06:00 = Stockdunkel….07:00 immer noch stockdunkel….08:00 etwas heller, wir stehen auf! Um 09:35 verlassen wir die Bucht von Bayona und fahren einen Slalom durch die in der Bucht verteilten Fischerboote. Der Himmel ist heute eher grau, von Sonne weit und breit nix zu sehen. Pullover und lange Hosen werden verteilt. Wind haben wir, aber eher gegenan. Also erstmal das Grosssegel zur Stuetze gesetzt, spaeter nehmen wir die Genua dazu. Als die Richtung stimmt (um den Motor aus zu machen) laesst der Wind nach. Spaeter haben wir wieder mehr Wind, aber eben fast gegenan. Also weiter Motorsegeln. Immerhin bringen uns die Segel einen Geschwindigkeitszuwachs von gut einem Knoten. Ist ja auch was wert. Mittlerweile hat sich auch die Sonne durch gekaempft. Allerdings ist es immer noch sehr frisch hier draussen, also bleibt die Montur und wird noch durch die leichte Regenjacke ergaenzt.

Noch fahren wir entlang der spanischen Kueste

Noch fahren wir entlang der spanischen Kueste

Um die Mittagszeit wechseln wir vom 42. Zum 41. Breitengrad. Eigentlich sollte es jetzt waermer werden, meint der Skipper. Doch davon ist erstmal nix zu spueren. Wir passieren die imaginaere Grenzlinie zwischen Spanien und Portugal und Werner hisst die Gastlandflagge!

Ab jetzt sind wir in Portugal!

Ab jetzt sind wir in Portugal!

Unsere 5. fuer dieses Jahr und diese Reise. Wieviele es wohl noch werden? „Das sind jetzt bestimmt Portugiesen in den Fischerbooten“ ….ja klar, schlagartig angeln hier nur noch Portugiesen ;-)! Portugal hat ein ganz besonderes Empfangskomitee fuer uns: Delfine tauchen unter unserem Boot durch, springen hoch und zeigen wieder einmal eindrucksvoll, was SIE im Wasser alles koennen. Naja laesst sich allerdings nicht lumpen und legt noch einen Zahn zu. So preschen auch wir einigermassen schnell durchs Wasser. Die Wellen sind moderat und laufen meist mit. Leider zeigt sich Portugal kurze Zeit spaeter auch von einer etwas unangenehmeren Seite: Nebel kommt auf! Erst noch als sehr niedrige Bank mit einer einigermassen guten Sichtweite, spaeter aber wird der Nebel immer dichter. Selbst die Fischerbojen sind erst kurz vorm passieren erkennbar. Anstrengend ist es, im Nebel zu steuern und einige Male verliere ich den Kurs. Wird der Nebel noch dichter?? Nein, die Brillenglaeser sind mit einem Nebel-Wasserschleier bedeckt und ich ueberlege wieder einmal, ob ich evtl. ohne Brille besser sehe wie mit. Ein Kuechenhandtuch, mit dem ich im halb-Minuten-Takt die Brille saeubere, befreit mich aus meinem Dilemma. Dann loest mich Werner ab und meine Augen koennen sich etwas erholen. Nach einigen Kursaenderungen halten wir auf die Hafenmolen zu. Theoretisch. Praktisch ist nix, absolut nix zu erkennen. Werner sagt mir die neuen Gradzahlen an, die ich bitte schoen halten soll. Blind fahre ich rein nach Kompass. Und da: ein Schatten an unserer Steuerbordseit, ein langer Schatten: die Mole! Menschen sind darauf zu erkennen. Und dann ist auch die Backbordmole erkennbar. Eine gruene Tonne, eine Untiefentonne, eine weitere gruene Tonne, ein Bagger und noch mehr Menschen auf der Backbordmole. Doch wo verflixt ist die Steganlage der Marina??? Davon ist weit und breit nix zu sehen. Zwischen Fender und Leinen klar machen flitze ich zum Funkgeraet,

Wie man sieht, sieht man nix - und doch sind im hinteren Teil die Hafenmolen! Ehrenwort!!!

