Monats-Archiv September, 2012

Waschkueche ohne Schleudergang - von Bayona nach Povoa de Varzim

06:00 = Stockdunkel….07:00 immer noch stockdunkel….08:00 etwas heller, wir stehen auf! Um 09:35 verlassen wir die Bucht von Bayona und fahren einen Slalom durch die in der Bucht verteilten Fischerboote. Der Himmel ist heute eher grau, von Sonne weit und breit nix zu sehen. Pullover und lange Hosen werden verteilt. Wind haben wir, aber eher gegenan. Also erstmal das Grosssegel zur Stuetze gesetzt, spaeter nehmen wir die Genua dazu. Als die Richtung stimmt (um den Motor aus zu machen) laesst der Wind nach. Spaeter haben wir wieder mehr Wind, aber eben fast gegenan. Also weiter Motorsegeln. Immerhin bringen uns die Segel einen Geschwindigkeitszuwachs von gut einem Knoten. Ist ja auch was wert. Mittlerweile hat sich auch die Sonne durch gekaempft. Allerdings ist es immer noch sehr frisch hier draussen, also bleibt die Montur und wird noch durch die leichte Regenjacke ergaenzt.

Noch fahren wir entlang der spanischen Kueste

Noch fahren wir entlang der spanischen Kueste

Um die Mittagszeit wechseln wir vom 42. Zum 41. Breitengrad. Eigentlich sollte es jetzt waermer werden, meint der Skipper. Doch davon ist erstmal nix zu spueren. Wir passieren die imaginaere Grenzlinie zwischen Spanien und Portugal und Werner hisst die Gastlandflagge!

Ab jetzt sind wir in Portugal!

Ab jetzt sind wir in Portugal!

Unsere 5. fuer dieses Jahr und diese Reise. Wieviele es wohl noch werden? „Das sind jetzt bestimmt Portugiesen in den Fischerbooten“ ….ja klar, schlagartig angeln hier nur noch Portugiesen ;-)! Portugal hat ein ganz besonderes Empfangskomitee fuer uns: Delfine tauchen unter unserem Boot durch, springen hoch und zeigen wieder einmal eindrucksvoll, was SIE im Wasser alles koennen. Naja laesst sich allerdings nicht lumpen und legt noch einen Zahn zu. So preschen auch wir einigermassen schnell durchs Wasser. Die Wellen sind moderat und laufen meist mit. Leider zeigt sich Portugal kurze Zeit spaeter auch von einer etwas unangenehmeren Seite: Nebel kommt auf! Erst noch als sehr niedrige Bank mit einer einigermassen guten Sichtweite, spaeter aber wird der Nebel immer dichter. Selbst die Fischerbojen sind erst kurz vorm passieren erkennbar. Anstrengend ist es, im Nebel zu steuern und einige Male verliere ich den Kurs. Wird der Nebel noch dichter?? Nein, die Brillenglaeser sind mit einem Nebel-Wasserschleier bedeckt und ich ueberlege wieder einmal, ob ich evtl. ohne Brille besser sehe wie mit. Ein Kuechenhandtuch, mit dem ich im halb-Minuten-Takt die Brille saeubere, befreit mich aus meinem Dilemma. Dann loest mich Werner ab und meine Augen koennen sich etwas erholen. Nach einigen Kursaenderungen halten wir auf die Hafenmolen zu. Theoretisch. Praktisch ist nix, absolut nix zu erkennen. Werner sagt mir die neuen Gradzahlen an, die ich bitte schoen halten soll. Blind fahre ich rein nach Kompass. Und da: ein Schatten an unserer Steuerbordseit, ein langer Schatten: die Mole! Menschen sind darauf zu erkennen. Und dann ist auch die Backbordmole erkennbar. Eine gruene Tonne, eine Untiefentonne, eine weitere gruene Tonne, ein Bagger und noch mehr Menschen auf der Backbordmole. Doch wo verflixt ist die Steganlage der Marina??? Davon ist weit und breit nix zu sehen. Zwischen Fender und Leinen klar machen flitze ich zum Funkgeraet,

Wie man sieht, sieht man nix - und doch sind im hinteren Teil die Hafenmolen! Ehrenwort!!!

