Monats-Archiv Mai, 2015

Tanzende Schiffe und rutschende Anker - Deshaies

An die 40 Knoten Wind in der Nacht, die Bucht von Deshaies auf Guadeloupe ist aufgewuehlt. Unser Abendessen-Gast Paul hatte Muehe, mit dem Dinghi wieder auf seine “man suutje” zu kommen. Wir sind erleichtert, als eine SMS kommt “bin gut wenn auch ziemlich nass angekommen”. Kurze Zeit spaeter wandert ein Ankerlicht langsam aber stetig achteraus, wird kleiner und verschwindet irgendwann ganz. Anstrahlen, diverse Troeten - keine Reaktion auf dem Schiff, eine Ketsch. Dunkler Rumpf, weisser Aufbau.Keiner an Bord?

Auf Kanal 16 bekommen wir mit, dass schon jemand die Coastguard informiert hat. Ein reger Funkverkehr setzt ein bis es irgendwann heisst: die Yacht ist auf dem Weg zurueck in den Hafen. Unser Nachbar an Steuerbord wechselt den Ankerplatz ebenfalls noch in der Nacht und auch heute frueh sind einige Ankermanoever zu beobachten: eine grosse Swan hat weit draussen geankert und moechte tiefer in die Bucht fahren. Dabei nimmt sie offenbar den Anker ihres bisherigen Vordermannes mit. Beide Schiffe treiben quer Richtung Meer und muessen neu ankern. Nicht so einfach bei dem teilweise schlechten Untergrund hier in der Bucht und dem starken Wind. Oder machen sie einfach was falsch bei dem Wind? Wir sind froh ueber jedes Kilo an Ankergewicht und Kette. Und haben trotzdem letzte Nacht viel und lange an Deck gesessen und alles beobachtet. Jetzt, am fruehen Morgen, pustet es noch immer mit teilweise bis zu 36 Knoten.

Neue Schiffe treffen ein, kreiseln durch die Bucht. Auf der Suche nach einem Ankerplatz. Fast alle benoetigen mehrere Anlaeufe, bis der Anker haelt und ein geeigneter Platz gefunden ist.Die deutsche Merlin, gestern angekommen, wuerde gerne an eine Mooring gehen. Einmal aus transporttechnischen Gruenden und zum Zweiten weil letzte Nacht der Kasten mit der Ankerwinsch das fliegen gelernt hat. Zum Glueck gestoppt vom Vorstag ist nicht alles floeten gegangen. Die Kette allerdings ist bis aufs letzte Glied ausgerauscht und Merlin schwebt schon verdaechtig nahe an einer uralten Miniboje. Ganz vorne links ist eine Mooring frei geworden, die umgehend von Torsten, dem Merlin-Skipper, mit einem T-Shirt reserviert wird. Werner hilft, den Anker der Merlin aufzuholen, ich stehe an der Pinne (ganz ungewohnt fuer mich!) und steuere das Boot in die Richtung der Kette, dann gibt es noch Unterstuetzung beim Festmachen an der Boje. Jetzt kann in Ruhe repariert werden, Erleichterung steht in die Gesichter der Crew geschrieben.

Dann laeuft Tralafiti ein. Der Skipper ist seit einigen Tagen Einhand unterwegs. Und mit dem Ankern hier bei diesen Verhaeltnissen tut sich die Tralafiti schwer. Ausgerechnet jetzt verweigert unser Aussenborder den Dienst. Sonst haetten Werner an Bord der Tralafiti gehen koenen, um den Skipper zu unterstuetzten. So muss dieser immer zwischen Ruder und Ankerkasten hin und her. Ein, zwei Mal kommt er quertreibend einem anderen Ankerlieger ziemlich nahe, die betreffenden Crews stehen schon mit Fendern an Deck parat. Und wir sitzen hier, festgenagelt, koennen nichts tun. So ein Mist. Offenbar ist unser Aussenb der Meinung, er habe fuer heute genug geleistet.

