Monats-Archiv September, 2012

Bordalltag - in der Lagune von Seixal

Seite an Seite mit der Kama am Steg von Tagus-Yachtcenter

Seite an Seite mit der Kama am Steg von Tagus-Yachtcenter

 

Bordalltag – warten auf den Elektronikfachmann, warten auf die Fertigstellung der Ankerbeschlagoptimierung (das ist ein Wort, was?!). Ausraeumen des Stauraumes unter unserem Bett im Achterschiff (und da geht ordentlich was rein!) -  unser Achterschiff sieht aus wie kurz vor unserem Start - Kabel einziehen (zum Glueck war der Skipper so vorausschauend und hat schon eine Blind-Strippe in die Roehre gezogen bei der letzten Kabel-Aktion). Eine „Sorgleine“ fuer ein evtl. nochmal einzuziehendes Kabel wird auch gleich mit rein gezerrt, loest sich leider beim ersten Anlauf vom Kabel, also das ganze retour und von vorn.

Dazwischen turne ich mit dem Verschweissgeraet uebers Deck und sichere die Enden unserer Festmacher, Fenderleinen, Schoten etc. Sieht doch gleich viiiiel ordentlicher aus – finde ich, sonst interessiert es aber auch niemand so wirklich :-((…aber bin ich nicht das Mass der Borddinge? Manchmal zumindest…

Elektro-Wuhling

Elektro-Wuhling

 

Andi von der Kama bittet um Hilfe: er muss in den Mast und Werner sichert ihn. Kurze Zeit spaeter die ganze Aktion dann nochmal in unseren Mast: der Elektroniker stellt fest, dass wir das gleiche Windanzeigesystem haben wie die Kama und deren Anzeige verweigert den Dienst. Eigentlich wollte er die Messunit aus dem Mast mit zur Raymarine Vertretung nehmen und dort messen lassen. Aber das koennen wir ja auf unserem Mast gleich an Ort und Stelle testen. Also hoch in den Naja-Mast, unseren Windquierl ab- und den der Kama anstecken. Und siehe: it works! Hm, also muss der Fehler im Anzeigegeraet oder in einem Kabel liegen. Die Suche geht also weiter.

Wenig spaeter sitzen dann drei Maenner gespannt vor unserem Radarbildschirm und staunen ueber die Anzeige. Das geoffnete Radom dreht (so sieht also unsere Radarantenne von innen aus, interessant!), wo liegt jetzt bei uns der Fehler? Die beiden Geraete werden jedenfalls abmontiert zwecks Vorfuehrung beim Raymarine Servicepoint. Das soll eine Woche dauern, evtl. – kein Thema, wir wollen ja noch Lissabon und Umgebung anschauen.

Mit Andi’s Frau Locke zwitschere ich ab Richtung Office, da gibt es Internet!!!! Sonst gehen Frauen gemeinsam zur Toilette, hier geht Frau gemeinsam zum naechsten Wifi-Hotspot :-) und die Maenner bleiben an Bord zurueck. Die sind ja hinreichend mit ihrer Elektronik und Elektrik beschaeftigt. Eine englische Bordfrau nutzt diesen Service ebenfalls schon. Wir unterhalten uns eine Weile, sie macht Schluss fuer heute, ihr ist das Wifi hier zu instabil und langsam. Bei Mac Donalds sei es viel besser und man muesse noch nicht mal rein gehen. Allerdings ist der Mac Dussel Laden ganz schoen weit weg, die Busse fahren hier wohl nach einem fuer Auslaender mehr wie mysterioesen Fahrplan, Taxis dagegen seien very cheap. Wichtige Informationen also, die man da so erhaelt. Auch die das man hier doch schon sehr auf alles achten muss: Dinghi, Fahrraeder, Geldboerse. Letzteres natuerlich ganz besonders in Lissabon. Leider faellt mein Ausflug in die Welt des www kurz aus: mit einer Email haben wir ein Manual fuer die Selbststeueranlage bekommen und Strom-technische Informationen.

