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Seit gestern sind wir wieder auf Guadeloupe und in der jetzt schon vertrauten Bucht von Deshaies. Seitenwechsel - wir ankern auf der Backbordseite der Bucht. Und prompt rumpelt der Anker zweimal ueber den Meeresgrund bevor er fasst. Hatten wohl eine Stelle mit dickem Seegras erwischt. Gut eingefahren haelt er aber jetzt. Obwohl der Skipper heute frueh mal kurz Panik schob: “das kann doch gar nicht sein, guck doch mal, wo unsere Ankerboje liegt, wir sind gewandert”. Ich gucke und stelle fest: optische Taeuschung, alles gut, wir liegen genau da, wo wir hingehoeren und der Anker ebenfalls. So ganz glaubwuerdig komme ich aber nicht rueber, das merke ich schon. Trotzdem wagen wir es und fahren mit der Crew der Man Suutje im Leihwagen ueber die Insel. Und sind begeistert von der Landschaft, der Vegetation, den Orten die wir durchfahren, den Buchten und Straenden.

Kaum sind wir los gefahren und haben uns in das atemberaubende und ueppig gruene Panorama Guadeloupes vertieft, gepflegte Wohnhaeuser bewundert, da schreien alle schon nach einer Kaffeepause. Die findet in einem kleinen Restaurant namens MAMBO statt. Ein Blick auf die Uhr: 9:35 – ob ueberhaupt schon geoeffnet ist?? Es ist, die rundliche Wirtin kocht uns eine ganze Kanne stark-schwarzen Kaffee und kredenzt uns grosse Henkeltassen dazu. Vor der Terrrassenbruestung schimmert das blaue Meer, darueber ein etwas heller blauer Himmel. Ein vertraeumter Ort, an dem die Welt offensichtlich noch in Ordnung ist und auch einen anderen Gang geht. Irgendwo an der Strasse zwischen Deshaies und Basse Terre.

Wir passieren Pointe Noire und erreichen Neuland. Fuer uns zumindest. Soweit haben wir es bislang noch nicht geschafft. Weil der letzte Bus von Pointe Noire nach Deshaies am Wochenende schon um 14:30 abfaehrt und wir ja bekanntlich nicht so die Fruehstarter sind. Wir?? Ich seh schon den Kaeptn die Augenbrauen hochziehen … ok ok, ICH, also die Bordfrau bin nicht so die Fruehstarterin. Merkwuerdigerweise, das war frueher naemlich ganz anders. So aendern sich die Zeiten. Abends nicht in die Koje finden und lieber den Vollmond bewundern, dafuer fruehmorgens gerne nochmal auf die Seite drehen und die Augen fest zukneifen, waehrend es in der Pantry schon unmissverstaendlich klappert und rumort. Egal, wir sind unterwegs, mit Doerte und Paul von der Man Suutje. Und erreichen schon bald Basse-Terre. Marktstaende, Kreisel mit kunstvollen Monumenten bestueckt, dann sind wir auch schon irgendwie wieder raus. Schilder kuenden hoffnungsfroh vom „Gare Maritime“. Am Pier des Containerhafens stehen mehrere Segelyachten aufgepallt. Ob die auf eine Verladung als Decksfracht warten? Wir vermuten das mal ganz stark, ist diese Pier doch nicht so unbedingt der bevorzugte Aufenthaltsort fuer Segelyachten. Finden wir zumindest.

Dann liegt auch schon die Marina de Riviere Sens vor uns. Sogar Segelboote liegen hier. Und einen Bootszubehoershop gibt es. Der ist sogar geoeffnet, obwohl das herunter gelassene Rolltor vor der Schaufensterscheibe uns auf „geschlossen“ hatte tippen lassen. Die gesuchten Sitzkissen findet die Man suutje Crew hier allerdings auch nicht. Aber fuer den bevorstehenden Toern zu den Azoren kann Skipper Paul trotzdem noch einige Kleinigkeiten brauchen. Versorgt mit einer Beschreibung, wo wir einen Supermarkt mit Gartenmoebelkissen finden, starten wir wieder durch. Stoehnend unter der Waerme, die trotz der morgendlichen Uhrzeit schon sehr praesent ist.