Fuer uns ist nicht nur das Verhalten unseres Aussenbordmotors raetselhaft. Auch die Verhaeltnisse hier in einer vermeintlich geschuetzten Bucht. Das sich derart starker Wind mit dem dazu passenden Wellengang aufbauen koennen, wo wir doch gegen den herrschenden Ostwind gut geschuetzt sein sollten. Sind die Fallwinde hier derart beachtlich und unberechenbar? An Land faehrt heute jedenfalls kaum jemand. Und auch wir schlagen die sehr nett gemeinte Einladung der Merlin-Crew zum Pizzaessen in der Pizzeria ab. Von Bord gehen, bei dem Wind? Nee, lieber nicht. Zu tief steckt der Anblick der aus der Bucht triftenden Yacht von vergangener Nacht. Selbige (also die Yacht) liegt uebrigens wieder in der Bucht, als waere nie was gewesen. Nur Paul wunderte sich heute frueh, dass sie “irgendwie anders lag wie gestern”. Er hatte zwar das Hupen gehoert, sich aber nicht erklaeren koennen, was da los war.

Und Tralafiti driftet weiterhin munter durchs Ankerfeld. Werner, zur Untaetigkeit verdammt, steht auf unserem Deck. Ob vielleicht ein beherzter Sprung ins Wasser …. ? “Wage Dich! Das schaffts Du nicht!” UEber Funk ruft uns ein anderer Nachbar und meint, unser Freund (Tralafiti) solle doch an die Mooring mit dem blauen Surfboard gehen. Die waere nun schon mehrere Tage frei und bei einem solchen Wetter …. Wir sehen das genauso und schaffen es auch,das dem Skipper der Tralafiti zu verklickern. Der dann auch jetzt die Hilfe meines Kaeptns annehmen und diesen an Bord nehmen will. Kommt er also doch noch zu seinem Sprung ins Wasser, vom Dinghi aus. Schafft es aber nicht, die Tralafiti zu entern. Und schwimmt im sehr bewegten Wasser. Weit ab von unserem Dinghi.Mon Dieu, der Mann kostet mich Nerven.! Da naht Rettung von einem der Nachbarschiffe: ein Schlauchboot pickt meinen Kaeptn auf und mit vereinten Kraeften von gleich 4 Skippern (inclusive Tralafiti-Skipper) klappt das Mooringmanoever dann auf Anhieb. Zweites Boot versorgt. Man hilft sich halt auf den Ankerplaetzen dieser Welt.

Und lernt sich kennen. So wie wir jetzt Frank von der Tralafiti in natura kennen lernen, nach bisher nur Emailkontakt und “hoeren-sagen”. Mit einigen Dosen Bier und unserem vergessenen Bojenhaken kommt er mit dem Schlauchboot angebraust. Genau passend zu Bratkartoffeln mit Spiegelei. Und zu erzaehlen gibt es viel, bereist die Tralafiti doch schon einige Saisons die karibischen Inseln und kennt auch unser naechstes Ziel, Curacao, sehr gut. Der Wind laesst auch allmaehlich nach, bis er dann fast ganz einschlaeft. Unglaublich. Und noch unglaublicher, dass heute auf den Illes des Saintes maximal 15 Knoten Wind gewesen sein sollen.

Hier gibt es nochmal richtig Tanz am Abend. Der Cat zu unserer Linken wird von einem Motorboot-Catamaran bedraengt. Wir hoeren lautes Rufen “Go, go”, Lichter werden angeschaltet, das Motorboot liegt irgendwie ganz merkwuerdig erst neben dem Segel-Cat, dann mit einigen Metern Abstand vor dessen Bug. Erst hiess es ,go’ jetzt schallt ein “Stop” herueber. Schlauchboote flitzen heran, Leute steigen ueber, stehen auf dem Bug des Catamarans. Die Ankerkette rasselt, der Motor brummt. Das Motorboot entfernt sich und wandert auf die andere Seite der Bucht. Der Segler geht nach einigem Hin und Her Ankerauf, faehrt ein Stueck nach vorne, laesst den Anker neu fallen. Was ein Heckmeck und nur, weil manche Leute meinen, sie muessten in tiefschwarzer Nacht (der Vollmond laesst noch etwas auf sich warten) ganz weit in die Bucht hinein fahren. Dort wo es dann eng wird, wenn der Anker nicht haelt.