Boote werden aus dem Wasser genommen, der Travellift hat heute gut zu tun und wir viel zu gucken, dazwischen ein Schnack mit anderen Yachties aus England und Deutschland. Angesteckt von den Aktivitaeten der Kama werfen auch wir unsere Mini-Waschmaschine mit der kleinen T-Shirtwaesche zwischendurch an. Auch wenn es die letzten Tage immer wieder bewoelkt und auch mal regnerisch war, kommen wir hier doch ins schwitzen. Auf beiden Schiffen flattert die Waesche und auch der breite Steg, an dem wir liegen, ist mit Waesche „geflaggt“.

So sieht es hinter unserem "Armaturenbrett" am Navitisch aus - gut vorstellbar, was es heisst, ein zusaetzliches Kabel von a nach b einzuziehen oder?

So sieht es hinter unserem

 

Langsam faellt das Wasser hier in der Lagune wieder und es kommt Strand und anderes zum Vorschein wo man vorher nur Wasser sah. Die Arbeit am Ankerbeschlag stagniert. Wir hinterfragen aber auch nix. Wird schon alles werden. Der Beschlag als solches sieht auf jeden Fall schon mal gut und passend aus.

Leider wird das mit der Montage im Wasser wohl nix. Werftchef Rafael kommt und meint, wir muessen morgen raus gekrant werden. Auch das noch. Und morgen kommt dann auch der Fachmann fuer Decksarbeiten. Mal sehen, was der zu unseren Leckagen sagt.

Waeschewaschen dauert etwas laenger, die Zeit vertreibt man sich mit kloenen und lesen. Ich falle tief in eine neue Buchempfehlung: „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier. Schon nach 2 Seiten habe ich mich „fest gebissen“ und bin froh, dass ich es ohne Leseprobe blindlings sofort fuer den Kindle geordert habe! Und die englische Version gleich dazu. Das bueldet extrem und ich hoffe sehr, meine Englischkenntnisse damit deutlich zu verbessern.

Werner zieht unverdrossen zusaetzliche Kabel ein, die Montage unseres neuen Tillerpiloten fuer die Windfahnensteuerung schreitet ordentlich voran, die Waesche haengt, so ist jeder beschaeftigt. Essengehen faellt allerdings heute flach, wir brutzeln Bratkartoffeln und –wurst an Bord. Auch gut.

Kloenschnack beim vorletzten kalten deutschen Bier mit Nachbar Andy und ich mache noch ein Foto von unserem „Kabelsalat“ der sich dezent in der Klappe oberhalb vom Navitisch verbirgt.

Das Wasser unter unserem Kiel faellt und faellt, wir stecken fest, da ist nix mehr mit in den Schlaf geschaukelt werden. Aber naja faellt wenigstens nicht um sondern steckt ihren langen Kiel einfach nur in den weichen Schlick.

Unsere Radaranlage geht von hinnen, wir sind gespannt, was die Ueberpruefung ergibt. Am Freitag wissen wir mehr.

