Sie schwimmt wieder! Unglaublich aber wahr: im 3. Anlauf haben wir es geschafft, naja ins Wasser zu bekommen. Jetzt wippt sie majestätisch in der Kranbox vor sich hin und wird auch gleich schon von Charly dem Mechaniker und einem Kollegen gestürmt. Die Spannung steigt, der Zündschlüssel wird umgedreht …. und der Starter gibt nur ein müdes Klack-Klack von sich. Nochmal - gleiches Ergebnis. Batterie ist wohl leer. Also Überbrückungskabel raus (gut, das wir die an Bord haben) und dann startet der Motor. Um gleich wieder aus zu gehen. Aha. Da staunt die Laienfrau und dem Mechaniker stehen die Schweissperlen auf der Stirn.

Irgendwann aber ist auch unser Motor überredet, unterm Schiff kommt das Wasser ordentlich in Wallung, alarmiert schaue ich einer feinen weissen Rauchwolke hinterher: „ist das normal???“. Öldruck, Temperatur - alles passt, wird zigmal kontrolliert. Gasgeben im Leerlauf will noch nicht so recht, die Drehzahl muss noch justiert werden. Irgendwann brummelt der olle Perkins wohlwollend vor sich hin. Einkuppeln, Vorwärts, rückwärts  das klingt irgendwie nicht so wie früher, gefällt uns nicht. Ein Getriebeöldruckmesser (was ein Wort!) soll eingebaut werden. Fragend Blicke in meine Richtung, hab ich irgendwas verpasst, soll ich den jetzt …????

Nein, ich bin nur zuständig fürs rauskamen eines Druckmessers, den wir noch vom alten Armaturenbrett übrigen haben müssten/sollten. Wo? Natürlich in der Kiste unterm Bett. Wollt ihr den etwa JETZT haben?? Mir bricht der Schweiss schon beim Gedanken an die erneute Wühlaktion aus.

Nein, alles wird auf morgen vertagt. Dayro bastelt unsere Möbel in der Küche wieder zusammen, damit ist auch der unselige Borddurchlass wieder schön versteckt. Dann kann ich meine erste effektive Tätigkeit des Tages aufnehmen: Abendessen kochen. Lachs mit Bratkartoffeln und geschmorten Tomatenscheiben.

Zwischendrin spiele ich noch Frau Doktor, verarzte Jorge, den Kranführer mit fiebersenkenden und Halsschmerzlindernden Medikamenten aus unseren unerschöpflichen Medizinvorräten, tröpfele José Augentropfen ins leicht gerötete Auge. Beruf vielleicht doch verfehlt - jedenfalls geht es meinen „Patienten“ schon kurze Zeit deutlich besser.

Werftmanager Jesus und sein Assistent Louis kommen an Bord. Oh Gott, die mit ihren hellen Hosen! Und auch noch auf Socken, wie es sich gehört! Wo doch der Skipper grad die Flasche mit dem alten Getriebeöl auf den Plichtboden gegossen hat. Dabei sollte das Öl in die dafür vorgesehene Entsorgungstonne. Hektisch greife ich zur Küchenrolle, wische und schmiere. “Nichts mehr arbeiten, Guappa” meint Jesus. Wer den ganzen Tag nichts arbeitet, der darf am Abend fleissig werden. Er grinst. Ob wir noch etwas benötigen (da wussten wir noch nicht, das die Batterien hinüber sind), ein kurzer Schwatz auf radebrech-Spanisch und englisch, dann überlassen uns die Beiden unserem Bordglück.

Das Wasser fällt, die Sonne versinkt rasant hinter den kleinen vorgelagerten Mangroveninseln im Meer, neben uns brummelt das Aggregat eines Schleppers, es schwappt ganz ungewohnt und schaukelt - schon etwas komisch nach so langer Zeit. Ein seltsamer, schwefliger Geruch liegt über unserem Luk. Oder kommt er gar vom Schiffsinneren? Vielleicht von den Motorbatterien, die ja am grossen Ferroalquimar Ladegerät hängen? Schnell die Nase raus gestreckt; nein, eindeutig von aussen kommend. Erleichtert kann ich endlich auch auf die Kissen sinken und meinem Skipper ins Reich der Träume folgen. Oder soll ich vielleicht doch nochmal die Toilettenpumpe checken? Nicht, dass da ……..schnarch.

Festgemacht an der Berakah - gleich wird noch ein Schiff gekrant, da müssen wir Platz machen

Festgemacht an der Berakah - gleich wird noch ein Schiff gekrant, da müssen wir Platz machen