Curacao. Aufwachen mit Vogelgezwitscher. Aufwachen mit dem Geraeusch des Windgenerators in den Ohren und trotzdem das Gefuehl, ruhig zu liegen. Fruehstuecken mit Blick auf derzeit unbewohnte Ferienhaeuser.

Kleinere Motorboote umrunden uns. Am Abend tuckert ein schneeweisses Partyboat mit schneeweiss gekleideten “good-looking-people” an Bord vorbei. Alles in weiss, dazu tiefbraune Haut, dunkle Haare, angeregte Gespraeche, angesagte Musik, Glaeser klirren, Lachen klingt herueber. Das naechste Boot punktet bei uns mit Rolling-Stones Titeln. DAS ist doch mal Mucke, die auch uns in Partylaune bringt. Nicht immer dieser Einheits Karibikstampf.

Den Tag verbringen wir mit Dinghi wassern (nicht zu verwechseln mit waessern), auf den Bus warten; die Linie 6a soll nach Willemstad fahren; d.h. Willemstad gibt es hier ja eigentlich nicht, wie Karl von der Asgard meinte. Er habe bislang nur Punda und Otrabanda gesehen. UEberhaupt die Asgard! Wie kommt die denn hierher? Hatten wir sie doch noch irgendwo zwischen St. Martin und Martinique vermutet, wenn ueberhaupt. Und jetzt ankert sie hier in Spaanse Water. Sein Motor sei ausgefallen und der Wind habe ihn halt eben nach Bonaire getrieben wo der Motor repariert werden konnte. Dann sei er halt nach Curacao gefahren. Nach Venezuela will er. Weils da preiswert ist und sein deutscher Nachbar ihm davon erzaehlt hat. Der faehrt da auch immer hin. Aha, der Kaeptn horcht auf. Es gibt also doch einige Yachten, die diesen Kurs immer noch und immer wieder waehlen.

Jetzt aber erstmal weiter zum Fischerhafen, ans Dinghidock. Und dann halt zum Bus. Der kreiselt erst einmal an uns vorbei, faehrt noch in irgendeine entlegene Ecke bevor er dann wieder an unsere Bushalte kommt. 1 USD pro Person kostet die Fahrt. USD, NAF (auch Gulden genannt, was auch auf den Scheinen steht — hier sind also die ganzen Guldenscheine nach der Euroumstellung geblieben). Man ist flexibel auf Curacao und die Preise sind meist in beiden Waehrungen angegeben. Auch sprachlich bewegt man sich hier viergleisig: niederlaendisch, spanisch!, englisch und das oertliche Papiamento. Eine Mischung aus was auch immer und akustisch eine ganz neue Erfahrung fuer uns.

Vorbei am venezulanischen Obst- undGemuesemarkt geht es zum Customs-Gebaeude. Einklarieren. Die Dame hat ihre Probleme mit der von uns gewaehlten Marina. Weil wir kundtun, dass wir das Boot alleine dort lassen. Das geht nicht. Dafuer gibt es nur 3 autorisierte Marinas. Und “unsere” gehoert da nicht zu. Wir einigen uns darauf, dass wir das klaeren und wir erstmal unverbindlich einklarieren, ohne Marina. Schliesslich liegen wir ja vor Anker.Noch.

Vorbei an der Faehrstation und bunten, ansonsten aber typisch niederlaendischen Giebelhaeusern geht es ueber die Tante Emma Bruecke. Pardon. Koenigin Emma natuerlich. Eine Schwimmbruecke, die auf schiffsaehnlichen Pontoons ruht und bei Bedarf weg geschwenkt wird. Natuerlich kommt gerade kein Schiff. Schade. Unuebersehbar rechterhand unser naechstes Ziel: die Hochbruecke. Direkt darunter das Kreuzfahrerterminal und somit auch Immigration und Hafenverwaltung. Einen Passierschein fuer das Betreten des heiligen Gelaendes gibt es beim Pfoertner, dann wandern wir am Wasser und an bunt bemalten Hallen entlang. Links und gruen ist Immigration, rechts voraus und gelb-blau Hafenbehoerde. Im Immigrationoffice wird schon der Nachwuchs angelernt, ganz unverkennbar begleitet eine ca. 12 jaehrige junge Dame ihre Mutter und schaut ihr beim Stempeln unserer Paesse ueber die Schulter. Das Hafenbuero ist geschlossen, also muessen wir am Montag nochmal hierher und unsere Ankergebuehr von 10 USD bezahlen.

Willemstad — auf dem Rueckweg habe ich endlich Musse, Fotos zu machen. Die Schritte des Kaeptns sind nicht mehr so lang und eilig, man(n) goennt mir Fotopausen. Die ich nutze. Fuer eine bunte Tuerensammlung auf einem Abrissgelaende; fuer eine Rasta-Car-Wash Anlage auf dem Parkstreifen, im Schatten eines Baumes. Der Rastaman waescht die Nobelkarosse blitzblank, die Besitzer ruhen im Schatten und schauen entspannt zu.Fotomotive wohin ich schaue, Haeuser, Plaetze, ein Fort, die Fussgaengerzone, ein Mann der zwei bunt gestreifte und recht grosse Leguane unter die Arme geklemmt hat und diese in aller Gemuetsruhe durch die Fussgaengerzone traegt. Leider erwische ich das Trio nur noch von hinten.