Wie man sieht, sieht man nix - und doch sind im hinteren Teil die Hafenmolen! Ehrenwort!!!

 rufe die Marina und bitte um Hilfe. Nach einer kurzen Antwort herrscht Funkstille. Werner meint, es sei schon verwunderlich: mein Englisch sei doch sonst immer recht gut, aber in solchen Situationen wuerden mir regelmaessig die Worte fehlen. Kann ich jetzt auch nicht so wirklich leugnen! Trotzdem scheine ich in der Marina verstanden worden zu sein: noch waehrend wir unschluessig zwischen den gruenen Tonnen rumduempeln taucht ein mit 5 Personen besetztes Schlauchboot auf und eilt auf uns zu. Daher die Funkstille: man ist umgehend zur Tat geschritten anstatt lange zu schnacken! Wir werden aus den gruenen Tonnen heraus beordert und folgen dem Schlauchboot. Wie peinlich: ausgerechnet jetzt lichtet sich der Nebel und wir koennen die Stege sowie die daran fest gemachten Boote erkennen! Ein Marinero steht auf einem Steg, weist uns ein und nimmt die Leinen an. Fest! Und schon verschluckt der Nebel alles wieder!!!

Und da hinter unserem Heck ist der Fischereihafen normalerweise auch zu sehen!

Und da hinter unserem Heck ist der Fischereihafen normalerweise auch zu sehen!

Noch nicht mal die Hafenmole oder das Ufer mit dem Marinagebaeude sind erkennbar. Nachdem wir aufgeklart haben, geht es samt Papieren (Schiffspapier und Reisepaesse) zum Marinaoffice. Zwei ganz entspannte Mitarbeiter nehmen unsere Unterlagen entgegen, kopieren, registrieren, haendigen uns den Wifi-Code aus, erzaehlen mit uns ueber dies und das. Einer meint, er habe heute nicht mehr mit einem einlaufenden Schiff gerechnet, doch nicht bei diesem Wetter! Und fuer morgen sei es aehnlich gemeldet. Bezahlen sollen wir erst, wenn wir wissen, wann wir weiter fahren. Den Preis pro Nacht bekommen wir aber schon mal auf der Preisliste gezeigt: 18,50 Euro fuer unser Schiff. Duschen, Wasser & Strom inclusive. Die Tuer zu den Stegen stehe immer offen, einen Code benoetigen wir nicht. Dafuer gibt es aber offenbar einen Wachmann mit Hund bzw. zweien. Ob die aber so effektiv sind (die Hunde)? Ich jedenfalls kann sie kraulen und der eine, dreibeinige wirft sich mir gleich zu Fuessen. Der arme Kerl wurde vom Auto angefahren, eine grosse noch nicht ganz verheilte Narbe auf dem Ruecken und das fehlende Bein zeugen davon. Die Sanitaeranlagen sind grosszuegig und sauber, wenn auch schon etwas aelteren Datums. Waschmaschinenbenutzung fuer 2,50 Euro – bislang die guenstigste Waesche! Davon werden wir auf jeden Fall Gebrauch machen, unsere Bettwaesche ist langsam dran! Hinter der Marina stehen jede Menge Busse und viele Menschen sitzen oder stehen um die Gefaehrte herum. So eine Art portugiesischer Busbahnhof?? Wir schlendern ueber den Hardstand. Hier stehen auf den zweiten Blick doch einige Boote, teils bewohnt, teils seit laengerem nicht mehr geliebt. Auf dem Steg kommen wir mit dem Eigner einer Yacht aus Oldenburg ins Gespraech. Gestartet im August sind sie auf dem Weg zu den Kanaren. Fuer kurze Zeit hebt sich der Nebel weiter: der Fischerhafen gegenueber wird sichtbar und ein Aha-Erlebnis jagt das naechste: an Land schaelen sich erst die Marinagebaeude, dann die Haeuser des Ortes und eine Kirche heraus! Eine Ortsbegehung heben wir uns aber fuer morgen auf. Es wird dunkel und der Nebel kehrt zurueck. Erstaunt beobachten wir die auslaufenden Fischerboote und noch erstaunter ein sehr flott einlaufendes Motorboot. Das nimmt auch noch Kurs auf den Steg. Da ist wohl ein extrem genauer Kartenplotter oder ein voll funktionsfaehiges Radargeraet gepaart mit Ortskenntnis an Bord! Wir sind jedenfalls baff: mit der Geschwindigkeit waeren wir hier selbst bei vollem Tageslicht nicht eingelaufen!! Jetzt sitzen wir in unserer Plicht bei einem Kaffee, lauschen den Brandungsgeraeuschen vor der Hafenmole (das zeitweise einem Donnern gleicht), den Geraeuschen der auslaufenden Fischerboote, dem Quietschen der Steganlage und Leinen und lassen uns von unserem Schiff gleich sanft in den Schlaf wiegen. Denn obwohl im Hafen festgemacht, ist Naja doch immer etwas in Bewegung.