Seixal/Amora

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Grauer Himmel, es sieht nach Regen aus. Wir wollen auf dem Ankerplatz immer noch lustig von einer Seite zur anderen. Was uns nicht weiter beruehrt, wir wollen ja in den Tejo, zu Tagus Yachtcenter in Seixal. Aber erstmal bestaunen wir noch all das was uns umgibt bei Tageslicht. Immer wieder interessant. Schnell noch ein paar Fotos machen und dann gehen wir Ankerauf. Das Haken des Verbindungsschaekels mit dem damit verbundenen Ueberspringen der Kette von der Rolle Richtung daneben, nehmen wir schon mit Routine hin und loesen das Problem relativ schnell. Also mit “wir” meine ich da jetzt explizit den Skipper :-)). Gehoert das alles noch zu Cascais? Eine endlose Haeuserreihe zieht sich am Wasser entlang, teils alt und schoen, teils neu, modern und in unseren Augen eben nicht so schoen. Tonnen suchen mit dem Fernglas, hatten wir ja schon lange nicht mehr! Und die hier sind nicht besonders gross und heben sich farblich auch nicht wirklich vom Hintergrund ab. Trotzdem finden wir die wichtigsten. Die Wassertiefe nimmt betraechtlich ab und ich frage zum 10. Mal nach, ob wir hier auch tatsaechlich richtig sind. Sind wir. O.k. Bei 9,70 hoere ich auf zu fragen, danach geht es auch gleich wieder deutlich ueber die 10 Meter Marke. Wir schwenken in den Tejo ein, folgen dem Fahrwasseer vorbei am Torre de Belem. Das soll eine Millionen-Metropole sein? wundert sich Werner. Hmm, ich kann mir das gut vorstellen, ziehen sich die Haeuser doch entlang des Flussufers den Berg hinauf und wer weiss, was noch dahinter alles kommt. Schon beeindruckend. Aber noch beeindruckender und unsere Blicke anziehender finden wir die rechte Flusseite mit den kleinen, urban wirkenden Ortschaften, den so gar nicht dazu passenden davorliegenden Piers. Jesus bewacht eine hohe Bruecke, die den Tejo ueberspannt. Die Betonsockel der im Wasser stehenden Pfeiler sind mit Delphinen bemalt. Sollen die ihre lebenden Artgenossen anlocken oder ersetzen? Sieht zwar nett aus, wirkt aber irgendwie auch deplaziert vor. Ueber uns donnern die Autos und Lastwagen. Ein Brummen, Summen, Rumpeln, Sirren vereint sich zu einem nervenzerfetzenden Gesamtgeraeusch. Wenn da jetzt noch ein Zug drueber faehrt…. und da hinten, direkt neben der Bruecke hinter den Containerterminals ist die Alcantara-Marina. Die muessen einem doch normalerweise noch Geld geben, damit man da rein geht. Aber vielleicht ist es dort ja auch gar nicht mehr so schlimm mit dem Krach. Oben auf dem Berg schauen grosse, alte und leerstehende Bauwerke auf uns herab. Ein modern aussehender Aufzug verbindet oben mit unten. Aber warum?? Die Haeuser unten haben tote Augen, wirken nicht nur unbewohnt, sondern sind es auch ganz offensichtlich nicht mehr. Ein leeres Haus reiht sich ans andere. Warum wohl? Unerzaehlte Geschichten, die wir wohl auch nur erfahren werden, wenn wir uns fuer laengere Zeit hier auf die Region und die Menschen einlassen. Fischerboote und Faehren kreuzen unseren Weg. Den Fischern winken wir zu, sie winken zurueck. Die Faehren haben es viel zu eilig und es ist auch niemand zu erkennen, dem man winken koennte. Gleich nach der Ecke da muessen wir rum. Ah ja und dann? Rote Tonne, gruene Tonne, rote Tonne, gruen - alles liegt kreuz und quer und dazwischen zur Verwirrungssteigerung auch noch ein paar Untiefentonnen…. ja, da gibt es mehrere Fahrwasser. Hm und welches ist jetzt unseres? Irgendwie wurschteln wir uns durch, gruen bleibt an Steuerbord und so hangeln wir uns von Tonne zu Tonne. Telefonat mit Rafael von Tagus Yachtcenter: an Tonne 15 sollen wir rechts abbiegen. Aha, das ist doch eine Ansage! Aber wo bitte schoen geht es dahinten weiter?? Von Yachten oder Stegen mit einem Travellift weit und breit keine Spur zu sehen. Es soll sich an steuerbord ein kleiner Kanal oeffnen. Oh ja, da iss er schon. Na der ist ja wirklich luett. Vorsorglich gibt es den bewaehrten Aufgabenwechsel: Werner steuert die letzten Meter, waehrend ich wieder uebers Deck spurte, Fender und Leinen parat lege. Segel haben wir ja heute keines zu bergen. Das hatten wir gestern abend vor lauter Ausschau halten naemlich glatt vergessen runter zu holen, mussten wir dann vor Anker noch erledigen. Hier in der Bucht liegen richtig viele Ankerlieger, ein internationales Trueppchen hat sich da zusammen gefunden. Die Haeuser linkerhand gefallen uns ausnehmend gut. Keine Ahnung, was das jetzt fuer ein Ort ist. An Mooring- und sonstigen Bojen schieben wir uns vorsichtig vorbei und folgen rostigen Tonnen, die irgendwann in diesem Leben mal gruen oder rot waren. Rot sind sie jetzt irgendwie ja auch noch, rostrot. Die letzte ist eindeutig