Den Hyperdingens finden wir auch. Gar nicht zu verfehlen – faedelt sich doch eine endlose Schlange an Autos auf der Zufahrt ein. Wir finden einen Eisstand und einen ATM, aber keine Sitzkissen. Muss die Crew also mit den alten vorlieb nehmen. Vielleicht wird dann ja schneller gesegelt? Bergauf geht es weiter Richtung Soufriere. Der huellt sich – wie die meisten Vulkankegel hierzulande – in Wolken, sieht aber trotzdem beeindruckend aus. Dank schlichter Hinweistafeln und unseres ausgepraegten Orientierungssinnes (bergauf kann nie verkehrt sein) erreichen wir den Naturpark Soufriere und landen in einer Art Sackgasse, direkt vor den Bains Jaunes. Die gelben Baeder – das kuendet doch von Schwefel. Das Wasser im nahe gelegenen Natursteinbecken ist einladend temperiert. Die Aussentemperatur ist empfindlich gesunken. Ob wir vielleicht doch eine Jacke haetten mitnehmen sollen? Immerhin sind wir mit Badetuch und –hose bewaffnet. Und springen – nach einem kleinen Fussmarsch in die ueppig gruene Botanik – in das glasklare Badewasser. Ist das herrlich, kein Brennen in den Augen, herrlich duftendes Suesswasser, warm und umschmeichelnd, um uns herum die gleichermassen beeindruckende und faszinierende Vegetation in Form von hohen Baeumen, riesigen Farnen und anderen Gewaechsen. UEberall laeuft Wasser den Berg hinunter, sprudelt munter ueber moosbewachsene Steine oder troepfelt langsam aber stetig an Wurzeln und Moosen herab. Voegel jagen durch das Blattwerk, in der Vertiefung eines kleinen Bachlaufes tarnt sich ein Flusskrebs nahezu perfekt und verschmilzt fast mit dem Untergrund bzw. den ihn umgebenden, ins Wasser gefallenen braunen Blaettern. Wanderer ueberholen uns oder kommen entgegen. Mit richtigen Wanderschuhen, Jacken, Verpflegungsrucksaecken oder gar Wanderstoecken ausgeruestet. Dagegen sind wir mit unseren Croqs und Flip-Flops sehr dilettantisch ausgestattet. Aber wir wollen ja auch ein Bad nehmen und nicht gross wandern. Schade eigentlich, die Wege sind gut beschildert und in Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Sogar ueber die Laenge und Zeit wird man informiert. Hier koennte man gut einige Tage mit wandern verbringen.

Nur schwer trennen wir uns von der Waldbadewanne. Noch ein Stopp am Picknickplatz. Der liegt auf ueber 700 Metern und wartet mit einem phaenomenalen Ausblick ueber Basse Terre, Wiesen, Waelder und das blaue Meer auf. Das Meer, das ganz hinten, am Horizont voellig uebergangslos mit dem Himmel verschmilzt. Leicht diesig ist es, wie die vergangenen Tage schon. Kleine Pavillons mit Sitzbaenken und Tischen spenden Schatten und Sitzgelegenheit gleichermassen. Familien mit Kindern nutzen gerade das Angebot. Und unter einem etwas abseits stehenden Pavillon baumelt eine Haengematte, darin haelt jemand ein Schlaefchen. Wohnt der hier oder hat er es sich nur richtig gemuetlich gemacht? So ganz klar ist mir das nicht.