Fuer einen kurzen Moment klart es auf, die Hafenmole ist aber immer noch nicht wirklich sichtbar!

Fuer einen kurzen Moment klart es auf, die Hafenmole ist aber immer noch nicht wirklich sichtbar!

Baiona

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09:00 - Blick aus unserem Bett in einen strahlend blauen Himmel. Draussen ist absolute Ruhe, nichts deutet auf irgendwelche Aktivitaeten am Steg hin. Nur die beiden Schaeferhunde im naechstgelegenen Haus bellen irgendwas vehement an, geben aber auch schnell auf. Wieder mal Ebbe. Die Wassergeier (auch Moewen genannt) stehen auf trocken gefallenen Steinen und starren in das dunkelgruen-braune Schlick. Steil geht es zum Eingangstor hinauf. Da lohnt sich die Dusche gleich doppelt. Wir bezahlen heute unsere restliche Liegegebuehr und bekommen noch 2 Polo-Shirts mit dem Marina-Logo geschenkt. Gerne werden wir fuer diese ruhige, sichere, Marina Werbung laufen! Nicht nur vom Preis her haben wir es nicht bereut, uns fuer die Marina Azimutnorte hier in San Adrian de Cobres entschieden zu haben! Das Marinapersonal unter der Leitung der sehr gut englisch sprechenden Managerin Yolanda ist ueberaus aufmerksam, freundlich und hilfsbereit. Und wie ruhig und geschuetzt wir hier liegen, spueren wir spaeter am Tag noch sehr deutlich. Aber erst einmal geht es zum Spar-Markt. Dieses Mal laufen wir ein Stueck am Ufer zwischen der Kirch von San Adrian und einer weiteren Steganlage entlang. Irgendwie kommt uns der Weg zum Spar-Markt dieses Mal ganz kurz vor! Auch im Spar-Markt sind alle nett und freundlich zu uns. Mit unserem spaerlichen Spanisch bekommen wir leckeren Schinken und ein Stueck Maisbrot. Letzeres liegt als ein Riesenlaib auf einer Kuehltruhe und wird portionsweise abgeschnitten und verpackt. Die kraeftige Kruste verheisst Brotgenuss fast wie in Deutschland. Und hatte nicht unsere Flugnachbarin von dem hier typischen Maisbrot erzaehlt? Gruene Oliven, Tomaten, Obst und Yoghurt ergaenzen alles. Gegenueber Frankreich macht es hier in Galizien wieder Spass, solche Dinge einzukaufen! In der Marina erholen wir uns erstmal bei einem Kaffee im Marina-Restaurant. Bequeme Sitzmoebel und die Aussicht auf Hafen und Bucht laden zu laengerem Verweilen ein. Aber wir wollen ja noch los heute. An Bord wird nochmal alles geladen, was irgendwie Strom benoetigt. Die ueberfluessigen Leinen werden geloest - meine Guete, unser armes Schiff lag ja fast wie in einem Spinnennetz! Unter Deck aufzuklaren dauert nicht lange, da haben wir irgendwie doch schon Routine drin. Stromkabel ab, Oel und Wasser des Motors pruefen, Motor starten, Schluessel fuer die Anlage wegbringen und los geht es. Mittlerweile hat der Wind zugenommen, nur wenige Meter vom Steg entfernt weht es schon