Am Morgen danach .... in der Halle des Abschleppservice

Am Morgen danach .... in der Halle des Abschleppservice

Uns haben viele besorgte  Emails und sonstige Nachrichen erreicht und wir wurden natuerlich oft gefragt, wie es genau zu dem Unfall kam. Hier nun also die Details dazu:

Am 22.12.2012 machen wir uns bei leichtem Schneefall in Verden auf zur Fahrt nach La Linea. Der Volvo V 40 ist voll gepackt mit allem, was uns wichtig erscheint, was wir unbedingt fuer die Deckssanierung benoetigen.

Die erste Etappe fuehrt uns nach Ruedesheim. Wiedersehen mit meiner (Elke’s) Familie. Wenn auch nur ein kurzes. Gegen Mittag geht es weiter Richtung Sueden. Die Fahrt ist unspektakulaer, kein Schnee, wenig Verkehr in unserer Richtung, keine Staus. Da sieht es auf anderen Autobahnen ganz anders aus.

Kurz vor Frankreich beginnt es zu regnen, die Fahrt wird etwas anstrengender. Vor allem fuer Werner. Den kann ich ja aufgrund meines entzuendeten linken Auges nicht beim Fahren abloesen. Links sehe ich alles leicht verschleiert, das erscheint uns dann zu riskant. Irgendwann hoert der Regen auf.

In Spanien machen wir eine Schlafpause und frueh am Morgen geht es weiter.

In einem Ort muessen wir ueber einen Parkplatz hoppeln: die Guardia Civil fuehrt eine Alkoholkontrolle durch. Wir werden nur kurz auf unser halb defektes rechtes Frontlicht aufmerksam gemacht und durch gewinkt.

Es ist ein schoener Morgen mit Sonnenschein, die Temperaturen steigen langsam an. Auf der N 340 fahren wir gemaechlich durch die Landschaft. Ich halte immer wieder Ausschau nach Schildern, die uns wieder auf die Autovia bzw. Autopista leiten. Benicarlo steht auf einem Ortsschild. Links von uns blinkt das Meer herueber, liegt der eigentliche Ort. Die N 340 fuehrt am oberen Ortsrand entlang. Links und rechts typisch spanische Bebauung: Bars, Wohnblocks, Gewerbeansiedlungen. Ich schaue für einen Moment nach rechts, zu den Haeusern.

Dann kracht es. Die Frontscheibe platzt, die Airbags fliegen mit einem lauten Knall vor uns. Das Auto kommt zum stehen. Ueberall Glassplitter, Rauch/Staub. „Werner, was war das?????“ Ich bin voellig perplex, oeffne die Tuer, steige aus. Werner blutet an einigen Stellen im Gesicht und an der Hand, bekommt die Fahrertuer nicht auf. Ein Mann kommt angelaufen, fragt mich auf spanisch, dann auf englisch, ob alles soweit o.k. sei mit mir, mit uns. Werner schiebt sich ueber den Beifahrersitz nach draussen, stellt den Motor ab. Ich packe die Tasche mit Geldboerse und sonstigen wichtigen Dingen unter den Arm, kann alle Gliedmassen bewegen und denke nur, dass ich Werners Blutung stoppen muss. Durch die Blutverduenner sieht es bei ihm aber schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Merkwuerdigerweise und vielleicht durch den Schock bedingt, stoppen die Blutungen aber von selbst nach kurzer Zeit.

Der „Ersthelfer“ ruft die Polizei, beruhigt uns. Er habe alles gesehen, wir seien nicht schuld, ein Krankenwagen sei unterwegs. Und dann ist auch schon das volle Programm vor Ort: zwei Sanitaeterinnen kuemmern sich um uns, ein Mann von der Guardia Civil steht vor mir, spricht mich an. Irgendwas mit Alkohol verstehe ich. Nein, nein, kein Alkohol. Er zeigt in die andere Richtung, schaut mich fragend an, sagt „No??“ Jetzt verstehe ich: er hatte uns wenige Minuten vorher bei der Kontrolle durch gewunken. Ein weiterer Polizist spricht perfekt Englisch, erklaert uns alles, beruhigt uns.

Die Strasse ist uebersaet mit Glassplittern und Plastikteilen. Fassungslos stehe ich vor den Truemmern unseres Autos waehrend Werner von einem Polizisten zum naechsten laeuft und den Hergang schildert, sich seine Unschuld bestaetigen laesst. Mit Muehe und Not ist er zum Rettungswagen zu lenken.

