Der Sonntagvormittag vergeht mit Unterwasserschiff reinigen. Allerdings lassen wir Hand anlegen. Junior, ein junger Mann aus dem Ort, wird von Werner abgeholt und legt auch gleich los. Mit Flossen und Taucherbrille und am Kiel dann auch mit unserer (noch nicht ganz kompletten) Tauchausruestung. Die Sauerstoffflasche ist anschliessend leer, der Rumpf dafuer (hoffentlich) etwas sauberer. Hatten sich wohl doch einige Muscheln und Algen angesiedelt. Mal gespannt, wie unser Schiff untenrum aussieht, wenn wir in Trinidad mal wieder an Land gehen….

Am Nachmittag ist dann fuer uns Landgang angesagt. Wir treffen Patrick, der uns ganz euphorisch von der „neuen“ Dinghi-Anlegestelle beim Yate Clube Jacaré erzaehlt. An der strahlend weiss gemalerten Mauer laufen wir ja oft genug vorbei und die gepflegten Anlagen samt Swimmingpool (dekoriert mit einer leicht kitschigen Delphinfigur) haben wir ebenso oft bewundert. Die Franzosen – wie auch einige andere Segler – gehen mit der Preispolitik ihrer Landsmaenner in der Jacare-Marina-Village nicht so ganz konform und haben eine Alternative beim Yate-Club gefunden. Dinghi anlanden, Wasser holen – alles gratis. Und das Beste – hier entfaltet der gute Patrick sein ganzes mimisches Talent: WARME Duschen!!! Graduit, also fuer umme.

Das muessen wir natuerlich gleich den Andori’s erzaehlen. Wasser holen und Dinghi anlanden ist jetzt grad nicht so ihr Thema, weil sie ja noch in der Marina liegen. Aber bei dem Stichwort Dusche und dann auch noch mit warmem Wasser, da wird Doris munter und rollt die Augen ebenso gekonnt wie sonst beim Sabadinho die Hueften. Das darf doch nicht wahr sein!! Gleich machen sich die Beiden zu einer ersten Besichtigungstour auf, wollen ein Bar in der Clubbar trinken.

Da wir uns ja alles irgendwie schoen reden koennen, nutzen wir noch einmal die herrlich erfrischend und hautstraffende Kaltdusche der Marina. Ob wir uns fuer die paar Tage, die wir noch hierbleiben wollen, nochmal umstellen koennen?? Auch die Yelo-Crew findet, dass die hautstraffende Wirkung einer kalten Dusche doch eigentlich vorzuziehen sei. Und fuer Wellness-Programme muss man bekanntlich halt zahlen. Der Wochenpreis von 100 Reais fuer Duschen, Abfall, Wasser bunkern, Fahrraeder und Dinghi parken haelt sich ja auch noch im vertretbaren Rahmen.

Wieder wohlduftend trollen wir uns erst einmal und gehen unsere Fahrraeder abholen. In der kleinen Werkstatt im Fischerdorf von Jacaré. Der Ort Jacaré besteht naemlich irgendwie aus mehreren Teilen. Und der Fischerteil liegt bei uns vor der „Haustuer“, bietet uns alles, was wir eigentlich so brauchen: kleine Einkaufslaeden, die Fahrradwerkstatt, eine Art Baecker, eine Bar und ein kleines Restaurant, in dem man um die Mittagszeit recht preiswert und gut essen kann.

Die Fahrraeder sind repariert, die von uns mitgebrachten Reifen und Schlaeuche montiert, Gangschaltung erneuert, ein Tretlager. Kosten: 200 Reais. Das haetten wir in Deutschland nie und nimmer fuer den Preis bekommen. Die ganze Familie winkt uns zum Abschied und der kleine Sohn erklaert Werner noch ganz wichtig irgend etwas an seinem Fahrrad. UEber das Pflaster der Dorfstrasse hoppeln wir zurueck in die Marina, parken erst einmal unsere Raeder. Kleiner Abendspaziergang? Warum nicht. Vielleicht treffen wir ja noch Andy und Doris im Yate Club.

Von den Beiden ist weit und breit nix mehr zu sehen. Dafuer strahlen die Kokospalmen auf dem Clubgelaende in einem Gruen, gruener geht nicht. Ein junger Mann kommt zu uns, erklaert uns in holperigem Englisch (immerhin!), dass hier vorwiegend kleine Segel- und Motorboote liegen und der Club noch ein anderes Gelaende in Bassa hat. Dort liegen dann die groeßeren Segelboote. Zumindest verstehen wir das so. Er fuehrt uns aufs Gelaende, zeigt uns die Garagen fuer die Boote. Die letzten werden gerade von einem Traktor durch den Ebbe-Schlamm die Rampe hoch gezogen und aufs Gelaende gebracht. Ein feines, weisses Mercedes Cabrio parkt vor der Bar. Komisch, auf den Strassen hier habe ich ein solches Auto noch nie fahren sehen! Ob der hier auch eine Garage hat und nur auf dem Gelaende bewegt wird??

Alles ist gepflegt und huebsch anzusehen wenn auch hyperluxurioes. Aber das waere hier irgendwie auch fehl am Platz. Wo doch nur wenige Meter weiter die traditionellen, schmalen Holzboote entweder zum Fischen oder als Faehrboote genutzt werden. Und kleine Jungs auf ihren Eseln durch den Ort reiten. Hier die teuren Motorboote, dort die einfachen Fischer- und Faehrboote – kontrastreich wie so vieles in diesem Land.

Voller Staunen vernimmt der junge Mann, dass wir seit 2 Jahren mit unserem Boot unterwegs und ueber den Atlantik nach Brasilien gekommen sind. Er selbst zeigt uns stolz seinen Laser, mit dem er hier auf dem Fluss segelt, was natuerlich von uns gebuehrend bewundert wird. Noch eine Runde auf dem Steg, dann verabschieden wir uns. Treffen in der Marina-Bar Andy und Doris wieder. Die zwar ein Bier bekommen haben im Club, die ganze Truppe aber in helle Aufregung versetzt haben, weil keiner der anwesenden Herren Englisch sprach. Grosse Erleichterung, als Doris ihre Bestellung in einigermassem verstaendlichen portugiesisch/spanisch hervorbrachte. „We speak Beer“ geht eben irgendwie immer.

Die Anker-Crews zieht es zurueck auf ihre Boote. Noch kurz beratschlagen, was es zum Abendessen geben koennte, dann brummen die Dinghi-Motoren auch schon wieder um die Wette. Jetzt geht das Karussellfahren wieder los, denn immer kurz vorm kentern der Tide drehen sich alle Ankerlieger wie wild hin und her. Dazu dann noch der Wind …. Trotzdem schlafen wir tief und fest. Meistens zumindest. Denn hin und wieder muss halt mal das Luk geschlossen oder wieder geoeffnet werden. „Warum machst Du das Luk zu“ brummt es aus den Kissen neben mir. „Weil es schneit“ …. Die Antwort wird mit einem weiteren Grunzen und Umdrehen quittiert, es kuemmert sich ja schon einer, weit

Abendliche "Schlammschlacht" - die Boote des Yate-Club werden an Land gezogen

Abendliche

erschlafen!

Grüner die Palmen nie grünen ... oder so

Grüner die Palmen nie grünen ... oder so

-)

Die Drahtesel werden aus der Reparatur geholt - wie neu! naja, fast :-)