Monats-Archiv Dezember, 2012

Schoene Bescherung - und so kam es dazu

Am Morgen danach .... in der Halle des Abschleppservice

Am Morgen danach .... in der Halle des Abschleppservice

Uns haben viele besorgte  Emails und sonstige Nachrichen erreicht und wir wurden natuerlich oft gefragt, wie es genau zu dem Unfall kam. Hier nun also die Details dazu:

Am 22.12.2012 machen wir uns bei leichtem Schneefall in Verden auf zur Fahrt nach La Linea. Der Volvo V 40 ist voll gepackt mit allem, was uns wichtig erscheint, was wir unbedingt fuer die Deckssanierung benoetigen.

Die erste Etappe fuehrt uns nach Ruedesheim. Wiedersehen mit meiner (Elke’s) Familie. Wenn auch nur ein kurzes. Gegen Mittag geht es weiter Richtung Sueden. Die Fahrt ist unspektakulaer, kein Schnee, wenig Verkehr in unserer Richtung, keine Staus. Da sieht es auf anderen Autobahnen ganz anders aus.

Kurz vor Frankreich beginnt es zu regnen, die Fahrt wird etwas anstrengender. Vor allem fuer Werner. Den kann ich ja aufgrund meines entzuendeten linken Auges nicht beim Fahren abloesen. Links sehe ich alles leicht verschleiert, das erscheint uns dann zu riskant. Irgendwann hoert der Regen auf.

In Spanien machen wir eine Schlafpause und frueh am Morgen geht es weiter.

In einem Ort muessen wir ueber einen Parkplatz hoppeln: die Guardia Civil fuehrt eine Alkoholkontrolle durch. Wir werden nur kurz auf unser halb defektes rechtes Frontlicht aufmerksam gemacht und durch gewinkt.

Es ist ein schoener Morgen mit Sonnenschein, die Temperaturen steigen langsam an. Auf der N 340 fahren wir gemaechlich durch die Landschaft. Ich halte immer wieder Ausschau nach Schildern, die uns wieder auf die Autovia bzw. Autopista leiten. Benicarlo steht auf einem Ortsschild. Links von uns blinkt das Meer herueber, liegt der eigentliche Ort. Die N 340 fuehrt am oberen Ortsrand entlang. Links und rechts typisch spanische Bebauung: Bars, Wohnblocks, Gewerbeansiedlungen. Ich schaue für einen Moment nach rechts, zu den Haeusern.

Dann kracht es. Die Frontscheibe platzt, die Airbags fliegen mit einem lauten Knall vor uns. Das Auto kommt zum stehen. Ueberall Glassplitter, Rauch/Staub. „Werner, was war das?????“ Ich bin voellig perplex, oeffne die Tuer, steige aus. Werner blutet an einigen Stellen im Gesicht und an der Hand, bekommt die Fahrertuer nicht auf. Ein Mann kommt angelaufen, fragt mich auf spanisch, dann auf englisch, ob alles soweit o.k. sei mit mir, mit uns. Werner schiebt sich ueber den Beifahrersitz nach draussen, stellt den Motor ab. Ich packe die Tasche mit Geldboerse und sonstigen wichtigen Dingen unter den Arm, kann alle Gliedmassen bewegen und denke nur, dass ich Werners Blutung stoppen muss. Durch die Blutverduenner sieht es bei ihm aber schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Merkwuerdigerweise und vielleicht durch den Schock bedingt, stoppen die Blutungen aber von selbst nach kurzer Zeit.

Der „Ersthelfer“ ruft die Polizei, beruhigt uns. Er habe alles gesehen, wir seien nicht schuld, ein Krankenwagen sei unterwegs. Und dann ist auch schon das volle Programm vor Ort: zwei Sanitaeterinnen kuemmern sich um uns, ein Mann von der Guardia Civil steht vor mir, spricht mich an. Irgendwas mit Alkohol verstehe ich. Nein, nein, kein Alkohol. Er zeigt in die andere Richtung, schaut mich fragend an, sagt „No??“ Jetzt verstehe ich: er hatte uns wenige Minuten vorher bei der Kontrolle durch gewunken. Ein weiterer Polizist spricht perfekt Englisch, erklaert uns alles, beruhigt uns.

Die Strasse ist uebersaet mit Glassplittern und Plastikteilen. Fassungslos stehe ich vor den Truemmern unseres Autos waehrend Werner von einem Polizisten zum naechsten laeuft und den Hergang schildert, sich seine Unschuld bestaetigen laesst. Mit Muehe und Not ist er zum Rettungswagen zu lenken.

Einige Meter weiter steht der Unfallverursacher mit abgeknicktem linken Vorderrad am Strassenrand. Der Fahrer ist unversehrt und auf den ersten Blick sieht das Auto auch lange nicht so schlimm aus wie unseres. Offenbar war eines von mehreren entgegenkommenden Fahrzeugen und wollte spontan ueberholen. Ob er uns zu spaet oder gar nicht gesehen hat, wissen wir nicht. Werner versuchte noch, nach rechts auszuweichen, bremste. Das war wahrscheinlich unser Glück: der SUV rammte uns dadurch nicht frontal, sondern schlitterte an der kompletten Fahrerseite entlang. Die Spuren im Asphalt, verursacht von seiner und unserer Felge sind gute Zeugen fuer den Unfallhergang. Einige Meter weit zieht sich die vom SUV gezogenene Spur auf unserer Fahrbahnseit hin, bevor sie wieder nach rechts geht.

