Tages-Archiv 24. September 2012

Cup (Cabo) und Cupper - von Nazare nach Cascais

Der Wind hat deutlich nach gelassen, die Wellen hoffentlich auch. Also Bezahlen, Schluessel abgeben, noch ein paar Tipps vom Kaeptn abholen, wie man Zeit sparen kann auf dem Weg nach Cascais, anderen Seglern die nach Norden wollen noch schnell ein paar Tipps mit auf den Weg geben….die Zeit rennt. Bis alle Leinen geloest und der gelbe Festmacher (Stromkabel) eingeholt sind, das dauert. Aber auch wir kommen irgendwann - genauer gesagt um 11 Uhr Bordzeit - endlich los. Huch, die Aeolus ist auch schon weg. Das ist eine niederlaendische Ketsch, auch auf dem Weg nach Almerimar, wo sie aber alleine ueber den Winter kommen muss. Eine Moewe begleitet uns ein kurzes Stueck, auf unserem Radar sitzend, dreht aber schnell ab, als sie merkt, was wir vor haben. Bon voyage, safe journey - Abschied nehmen, immer wieder irgendwie komisch. In der Hafeneinfahrt setzen wir das Gross, na ja fast zumindest. Irgendwie ist immer was im Weg, dieses Mal das Backstag und ausserdem ist die Einfahrt zu kurz, zu schmal und wir muessen jetzt erstmal durch die wellen zwischen den Molenkoepfen durch. Vor uns kaempft sich die Aeolus durch die Wellen um Raum zur Kueste hin gut zu machen. Wir folgen den Anweisungen von Mike Hadley, dem Hafen”meister”, und gehen relativ schnell schon parallel zur Kueste. Ueberhaupt bleiben wir die ganze Zeit dicht unter der Kueste, um dem hier herrschenden, nach Nord setzenden Strom aus dem Weg zu gehen. Und das bewaehrt sich. Wir laufen durchgaengig relativ angenehm zur Welle und mit ueber 6 Knoten. Nicht schlecht. In Hoehe des Cap Corveiro (kurz vor Peniche) habe ich trotzdem die Faxen dicke, irgendwie wird der Wind mehr, die Wellen kommen ueber kreuz und als der Skipper verkuendet: noch 8 Stunden bis Cascais falle ich dezent vom Glauben ab. Der meint doch 5?? Nochmal nachgefragt, werden aber die 8 Stunden bestaetigt. Hier zwischen dem Cap und den vorgelagerten Inseln sind die Wellen nochmal hoeher, kommen irgendwie ganz bloede. Und das noch 8 Stunden so?? Find ich nicht so pralle. Also Kurswechsel Richtung Peniche. Eine Fischerflotte kreuzt unseren Kurs, Fischerfaehnchenslalom kommt dazu. Und komisch: der Wind laesst nach, die Welle ist moderat wenn auch noch gut hoch. Vor uns laeuft die Yacht “Chateau irgendwas”. Die gehen gar nicht nach Peniche, bestimmt wollen die auch nach Cascais. Mit 10 Grad Kursunterschied geht es dem Schloss mehr oder weniger hinterher. Also doch Cascais. Nix ist so flexibel wie eine Steuerfrau, die einerseits keinen Bock auf die xte Ansteuerung im Dunkeln, andererseits aber auch keine Lust hat, die naechsten vorhergesagten mind. 2 Schlechtwettertage in Peniche auszuharren. Wo doch Cascais und Lissabon so dicht vor unserer Nase liegen…. Werner loest mich am Ruder ab, kurzer Gang unter Deck…urrgs schnell wieder hoch! Dann ist Augenpflege auf der Backbordbank angesagt. Die ist zwar nicht die bequemste, erscheint mir aber von der Wellenrichtung her noch am besten. Geht auch eine ganze Weile gut. Bis, ja bis so ein richtiger Klopper von Welle angerauscht kommt. Im Halbschlaf spuere ich noch: irgendwas ist anders, dann haut es mich auch schon von der Bank runter und mit grossen Augen schaue ich Werner aus meiner Maikaefer-Perspektive gross an. “Ich kann nix dafuer” - Weiss ich doch. Ich hab halt auch zu spaet reagiert. Ist ja auch weiter nix passiert. Nur meine linke Wade ist mit dem Cockpittisch kollidiert und schmerzt ordentlich. Das wird wohl ein schoener blauer Fleck werden. Ich verlege meinen Schlafplatz auf den Plichtboden, da kann ich wenigstens nirgendwo runter fallen. Fast 3 Stunden spaeter bin ich dann wieder