder mal auf einem Spielplatz toben!

In Seixal

In Seixal

 

Wir geniessen die Fahrt ueber die Bucht, machen das Dinghi an einer relativ sicheren Stelle an einem frei zugaenglichen Steg direkt hinter der kleinen kommunalen Steganlage fest und schlendern nach dem Spielplatzbesuch durch Seixal. Beschaulich geht es hier zu, der kleine Platz vorm Touristoffice ist wie leer gefegt, 2 Haeuser stehen auch hier zum Verkauf und sofort werden Plaene geschmiedet, was man daraus alles machen koennte. Abendessen in einem Lokal mit Blick auf die Lagune, auf Lissabon und einen wundervollen Sonnenuntergang. Nur der Wind ist etwas frisch und wir Maedels froesteln etwas in unseren leichten Sommerkleidern. Im letzten Daemmerlicht geht es zurueck zur Werft. Das Wasser faellt schnell und so halten wir uns auch mit dem Dinghi an den Tonnenstrich.

Die Kama-Crew entert ihr eigenes Schiff, die Luette ist muede und Andy und Locke wollen sich nochmal mit Funkgeraet, Laptop und Pactor-Modem beschaeftigen.

Wir klappern gerade noch einen Text ins Laptop und suchen Email-Adressen, als neben uns auf dem Steg Stimmen zu hoeren sind: Auf Franzoesisch wird Werner gefragt, ob man stoert. Man sind Marie-Diane und Christoper aus Dunkerque. Deren Schiff steht auf dem Platz und eigentlich wollten sie ja zu Andy & Locke, folgen aber auch gerne Werners umgehender Einladung, an Bord zu kommen. Die beiden haben die Schleife in die Karibik und zurueck schon hinter sich, waren letztes Jahr im Norden (Norwegen, Lofoten, Groenland) unterwegs und erzaehlen von Eisbergen und ihren Erlebnissen in diesen Breiten. Super interessant - aber hinfahren, nein hinfahren wollen WIR da nicht :-). Neugierig sind die zwei auch und bewundern noch unser Schiff von innen, finden es trotz des herrschenden Chaos (ueberall liegen die Inhalte diverser Schapps und Werkzeug rum) sehr schoen und sind “very impressed”. Besonders unsere “Kitchen” und das grosse Bett achtern haben es ihnen angetan. Es wird spaet, bis die beiden sich verabschieden, die mitgebrachte Mega-Buddel Leffe Blonde ist leer, vom Borba Rotwein (eine Empfehlung von Nunu) ist noch genug fuer mich uebrig geblieben ;-).

Ein schoener Tag, ein schoener Abend - wir schlafen ein im Schein des Vollmondes ueber uns, mit dem gluckern und glucksen des Wassers und dem Klatschen der Fische unter dem Steg. Werftidylle. Wann feiert man schon mal seinen Geburtstag in der Lagune des Tejo, fast in Lissabon?