Einige Meter weiter steht der Unfallverursacher mit abgeknicktem linken Vorderrad am Strassenrand. Der Fahrer ist unversehrt und auf den ersten Blick sieht das Auto auch lange nicht so schlimm aus wie unseres. Offenbar war eines von mehreren entgegenkommenden Fahrzeugen und wollte spontan ueberholen. Ob er uns zu spaet oder gar nicht gesehen hat, wissen wir nicht. Werner versuchte noch, nach rechts auszuweichen, bremste. Das war wahrscheinlich unser Glück: der SUV rammte uns dadurch nicht frontal, sondern schlitterte an der kompletten Fahrerseite entlang. Die Spuren im Asphalt, verursacht von seiner und unserer Felge sind gute Zeugen fuer den Unfallhergang. Einige Meter weit zieht sich die vom SUV gezogenene Spur auf unserer Fahrbahnseit hin, bevor sie wieder nach rechts geht.

Spuren im Asphalt

Spuren im Asphalt

Personalien werden aufgenommen, ein spezielles Team macht Aufnahmen von allem, fertigt spaeter dann das Protokoll an. Abschleppwagen rollen an, eine Visitenkarte wird uns in die Hand gedrueckt und man erklaert uns, wo wir unser Auto wieder finden koennen.

Zwei Stunden spaeter sind nur noch einzelne Glassplitter zu sehen. Ein Anwohner fegt die Reste zur Seite. Wir stehen etwas verlassen und ratlos vor der Bar an der Ecke. Telefonieren mit Deutschland, mit unserer Versicherung. Die Dame dort in der Zentrale reagiert etwas unwirsch: Warum wir ueberhaupt anrufen, wenn wir doch keine Schuld haben? Danke fuer die Hilfe und Unterstuetzung, hat uns gefreut…….Aber was nun?

Einige hundert Meter nach rechts leuchtet uns das Schild „Guardia Civil“ entgegen. Also erstmal dorthin, nach den Daten des Unfallverursachers fragen. Der hatte uns die Hand gegeben, sich betreten dreinblickend entschuldigt. Das nutzt uns jetzt alles nix, wir sind erstmal auf uns gestellt.

Von der Polizeistation aus geht es zu einem Einkaufscenter. Die dortige Europcar Station ist geschlossen,, ein Auto waere heute nur im ueber 100 km entfernten Valencia zu mieten. Renfe (Zug)? Fragen wir die Tankwartin von der Tankstelle nebenan. Ja, gibt es, aber auch nicht gerade ums Eck.und wann ein Zug faehrt? Achselzucken. Sie ruft uns ein Taxi. Das bringt uns erstmal zur – natuerlich! – ebenfalls geschlossenen Abschleppstation. Der Taxifahrer ruft den Inhaber an: Morgen sei man vor Ort und dann koennten wir auch unsere Sachen aus dem Auto holen.

Also weiter mit dem Taxi in ein Hotel. Das naechst gelegene hat geschlossen. Ein Hostal in der Innenstadt von Benicarlo ebenfalls. Das Taxi ist schon davon gerauscht. Aber immerhin stehen wir nicht in der Pampa. In der Bar nebenan gibt uns ein Gast auf englisch eine Wegbeschreibung zu zwei nahe gelegenen Hotels. Die finden wir dann auch nach einiger Zeit und fallen kurz entschlossen im Hotel „Rosi“ ein, plumpsen voellig geschafft auf die Betten bzw. in die Badewanne.

Im Mercadona nebenan erstehe ich Zahnbuerste und –pasta. Werner entfernt derweil mehrere Handvoll Glassplitter aus der Unterwaesche und schlaeft kurze Zeit spaeter tief und fest. Draussen locken Sonnenschein und das nahe gelegene Meer. Aber einmal unter die Decke gekuschelt kann auch ich mich nicht mehr zu einem Spaziergang ueberwinden und schlafe ebenfalls kurz darauf ein.

Draussen auf dem Balkon steht unser Schutzengel, winkt mir zu. Den haben wir heute wohl wieder ganz schoen strapaziert. Ich hoffe sehr, dass er weiterhin so aufmerksam bleibt und ueber uns wacht!

Innenleben....gut, dass es Airbags gibt!

Innenleben....gut, dass es Airbags gibt!