dran mit Rudergehen. Werner meint, ich koenne ja auch eine Position nehmen und in die Karte eintragen, aber darauf verzichte ich dankend. Der Wind hat noch mehr nach gelassen, die Wellen folgen zwar ihrem eigenen Rythmus und eigenen Gesetzen, werden aber von unserem Schiffchen in einer sehr moderaten Manier bewaeltigt. Hinten hoch, vorne hoch, leicht hin und her, dann ab ins Tal und alles von vorne. Ein Cap nach dem anderen wird gerundet. Die Kueste ist wieder steiler. Oben auf den Haengen blitzen weisse Ortschaften. Mit Meerblick, aber wohl ohne Meerzugang. Aber wer will an diesen steilen Felshaengen, an denen sich das Meer weissschaeumend aufbaeumt, auch nah am Wasser wohnen? Leuchttuerme stehen auf den Cap’s. Immer wieder kommen Wolken an, verdunkeln die Sonne fuer eine Weile, ziehen weiter und regnen sich weiter draussen auf dem Meer aus. Erstaunlich viele Yachten kommen uns entgegen, die Chateau haben wir irgendwann ueberholt und schon lange nicht mehr gesehen. Wir schwenken ein und rauschen mit achterlichen Wellen Richtung Cascais. Die Moewen-Flugkuenstler sind unsere einzigen Begleiter. Fasziniert beobachte ich die eleganten Manoever: dicht an uns vorbei, Schwenk und dann ganz dicht uebers Wasser schiessen, hoch ziehen, Kurve nach links und das ganze von vorne. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zuviel spazieren gucke, zu schnell komme ich dabei ja immer vom Kurs ab. Verkehrstrennungsgebiet, restricted Zone, Abstand vom Cap wird empfohlen wegen ausliegender Fischernetze, Ankerlieger werden sichtbar. Was ist das denn da an Backbord?? Ausserirdische??? Ein Netzziehendes Fischerboot, bei Tag ein ganz normaler Anblick, wird nachts mit der Arbeitsbeleuchtung zu einem Ungetuem, dessen Richtung nur schwer zu deuten ist. Ah, da ist ja das rote Seitenlicht, alles klar also! Kursaenderungen nach des Navigators Anweisungen, ich gebe immer durch, was gerade so vor uns blinkt. Und da soll man ankern koennen??? Wieder mal sind wir fuer meinen Geschmack viel zu schnell, schon tauchen schwarze Silhouetten mit kleinen weissen Lichtlein drueber auf. Nein, keine Adventskerzen: Ankerlieger. Mal mit, mal ohne Ankerlicht. Draussen auf der Reede liegt ein ganzer Christbaum: ein Zweimaster ist ueber alle Toppen und Rahen beleuchtet, was von vorne gesehen schon etwas befremdlich aussieht. Wir pirschen uns an die letzten Ankerlieger ran. Viel Auswahl haben wir jetzt nicht mehr, zu viele scheinen hier unbeleuchtet und nur schwer erkennbar hier zu ankern. Also kein Risiko eingehen. An ueber 30 Meter Kette rollen wir jetzt also als letztes Schiff im Ankerfeld ordentlich hin und her. Eine ruhige Nacht wird das wohl kaum. Vom Strand klingt das Brandungsgeraeusch herueber, hin und wieder uebertoent von einem Zug, der an der Strandpromenade vorbei holpert. Aber vor uns den Schiffen samt Crews geht es auch nicht besser, die schwanken ebenfalls wie trunken hin und her. Ein Gang ueber Deck zum Vorschiff wird da schnell zur akrobatischen Uebung und erfordert alles an Gleichgewichtsgefuehl, was ich um diese Uhrzeit noch aufbringen kann. Aber wir wollen uns hier nicht laenger aufhalten, morgen geht es weiter nach Lissabon, hinein in den Tejo bzw. in die Lagune des Tejo. Da wird es wohl hoffentlich nicht ganz so rollig sein :-. Jetzt sind wir erstmal noch eine Weile dem Geschaukel und Gerolle hier ausgesetzt: gerade knattert ein Fischerboot mit Volldampf in den Hafen und sorgt fuer zusaetzliche Bewegung. Das Gefolge besteht wie ueblich aus einer Horde kreischender Moewen. Auch der Wind legt immer mal wieder eine Boe hin, hoffentlich bleibt es dabei. Laut Wetterbericht soll es eiiiigentlich erst morgen mehr werden. Schaun wir mal.

