Monats-Archiv August, 2014

Vollmond ueberm Ankerplatz

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Frueh um 5 praesentiert sich ein dick aufgepusteter kugelrunder Vollmond genau ueberm Ankerlicht eines Catamarans. Einfach sehenswert.

Hin und her gerissen zwischen “nochmal in die Koje” oder “aufbleiben” verharre ich noch etwas in der Plicht und entscheide mich dann doch fuer die kuschelig-warme Koje. Nach 2,3 Seiten im neuesten Trivialroman fallen die Augen schnell wieder zu …… einschlaefernd langweilig oder ermuedend anstrengend? Weder noch, aber halt irgendwie flach. Aber gute Einschlaflektuere, da sich keinerlei Spannung aufbaut, die mich stundenlang wach haelt.

Obwohl der Wind pfeifend und heulend durch die Riggs zischt, ist es in der Koje kuschelig-warm. Hierher verirrt sich Dank meiner ausgekluegelten Regenschutzmassnahmen jetzt auch kein Lufthauch mehr.Aber die Illusion, offenes Luk = frische Luft bleibt wenigstens erhalten. Die naechste Kuchenbude wird definitiv laenger, damit sie auch noch das Achterluk abdeckt. Ja,ja, beim naechsten Schiff wird alles besser - oder einfach nur anders?!

Das Flusswasser schiesst gurgelnd und schaeumend unterm Schiff durch. Auf dem Weg zum Meer, also bei ablaufendem Wasser, hat es der Paraibo irgendwie immer sehr eilig. Kann man ja auch verstehen. Aufwaerts, also Richtung Joao Pessoa laesst er es dann gemuetlicher angehen. Dementsprechend liegen manche der Schiffe am Steg bei ablaufendem Wasser auch ziemlich schief zwischen ihren Mooringleinen. Da wandert schon mal das ein oder andere Heck tendenziell stark vom Land weg und betreibt mit dem naechsten Nachbarn eine etwas engere Kontaktpflege. Gut, dass die meisten Fender ausreichend dimensioniert sind. Aber ueber allem wachen Francis und Attilo, richten Leinen, ziehen Moorings nach und kontrollieren die Fender.

Lazy Duck, eine niederlaendische OVNI faehrt ab. Fachmaennischer Blick “kann nicht weit fahren, das Dinghi wird nebenher geschleppt”. Die Ovni hat mir ihrem variablen Tiefgang ja auch deutlich mehr Moeglichkeiten wie wir.Da kann man auch hier im Fluss mal eben hinter eine der kleinen Inseln rutschen und dort ankern.

Wir dagegen wollen heute vom Steg zur Flussmitte hin verholen, wieder vor Anker gehen. Abends keine Moskitos mehr, die uns plagen. Dafuer wieder Landgaenge nur mit dem bordeigenen Wassertaxi. Alles wasserdicht verpacken, was mit an Land soll. Dafuer vielleicht ein Sundowner beim Ankernachbarn oder die Nachbarn kommen zu uns.

Sabado - Sabadinho!!!

SABADINHO – DAS gefluegelte Wort hier unter den Yachties. Unglauebige Blicke: Wie, ihr wart da noch nicht??? Andi und Doris koennen es gar nicht fassen! Und schon ist es beschlossene Sache, das wir heute in die Sabadinho Welt eingefuehrt werden. Denn, wie im Namen ja enthalten, das Ereignis findet nur am Samstag, also am Sabado, statt!

D.h. wir muessen uns mit dem ersten Tagesordnungspunkt „Deck schrubben“ maechtig sputen! Denn wir wollen mit dem 11 Uhr irgendwas Zug von Jacaré nach Joao Pessoa rumpeln.Der Samirena-Crew ist das zu frueh, sie kommen nach. Aber die zwei sind ja auch schon routinierte Sabadinho-Gaenger, kennen den Weg.

Wir liegen erstaunlich gut im Zeitplan, goennen uns noch einen Kaffee, dann ist es auch schon Zeit. Freundlich nach allen Seiten gruessend ueber die „Hauptstrasse“ zum Bahnhof. Nieselregen. Na, da haben wir uns ja einen Tag ausgesucht. Natuerlich hat der Zug Verspaetung. Zeit genug, sich schonmal Vorfreude zu holen oder Paul, den Iren aus Suedafrika, ueber woher-wohin auszuquetschen. Oder den Schwyzer-Deutsch Gespraechen zwischen Daniela und Doris zu lauschen. Wie ist das mit dem Panama-Kanal?? Jeder weiss was oder will was wissen.  Dann hupt es, der Zug kommt und los geht es.