Wir stellen fest, dass Schwimmen hungrig macht. Jetzt eine Kleinigkeit essen, das waere fein. In die Stadt zieht es uns irgendwie alle vier nicht. Und so landen wir auf der Fahrt Richtung Pointe a Pitre im kleinen OErtchen Trois-Rivieres. „ Das sind ja die Illes des Saintes!“ Tatsaechlich: von hier aus kann man die kleine Inselgruppe sehr gut sehen und Faehren fahren vom kleinen Hafen aus zu den Inseln hinueber. Das scheint sehr beliebt zu sein, der Parkplatz direkt am Meer ist rappelvoll und gleich mehrere Schulklassen bevoelkern die Strassen. Der Betreiber des kleinen Restaurant „Le Fetou Kreyol“ erlaeutert uns gestenreich und ueberzeugend, was man unter den angepriesenen „Bokits“ zu verstehen hat; wir kehren ein und verzehren kurze Zeit spaeter eine Art Burger. Frisch zubereitet, mit verschiedenen Auflagen die in einem krossen, eher frittiert wirkenden Teigmantel stecken. Lecker und saettigend. Nur muehsam schleppen wir uns Richtung Faehranleger weiter. Dessert gefaellig? Eine aeltere Dame sitzt unter einem Dach. Zwei grosse Bottiche vor sich stehend. Ein Schild preist selbstgemachtes Sorbet in verschiedenen Geschmacksrichtungen an. Cocos und Mango gibt es heute, der Becher fuer 2 Euro. Das lassen wir uns nicht entgehen, wir schlagen alle viere zu und bekommen noch die Herstellungsweise erklaert. Ausserdem sorgen wir fuer einige Belustigung der Sorbetdame und eines aelteren Herrn, der ihr Gesellschaft leistet. Unsere Erlaeuterung, dass wir aus Deutschland sind, auf Segelbooten leben und jetzt in Deshaies sind, laesst die Beiden kichern und lachen. Sie leben auf Guadeloupe und haetten die Insel noch nie verlassen. Darueber lachen wir allerdings nicht.

Nur schwer trennen wir uns von dem kleinen, beschaulichen OErtchen, in dem die Einheimischen in dem einen kleinen Restaurant zu Mittag essen und dann nebenan bei der „Konkurrenz“ noch ein Bierchen petzen. Samstagnachmittag, alle sind in Wochenendstimmung. Oder sind sie das vielleicht jeden Nachmittag? Was wuerde man machen, jeden Tag auf so einer Insel. Wenn man hier leben wuerde, 365 Tage im Jahr. Wir koennen es uns nicht so wirklich beantworten, sinnieren lange darueber und kommen doch zu keinem richtigen Ergebnis. Vielleicht das gleiche wie in Deutschland? Was ist mit Kultur, Kino, spontanen Besuchen bei Freunden, Radtouren etc.? Wuerden wir das hier auch alles machen (koennen)? Fuer uns stellt sich die Frage ja nur rhetorisch. Aber wir sind uns sicher, wenn ein Inselleben, dann auf einer Insel wie Guadeloupe. An der uns die gruene Vegetation, die vielen Wasserlaeufe, die landwirtschaftliche Nutzung, die meist netten Haeuser und das franzoesische Flair schon sehr gut gefallen. Karibisch und doch ein klein wenig europaeisch laesst uns vielleicht nicht ganz so fremd fuehlen.

Zumindest den einen Schmetterlingsfluegel moechten wir heute umrunden. Mehr ist an einem Tag auch nicht zu schaffen. Die Kueste geht es entlang Richtung Pointe a Pitre, das wir aber rechts liegen lassen. Vorbei an mehreren richtig grossen Supermaerkten, durch endlose Bananenplantagen und Zuckerrohrfelder geht die Fahrt. Immer wieder stehen auch Rinder auf abgeernteten Feldern oder Wiesen. Oft angekettet und nicht wirklich im Herdenverbund wie wir das von Europa kennen.

Dann passieren wir einen jetzt schon vertraut wirkenden, langen und gut besuchten Strand. Fahren durch St. Anne und andere, kleinere Orte. Nochmal mit Schwung bergauf, dann kurvig wieder bergab und die Grande Anse liegt zu unserer Rechten. Das soll der schoenste Strand Guadeloupes sein, was wir uns gut vorstellen koennen. Vorbei an der Tankstelle, durch den Kreisel und dann sind wir auch schon wieder in Deshaies. Stuermen noch einmal den kleinen Sparmarkt, kaufen das letzte Baguette und stellen fest, dass es ein superschoener aber auch anstrengender Tag war und wir alle etwas erschoepft sind. Was uns aber nicht davon abhaelt, uns fuer den naechsten Morgen zu einer Wanderung in die Grand Anse zu verabreden. Sogar die fusskranken Herren sind Feuer und Flamme und wollen mit von der Partie sein.