Idealer Tag fuer unsere geplante Tankfahrt nach Gibraltar. Kaum Wind, es ist bewoelkt regnet aber nicht. Und die Festmacher muessen wir sowieso alle nochmal nachjustieren. Also tuedel nwir erstmal alle Strippen los und legen ab.

Mit wehenden Fendern geht es ueber die Grenze, nicht ohne uns vorher ueber Funk das ok vom Gibraltar Port eingeholt zu haben, dass wir an der Flugbahn vorbei fahren duerfen. Nicht, dass wegen uns so ein Fliescher abstuertz oder uns den Mast kuerzt! Trotz meines ueblichen Gestammels am Funk versteht mich die Dame und gibt Anweisung “please proceed”. O.k. das heisst wohl, wir duerfen.

Die Tankstellen in Gibraltar sind reichlich vorhanden, man hat die freie Auswahl zwischen Cepas, BP und noch einer Marke. Alle dicht hintereinander gelegen. Mit zuviel Schwung kann man schon mal schnell bei einer landen, wo man vielleicht gar nicht hinwollte :-)). Alle sind sehr kundenfreundlich reichlich mit Fendern am Kai ausgestattet und das Servicepersonal flitzt auch umgehend herbei, um die Leinen anzunehmen.  Grossspurig verkuenden wir, ca 200 Liter tanken zu wollen. Und sind bass erstaunt, als der Tank nach 121 Litern randvoll ist! Wenn der Tank ca. 500 Liter fasst, die Tankanzeige auf halb steht, dann kann da irgendwas nicht stimmen. Und wir gehen jetzt mal davon aus, dass es unsere Tankanzeige ist, die nicht stimmt. Egal. Ab 100 Liter bekommen wir den guenstigeren Preis, tanken somit fuer 1,037 €, zahlen, legen ab und ’schleichen’ uns im grossen Bogen wieder ueber die Grenze. Diesmal blinkt es unuebersehbar an der Landebahn: “Komisch, ist gar kein Flugzeug am Himmel zu sehen” - kann ja auch nicht: da will einer starten und das geht heute in die andere Richtung. Also koennen wir auch queren. Hinter uns laeuft langsam ein Zollkreuzer aus einem der anderen Hafenbecken, dreht aber auf die vor Anker liegenden Grossschiffe ab.

Wieder ein Punkt auf der Winter-To-Do-Liste abgehakt, Tank ist gefuellt. Die an Deck stehenden Kanister fuellen wir dann im Fruehjahr, bevor wir weiter fahren.

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Bummel durch das weihnachtlich beleuchtete La Linea. Irgendwie haben wir den Eindruck, je naeher Weihnachten rueckt, je mehr wird an Beleuchtung und Dekoration aufgefahren! Wir sind auf der Suche nach Kleinigkeiten fuer Weihnachten, sog. Mitbringsel. Und konnen uns nicht so recht entscheiden. Die Geschmaecker sind ja doch recht verschieden und wir sind so weit weg vom Alltag unserer Lieben zu Hause, sind nicht mehr up to date in punkto Wuensche.

Ganz vertieft in die Auslagen eines Geschaeftes bekomme ich einen riesen Schreck, als ein Mann mittleren Alters ploetzlich von hinten kommend rechts an uns vorbei „fliegt“ und einem anderen Mann irgend etwas rundes, rosafarbenes unter der Jacke heraus schlaegt. Ein hitziges Wortgefecht entwickelt sich, wir verstehen nur die Worte „Policia“. Ich kapiere erstmal gar nix, das ging so rasend schnell. Werner hat das wohl besser erfasst: Der „Angegriffene“ hatte woh etwas in einem Geschaeft mitgehen lassen ohne zu bezahlen, es unter seiner Jacke versteckt, und der andere Mann war ihm gefolgt, hatte das Diebesgut wieder zurueck geholt. Man trennt sich mit boesen Blicken und ohne Policia und der „Dieb“ geht prompt in ein andereres Geschaeft rein. Nach diesem Vorfall stopfe ich Geldboerse und Handy noch tiefer in die Jackentaschen und meine Haende gleich dazu. Sicher ist sicher.