3 Stationen weiter sind wir in Joao Pessoa und ein freundlicher Wachmann drueckt uns gleich mal einen aktuellen Zugfahrplan in die Hand. Sehr nett! Wir vertrauen voll auf die Ortskenntnis der erfahrenen Sabadinho-Besucher und stiefeln munter die steilen Gassen hoch. Vorbei an Moebelgeschaeften,

Ein Moebelgeschaeft neben dem Anderen -kurze Einkaufswege nennt man das. Allerdings ist das Angebot auch teilweise identisch

Ein Moebelgeschaeft neben dem Anderen -kurze Einkaufswege nennt man das. Allerdings ist das Angebot auch teilweise identisch

Autoreparaturwerkstaetten (jedes Gewerk hat hier seine eigene Strasse), Slalomlauf durch die Autos, links, rechts, geradeaus, nochmal bergauf. Paul und Daniela haben wir irgendwie aus dem Blick verloren. Die unvermeidlichen Kirchen tauchen ebenso im Blickfeld auf wie die ebenso unvermeidlichen, ziemlich maroden Gebauede. Dann haben wir das Ziel erreicht. Den Platz kenne ich, aber wie hat er sich doch veraendert: Ueberall stehen Plastikhocker oder –stuehle. Den Rand saeumen unzaehlige Getraenke- und Essensstaende. An einer Schmalseite ist eine Buehne aufgebaut. Auf der freien Flaeche vor der Buehne wird getanzt, noch etwas verhalten und dominiert von zwei aelteren Ladies. Wenige Meter davor hat Litho (keine Ahnung, ob sich das so schreibt) sein Kameraequipment aufgebaut. Er filmt alle Sabadinho-Veranstaltungen. Was er dann mit den Filmen macht, weiss aber keiner so genau. Die anderen sind schon bekannt hier und werden entsprechend begruesst. Viktor, mit einem imposanten grauen Bart bestueckt und mehrerer Sprachen maechtig, ist ebenfalls mit von der Partie. Den kenn ich doch irgendwoher….

In einer Kuehlbox werden Bierdosen gelagert, jeder ist reihum mal mit Nachschubbeschaffung dran. Verpflegung gibt es in Form von Fleisch- oder Kaesespiessen, Nuessen (gekochte Erdnuesse!), Chips aus dem Chipswagen. Man kennt sich, alle lachen, freuen sich. Auf der Buehne sitzen 4 Jungs und spielen traditionelle, brasilianische Musik, die Mutter aller anderen Musikstile wie uns Viktor auf Deutsch erklaert. Woher kenn ich den Mann?? …..Die Musik jedenfalls ist gut hoerbar finden wir und wippen auch schon mal leicht mit.

Noch sind nicht allzu viele Besucher da, viele Stuehle sind frei. Das aendert sich mit dem Auftritt der nachfolgenden, wohl bekannteren Band. Die Leadsaengerin schlendert singend ueber den Platz zur Buehne. Samba ist angesagt. Urspruenglich und mitreissend. Kaum ein Fuss, der stillsteht. Die Hueften schwingend und absolut textsicher mitsingend wird sowohl auf der Buehne als auch zwischen den Stuehlen getanzt – oder was man so tanzen nennt. Doris bringt mit ihrem Hueftschwungtalent einige Brasilieros dazu, in Begeisterungsstuerme auszubrechen und mit ihr zu tanzen. Immer wieder werden wir angesprochen und sind froh, dass Alex oder Viktor uns uebersetzend zur Seite stehen. Aber auch ohne Dolmetscher – Lachen, gute Laune und Begeisterung fuer Tanz und Musik, das ueberbrueckt auch Sprachbarrieren muehelos! Der Hoehepunkt des Nachmittags wird erreicht, als die Saengerin der Band die Buehne wieder durchs Publikum verlaesst – Stars zum anfassen und fotografieren – und dabei ganz dicht an der voellig versunken tanzenden Doris vorbei schwebt. „Waaas, die ist an uns vorbei gegangen“. Mein Video liefert den Beweis und wir lachen gemeinsam herzhaft darueber, dass Doris so gar nix davon mitbekommen hat.

