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Madinha / Martinique - wir nehmen Abschied. Mit in grauen Schleiern verhuellten Bergen hinter der Stadtsilhouette. Mit einer Faehre namens Madinha, die ungewoehnlich langsam und wenig Welle zu uns schiebend Richtung Faehranleger laeuft. Mit einer blassen Sonne ueber dem Fort, mit frischem Baguette und einem Blick auf die Leguane, die unterhalb des Forts in einem Baum am Ende des kleinen Strandes leben.MIt den Stimmen und dem Lachen des Fort-de-France Fruehschwimmclubs. Eine ganze Schar, meist aelterer Menschen, findet sich am fruehen Morgen am kleinen Strand unterhalb des Forts ein. Schwimmt durch die Bucht bis zu den ankernden Schiffen oder laesst sich, gestuetzt von Schwimmreifen, einfach nur im seichten Wasser treiben, schwatzt, erzaehlt.

Zu wenig gesehen haben wir von der Insel. Wieder einmal. So viel Zeit und was bleibt? Die Tage vergehen mit profanen Dingen des Alltags, mit stundenlangen Busfahrten in Industriiegebiete, mit Baumarkt- oder sonstigen Shoppingorgien, mal mehr mal weniger erfolgreich.

Aber auch mit Schwimmen im angenehm warmen, seidenweichen Salzwasser. Mal mit dem Strom, mal gegenan.Liegeplaetze in kleinen, idyllischen Buchten sind schoen, aber Liegeplaetze vor einer Stadt wie Fort-de-France, die haben auch was. Irgendwie. Aber das sieht jeder anders. Zum Glueck. So vielfaeltig wie die Schiffe, so vielfaeltig sind die Menschen, die darauf unterwegs sind. Und so vielfaeltig sind die Meinungen, Ansichten, Vorlieben, Eindruecke und Empfindungen.

Gut 6 Monate Karibik — zu kurz war die Zeit, um alle Karibikinseln kennen zu lernen, Um intensiv in Geschichte, Kultur und Einzigartigkeit einer jeden einzutauchen. In Gespraechen mit anderen Seglern wird immer wieder eine Art Resuemee gezogen. “Wir fanden die englischsprachigen Inseln am Besten, die haben uns am meisten zugesagt”. Hm, das koennen wir nicht so pauschal bestaetigen, in der Summe waren es bei uns eher die franzoesischsprachigen, wie Guadeloupe, Martinique, St. Barth oder die Illes des Saintes. Oft sind es aber auch die kleineren Inseln, die uns mehr begeistern. Und immer sind die Begegnungen mit den Menschen ein wichtiger Punkt. Die Gespraeche die wir fuehren, die Kontakte, die wir haben, die Erlebnisse.

Aber nicht nur die Ausfluege, die tollen Straende, die einzigartige Flora und Fauna, Wasserfaelle etc. spielen fuer eine Rolle dafuer, ob wir sagen: “Ja, hier fuehlen wir uns wohl, hier koennten wir es gut noch laenger aushalten”. Auch Versorgungsmoeglichkeiten fuer Lebensmittel, Wasser, Treibstoff und Bootszubehoer, Bussysteme und natuerlich - und nicht zuletzt -die Qualitaet der Ankerplaetze sind wichtige Kriterien. Die ersten Eindruecke sind wichtig, aber nicht immer entscheidend. So mancher Ort, so manche Insel hat uns erst auf den zweiten, dritten Blick fuer sich eingenommen. Oft gehen wir mit “Vorurteilen” jedweder Art an eine neue Insel heran und werden mal positiv, mal negativ ueberrascht. Denn wenn der einen Crew quierliges Nachtleben wichtig ist, mag die andere vielleicht eher den ruhigen beschaulichen Sonnenuntergang; stoert sich dafuer aber nicht an den Geraeuschen eines normalen Hafenbetriebes. Die Mischung macht es fuer uns oft. Mal in einer ruhigen Bucht liegen, im Nirgendwo heisst unter Umstaenden lange Wege zum naechsten Supermarkt zu haben oder hoehere Preise fuer Lebensmittel und Obst zahlen zu muessen. Dafuer ist das Wasser glasklar und tuerkis-gruen-blau. Schwimmen Fische und sogar Delfine zwischen den Yachten herum und man kann vor der Haustuer schnorcheln und schwimmen. Dann wieder, so wie hier, gleich mittendrin sein. Im Stadtleben. Die Bushaltestelle liegt nur wenige Minuten vom Dinghiparkplatz, Faehren pendeln zur anderen Seite der Bucht, Supermarkt und Boulangerie liegen dicht bei.Mittendrin und doch aussenvor. Hier fallen wir nicht ganz so sehr als Touristen auf, auch wenn die Mehrzahl der Bevoelkerung dunkelhaeutig ist.

Und welche Insel fanden wir jetzt am besten, schoensten und ueberhaupt??? Tobago war unsere erste Karibikinsel, sie wird immer einen besonderen Eindruck hinterlassen und einen anderen Stellenwert haben. Grenada als englischsprachige und als die Gewuerzinsel hat uns ebenfalls sehr sehr gut gefallen. Guadeloupe, St. Barth, die Illes des Saintes. Aber auch Nevis hinterlaesst einen tiefen Eindruck.Fuer uns gibt es nicht “die” Insel schlechthin. Vielleicht vereinigt Guadeloupe noch am ehesten Vieles von dem, was wir schaetzen. Karibisch-franzoesisches Flair, die Leichtigkeit europaeischer Annehmlichkeiten, gute Infrastruktur. Martinique bietet aehnliches, gepaart mit schoenen und vielseitigen Ankerbuchten. Von beiden Inseln haben wir — auch aufgrund ihrer Groesse nicht alles gesehen. Schade und eigentlich ein Grund, wieder zu kommen. Eigentlich. Mal sehen, irgendwann. Und dann koennen wir vergleichen, Empfindungen und Meinungen revidieren oder bestaetigen. Ob wir dann auch sagen (wie so viele andere, langjaehrige Karibiksegler): “frueher, vor 10 Jahren, da war alles viel schoener, urspruenglicher”?? Ob dann die Baustellen fertig gebaut sind oder ob neue hinzu gekommen sind? Ob die Strassen noch mehr Schlagloecher haben oder ausgebessert wurden? Ob die langsam zerfallenden, maroden Haeuser aufgehuebscht wurden oder nicht mehr existieren? Ob man in der Marina, die in der Bucht xy irgendwann gebaut werden sollte, mittlerweile Yachten beherbergt? Ob man in einer anderen Bucht immer noch ankern kann oder gegen Gebuehr an Moorings festmachen MUSS? Wo bleibt die Zeit stehen, wo dreht sie sich weiter?

Wir drehen uns weiter, richten den Bug auf neue Ziele, neue Laender, neue Inseln. So wie Curacao.

Und sagen “Au reovir” zu Madinha, zu den West Indies, den Windward und den Leeward Islands. Goodbye und “Auf Wiedersehen” wie eine der Verkaeuferinnen im Souvenirshop uns gestern ganz stolz in unserer Heimatsprache nachrief.