gruen und da schaelt sich auch Fenderbewehrter Steg aus dem ganzen Wirrwarr von Trockendock, rostigen Faehrschiffen und Yachten. Davon stehen die meisten allerdings an Land. Auf dem Steg steht ein Mann, Rafael. Ein weiterer kommt dazu und beide nehmen unsere Leinen an. Herzlich werden wir willkommen geheissen, ein ganz sympathischer Mensch ist der Rafael. Nach einem kurzen Smalltalk geht es gleich zur Sache: unsere Probleme werden geschildert und spaeter kommt der Mann vom (Metall)-Fach hinzu, misst unseren Ankerbeschlag aus, ueberlegt und bespricht mit Rafael. Dann iss er weg. Kurze Zeit spaeter kommt er mit einem Musterteil an, passt an und entschwindet wieder. Die Feinarbeiten und Montage folgen morgen. Ploetzlich piept unser AIS: die Segelyacht Kama wird angezeigt. Die vermuten wir auf dem Platz oben, aber nein, sie kommt in der Fahrrinne auf uns zu! Wir nehmen Leinen an und lernen also endlich die Kama und Ihre Crew kennen, von der wir schon ueber Yachtfunk.com gehoert hatten. An Bord der Kama gibt es das gleiche Problem wie bei uns: der Autopilot ist out of order. Bei einer 2-Crew und auch noch mit einem Kleinkind an Bord ein durchaus sinnvolles Ausruestungsteil, das funktionieren sollte. Der Elektrofachmann, der fuer die Kama geordert war, kommt spaeter dann auch zu uns an Bord und nimmt sich unserer Probleme an. Beim Radar ist auch er ratlos. Die Antenne arbeitet wohl. Jetzt wird alles abmontiert und zur Ueberpruefung zum oertlichen Raymarine-Servicepoint gebracht. Die haben auch Ersatzteile da. Weiter geht es mit dem Autopilot. Wir montieren die Steuereinheit an, starten das Ding und: es arbeitet ordnungsgemaess!! Die Freude ist nur von kurzer Dauer, waere ja auch zu schoen gewesen! Beim 3. Versuch ist alles wieder wie vorher: nothing happens! Jetzt geht es an die Fehlersuche im Detail. Ich wandere von einem Platz zum anderen, irgendwie bin ich immer im Weg. Derweil regnet es immer mal wieder, gut dass wir die Kuchenbude haben. Die ist auch hier im Sueden ganz brauchbar, wenn auch die Seitenteile gut weg verstaut sind. Wir wandern ueber den Platz, bewundern die dort abgestellten Boote. Auch einige mit deutschem Heimathafen sind dabei. Eine mit Namen Duevel ok und Heimathafen Strande hat ebenfalls den TO Stander in der Saling und an Deck zeigt sich das Eignerpaar. Ja das Schiff bleibt ueber Winter hier, sie fliegen nach Hause, von Porto aus. Leihwagen fuer 10 Tage und Flug von Porto nach Hamburg kosten weniger wie ein Flug von einer anderen Grossstadt nach Hamburg und sie sehen noch etwas von der Gegend. Wir werden an Bord gebeten, aber da die Bratkartoffeln im Backofen vor sich hin brutzeln, habe ich nicht so die rechte Ruhe fuer laengere Bordgespraeche und draenge aufs zurueck gehen. Wie schon in Nazare laufen auch hier auf dem Gelaende zwei etwas struppige Hunde rum, die aber ein liebendes Herrchen haben. Der eine hinkt hinten rechts etwas, ich tausche Blicke mit ihm aus und sein Besitzer erzaehlt mir, dass er von einem Auto angefahren wurde und hinten jetzt eine Metallplatte eingesetzt hat. Er ist aber gluecklich, dass der Tierarzt so gut gearbeitet und der Hund noch alle 4 Beine hat. Und der Hund meint, es gehe ihm gut. Die Bucht hier ist sehr ruhig, trotzdem blaest auch hier immer wieder eine Boe durch und vor allem: faellt sie zum Grossteil trocken, da muss man sich schon gut an die Fahrrinne halten und Ankern sollte man auch nur in gewissen Wassertiefen! Ich weiss noch nicht, ob ich so d’accord bin mit den Ankerplaenen meines Mannes. Das muss ich mir morgen erst nochmal genauer ansehen, wo wir dann da evtl. vor Anker gehen koennten. Auch hier am Steg protestiert der Tiefenmesser beharrlich und zeigt noch knappe 2,20 an. O.k. das ist ab Sensor, sollte also reichen. Und noch bewegt sich unser Schiff ja auch. Trotzdem ein komisches Gefuehl. Morgen geht es weiter, Reparaturen Teil 2 und vielleicht kommen wir ja auch schon dazu, etwas Sightseeing zu machen. Auf Lissabon sind wir schon sehr gespannt, aber auch auf Seixal und Amora, auf das was uns hier so umgibt. Auf dem Steg machen sich Fischer fertig fuer den Nachtfang, irgendwo an Land schreit ein Esel sein knarziges Iah in den Abendhimmel. 20:45 Bordzeit, 19:45 Ortszeit, 18:45 UTC …. da soll Frau mal nicht zeitlos werden, bei so vielen unterschiedlichen Zeiten. Und unter Deck ist man mit Kabel, Sicherungen und Tests beschaeftigt. Fest steht schon mal, der Autopilot zieht zu viele Ampere: 6,3 - das haut die 5 Amp Sicherung natuerlich prompt raus, die 7,5 haelt eine Weile, dann bretzelt sie es ebenfalls darnieder. Aber warum, das ist die grosse Frage! Morgen mehr und hoffentlich auch die Loesung des Problems!