Die Buehne ist leer, die Stuehle werden eingesammelt. Aber an Feierabend ist noch nicht zu denken! Neben uns versammeln sich einige Maenner, aus dem Nichts tauchen Trommeln und andere Instrumente auf. Es wird geklopft, getrommelt, gerasselt, in die Saiten gegriffen und dazu gesungen. Die Umstehenden machen alle mit, sich bewegend, klatschend oder mitsingend. Da koennen selbst meine steifen Hueften und Fuesse nicht mehr stillhalten. „Du kannst ja doch tanzen, Du willst nur nicht“ konstatiert Doris meine Bemuehungen und eine besonders zappelfreudige Brasilianerin klatscht freudig in die Haende und ist voll des Lobes ueber meine nun doch noch erweckte Bewegungsfreude. Doris gibt mir noch eine paar Tipps von Frau zu Frau, an was ich beim tanzen denken soll …. Kopfkino :-)))) Verschwoerisch schuetteln wir uns vor Lachen. Das der Kaeptn auch noch strahlt – meine Guete, mit welchen Dingen man anderen Menschen doch eine Freude machen kann :-))Vielleicht sollte ich oefter mal zappeln ….

Sehr lauschiges Plaetzchen fuer die Siestatime

Sehr lauschiges Plaetzchen fuer die Siestatime

Der Abschied zieht sich – wie ueblich – etwas laenger hin. Jetzt endich ist Zeit fuer ausgiebige Gespraeche und es muss dann doch noch die ein oder andere Dose Bier auf die neue Freundschaft geleert werden. Die Erzaehlungen und das gegenseitige Schulterklopfen der Maenner finden kein Ende. Und mir faellt endlich ein, woher ich Viktor kenne: er war vor einigen Wochen zu Besuch auf der island Kea, die uns fast gegenueber lag!!!

Irgendwann schaffen wir es doch noch, uns loszureissen, zieht unsere kleine Schar durch die Strassen wieder Richtung Bushaltestelle. Welche war das jetzt gleich? Wir verteilen uns strategisch guenstig, gehen nochmal die in Frage kommenden Buslinien durch und warten geduldig. Denn kein Schiff wird kommen, aber ganz sicher ein Bus, der uns nach Jacaré bringt! Und der kommt auch! Rappelvoll, aber einer geht noch und 6 Leute – auch kein Problem. Feierabendverkehr in Joao Pessoa. Schade, dass es schon dunkel ist und wir nichts von der Stadt sehen. Das riesige Einkaufszentrum Manaira allerdings ist selbst jetzt unuebersehbar. Wir kommen ins Gespraech mit einem leider nur brasilianisch sprechenden Mann, der Werner seinen Sitzplatz anbietet (sieht der Kaeptn sooo alt aus??) und einem anderen, sehr gut englisch sprechenden Herrn. Letzterer fragt uns fuersorglich, ob wir denn auch wissen, wo wir hinfahren. Andi kann ihn beruhigen. Im Busbahnhof dann noch einmal umsteigen – d.h. rein in den „Kaefig“ und kurze Zeit spaeter auf der anderen Seite wieder raus und in den Bus nach Jacaré steigen. Entlang des (nicht sichtbaren) Strandes geht es nach Intermares und weiter nach Jacaré.

Die volle Strassenbreite einnehmend laufen wir nebeneinander durch die abendliche Fischergasse. Werfen lange Schatten auf die holprige Kopfsteinpflasterung. Links und rechts sitzen die Menschen vor ihren Haeusern, grillen, unterhalten sich, trinken Bier. Werden da etwa die Gespraeche leiser, wenn Djangos Truppe durch die Strasse “reitet”?? „It reminds me to an old film, when the Cowboys are going through the town, with their colts …..“ Pauls Phantasie ist in Hochform und schon rollt der Film ab ….. Leider taugen wir nicht zu Westernhelden, die lachen naemlich nicht so viel wie wir. Und machen auch keinen Stop im kleinen Mercadinho, um Brot und das Sonderangebot an Bierdosen zu kaufen ;-)

Bevorzugter Einkaufsmarkt der Segler in Jacaré

Bevorzugter Einkaufsmarkt der Segler in Jacaré

Fazit: ein tolles Erlebnis, dass auch die kleine Seglergemeinde noch etwas näher zusammen gebracht hat. Wir haben neue Bekanntschaften gemacht, wurden herzlich in eine kleine Gemeinschaft aufgenommen und Willkommen geheissen. Haben viel gesehen und gehört und sind beeindruckt von der Unkompliziertheit, Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Menschen hier in Joao Pessoa.Und ganz sicher war das zwar unser erster Sabadinho, aber auch nicht unser letzter!

