Gras, Klee, Butterblumen streicheln sanft meine Fussohlen. Nass vom Tau der Nacht, ein ganz besonderes Fussbad, in keinem Spa dieser Welt erhältlich. Wann hab ich das zum letzten Mal eigentlich gemacht, bewusst erlebt? Barfuss durchs Gras laufen. Die Sonne wärmt angenehm, vom Schleusentor her rauscht es, fast wie ein kleiner Wasserfall. Ganz still liegt das Wasser oberhalb der Schleuse da. Vögel begrüssen den Morgen und ab und an fährt ein Auto oder ein sportlicher Radler oben auf der Strasse vorbei.
Am Zelteingang sucht eine bunte Raupe schon seit gestern den Weg in nahrhaftere Gefilde, Familie Chipmunk balgt sich aus purer Lebensfreude, flitzt den Baum hoch und runter, erste Besucher zücken die Kamera, oben fährt ein endloser Zug langsam über die Brücke. Das Geräusch verändert sich, eine zweite Lok ist zwischen die Güterwaggons gekoppelt, zwei Züge zu einem vereint und hört und hört nicht auf. Der Gegenzug hat es eiliger - hoffentlich hält die Brücke dieser Last stand.
Samstagmorgen an der Schleuse. Ruhig, friedlich. Bald treffen die Schleusenwärter ein, dann beginnt das Arbeitsleben hier. Mit aufschliessen der zahlreichen Ketten, die um jede Winde und jedes Bedienelement der Schleusenanlage geschlungen sind. Zur Sicherheit, damit kein Unbefugter seinen Schnabernack treibt. Ich muss an den Roman “der keltische Ring” denken. Sehr eindrucksvoll wird in einer Szene beschrieben, wie sich die Schleusentore unvermutet öffnen und eine wahre Flutwelle auf ein davor wartendes Segelboot zurollt. Der “Caledonian Chanel” spielt eine grosse Rolle in diesem Roman und auch hier. Zwillinge seien sie, der Rideau Kanal und der Chaledonian. Beide im frühen 19. Jahrhundert zu militärischen Zwecken erbaut, beide verbinden mehrere kleinere Seen miteinander und werden heutzutage nur noch von Hobbyschippern genutzt. Wirtschaftlich oder gar militärisch haben sie keine Bedeutung mehr. Ob der 10 Jahre ältere (18229 Chaledonian als Vorbild für den Rideau (1832) diente, geht aus den INformationstafeln nicht hervor, ist aber gut vorstellbar. Erinnert doch sowohl in Kanada als auch in den USA so manches an die europäischen Wurzeln der heutigen Bewohner.