Langsam kehrt Ruhe ein. Das Rauschen der Brandung an den Felsen und ein, zwei durch Deshaies fahrende Autos sind zu hoeren. Kein Kettenrasseln mehr, kein Rufen und auch kein lautes Fauchen des Windes mehr. Ein leichtes Saeuseln ist es geworden und wir machen uns Sorgen um unseren Windgenerator. Der steht auf Brake, obwohl eigentlich gar kein Grund mehr dafuer besteht. Hoffentlich haben er und sein Regler die Starkwindphasen heute unbeschadet ueberstanden.

It’s magic …. or Voodoo(chile)???

Ist es ein ganz besonderer Zauber, ein Voodoo, der uns zusammen gebracht hat? Zufall, Bestimmung?Seit 2012 kennen wir die Voodoochile und ihre Crew, Uli & Peer. Oesterreicher, ganz liebenswert. In La Linea haben wir uns kennen gelernt und viel Zeit miteinander verbracht. Sind zusammen nach Marokko gefahren, mit Faehre und Zug. Haben Abschied genommen und uns auf Teneriffa wieder getroffen. Wieder hiess es Abschied nehmen und Wiedersehen feiern auf Trinidad. Gemeinsam nach Grenada und Weihnachten feiern, unter Palmen, mit anderen lieben Menschen. Und jetzt, auf Nevis, hiess es endgueltig Abschied nehmen. Die Voodoochile geht zu den Azoren, uns zieht es nach Curacao.

Unser vorerst letzte Begegnung haben die Beiden zum Anlass genommen, einen ganz ganz schoenen Bericht auch ueber uns zu schreiben. Ein starkes Paar schreibt ueber ein anderes, starkes Paar. Denn wer zig Jahre Bauzeit eines Bootes neben dem laufenden Firmenbetrieb und den vielen Familienaufgaben durchhaelt, dann noch los segelt - der muss ebenfalls stark sein. Staerke aeussert sich in so vielen Facetten. In dem, was wir tun - fuer uns, fuer den Partner. Oder auch mal nicht tun. Denn auch das benoetigt oft genug Staerke.

Auch wenn sich unsere Wege scheinbar endgueltig getrennt haben, wir sehen uns wieder. Dessen sind wir ganz sicher. Denn was zusammen gehoert, kann man nicht trennen. Das ist mit Partnerschaften wie mit richtigen Freundschaften.

Hier kann man den ganzen Artikel lesen,

http://www.voodoochile.at/?p=4072

Fuer uns noch einmal eine wunderschoene Erinnerung an zwei gemeinsam verbrachte Wochen auf bzw. vor Nevis. Momente, Stunden, Tage, die ganz besonders “haengen bleiben”, an die wir noch oft denken und von denen wir noch oft sprechen werden.

Bussi & Baba, liebe Uli und lieber Peer.

Kraxelei und Poulet roti (immer noch in Deshaies)

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Keiner zwingt uns, keiner gibt uns Geld dafuer - warum tun wir uns das eigentlich an? Wir sind weder sportlich besonders ambitioniert, noch ist unsere Kondition richtig gut - und trotzdem kraxeln wir wie die Bergziegen ueber Stock und Stein einen steilen Pfad hinauf. Nutzen so ziemlich jeden schattigen Fleck fuer eine Verschnaufpause (im wahrsten Sinne des Wortes, irgendwann hab ich mich weg geschnauft). Der soll von Deshaies zur Grand Anse hinueber fuehren.