Wie man sieht, sieht man nix - und doch sind im hinteren Teil die Hafenmolen! Ehrenwort!!!

 rufe die Marina und bitte um Hilfe. Nach einer kurzen Antwort herrscht Funkstille. Werner meint, es sei schon verwunderlich: mein Englisch sei doch sonst immer recht gut, aber in solchen Situationen wuerden mir regelmaessig die Worte fehlen. Kann ich jetzt auch nicht so wirklich leugnen! Trotzdem scheine ich in der Marina verstanden worden zu sein: noch waehrend wir unschluessig zwischen den gruenen Tonnen rumduempeln taucht ein mit 5 Personen besetztes Schlauchboot auf und eilt auf uns zu. Daher die Funkstille: man ist umgehend zur Tat geschritten anstatt lange zu schnacken! Wir werden aus den gruenen Tonnen heraus beordert und folgen dem Schlauchboot. Wie peinlich: ausgerechnet jetzt lichtet sich der Nebel und wir koennen die Stege sowie die daran fest gemachten Boote erkennen! Ein Marinero steht auf einem Steg, weist uns ein und nimmt die Leinen an. Fest! Und schon verschluckt der Nebel alles wieder!!!

Und da hinter unserem Heck ist der Fischereihafen normalerweise auch zu sehen!

Und da hinter unserem Heck ist der Fischereihafen normalerweise auch zu sehen!

Noch nicht mal die Hafenmole oder das Ufer mit dem Marinagebaeude sind erkennbar. Nachdem wir aufgeklart haben, geht es samt Papieren (Schiffspapier und Reisepaesse) zum Marinaoffice. Zwei ganz entspannte Mitarbeiter nehmen unsere Unterlagen entgegen, kopieren, registrieren, haendigen uns den Wifi-Code aus, erzaehlen mit uns ueber dies und das. Einer meint, er habe heute nicht mehr mit einem einlaufenden Schiff gerechnet, doch nicht bei diesem Wetter! Und fuer morgen sei es aehnlich gemeldet. Bezahlen sollen wir erst, wenn wir wissen, wann wir weiter fahren. Den Preis pro Nacht bekommen wir aber schon mal auf der Preisliste gezeigt: 18,50 Euro fuer unser Schiff. Duschen, Wasser & Strom inclusive. Die Tuer zu den Stegen stehe immer offen, einen Code benoetigen wir nicht. Dafuer gibt es aber offenbar einen Wachmann mit Hund bzw. zweien. Ob die aber so effektiv sind (die Hunde)? Ich jedenfalls kann sie kraulen und der eine, dreibeinige wirft sich mir gleich zu Fuessen. Der arme Kerl wurde vom Auto angefahren, eine grosse noch nicht ganz verheilte Narbe auf dem Ruecken und das fehlende Bein zeugen davon. Die Sanitaeranlagen sind grosszuegig und sauber, wenn auch schon etwas aelteren Datums. Waschmaschinenbenutzung fuer 2,50 Euro – bislang die guenstigste Waesche! Davon werden wir auf jeden Fall Gebrauch machen, unsere Bettwaesche ist langsam dran! Hinter der Marina stehen jede Menge Busse und viele Menschen sitzen oder stehen um die Gefaehrte herum. So eine Art portugiesischer Busbahnhof?? Wir schlendern ueber den Hardstand. Hier stehen auf den zweiten Blick doch einige Boote, teils bewohnt, teils seit laengerem nicht mehr geliebt. Auf dem Steg kommen wir mit dem Eigner einer Yacht aus Oldenburg ins Gespraech. Gestartet im August sind sie auf dem Weg zu den Kanaren. Fuer kurze Zeit hebt sich der Nebel weiter: der Fischerhafen gegenueber wird sichtbar und ein Aha-Erlebnis jagt das naechste: an Land schaelen sich erst die Marinagebaeude, dann die Haeuser des Ortes und eine Kirche heraus! Eine Ortsbegehung heben wir uns aber fuer morgen auf. Es wird dunkel und der Nebel kehrt zurueck. Erstaunt beobachten wir die auslaufenden Fischerboote und noch erstaunter ein sehr flott einlaufendes Motorboot. Das nimmt auch noch Kurs auf den Steg. Da ist wohl ein extrem genauer Kartenplotter oder ein voll funktionsfaehiges Radargeraet gepaart mit Ortskenntnis an Bord! Wir sind jedenfalls baff: mit der Geschwindigkeit waeren wir hier selbst bei vollem Tageslicht nicht eingelaufen!! Jetzt sitzen wir in unserer Plicht bei einem Kaffee, lauschen den Brandungsgeraeuschen vor der Hafenmole (das zeitweise einem Donnern gleicht), den Geraeuschen der auslaufenden Fischerboote, dem Quietschen der Steganlage und Leinen und lassen uns von unserem Schiff gleich sanft in den Schlaf wiegen. Denn obwohl im Hafen festgemacht, ist Naja doch immer etwas in Bewegung.

Fuer einen kurzen Moment klart es auf, die Hafenmole ist aber immer noch nicht wirklich sichtbar!

Fuer einen kurzen Moment klart es auf, die Hafenmole ist aber immer noch nicht wirklich sichtbar!