Cup (Cabo) und Cupper - von Nazare nach Cascais

Der Wind hat deutlich nach gelassen, die Wellen hoffentlich auch. Also Bezahlen, Schluessel abgeben, noch ein paar Tipps vom Kaeptn abholen, wie man Zeit sparen kann auf dem Weg nach Cascais, anderen Seglern die nach Norden wollen noch schnell ein paar Tipps mit auf den Weg geben….die Zeit rennt. Bis alle Leinen geloest und der gelbe Festmacher (Stromkabel) eingeholt sind, das dauert. Aber auch wir kommen irgendwann - genauer gesagt um 11 Uhr Bordzeit - endlich los. Huch, die Aeolus ist auch schon weg. Das ist eine niederlaendische Ketsch, auch auf dem Weg nach Almerimar, wo sie aber alleine ueber den Winter kommen muss. Eine Moewe begleitet uns ein kurzes Stueck, auf unserem Radar sitzend, dreht aber schnell ab, als sie merkt, was wir vor haben. Bon voyage, safe journey - Abschied nehmen, immer wieder irgendwie komisch. In der Hafeneinfahrt setzen wir das Gross, na ja fast zumindest. Irgendwie ist immer was im Weg, dieses Mal das Backstag und ausserdem ist die Einfahrt zu kurz, zu schmal und wir muessen jetzt erstmal durch die wellen zwischen den Molenkoepfen durch. Vor uns kaempft sich die Aeolus durch die Wellen um Raum zur Kueste hin gut zu machen. Wir folgen den Anweisungen von Mike Hadley, dem Hafen”meister”, und gehen relativ schnell schon parallel zur Kueste. Ueberhaupt bleiben wir die ganze Zeit dicht unter der Kueste, um dem hier herrschenden, nach Nord setzenden Strom aus dem Weg zu gehen. Und das bewaehrt sich. Wir laufen durchgaengig relativ angenehm zur Welle und mit ueber 6 Knoten. Nicht schlecht. In Hoehe des Cap Corveiro (kurz vor Peniche) habe ich trotzdem die Faxen dicke, irgendwie wird der Wind mehr, die Wellen kommen ueber kreuz und als der Skipper verkuendet: noch 8 Stunden bis Cascais falle ich dezent vom Glauben ab. Der meint doch 5?? Nochmal nachgefragt, werden aber die 8 Stunden bestaetigt. Hier zwischen dem Cap und den vorgelagerten Inseln sind die Wellen nochmal hoeher, kommen irgendwie ganz bloede. Und das noch 8 Stunden so?? Find ich nicht so pralle. Also Kurswechsel Richtung Peniche. Eine Fischerflotte kreuzt unseren Kurs, Fischerfaehnchenslalom kommt dazu. Und komisch: der Wind laesst nach, die Welle ist moderat wenn auch noch gut hoch. Vor uns laeuft die Yacht “Chateau irgendwas”. Die gehen gar nicht nach Peniche, bestimmt wollen die auch nach Cascais. Mit 10 Grad Kursunterschied geht es dem Schloss mehr oder weniger hinterher. Also doch Cascais. Nix ist so flexibel wie eine Steuerfrau, die einerseits keinen Bock auf die xte Ansteuerung im Dunkeln, andererseits aber auch keine Lust hat, die naechsten vorhergesagten mind. 2 Schlechtwettertage in Peniche auszuharren. Wo doch Cascais und Lissabon so dicht vor unserer Nase liegen…. Werner loest mich am Ruder ab, kurzer Gang unter Deck…urrgs schnell wieder hoch! Dann ist Augenpflege auf der Backbordbank angesagt. Die ist zwar nicht die bequemste, erscheint mir aber von der Wellenrichtung her noch am besten. Geht auch eine ganze Weile gut. Bis, ja bis so ein richtiger Klopper von Welle angerauscht kommt. Im Halbschlaf spuere ich noch: irgendwas ist anders, dann haut es mich auch schon von der Bank runter und mit grossen Augen schaue ich Werner aus meiner Maikaefer-Perspektive gross an. “Ich kann nix dafuer” - Weiss ich doch. Ich hab halt auch zu spaet reagiert. Ist ja auch weiter nix passiert. Nur meine linke Wade ist mit dem Cockpittisch kollidiert und schmerzt ordentlich. Das wird wohl ein schoener blauer Fleck werden. Ich verlege meinen Schlafplatz auf den Plichtboden, da kann ich wenigstens nirgendwo runter fallen. Fast 3 Stunden spaeter bin ich dann wieder dran mit