Und mein Skipper ist uebrigens stolz auf mich: weil ich nicht darauf bestanden habe, nach Peniche zu gehen und wir jetzt doch noch Cascais erreicht haben, wie er es sich gewuenscht hatte!

Nazaré - heute lasse ich Bilder sprechen, der Rest folgt!

Bilder sagen mehr wie Worte, daher lasse ich heute mal die Bilder fuer sich sprechen. Nazaré hat sich uns erst auf den 3., 4. Blick geoffnet. Leider wird auch dieser Kuestenort (wie so viele) von Hochhausaehnlichen Appartmentbauten gepraegt - nach dem Motto: quadratisch, praktisch gut.

Strandgut - am Strand von Nazaré

Strandgut - am Strand von Nazaré

  

Troc kenfisch am Strand von Nazaré - aeltere Frauen in schwarzer Kleidung oder einer Art Tracht praegen hier noch das Ortsbild

Troc kenfisch am Strand von Nazaré - aeltere Frauen in schwarzer Kleidung oder einer Art Tracht praegen hier noch das Ortsbild

In den Gassen von Nazaré - jede dieser etwas breiteren Gassen wird durch kurze, sehr schmale verbunden. Das spart Wege und hat Werner echt begeistert

In den Gassen von Nazaré - jede dieser etwas breiteren Gassen wird durch kurze, sehr schmale verbunden. Das spart Wege und hat Werner echt begeistert

        

In einer Panaderia - Einheimische Frauen halten hier ihren Kaffeklatsch ab, tanzen, lachen und erzaehlen. Die Kittelschuerze und der Turban auf dem Kopf gehoeren dazu.

In einer Panaderia - Einheimische Frauen halten hier ihren Kaffeklatsch ab, tanzen, lachen und erzaehlen. Die Kittelschuerze und der Turban auf dem Kopf gehoeren dazu.

Mit der Bahn geht es bergauf

Mit der Bahn geht es bergaufAuf dem Huegel oberhalb Nazarè

Die Hafeneinfahrt - da sind wir gestern rein...heute sind wir froh, dass wir im Hafen sind und nicht noch davor stehen ;-)

Die Hafeneinfahrt - da sind wir gestern rein...heute sind wir froh, dass wir im Hafen sind und nicht noch davor stehen ;-)

  

Wolken und Meer

Wolken und Meer

Theatro

Theatro

Kanarienvoegel sind hier sehr beliebte Haustiere... an vielen Haeusern trillieren die armen Kerlchen unverdrossen in kleinen Kaefigen

Kanarienvoegel sind hier sehr beliebte Haustiere... an vielen Haeusern trillieren die armen Kerlchen unverdrossen in kleinen Kaefigen

Ladies in black - meist einzeln auf Plastikstuehlen vor Haeusern in engen Gassen anzutreffen, hier aber als Gruppe im Café

Ladies in black - meist einzeln auf Plastikstuehlen vor Haeusern in engen Gassen anzutreffen, hier aber als Gruppe im Café

Sonntag ist wohl Waschtag hier - ueberall riecht es nach frisch gewaschener Waesche und ueberall haengt diese Waesche zum trocknen an den Haeusern. Ob der Vogel auch gewaschen wurde? Er traellert jedenfalls sehr frisch!

Sonntag ist wohl Waschtag hier - ueberall riecht es nach frisch gewaschener Waesche und ueberall haengt diese Waesche zum trocknen an den Haeusern. Ob der Vogel auch gewaschen wurde? Er traellert jedenfalls sehr frisch!