Von dem Schreck ruhen wir uns erst einmal auf dem Platz vor der Kirche ‚Santurario de la Immaculada Concepcion‘ aus und warten auf Coni, Uschi, Stefan und Michael. Die bewundern erstmal unsere wahnsinnig typischen Geschenkeinkaeufe :-) und dann geht es Richtung Tapa-Bar, von der uns jetzt schon so vorgeschwaermt wurde. Auf den Namen achten wir nicht so wirklich, die sind fuer uns hier in dem Gewuehl von Einbahnstrassen irgendwie Schall und Rauch. Nur die Optik zaehlt und markante Erinnerungspunkte. Und die hier ist nicht zu verfehlen: an der Kirch rechts vorbei faellt man foermlich direkt hinein. Auch hier ist die Beleuchtung extrem gut, geht aber noch als einigermassen gemuetlich durch. Jede Menge Schinken haengen in einer Ecke von der Decke herunter. Aber irgendwie geht mir das mit dem Schinken wie mit den Fischen. So als Ganzes mit Fuss dran – da vergeht mir irgendwie der Appetit und ich denke ernsthaft darueber nach, ob vegetarisches Essen vielleicht doch eine gute Alternative fuer mich ist.

Der Vino Blanco schmeckt fruchtig-frisch, ganz wie ich es mag, die Maenner sind mit ihren Cervezas zufrieden. Die ausgewaehlten Tapas und Raciones sind extrem lecker und die Auswahl auf der Karte verspricht noch viele interessante Besuche hier. Das ist DIE Tapa-Bar, nach der wir jetzt schon so lange gesucht haben. Dabei sind wir so oft dran vorbei, haben sie mehr oder weniger uebersehen, rechts liegen lassen.

Ist schon immer wieder spannend, mit neuen Leuten unterwegs zu sein. Es gibt so viel zu erzaehlen, man kennt sich ja noch nicht, weiss nix vom anderen und hoert gespannt und aufmerksam zu, fragt nach dem woher, wohin und fuehlt sich insgesamt einfach wohl im Kreise Gleichgesinnter. Auch wenn die Ziele doch zum Teil sehr unterschiedlich sind. Uschi und Michael wollen weiter ins Mittelmeer, Coni und Stefan dagegen zieht es Richtung Ostsee und zu den nordischen Laendern.

Im Schein der grellen Neonleuchten der Hafen-Bar setzen wir die Diskussion ueber das Fuer und Wider der einzelnen Segelreviere bei Bier und Tee fort. Uschi wollte eigentlich einen Sherry trinken und hat stattdessen einen Kamillentee serviert bekommen. Gelaechter und wieder was gelernt.

Am Nebentisch fuehlt sich ein Spanier dazu berufen, uns mit seiner Gitarre und einem tragisch klingenden Gesang zum Aufbruch zu bewegen. Wir sind aber ziemlich resistent, klatschen (Michael) und stampfen mit den Fuessen im Takt mit, klatschen artig nach jedem Lied Beifall und lassen uns fast sogar zu „Zugabe“-Rufen hinreissen. Ungeklaert bleibt die Frage, ob die Tuerkei ein Altersheim fuer Segler darstellt…. Diese provokative Aussage eines Einzelnen Herrn wird vom Rest der Truppe heftig dementiert und abgewiesen.

„Schoen, auf unserem schwimmenden Altersheim zu sein“ seufze ich zufrieden und  durch die Diskussion angeregt kurze Zeit spaeter, als wir wieder an Bord gehen. Werner haut es fast ueber die Reling vor Lachen und gespielter Entruestung. Altersheim! Das sei doch kein Altersheim! Stimmt, im Altersheim haetten wir sicherlich nicht so lange „Ausgang“ gehabt :-)))