Rudergehen. Werner meint, ich koenne ja auch eine Position nehmen und in die Karte eintragen, aber darauf verzichte ich dankend. Der Wind hat noch mehr nach gelassen, die Wellen folgen zwar ihrem eigenen Rythmus und eigenen Gesetzen, werden aber von unserem Schiffchen in einer sehr moderaten Manier bewaeltigt. Hinten hoch, vorne hoch, leicht hin und her, dann ab ins Tal und alles von vorne. Ein Cap nach dem anderen wird gerundet. Die Kueste ist wieder steiler. Oben auf den Haengen blitzen weisse Ortschaften. Mit Meerblick, aber wohl ohne Meerzugang. Aber wer will an diesen steilen Felshaengen, an denen sich das Meer weissschaeumend aufbaeumt, auch nah am Wasser wohnen? Leuchttuerme stehen auf den Cap’s. Immer wieder kommen Wolken an, verdunkeln die Sonne fuer eine Weile, ziehen weiter und regnen sich weiter draussen auf dem Meer aus. Erstaunlich viele Yachten kommen uns entgegen, die Chateau haben wir irgendwann ueberholt und schon lange nicht mehr gesehen. Wir schwenken ein und rauschen mit achterlichen Wellen Richtung Cascais. Die Moewen-Flugkuenstler sind unsere einzigen Begleiter. Fasziniert beobachte ich die eleganten Manoever: dicht an uns vorbei, Schwenk und dann ganz dicht uebers Wasser schiessen, hoch ziehen, Kurve nach links und das ganze von vorne. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zuviel spazieren gucke, zu schnell komme ich dabei ja immer vom Kurs ab. Verkehrstrennungsgebiet, restricted Zone, Abstand vom Cap wird empfohlen wegen ausliegender Fischernetze, Ankerlieger werden sichtbar. Was ist das denn da an Backbord?? Ausserirdische??? Ein Netzziehendes Fischerboot, bei Tag ein ganz normaler Anblick, wird nachts mit der Arbeitsbeleuchtung zu einem Ungetuem, dessen Richtung nur schwer zu deuten ist. Ah, da ist ja das rote Seitenlicht, alles klar also! Kursaenderungen nach des Navigators Anweisungen, ich gebe immer durch, was gerade so vor uns blinkt. Und da soll man ankern koennen??? Wieder mal sind wir fuer meinen Geschmack viel zu schnell, schon tauchen schwarze Silhouetten mit kleinen weissen Lichtlein drueber auf. Nein, keine Adventskerzen: Ankerlieger. Mal mit, mal ohne Ankerlicht. Draussen auf der Reede liegt ein ganzer Christbaum: ein Zweimaster ist ueber alle Toppen und Rahen beleuchtet, was von vorne gesehen schon etwas befremdlich aussieht. Wir pirschen uns an die letzten Ankerlieger ran. Viel Auswahl haben wir jetzt nicht mehr, zu viele scheinen hier unbeleuchtet und nur schwer erkennbar hier zu ankern. Also kein Risiko eingehen. An ueber 30 Meter Kette rollen wir jetzt also als letztes Schiff im Ankerfeld ordentlich hin und her. Eine ruhige Nacht wird das wohl kaum. Vom Strand klingt das Brandungsgeraeusch herueber, hin und wieder uebertoent von einem Zug, der an der Strandpromenade vorbei holpert. Aber vor uns den Schiffen samt Crews geht es auch nicht besser, die schwanken ebenfalls wie trunken hin und her. Ein Gang ueber Deck zum Vorschiff wird da schnell zur akrobatischen Uebung und erfordert alles an Gleichgewichtsgefuehl, was ich um diese Uhrzeit noch aufbringen kann. Aber wir wollen uns hier nicht laenger aufhalten, morgen geht es weiter nach Lissabon, hinein in den Tejo bzw. in die Lagune des Tejo. Da wird es wohl hoffentlich nicht ganz so rollig sein :-. Jetzt sind wir erstmal noch eine Weile dem Geschaukel und Gerolle hier ausgesetzt: gerade knattert ein Fischerboot mit Volldampf in den Hafen und sorgt fuer zusaetzliche Bewegung. Das Gefolge besteht wie ueblich aus einer Horde kreischender Moewen. Auch der Wind legt immer mal wieder eine Boe hin, hoffentlich bleibt es dabei. Laut Wetterbericht soll es eiiiigentlich erst morgen mehr werden. Schaun wir mal.