Einige Male bin ich kurz davor, aufzugeben. Aber das hatten wir doch schon mal, auf Nevis. O.k. das waren andere Bedingungen. Aber dieses Mal wollen wir es doch zumindest bis zum hoechsten Punkt schaffen. Also weiter. Langsam, im Schneckentempo, mit vielen Trink- und Atempausen. Nur 200 Meter Hoehenunterschied (so ca.), aber die Backofentemperatur laesst sehnsuechtige Gedanken an ein erfrischendes Bad im Meer schon fast zur Obsession werden. Basecap ab, Basecap auf — was ist angenehmer? Nix so wirklich.

Hier oben sind wir ganz allein mit den kleinen, ficcusaehnlichen Baeumen, mit Rauschen des Windes und dem Rascheln der trockenen Blaetter auf dem Boden. Ein Haufen riesiger Steine liegt neben dem Weg, wie von einem Riesen beim Spielen hingeworfen. Kleinere Steine und unzaehlige querlaufende Wurzeln formen Stufen, ueber die es sich ganz gut laufen laesst. Trotzdem sind die Dackelbeine einige Male definitiv zu kurz. “Das schlimmste haben wir geschafft, da hinten wird es flacher” — Denkste! Der Wunsch bleibt Vater des Gedanken. Weniger Meter spaeter geht es noch steiler weiter. Aber dann gabelt sich der Weg, verlaeuft ganz ohne Steigung zu einem Aussichtspunkt. Von einem Stein aus hat man einen Blick auf den letzten Zipfel der Bucht und das Meer. Das ist fast wie bei einer Geburt: hat man einen solchen Punkt erreicht, sind alle Strapazen vergessen und man bewundert nur noch die Landschaft, den Blick.

Wir schaffen es also nur bis zum Gipfel, bzw. gehen noch ein paar Meter bergab. Dann drehen wir um. In der Nase schon den verlockenden Duft der Grillhaendel (hier Poulet roti genannt) vom kleinen Supermarkt in Deshaies. Die sollen ab 11 Uhr fertig sein und da der Laden um 13 Uhr schliesst ….. wird knapp, wenn wir noch in die Grand Anse wollen, baden und dann noch ca. 1,6 Kilometer im worst case per pedes die Strasse entlang nach Deshaies latschen (denn wie Skipper Paul von der man suutje aus heutiger leidvoller Erfahrung berichtete: es fahren keine Busse am Sonntag) …… der Skipper gruebelt, wankt zwischen “der Bordfrau eine Wanderfreude machen” und “die Hendl schmecken schon gut”. Ich kann ihn ja nicht leiden sehen und da mir die Zunge auch schon ueber die trockenen Blaetter am Boden schleift, werfen wir nur einen Blick vom hoechsten Punkt aus aufs Wasser und drehen dann wieder um. Immerhin: wir waren “oben”. Und mein geliebtes Maracuja-Eis als Vorspeise sowie das fertig rotierte Poulet schmecken gleich doppelt so gut. Haben wir uns quasi verdient. Genau wie den Sprung ins Wasser vom Schiff aus. Ins herrlich frische, klare gruenblaue Wasser. “Guck mal, unser Ankerfender ist wieder unter Wasser” — Nein, das ist die Turtle die unweit unseres Schiffes herum paddelt und einen unglaublich hellen Kopf hat den sie immer mal wieder aus dem Wasser hebt. Meine Guete, ich brauch echt ne neue Brille — zwischen Turtle und Fender ist dann aber schon noch ein Unterschied!

Inselrundfahrt und warmes Bad - Guadeloupe zum zweiten

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Seit gestern sind wir wieder auf Guadeloupe und in der jetzt schon vertrauten Bucht von Deshaies. Seitenwechsel - wir ankern auf der Backbordseite der Bucht. Und prompt rumpelt der Anker zweimal ueber den Meeresgrund bevor er fasst. Hatten wohl eine Stelle mit dickem Seegras erwischt. Gut eingefahren haelt er aber jetzt. Obwohl der Skipper heute frueh mal kurz Panik schob: “das kann doch gar nicht sein, guck doch mal, wo unsere Ankerboje liegt, wir sind gewandert”. Ich gucke und stelle fest: optische Taeuschung, alles gut, wir liegen genau da, wo wir hingehoeren und der Anker ebenfalls. So ganz glaubwuerdig komme ich aber nicht rueber, das merke ich schon. Trotzdem wagen wir es und fahren mit der Crew der Man Suutje im Leihwagen ueber die Insel. Und sind begeistert von der Landschaft, der Vegetation, den Orten die wir durchfahren, den Buchten und Straenden.