ganz ordentlich mit 4-5 Bft. Leider voll auf die Nase! Also geht es unter Motor aus der Ria de Vigo raus. Die Kombination Super-Spaetsommerwetter und Wochenende lassen viele Boote unterwegs sein. Aber es bleibt alles ueberschaubar. Im Dunst vor uns erheben sich die Islas des Cies, die wir aber rechts liegen lassen. Unser heutiges Ziel heisst Baiona. Auch hier gibt es wieder eine Abkuerzung zwischen Landzunge und vorgelagerten Felsen hindurch. Wir gehen den bewaehrten langen Weg zwischen den Untiefentonnen hindurch. Von hier hat man auch einen viel schoeneren Blick auf die Festung! Wir fahren durch zwei grosse Schaumfelder hindurch. Was das wohl ist? An den Felsen links von uns brechen sich die Wellen. Einige Felsen liegen auch hier wieder leicht unter Wasser. An die Landzunge mit der Festung schliesst der Wellenbrecher an. Dahinter liegen einige Boote an Moorings. Unser Ziel ist aber das Ankerfeld gegenueber. Wir fahren zwischen einigen Booten durch und da ich zu spaet das Gas weg nehme, ankern wir ungewollt etwas weiter vorne wie von Werner urspruenglich geplant. Ich bekomme sanften Mecker und die Ansage, dass wir das mit fahren der Ankermanoever wohl noch etwas ueben muessen. Da es aber wettertechnisch eine ruhige Nacht werden wird, bleiben wir an Ort und Stelle. Uhrzeitbedingt herrscht hier quasi Rush-hour: unzaehlige Segel- und Motorboote kommen in die Bucht und steuern auf die beiden Steganlagen zu. Das nimmt ueberhaupt kein Ende. Das Wasser kraeuselt sich an einer Stelle ganz stark: ein Schwarm groesserer Fische zieht ganz dicht unter der Oberflaeche rund um unser Schiff und laesst sich auch von meinem Anblick an Deck nicht zum Abtauchen bewegen. Sieht irgendwie witzig aus, wie die Koepfe da fast aus dem Wasser schauen. Der Blick hier ist wirklich toll: hinter uns die Islas des Cies, rund herum die Huegelketten der Bucht bestueckt mit Ortschaften, die Auslaeufer der Festungsanlage, die Straende - alles absolut schoen. Weniger schoen ist die Geraeuschkulisse: einlaufende Motorboote mit den unterschiedlichsten Motorengeraeuschen, kleine Wasserflitzer, an Land gibt jemand ein Trommelkonzert (zu Werners besonderer Freude, der mit dieser Art “Musik” so gar nix anfangen kann), Autos, Motorraeder, Hupen - jetzt erst merken wir, wie ruhig es in San Adrian war!!! Aber es gibt schlimmeres, wir werden trotzdem gut schlafen, das Boot schaukelt sanft auf und ab in der Duenung und dem Schwell der immer noch ein- und auslaufenden Sportboote. Zum eingewoehnen gerade richtig. Und so langsam wird es ruhiger. Nur noch vereinzelt irren kleinere Sportboote zwischen den Ankerliegern herum auf dem Weg zur Marina. Nach und nach gehen die Ankerlichter an und weisen den Weg (hoffentlich) durchs Ankerfeld.