Und mein Skipper ist uebrigens stolz auf mich: weil ich nicht darauf bestanden habe, nach Peniche zu gehen und wir jetzt doch noch Cascais erreicht haben, wie er es sich gewuenscht hatte!

Nazaré - heute lasse ich Bilder sprechen, der Rest folgt!

Bilder sagen mehr wie Worte, daher lasse ich heute mal die Bilder fuer sich sprechen. Nazaré hat sich uns erst auf den 3., 4. Blick geoffnet. Leider wird auch dieser Kuestenort (wie so viele) von Hochhausaehnlichen Appartmentbauten gepraegt - nach dem Motto: quadratisch, praktisch gut.

Strandgut - am Strand von Nazaré

Strandgut - am Strand von Nazaré

  

Troc kenfisch am Strand von Nazaré - aeltere Frauen in schwarzer Kleidung oder einer Art Tracht praegen hier noch das Ortsbild

Troc kenfisch am Strand von Nazaré - aeltere Frauen in schwarzer Kleidung oder einer Art Tracht praegen hier noch das Ortsbild

In den Gassen von Nazaré - jede dieser etwas breiteren Gassen wird durch kurze, sehr schmale verbunden. Das spart Wege und hat Werner echt begeistert

In den Gassen von Nazaré - jede dieser etwas breiteren Gassen wird durch kurze, sehr schmale verbunden. Das spart Wege und hat Werner echt begeistert

        

In einer Panaderia - Einheimische Frauen halten hier ihren Kaffeklatsch ab, tanzen, lachen und erzaehlen. Die Kittelschuerze und der Turban auf dem Kopf gehoeren dazu.

In einer Panaderia - Einheimische Frauen halten hier ihren Kaffeklatsch ab, tanzen, lachen und erzaehlen. Die Kittelschuerze und der Turban auf dem Kopf gehoeren dazu.