Kaum sind wir los gefahren und haben uns in das atemberaubende und ueppig gruene Panorama Guadeloupes vertieft, gepflegte Wohnhaeuser bewundert, da schreien alle schon nach einer Kaffeepause. Die findet in einem kleinen Restaurant namens MAMBO statt. Ein Blick auf die Uhr: 9:35 – ob ueberhaupt schon geoeffnet ist?? Es ist, die rundliche Wirtin kocht uns eine ganze Kanne stark-schwarzen Kaffee und kredenzt uns grosse Henkeltassen dazu. Vor der Terrrassenbruestung schimmert das blaue Meer, darueber ein etwas heller blauer Himmel. Ein vertraeumter Ort, an dem die Welt offensichtlich noch in Ordnung ist und auch einen anderen Gang geht. Irgendwo an der Strasse zwischen Deshaies und Basse Terre.

Wir passieren Pointe Noire und erreichen Neuland. Fuer uns zumindest. Soweit haben wir es bislang noch nicht geschafft. Weil der letzte Bus von Pointe Noire nach Deshaies am Wochenende schon um 14:30 abfaehrt und wir ja bekanntlich nicht so die Fruehstarter sind. Wir?? Ich seh schon den Kaeptn die Augenbrauen hochziehen … ok ok, ICH, also die Bordfrau bin nicht so die Fruehstarterin. Merkwuerdigerweise, das war frueher naemlich ganz anders. So aendern sich die Zeiten. Abends nicht in die Koje finden und lieber den Vollmond bewundern, dafuer fruehmorgens gerne nochmal auf die Seite drehen und die Augen fest zukneifen, waehrend es in der Pantry schon unmissverstaendlich klappert und rumort. Egal, wir sind unterwegs, mit Doerte und Paul von der Man Suutje. Und erreichen schon bald Basse-Terre. Marktstaende, Kreisel mit kunstvollen Monumenten bestueckt, dann sind wir auch schon irgendwie wieder raus. Schilder kuenden hoffnungsfroh vom „Gare Maritime“. Am Pier des Containerhafens stehen mehrere Segelyachten aufgepallt. Ob die auf eine Verladung als Decksfracht warten? Wir vermuten das mal ganz stark, ist diese Pier doch nicht so unbedingt der bevorzugte Aufenthaltsort fuer Segelyachten. Finden wir zumindest.

Dann liegt auch schon die Marina de Riviere Sens vor uns. Sogar Segelboote liegen hier. Und einen Bootszubehoershop gibt es. Der ist sogar geoeffnet, obwohl das herunter gelassene Rolltor vor der Schaufensterscheibe uns auf „geschlossen“ hatte tippen lassen. Die gesuchten Sitzkissen findet die Man suutje Crew hier allerdings auch nicht. Aber fuer den bevorstehenden Toern zu den Azoren kann Skipper Paul trotzdem noch einige Kleinigkeiten brauchen. Versorgt mit einer Beschreibung, wo wir einen Supermarkt mit Gartenmoebelkissen finden, starten wir wieder durch. Stoehnend unter der Waerme, die trotz der morgendlichen Uhrzeit schon sehr praesent ist.