Theatro Santa Roza, Joao Pessoa

Theatro Santa Roza, Joao Pessoa

Joao Pessoa

Joao Pessoa

Joao Pessoa

Joao PessoaHilferuf maroder Haeuser in Joao Pessoa. Bleibt zu hoffen, dass er nicht ungehoert verhallt ...

Mein lieber Schieber - Schweiz-Brasilianische Samba-Kombi, sehr gelungen

Mein lieber Schieber - Schweiz-Brasilianische Samba-Kombi, sehr gelungen

sitzgelegenheiten - Sabadinho, Joao Pessoa

sitzgelegenheiten - Sabadinho, Joao Pessoa

Malerische Kulisse

Malerische Kulisse

Hier muss keiner verdursten - Getränkestände säumen den Platz

Hier muss keiner verdursten - Getränkestände säumen den Platz

-)

Diese Dame hat für einge Erheiterung bei uns gesorgt. Besonder, als sie Doris die Bierdose entführte und gefüllt mit Cacaca wieder brachte. Doris

Siestatime - da kann auch Sabadinho nicht dran rütteln

Siestatime - da kann auch Sabadinho nicht dran rütteln

Auch aeltere und gebrechliche Menschen leben beim Sabadinho auf

Auch aeltere und gebrechliche Menschen leben beim Sabadinho aufDie Party geht weiter - im Zuschauerbereich finden sich jetzt Musiker zusammen. Und an Publikum mangelt es auch nicht

Gekochte Erdnuesse - der etwas andere Pausensnack
Gekochte Erdnuesse - der etwas andere Pausensnack

Interessante Tanzpaare sind hier zu beobachten. Auf jeden Fall wird gerne mal gewechselt

Interessante Tanzpaare sind hier zu beobachten. Auf jeden Fall wird gerne mal gewechseltSnack-Wagen. Im Angebot sind Chips, Nuesse und Popcorn

Wichtige Ausruestungsgegenstaende an Bord

Heute möchten wir einige für uns sehr wichtige Ausrüstungsgegenstände präsentieren. Da naja eine ehemalige Regattayacht ist, darf natürlich ein Coffeegrinder nicht fehlen! Anno Dazumal gab es gleich zwei dieser Muckimaschinen an Deck, wir haben uns nur einen geleistet. In Ausführung und Formgebung vielleicht etwas antik, aber voll funktionsfähig und wir lieben ihn! Here comes: Egbert, DER Coffeegrinder schlechthin!

Egbert Coffeegrinder

Egbert Coffeegrinder

Da uns Egbert den rauhen Witterungseinflüssen an Deck nicht gewachsen schien, haben wir ihn kurzerhand in der Pantry untergebracht, wo er sich recht wohl fühlt :-))

In der “Nutzungsbeliebtheitsskala” (ob ich das als Unwort des Jahres einreichen kann???) gleich an zweiter Stelle folgt “Clipso”. Ein Zuhause von mir sträflich vernachlässigter Zeitgenosse, der gerne unter Dampf steht. Dampf? Genau, es handelt sich um einen Dampfkochtopf. Und an Bord möchte ich ihn nach anfänglichen Berührungsängsten (ja, sowas hab auch ich) nicht mehr missen. So zischt und pustet er des öfteren auf unserem Herd herum. Sehr zur Freude des Käptns, werden doch dann leckere Eintöpfe, Gulasch oder Bolognaise produziert

Clipso, steht gerne unter Dampf

Clipso, steht gerne unter Dampf

DAS wird hoffentlich kein dauerhafter Ausrüstungsgegenstand! Aber getreu dem Motto “nur eine tote Barata ist eine gute Barata” kommen wir derzeit ohne chemische Keulen leider nicht aus.

Kampfmittel

Kampfmittel

Mein Feldzug mit Sprühflasche, Fallen und diesem Gel zeigt allerdings schon Wirkung: zwei unserer derzeitigen Mitbewohner haben schon die Flügel gestreckt und sich ergeben. Auch Nachwuchs wurde schon länger keiner mehr gesichtet. Auch das sind Seiten des Lebens auf einem Boot und in fernen Ländern, die uns nicht verborgen bleiben. Leider, aber da müssen wir - wie alle anderen auch - halt durch . Gibt auch bestimmt Schlimmeres!