Eingewoehnung

Traumhaft

Traumhaft

Die Eingewoehnung geht recht schnell - kein Wunder bei diesem herrlichen Wetter. Blauer Himmel, Sonnenschein, Temperaturen von denen wir waehrend der vergangenen Monate nicht zu traeumen wagten. Wir suchen Schutz vor den Strahlen unter der Kuchenbude. Die Seitenteile sind zwecks besserer Lueftung ausgebaut. Die Idylle wird lediglich durch stundenlanges Kreisen eines Hubschraubers ueber dem Berg neben uns gestoert. Ein kleiner Schwatz mit der Marina-Chefin und mit unseren Nachbarn, Jeff & Roberta. Fruehstueck, Wassertank spuelen und dann mal so gaaanz langsam die Taschen auspacken und alles wieder verstauen. Bei der Wassertank-Aktion flute ich dann gleich mal wieder unser Bad: diesmal aber mit Frischwasser. Zum Glueck bleiben die meisten Handtuecher im Schrank unter dem Waschbecken aber trocken. Und warum die Flutung? Tja, wegen der Tankreingigung war halt auch spuelen angesagt und dafuer wurde oben Wasser in den Tank eingefuellt und im Schiffsinneren alle Haehne aufgedreht. Was ich nicht bedacht hatte, war der extrem schlechte Abfluss unseres Bad-Waschbeckens. Dieses lief also erstmal langsam voll und dann ueber. Werner war begeistert und meinte, Jan-Werner habe sich wohl heimlich in unserer Abwesenheit wieder eingenistet. Oder es sei eine Jana-Werner (nicht persoenlich nehmen), weil die weiblichen Attribute doch wohl sehr offensichtlich seien :/)

Unser Fingersteg wird mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet (wie alle anderen Stege vorher auch schon). Der nette ältere Marina-Mitarbeiter bietet uns an, das wir den Hochdruckreiniger auch fürs Schiff nutzen können. Hm, sieht sie denn soooo schlimm aus??

Der Tag und wir daddeln so dahin in der Sonne, der Wärme. Werner meint, schliesslich muessten wir uns erst mal wieder eingewoehnen. Abendessen, Spaziergang zur Bar. Ich teste den weissen Ribero - ganz lecker - wenn auch deutlich flacher wie die heimatlichen Weine. Dazu bekommen wir heute eine richtig grosse Auswahl an Tapas, wir gelten wohl schon als Stammgaeste :-) oder sehen so hungrig aus…. gruene Oliven aus einem riesigen Glas. Das erinnert mich an ein aehnliches, im Ibiza-Urlaub erworbenes Glas. Da aus Plastik, ist es bestimmt auch bordtauglich. Beim naechsten Supermercado-Besuch werde ich mal Ausschau nach einem solchen Gebinde halten. Hier in der Bar ist heute abend deutlich mehr los: viele junge Leute sind hier, die Geraeuschkulisse wird zuerst von Harry Potter in Spanisch und spaeter von einem Zweitliga-Fussball-Spiel entsprechend untermalt und verstaerkt. Auch Zeitunglesen scheint zu den beliebten Aktivitaeten in einer solchen Bar zu gehoeren, entsprechend gut ist auch die Beleuchtung, jede Falte ist hier extrem gut erkennbar.

Um 23 Uhr sind wir zum umfallen muede und gehen die paar Meter zurueck zum Schiff. Immer noch Niedrigwasser. Schon beim verlassen des Steges ging es steil bergan und jetzt immer noch genauso steil bergab. Wir muessen wohl mal unsere Ausgehgewohnheiten etwas ueberdenken, dieses kraxeln ist ganz schoen anstrengend :-)

Wieder vereint :-)