Den Hyperdingens finden wir auch. Gar nicht zu verfehlen – faedelt sich doch eine endlose Schlange an Autos auf der Zufahrt ein. Wir finden einen Eisstand und einen ATM, aber keine Sitzkissen. Muss die Crew also mit den alten vorlieb nehmen. Vielleicht wird dann ja schneller gesegelt? Bergauf geht es weiter Richtung Soufriere. Der huellt sich – wie die meisten Vulkankegel hierzulande – in Wolken, sieht aber trotzdem beeindruckend aus. Dank schlichter Hinweistafeln und unseres ausgepraegten Orientierungssinnes (bergauf kann nie verkehrt sein) erreichen wir den Naturpark Soufriere und landen in einer Art Sackgasse, direkt vor den Bains Jaunes. Die gelben Baeder – das kuendet doch von Schwefel. Das Wasser im nahe gelegenen Natursteinbecken ist einladend temperiert. Die Aussentemperatur ist empfindlich gesunken. Ob wir vielleicht doch eine Jacke haetten mitnehmen sollen? Immerhin sind wir mit Badetuch und –hose bewaffnet. Und springen – nach einem kleinen Fussmarsch in die ueppig gruene Botanik – in das glasklare Badewasser. Ist das herrlich, kein Brennen in den Augen, herrlich duftendes Suesswasser, warm und umschmeichelnd, um uns herum die gleichermassen beeindruckende und faszinierende Vegetation in Form von hohen Baeumen, riesigen Farnen und anderen Gewaechsen. UEberall laeuft Wasser den Berg hinunter, sprudelt munter ueber moosbewachsene Steine oder troepfelt langsam aber stetig an Wurzeln und Moosen herab. Voegel jagen durch das Blattwerk, in der Vertiefung eines kleinen Bachlaufes tarnt sich ein Flusskrebs nahezu perfekt und verschmilzt fast mit dem Untergrund bzw. den ihn umgebenden, ins Wasser gefallenen braunen Blaettern. Wanderer ueberholen uns oder kommen entgegen. Mit richtigen Wanderschuhen, Jacken, Verpflegungsrucksaecken oder gar Wanderstoecken ausgeruestet. Dagegen sind wir mit unseren Croqs und Flip-Flops sehr dilettantisch ausgestattet. Aber wir wollen ja auch ein Bad nehmen und nicht gross wandern. Schade eigentlich, die Wege sind gut beschildert und in Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Sogar ueber die Laenge und Zeit wird man informiert. Hier koennte man gut einige Tage mit wandern verbringen.

Nur schwer trennen wir uns von der Waldbadewanne. Noch ein Stopp am Picknickplatz. Der liegt auf ueber 700 Metern und wartet mit einem phaenomenalen Ausblick ueber Basse Terre, Wiesen, Waelder und das blaue Meer auf. Das Meer, das ganz hinten, am Horizont voellig uebergangslos mit dem Himmel verschmilzt. Leicht diesig ist es, wie die vergangenen Tage schon. Kleine Pavillons mit Sitzbaenken und Tischen spenden Schatten und Sitzgelegenheit gleichermassen. Familien mit Kindern nutzen gerade das Angebot. Und unter einem etwas abseits stehenden Pavillon baumelt eine Haengematte, darin haelt jemand ein Schlaefchen. Wohnt der hier oder hat er es sich nur richtig gemuetlich gemacht? So ganz klar ist mir das nicht.