Wir basteln uns eine Muschelbank

Der Kaeptn quaelt den Heissluftfoen und kratzt an unserer neuen Suellleiste rum. Meine Hilfe ist nur gefragt, um Ruecken und Gesicht dick (viel hilft viel) mit Sonnenschutzcreme 50+ einzuschmieren. Da kommt Andi’s Frage, ob wir mit zum Einkaufen wollen, gerade recht. So ein Fussmarsch in angenehmer Gesellschaft ist doch viel kurzweiliger.

Fuer den Rueckweg ordern wir ein Taxi. Bzw. das wird vom Supermarkt geordert. Und waehrend ich noch ueber meinem Kassenzettel gruebele (warum bekomme ich 20 Reais zurueck wenn ich den Kassenbetrag fast passend gegeben habe?? Erklaerung: ab einer bestimmten Einkaufssumme gibt es Rabatz, der wird aber erst gaaaanz zum Schluss berechnet! Das muss einem ja mal gesagt werden – schon bloed, wenn man die Landessprache nicht wirklich beherrscht …)

Was fuer ein Luxus! Klimatisiert und bequem sitzend werden unzaehlige Saftpackungen, Bierdosen, eine halbe Wassermelone, 2 KG Hackfleisch und und und zur Marina befoerdet. Ganz ohne Schwitz-Durst-Blasen an den Fuessen und schmerzenden Schultern. Das Leben kann so bequem sein.

Damit ich aber nicht uebermuetig werde und zum Luxusweib-chen mutiere, beschliesst der Kaeptn, das Dinghi auf den freien Kopfplatz zu hieven und Dinghi’s Bauch zu saeubern. Der hat es noetig, gammelt das Teil jetzt schon Wochenlang im Wasser rum. Was keinem Dinghi wirklich gut bekommt. Unserem auch nicht. Getreu dem Motto „wie bastele ich mir meine eigene Muschelbank“ haben sich viele Exemplare dieser Spezies auf unserem geduldigen Caribe angesiedelt. Also Spachtel, Wurzelbuerste und Akopad’s ran. Vielleicht waere ein Antifoulinganstrich gar nicht so schlecht?? Wir sollten mal drueber nachdenken oder uns doch angewoehnen, unser Wassertaxi bei Nichtgebrauch anzulupfen. Wobei – in diesem Fall war es ja eigentlich als Arbeitsgeraet fuer Bootsbauer Alex gedacht. Dass der Witterungsbedingt waehrend unserer Abwesenheit nicht wirklich was an der Suellkante machen konnte, damit hatten wir halt nicht gerechnet!

Jetzt ist Gummiwutzchen wieder einigermassen sauber. Allerdings haben die Muscheln doch hartnaeckige Abdruecke auf dem vormals weissen Rumpf hinterlassen. Auch der Griff am Bug sitzt nicht mehr so ganz fest … vielleicht ist in Trinidad doch mal eine Generalueberholung unseres Beibootes angebracht.

Sieht doch schon wieder gut aus, unsere Suellkante

Sieht doch schon wieder gut aus, unsere Suellkante

Schlaflos in Jacaré

Schlaflos in Jacaré – vielleicht nicht wirklich Filmtiteltauglich. Aber schon eine ganz eigenartige Szenerie, so in der Nacht, wenn die Bordfrau mal wieder nicht schlafen kann. Und an Deck rumsitzt. Zu bloed aber auch, wenn man das Ersatzhandy als Wecker missbraucht und vergisst, die Zeitzone zu kontrollieren. Kein Wunder, wenn es dann nachts um 2 Uhr zum Aufstehen klingelt und der Kopf denkt: ja, klar, 7 Uhr beste Aufstehzeit. Kopfkino halt ….