Nach 14 Tagen Deutschland heisst es heute: Rueckflug nach Spanien! Marc bringt uns von Ruedesheim zum Flughafen Hahn und natuerlich sind wir viel zu frueh dran. Trotzdem wird es dann noch etwas hektisch: ich habe schlecht gepackt und wir haben ein kleines Problem mit der Sicherheitskontrolle (die es hier aber auch sehr genau nimmt), was zu Hektik meinerseits fuehrt (wer wird nicht hektisch, wenn er mit einer rutschenden Jeans quer durch das dann doch grosse Flughafengebaeude rennt, um noch ein weiteres Gepaeckstueck aufzugeben! Der Guertel lag ja schon im Kaestchen an der Kontrolle und der Gepaeckschalter war kurz vorm Schliessen! Nachdem wir auch diese Huerde irgendwann gemeistert haben, fallen wir erleichtert in die Sitze. Neben uns eine Spanierin, die sehr gut Deutsch spricht und seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Sie ist das weibliche Pendant in deutschsprachig zu den Herren vom Hinflug (die in der Reihe hinter uns sassen und permanent auf spanisch sabbelten). Wir bekommen so ziemlich die komplette Lebensgeschichte erzaehlt. Ich klinke mich ab und an aus, schaue aus dem Fenster oder erlaube meinen Augen eine kurze Auszeit. Werner haelt tapfer durch. Ist ja schon vieles interessant, was wir da erfahren. Unter uns taucht die Biskaya auf. Kleine weisse Punkte ziehen eine ebenso weisse Spur ins Wasser. Dann kommt auch schon wieder Land in Sicht. Der Landeanflug ist schlichtweg schei…: fuer einen kurzen Moment glaube ich, wir stuerzen ab, so abrupt bremst der Mensch da vorne im Cockpit ab und zieht runter. Baeume?? Will der etwa im Wald landen?? Dann kommt doch noch die Landebahn in Sicht. Mein rechtes Ohr ist dicht und schmerzt ….das war aber auf dem Hinflug alles nicht! Werner geht es aehnlich. Wir sind heilfroh, aus der Maschine raus zu kommen. Mit dem Bus geht es nach Santiago de Compostella, wenige Minuten spaeter mit dem Zug nach Pontevedra. Das klappt soweit ja alles schon sehr gut. Warm ist es hier….Werner bietet mir aber spontan an, mir seine Regenjacke auch noch zu ueberlassen, damit ich auch ja nicht friere (ich renne naemlich unverdrossen mit einer Strickjacke bekleidet durch die sonnig-warme Landschaft), was ich aber ebenso spontan ablehne. Werner kann das gar nicht verstehen….

Vom Bahnhof geht es zum gegenueberliegenden Busbahnhof. Bevor wir ein Taxi chartern, fragen wir doch erstmal nach einer Busverbindung. Wir sind ja schliesslich hoffnungsfrohe Optimisten. Und unsere Erwartungen werden auch nicht enttaeuscht: man laechelt uns zwar milde und leicht erstaunt an und teilt uns mit einem bedauernden Tonfall mit, dass der Bus um 20:30 abfaehrt und wir die Fahrkarten spaeter kaufen sollen. Wenn die wuessten, wie sehr wir uns ueber diese Abfahrtszeit freuen! Werner parkt sich

Warten auf die Abfahrt - der Busbahnhof in Pontevedra ist zwar nicht wirklich anheimelnd, aber zumindest schattig

Warten auf die Abfahrt - der Busbahnhof in Pontevedra ist zwar nicht wirklich anheimelnd, aber zumindest schattig