Wir stellen fest, dass Schwimmen hungrig macht. Jetzt eine Kleinigkeit essen, das waere fein. In die Stadt zieht es uns irgendwie alle vier nicht. Und so landen wir auf der Fahrt Richtung Pointe a Pitre im kleinen OErtchen Trois-Rivieres. „ Das sind ja die Illes des Saintes!“ Tatsaechlich: von hier aus kann man die kleine Inselgruppe sehr gut sehen und Faehren fahren vom kleinen Hafen aus zu den Inseln hinueber. Das scheint sehr beliebt zu sein, der Parkplatz direkt am Meer ist rappelvoll und gleich mehrere Schulklassen bevoelkern die Strassen. Der Betreiber des kleinen Restaurant „Le Fetou Kreyol“ erlaeutert uns gestenreich und ueberzeugend, was man unter den angepriesenen „Bokits“ zu verstehen hat; wir kehren ein und verzehren kurze Zeit spaeter eine Art Burger. Frisch zubereitet, mit verschiedenen Auflagen die in einem krossen, eher frittiert wirkenden Teigmantel stecken. Lecker und saettigend. Nur muehsam schleppen wir uns Richtung Faehranleger weiter. Dessert gefaellig? Eine aeltere Dame sitzt unter einem Dach. Zwei grosse Bottiche vor sich stehend. Ein Schild preist selbstgemachtes Sorbet in verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Cocos und Mango gibt es heute, der Becher fuer 2 Euro. Das lassen wir uns nicht entgehen, wir schlagen alle viere zu und bekommen noch die Herstellungsweise erklaert. Ausserdem sorgen wir fuer einige Belustigung der Sorbetdame und eines aelteren Herrn, der ihr Gesellschaft leistet. Unsere Erlaeuterung, dass wir aus Deutschland sind, auf Segelbooten leben und jetzt in Deshaies sind, laesst die Beiden kichern und lachen. Sie leben auf Guadeloupe und haetten die Insel noch nie verlassen. Darueber lachen wir allerdings nicht.

Nur schwer trennen wir uns von dem kleinen, beschaulichen OErtchen, in dem die Einheimischen in dem einen kleinen Restaurant zu Mittag essen und dann nebenan bei der „Konkurrenz“ noch ein Bierchen petzen. Samstagnachmittag, alle sind in Wochenendstimmung. Oder sind sie das vielleicht jeden Nachmittag? Was wuerde man machen, jeden Tag auf so einer Insel. Wenn man hier leben wuerde, 365 Tage im Jahr. Wir koennen es uns nicht so wirklich beantworten, sinnieren lange darueber und kommen doch zu keinem richtigen Ergebnis. Vielleicht das gleiche wie in Deutschland? Was ist mit Kultur, Kino, spontanen Besuchen bei Freunden, Radtouren etc.? Wuerden wir das hier auch alles machen (koennen)? Fuer uns stellt sich die Frage ja nur rhetorisch. Aber wir sind uns sicher, wenn ein Inselleben, dann auf einer Insel wie Guadeloupe. An der uns die gruene Vegetation, die vielen Wasserlaeufe, die landwirtschaftliche Nutzung, die meist netten Haeuser und das franzoesische Flair schon sehr gut gefallen. Karibisch und doch ein klein wenig europaeisch laesst uns vielleicht nicht ganz so fremd fuehlen.

Zumindest den einen Schmetterlingsfluegel moechten wir heute umrunden. Mehr ist an einem Tag auch nicht zu schaffen. Die Kueste geht es entlang Richtung Pointe a Pitre, das wir aber rechts liegen lassen. Vorbei an mehreren richtig grossen Supermaerkten, durch endlose Bananenplantagen und Zuckerrohrfelder geht die Fahrt. Immer wieder stehen auch Rinder auf abgeernteten Feldern oder Wiesen. Oft angekettet und nicht wirklich im Herdenverbund wie wir das von Europa kennen.

Dann passieren wir einen jetzt schon vertraut wirkenden, langen und gut besuchten Strand. Fahren durch St. Anne und andere, kleinere Orte. Nochmal mit Schwung bergauf, dann kurvig wieder bergab und die Grande Anse liegt zu unserer Rechten. Das soll der schoenste Strand Guadeloupes sein, was wir uns gut vorstellen koennen. Vorbei an der Tankstelle, durch den Kreisel und dann sind wir auch schon wieder in Deshaies. Stuermen noch einmal den kleinen Sparmarkt, kaufen das letzte Baguette und stellen fest, dass es ein superschoener aber auch anstrengender Tag war und wir alle etwas erschoepft sind. Was uns aber nicht davon abhaelt, uns fuer den naechsten Morgen zu einer Wanderung in die Grand Anse zu verabreden. Sogar die fusskranken Herren sind Feuer und Flamme und wollen mit von der Partie sein.

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