Mit der Bahn geht es bergauf

Mit der Bahn geht es bergaufAuf dem Huegel oberhalb Nazarè

Die Hafeneinfahrt - da sind wir gestern rein...heute sind wir froh, dass wir im Hafen sind und nicht noch davor stehen ;-)

Die Hafeneinfahrt - da sind wir gestern rein...heute sind wir froh, dass wir im Hafen sind und nicht noch davor stehen ;-)

  

Wolken und Meer

Wolken und Meer

Theatro

Theatro

Kanarienvoegel sind hier sehr beliebte Haustiere... an vielen Haeusern trillieren die armen Kerlchen unverdrossen in kleinen Kaefigen

Kanarienvoegel sind hier sehr beliebte Haustiere... an vielen Haeusern trillieren die armen Kerlchen unverdrossen in kleinen Kaefigen

Ladies in black - meist einzeln auf Plastikstuehlen vor Haeusern in engen Gassen anzutreffen, hier aber als Gruppe im Café

Ladies in black - meist einzeln auf Plastikstuehlen vor Haeusern in engen Gassen anzutreffen, hier aber als Gruppe im Café

Sonntag ist wohl Waschtag hier - ueberall riecht es nach frisch gewaschener Waesche und ueberall haengt diese Waesche zum trocknen an den Haeusern. Ob der Vogel auch gewaschen wurde? Er traellert jedenfalls sehr frisch!

Sonntag ist wohl Waschtag hier - ueberall riecht es nach frisch gewaschener Waesche und ueberall haengt diese Waesche zum trocknen an den Haeusern. Ob der Vogel auch gewaschen wurde? Er traellert jedenfalls sehr frisch!

Nazare

Samstag - schon wieder Samstag. Kurz nach dem Hellwerden geht es aus dem Hafen, zwei Boxen weiter schiebt sich schon eine halbe Stunde frueher eine Yacht aufs Meer hinaus, kurz nach uns laeuft eine weitere aus. Auf unserem Nachbarboot ist alles ruhig. Kein Wunder: Hans und Terry, die beiden netten Norweger, die mit einer aelteren Swan neben uns liegen, werden noch von dem Messias traeuemen..das ist wohlklingende Name des Douro-Rotweines, den die beiden gemeinsam mit mir und wahrscheinlich auch schon vorher allein zu zweit in der Hafenbar genossen haben. Ueber den Weatherforecast sind wir ins erzaehlen gekommen. Und da gab es von norwegischer Seite aus viel zu erzaehlen: von den wilden sixties in Amerika, vom Studium, von gemeinsamen Abenteuern, die aus Jugendfreunden wahrscheinlich lebenslangen beste Freunde gemacht haben. Heute sind sie wieder in den 60-igern, an Lebensjahren und haben Zeit, mit Hans’ Segelboot diese Tour zu machen. Zuhause warten die derzeitigen, juengeren, Freundinnen. In einem bunten Gemisch aus Englisch und Deutsch, das die beiden erstaunlich gut wenn auch hochkonzentriert sprechen, erzaehlen wir, von uns, wie wir uns kennen gelernt haben, vom Schiff, unsere Geschichten eben. Hans fragt, ob wir an der ARC teilnehmen. Ich sage mit Vehemenz in der Stimme: NO, we will never take part! Daraufhin bekomme ich den Daumen hoch und muss mit meiner Faust gegen seine hauen. Das gefaellt ihm wohl, ist auch nicht sein Ding, so eine Segelgrossveranstaltung. Alle vier gehen wir wohl lieber unsere eigenen Wege, ohne Veranstalter/Organisator. Was jetzt nicht heissen soll, das die ARC als solches schlecht ist. Muss halt jeder selbst wissen, ob er an so etwas teilnehmen moechte. Wir jedenfalls nicht. Spaet wanken wir zurueck zu den Schiffen. Nicht ohne uns vorher mehrfach gegenseitig versichert zu haben, was fuer glueckliche Menschen wir doch alle sind, so leben zu duerfen, lieben zu duerfen und koennen, Partner zu haben, mit denen wir unsere Traeume leben koennen, so oder so. Die Swan jedenfalls bleibt bis Montag noch in Figueira da Foz, mindestens. Denn der Wind ist ab Samstagabend und fuer den Sonntag stark gemeldet, Wellenhoehe deutlich ueber 3 Meter. Und das alles mal wieder aus??? Genau: Sued-Suedwest. Wir allerdings wollen den Samstag noch nutzen, um Meilen gut zu machen. Nazare oder Peniche, das wollen wir unterwegs entscheiden. Windstille, das Meer ist zwar bewegt aber angenehm. Schieferschwarz-oelig wogt es um uns herum. Kleine Angelboote rol

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