und unsere Taschen auf einer Steinbank im Schatten des Busbahnhofes und ich duese Richtung Stadt: Brot, Yoghurt fuers Fruehstueck besorgen. Bank und Panaderia tauchen relativ schnell auf, dann habe ich auch die Auswahl zwischen 3 Supermaerkten! Alles nicht weit weg von der Busstation - perfekt! Wir verziehen uns noch fuer eine Weile in das Café im oberen Stock der Station und als wir wieder unten an den Bussteigen sind, spricht uns eine Dame in nicht ganz so gutem Deutsch an: sie hat 17 JJahre in Bremen gelebt und fuer Nivea gearbeitet. Ihr Herz schlaegt fuer Deutschland (das des Ticketverkaeufers uebrigens auch, der teilt uns naemlich mit, das er Deutschland schoen findet!) und sie wuerde viel lieber wieder in Deutschland leben. Sie hat ein Haus in einem Vorort von Pontevedra und ist auf dem Weg nach San Christina de Cobres, um ihre Mutter zu besuchen. Sie macht dem Busfahrer klar, dass wir am Yachthafen aussteigen wollen, kein Problem meint er und verstaut unser Gepaeck im Heck des Busses. Was ein Service! In einer 8er- Gemeinschaft geht es also nach San Adrian, wo wir um 21:15 eintreffen. Was fuer ein Gefuehl, oberhalb von San Christina schon die Bucht zu sehen, die Marina, dann die Masten voneinander unterscheiden zu koennen. Das vertraute Rigg mit den beiden Segelbekleideten Vorstagen hebt sich deutlich von den anderen Masten ab und weist uns den Weg. Ebbe: steil geht es die Rampe hinunter. Unveraendert liegt unser Zuhause am Steg, wir lueften erstmal durch, raeumen etwas ein und ziehen uns um: selbst um diese Uhrzeit sind T-Shirt, kurze Hosen angesagt. Dann geht es in die kleine Bar oberhalb des Fischerhafens. Das spanische Bier schmeckt mir ausgesprochen gut, nach zweien (pro Person) trollen wir uns aber doch Richtung Schiff. Der Tag war lang und anstrengend.

Wir sind wieder angekommen und ich bin total erleichtert, dass mit meinem “Baby” alles in Ordnung ist ;-) - ich weiss: alberne Weibsbilder, aber ich steh dazu!

Werners Fassung dieses Tages lautet uebrigens folgendermassen: Wir sind geflogen, dann Zug gefahren, dann mit dem Bus. Sind um 21:15 angekommen, mit dem Schiff ist alles in Ordung und mit uns auch! ….. In der Kuerze soll ja bekanntlich die Wuerze liegen, ich hab da ehrlich gesagt, so meine Zweifel und denke, ich werde auch weiterhin unsere Logbucheintraege in der bewaehrten Manier verfassen :-)))

Endlich lernt man sich persoenlich kennen

Nachdem uns Wolfgang seit Beginn unserer Reise per Email und via unserer Website “begleitet” und vor allem: mit wertvollen Hinweisen zur allgemeinen Grosswetterlage, zur Entwicklung der Tief- und Hochdruckgebiete und deren Auswirkungen auf das fuer uns wichtige Wetter, versorgt hat, lernen wir ihn nun endlich persoenlich kennen! Wir waren und sind es immer noch: beeindruckt davon, dass ein “wildfremder” Mensch derart Anteil an unserer Reise nimmt und uns sogar anbietet, uns auf der Biskaya nicht nur mit Rat sondern auch mit Tat in Form von Mitsegeln zur Seite zu stehen. Auch wenn wir dieses Angebot nicht angenommen haben, fanden wir es einfach toll und haben uns sehr darueber gefreut. Und noch mehr freuen wir uns nun also, dass er endlich in natura vor uns steht. Bei einem gemeinsamen Mittagessen in Verden vergeht die Zeit wieder viel zu schnell bis zur Abfahrt seines Zuges, der ihn zu seiner naechsten, spannenden Aufgabe bringt. Er verlaesst uns nicht ohne Lesestoff fuer die naechsten Hafentage an Bord zurueck zu lassen: sein neuestes Buch bleibt in gedruckter Form bei uns und wird uns sicherlich auch fuer unser Bord-Zusammenleben noch einige Anregungen geben. Vielen Dank Wolfgang, fuer alles, fuer Deinen Besuch hier in Verden und wir freuen uns auf weitere Treffen - vielleicht ja sogar in der Tuerkei in irgendeinem Hafen oder einer Ankerbucht?

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