Waehrend der Kaeptn auf einem Platz mit Free-Wifi ausgiebig Fussballberichte und Emails schmoekert, schlendere ich am Wasser entlang zum “Rif Fort”. Hinter trutzigen Natursteinmauern verbirgt sich eine neue, moderne Shopping- und Restaurantwelt. Bunte Sonnenschirme und Palmen beschatten den Innenhof der einstigen Festungsanlage, von den Wehrmauern hat man einen schoenen Blick auf Punda, die Bruecke und das Meer. Nebenan plantschen Hotelgaeste in einem Pool direkt ueber dem Meer und unten im Fort kann man Delfter Blau in allen Variationen erwerben. Eine Dame mit beachtlicher Oberweite wirbt fuer Tassen und Teller in kleineren Formaten. Die als Gallionsfigur, das haette was. Aber da kann ich mich eigentlich auch selbst vorne anden Bug stellen …..

Seitenwechsel. Noch einmal ueber die Bruecke. Schlendern durch die Fussgaengerzone, den verlockenden 20% Rabattangeboten im Desigual-Laden widerstehen, das Postkartensortiment schon mal vorsichtig sondieren, wo war jetzt der bunte Markt am Wasser? Wir kaufen Obst bei den Venezulanern. Duftende Ananas, grosse Passionsfruechte mit viel fruchtig-saurem Inhalt zum Ausloeffeln — lekker. Ein Gespraech mit den Jungs gestaltet sich etwas schwierig, unser spanisch ist nicht besonders und ihr englisch liegt niveaumaessig nur knapp ueber unseren Spanischkenntnissen. Sie kommen in den schaukeligen Fischerbooten, die hinter den Verkaufsstaenden festgemacht sind, nach Curacao, schlafen in Haengematten und verkaufen ihre Ware. Nett sind sie, die Jungs. Das Obst macht einen guten Eindruck, die Preise sind akzeptabel, es macht Spass, hier einzukaufen. Trotzdem machen wir uns auf die Suche nach der Bushalte und der Linie 6a. Glueck muss man haben: die Tueren des passenden Busses werden fuer uns noch einmal geoeffnet, wir koennen einsteigen und los geht es. 17 Uhr –wo ist die Zeit geblieben?

Schon etwas vertraut ist die Strecke, ein grosses Meerwasseraquarium mit Delfinarium ist eine der Haltestellen, die angefahren werden. “Spar-Markt — hier rechts” — das muss der Vreugdenhil-Supermarkt sein, der angeblich in Laufabstand zur Kimakalki-Marina liegt. So richtig orientieren koennen wir uns noch nicht, die etwas spartanisch ausgefallene Landkarte, die wir am Kreuzfahrerterminal vom Pfoertner erhalten haben, hilft uns diesbezueglich auch nicht weiter. Aber es gibt ja einen taeglichen Bus-Shuttle vom Fischerhafen zum Supermarkt. Lieber einmal mit dem Dinghi quer gefahren bevor wir durch die sengende Hitze latschen. Oder doch vielleicht noch ein Auto mieten? Eine entsprechende Adresse haben wir ja schon von den Nachbarn bekommen.

Dann sind wir schon wieder am Kreisel. In der Bar “Pirates Nest” sitzen bereits die Happy-Hour-Gaeste, uns zieht es nach Hause. Noch schnell ein Fotoshooting am Dinghi-Steg, Klamotten ausziehen und im Rucksack verstauen — die UEberfahrt wird gegen den Wind stattfinden und dementsprechend feucht ausfallen. Der Wachmann winkt uns freundlich zu. Langer Tag, nur rumsitzen und gucken wer rein und raus geht. Die kleine Bar ist geschlossen, Wochenende am Fischerhafen = nicht wirklich viel los.

Vorsichtig tasten wir uns wieder zwischen den kleinen Inselchen durch. Schwer einschaetzbar, wie flach das Wasser hier ist und ob der Aussenborder bei Vollgas vielleicht doch eine Spur zu weit nach unten kommt. Also lieber langsam durchtuckern und dann sind wir ja auch schon im ruhigen Wasser und bei unserem Zuhause angelangt.

Den Kaeptn zieht es allerdings noch einmal in die Kimakalki-Marina. Noch ist es nicht ganz klar, ob hier wirklich ein Platz auf unser Schiff wartet. Gut belegt sieht der kleine Steg aus. Einige Maenner sitzen auf ihren Booten und schwatzen, von einer Art Buero oder einem “Manager” weit und breit nix zu sehen. Wir warten etwas und haben Glueck: Matteo, der derzeitige UEbergangsmananger und Vertreter des Inhabers, kommt vom Parkplatz und wir sprechen ihn an. Oh, mit Zeno haben wir gesprochen und der hat uns einen Platz zugesagt?? Die UEberraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Ob wir uns morgen nochmal treffen koennen, er will nachdenken, was moeglich ist.

Mit einer Verabredung fuer den naechsten Morgen, 9 Uhr, am Steg verabschieden wir uns und tuckern zurueck. Vorbei an einem kleinen Hotel, das offenbar vorwiegend von Kariben besucht wird, die das reichhaltige Angebot an Surfbrettern, Paddelbooten und Jetskis nutzen oder einfach nur im seichten Wasser vor dem aufgeschuetteten Ministrand plantschen. Wochenende auf Curacao. Mit Wind und immer wieder leicht bedecktem Himmel, mit etwas Nieselregen in der Nacht.

Brueckenpontoons der Koenigin-Emma-Bruecke in Willemstad

Brueckenpontoons der Koenigin-Emma-Bruecke in Willemstad

Waterfront in Willemstad

Waterfront in Willemstad

Customsgebaeude in Willemstad

Customsgebaeude in Willemstad