26.12.2012 – hier in Spanien kein Feiertag. Und trotzdem scheint es ruhiger zu sein. Mag auch daran liegen, dass kaum Autos Richtung Gibraltar fahren….2. Feiertag in klein Great Britain??? Was sagt denn der Gockel dazu? Oh ja, „Boxing day“ nennt sich das heute. The day after „Christmas Day“. Kein Gehupe auf der Strasse Richtung Grenze, man kann problemlos aus der Marina rausfahren – das hat was!

Frueh stehen wir auf. Der Leihwagen soll zurueck gebracht werden. Das faellt schwer (das Aufstehen) nach dem gestrigen Abend an Bord der Jou-Jou. Zurueck an Bord sind wir noch lange nicht in die Koje gefallen. Ich hab noch Taschen ausgeraeumt – mit frustierendem Ergebnis, muessen doch einige Mitbringsel schlichtweg entsorgt werden, weil irgendeine undefinierbare Fluessigkeit rein gelaufen ist……:-((. Werner motivierte sich derweil via Internet mit den neuesten TO-Nachrichten und Infos. Nimmt das Gehacke in diesem Verein denn nie ein Ende? Erwachsene Menschen, die das alles nicht voreinander bekommen….. ich mag schon gar nix mehr dazu lesen, weiss schon, warum ich vor vielen Jahren schon dem Vereinsgekungel abgeschworen habe.

Nun also fuehrt unser erster Weg nach La Linea, die Suche nach der Europcar-Station beginnt. Fuendig werden wir in einer Garage in der Naehe des Tourist-Office. Leider kann man hier das Auto nur abgeben, nicht bezahlen. Also weiter nach Algeciras.

Bei Anmietung wurde uns gesagt, dass wir den Touran nur in Malaga zurueck geben koennten…..die eigene Internetrecherche hat uns aber auch noch ein Buero in Algeciras angezeigt und ein Telefonat mit Europcar Deutschland bestaetigt uns, dass eine Rueckgabe auch in diesem Buero moeglich ist. Also machen wir uns auf die Suche nach dem Office. Navi haben wir ja keines. Mit Hilfe von Google-Maps und unserer Redegewandtheit (wir muessen zweimal nachfragen) finden wir die Europcar Filiale relativ schnell und problemlos. Die Rueckgabe geht zackig, am laengsten dauert noch unser zoegerliches einparken im Parkhaus :-).

Mit dem Bus geht es dann ueber saemtliche Haltestellen zwischen Algeciras und La Linea wieder zurueck zur Endstation, der Estacion La Linea. Um 10 Uhr sind wir wieder in der Marina, mit einem Baerenhunger und freuen uns auf ein gemuetliches Fruehstueck auf unserer Terrasse. Oh, da war doch was! Ja, vor dem Fruehstueck muessen wir uns erstmal die Terrasse frei schaufeln. Haben wir doch gestern mehr oder weniger und der Einfachheit halber den ganzen Kleinkram und kartons dort gebunkert. Jetzt bekommen wir noch nicht mal mehr den Tisch hoch geklappt!

 Wir sitzen, trinken Kaffee, geniessen den Blick auf den Berg, die Sonne, lauschen dem Wind, beobachten die im Schwell schaukelnden Nachbarschiffe. Wie haben wir das vermisst! Und dabei waren wir doch nur eine Woche weg! Was fuer eine Woche…… ob wohl irgendwann der Schock richtig raus kommt? Ob wir den Unfall noch verarbeiten muessen? Oder sind wir schon so „abgehaertet“, dass wir nach einem kurzen Ausruhen zur Tagesordnung uebergehen? Aber eigentlich sind wir ja beide nicht so hypersensibel, halten uns nicht lange mit solchen Gedanken auf. Life goes on. Oder ist das schreiben, erzaehlen, darueber reden unsere Form der Schockbewaeltigung?……. ein Psychotherapeut haette bestimmt seine Freude an uns ;-)

Wir therapieren uns lieber selbst, raeumen das Schiff auf, packen aus, entsorgen was unbrauchbar geworden ist. Lesen Emails, schreiben, telefonieren. Ich packe den Drucker aus: Stromkabel und Installations-CD sind irgendwie weg, die Papiereinzugsklappe haengt unmotiviert weil teilweise haltlos herab. Funktioniert er noch? Irgendwas im Inneren rappelt verdaechtig hin und her, hoert sich nicht wirklich gut an. Aber naehers werde ich erst wissen, wenn ich die passende Kabelage besorgt habe. Werner wagt sich nach dem Abendessen an den Fernseher. Nach langem Hin und Her hatten wir uns endlich fuer die Anschaffung eines solchen entschieden und jetzt hat die Satellitenschuessel Dellen und ob der Bildschirm noch funktioniert….wir werden es sehen….wenn alles muehevoll installiert und angeschlossen ist. Learning by doing.

Im Internet machen wir uns schon mal auf die Suche nach guenstigen Mietwagenangeboten. Sevilla, Ronda, Jerez de la Frontera, Granada – das wollen wir auf keinen Fall ausfallen lassen. Und die heutige Busfahrt hat uns gezeigt: Ein Mietwagen ist fuer solche Aktionen definitiv die guenstigere Variante. Denn time is money - auch im zeitlosen Universum der Segler!

Waehrend Werner mit dem Fernsehapparat zu Gange ist, schreibe ich dies hier und trinke mir nebenbei einen gepflegten Rotwein-Rausch an. So einen ganz klitzekleinen. Langsam fuehlt sich alles etwas schwerer an, nur die Tasten lassen sich so leicht wie immer bewegen. Unglaublich. Sind die Alkoholresistent? Hmmm, vielleicht sollte ich den gestrengen Skipper nochmal Korrektur lesen lassen, bevor der Text hier online geht…..nicht dass ich die 1 in Deutsch im Nachinein noch aberkannt bekomme aufgrund der vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler hier :-))…. Aber wer kennt sich ueberhaupt noch aus in der deutschen Schreibweise und wagt es, zu kritisieren?

Ah bah, jetzt schweife ich ab. Verzeiht, der Rotwein….!

Oh, der Skipper ruft, die Vorbereitungen fuer die TV-Installation sind abgeschlossen. Sicher soll ich jetzt noch helfen…oder doch nicht? Stille - unter Deck und draussen. Kein Wind, kein Schwell, das Zuhause liegt gaaaanz ruhig in der Box. Und auch die Moewen auf Steg 11 sind entweder noch nicht gelandet oder huellen sich in tiefes Schweigen. Hmmm, wo ich die doch so vermisst habe in Deutschland.