Da sind ja auch so viele Gedanken drin. Wann wir aus der Marina und wieder vor Anker gehen, wie lange wir noch hier bleiben, ob wir wirklich noch nach Belem gehen. Guayana, Suriname, TT – haben wir schon ausreichend Infos darueber? Dann schwingen noch virtuelle „Gespraeche“ nach, mit anderen Bordfrauen, anderen Seglern…… oder die Freude der Nachbarn, weil sie sich dazu entschlossen haben, nach 6 Jahren rund nicht in den Senegal zu segeln, sondern noch einmal den Loop zu drehen (so sagt man glaube ich). Das macht nachdenklich darueber, was man selber wohl wollen wuerde an ihrer Stelle….. schnell beiseite schieben, ist ja noch soooo wahnsinnig lange hin. Wer weiss, was uns noch alles begegnet, wie weit wir ueberhaupt noch kommen. Am Besten, ich lasse alle Gedanken ins truebe Flusswasser sinken und von der spaeter ensetzenden Tide von mir und dem Schiff wegtragen.

Ganz still liegt das Wasser da. An Backbord blinzeln einzelne Ankerlichter verschlafen herueber. An Land kraeht ein besonders frueh aufstehender Hahn – wir haben immerhin erst 02:28 Ortszeit. Aber vielleicht ist sein Wecker ja auch auf europaeische Zeit eingestellt und haelt 2 Uhr in der Nacht für 7 Uhr Aufstehzeit …..

Lesen, einen Schluck Tee trinken …. Mist, wo war die Buddel jetzt wieder? Klar, kann ja nicht einfach in der Kuehlbox stehen, muss ja ganz nach unten durch rutschen. Beim Versuch, meine Schlaflosigkeit moeglichst lautlos auszuleben, mache ich natuerlich besonders viel Krach. Was den in punkto Schlaf ziemlich schmerzbefreiten Kaeptn nicht weiter stoert. Beneidenswert.

„Platsch“ - Fischeralarm?? Nix ist zu sehen und trotzdem ziehen sich ganz ganz kleine, leichte Wellenkreise vom Schiff weg zum Fluss hin. Ich koennt schwoeren, da ist was/jemand. Aber absolut nix ist zu sehen. Fantasie, Einbildung oder eher Blindheit?

Der Motorbootclub zwei Stege weiter sichert die am Steg liegenden Schiffe mit einem Flutlicht. Das strahlt passenderweise auch noch bis zu uns herueber. Die Schiffe auf der anderen Stegseite werden sauber angeleuchtet. Oben am Ufer sind zwei kleine Esel wieder auf naechtlichem Futterstreifzug, werden noch nicht einmal von einem der zahlreichen Wachhunde verbellt. Man kennt sich eben, in Jacaré.

Am Morgen ist dann lautes Palaver angesagt: Drei aeltere Herren, Sonnenhutbestueckt und ueberhaupt und insgesamt mehr survivalmaessig gekleidet, sitzen in einem der traditionellen schlanken Holzfischerboote. Hangeln sich an Bordwaenden und Festmachern entlang bis zu unserem Bug vor. Dann wird am Nachbarboot und uns „festgemacht“ und die Angeln werden ausgepackt. Das ruft Attilio, den guten Geist der Steganlage, auf den Plan. Laut auf die Fischer einredend versucht er diese, zum wegfahren zu bewegen – vergeblich. Das ganze Hin und Her ruft Francis, den Miteigner der Marina, auf den Plan. Kurze, aber wortreiche und vor allem etwas lautere Diskussion, dann findet man einen Kompromiss: das Fischerboot darf am derzeit freien Kopfplatz des Steges festmachen.

Friede und Ruhe kehren ein. Ueber allem liegt ein strahlendblauer Fruehlngshimmel und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herunter. Wollten wir das so? Wollten wir …. glaub ich ….. zum Glueck muss ich heute nicht einkaufen und wenn, dann wird improvisiert und verwendet, was es im kleinen Mercadinho um die Ecke gibt. Praktisch, so eine Tante-Emma-Laden nur wenige Meter vom Steg entfernt!

Waehrenddessen entdeckt und geniesst die Kassiopeia-Crew Argentinien. Das Land ohne Schlagloecher in den Strassen, mit Baguette das Claudia die Ehrfurchts-Traenen in die Augen treibt, mit leckerem Rotwein und moderaten 25° C am Tag und einigen Graden weniger in der Nacht. Ein klein wenig beneiden wir die Beiden um ihren Trip. Aber unsere Zeit wird schon auch noch kommen. Spaetestens in ein paar Jahren auf der Rueckreise …. oder so

Eines der kleinen Fischerboote, die uns auch gerne Nachts mit ihren Netzen "umgarnen"

Eines der kleinen Fischerboote, die uns auch gerne Nachts mit ihren Netzen

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