Spuren im Asphalt

Spuren im Asphalt

Personalien werden aufgenommen, ein spezielles Team macht Aufnahmen von allem, fertigt spaeter dann das Protokoll an. Abschleppwagen rollen an, eine Visitenkarte wird uns in die Hand gedrueckt und man erklaert uns, wo wir unser Auto wieder finden koennen.

Zwei Stunden spaeter sind nur noch einzelne Glassplitter zu sehen. Ein Anwohner fegt die Reste zur Seite. Wir stehen etwas verlassen und ratlos vor der Bar an der Ecke. Telefonieren mit Deutschland, mit unserer Versicherung. Die Dame dort in der Zentrale reagiert etwas unwirsch: Warum wir ueberhaupt anrufen, wenn wir doch keine Schuld haben? Danke fuer die Hilfe und Unterstuetzung, hat uns gefreut…….Aber was nun?

Einige hundert Meter nach rechts leuchtet uns das Schild „Guardia Civil“ entgegen. Also erstmal dorthin, nach den Daten des Unfallverursachers fragen. Der hatte uns die Hand gegeben, sich betreten dreinblickend entschuldigt. Das nutzt uns jetzt alles nix, wir sind erstmal auf uns gestellt.

Von der Polizeistation aus geht es zu einem Einkaufscenter. Die dortige Europcar Station ist geschlossen,, ein Auto waere heute nur im ueber 100 km entfernten Valencia zu mieten. Renfe (Zug)? Fragen wir die Tankwartin von der Tankstelle nebenan. Ja, gibt es, aber auch nicht gerade ums Eck.und wann ein Zug faehrt? Achselzucken. Sie ruft uns ein Taxi. Das bringt uns erstmal zur – natuerlich! – ebenfalls geschlossenen Abschleppstation. Der Taxifahrer ruft den Inhaber an: Morgen sei man vor Ort und dann koennten wir auch unsere Sachen aus dem Auto holen.

Also weiter mit dem Taxi in ein Hotel. Das naechst gelegene hat geschlossen. Ein Hostal in der Innenstadt von Benicarlo ebenfalls. Das Taxi ist schon davon gerauscht. Aber immerhin stehen wir nicht in der Pampa. In der Bar nebenan gibt uns ein Gast auf englisch eine Wegbeschreibung zu zwei nahe gelegenen Hotels. Die finden wir dann auch nach einiger Zeit und fallen kurz entschlossen im Hotel „Rosi“ ein, plumpsen voellig geschafft auf die Betten bzw. in die Badewanne.

Im Mercadona nebenan erstehe ich Zahnbuerste und –pasta. Werner entfernt derweil mehrere Handvoll Glassplitter aus der Unterwaesche und schlaeft kurze Zeit spaeter tief und fest. Draussen locken Sonnenschein und das nahe gelegene Meer. Aber einmal unter die Decke gekuschelt kann auch ich mich nicht mehr zu einem Spaziergang ueberwinden und schlafe ebenfalls kurz darauf ein.

Draussen auf dem Balkon steht unser Schutzengel, winkt mir zu. Den haben wir heute wohl wieder ganz schoen strapaziert. Ich hoffe sehr, dass er weiterhin so aufmerksam bleibt und ueber uns wacht!

Innenleben....gut, dass es Airbags gibt!

Innenleben....gut, dass es Airbags gibt!

Es weihnachtet sehr

Heiligabend – Weihnachten – Der 24.12.2012…..

sieht uns unterwegs. Die Nacht im Hotel in Benicarlo war erholsam, das Fruehstueck eher karg. In einem Speiseraum mit dem typischen grellen Neonlicht spanischer Lokale sind wir die einzigen Gaeste und kommen uns „verloren“ vor. Toastbrot oder Croissant? Das gewuenschte wird samt kleiner Portionspackungen Butter und Marmelade zum Kaffee gereicht. That’s it. Ein Franzose kommt herein, nimmt neben uns Platz und faengt umgehend an, mit dem Iphone das Internet zu checken. Er hattet ebenfalls einen Unfall, ist auf der Suche nach einem neuen Vorderreifen. Sollte kein Problem sein…..denken wir. Aber bei dem Auto handelt es sich um einen Porsche Cheyenne und dessen Reifengroesse duerfte nicht einfach so bei einem Haendler rum liegen. Der gute Mann will weiter nach Marokko. O.k. mit dem Auto?!?

Wir fahren erstmal mit dem Taxi zu Europcar und von dort mit dem tatsaechlich mietbaren VW Touran zur Firma Gruassedi, wo unser tapferer Volvo deponiert wurde. Auch der Cheyenne steht in der Halle.

Das eine Auto aus- das andere einraeumen. Damit geht ordentlich Zeit ins Land und es ist fast Mittag, als wir los kommen.

Im Sonnenschein fahren wir noch ein Stueck die N340, biegen dann ab auf die Autopista No. 7, das geht doch deutlich flotter hier!

Eine bizarre Landschaft, imposante Huegelketten ziehen an uns vorbei. Alles ist irgendwie karg wenn auch bewachsen, fossil wirkend. Reste alter Gebaeude wechseln sich ab mit unbebautem Land. Ganz unvermittelt steht eine einsame, ultramoderne Halle im Nirgendwo. Steine stehen im Kreis – wie Menhire wirkend. Orangen- und Olivenplantagen, Gemuesefelder mal mit mal ohne Planenschutz. Hochspannungsmasten ziehen sich kreuz und quer ueber die Huegel, zerstueckeln und verschandeln die Landschaft. Preis des Komforts und der Zivilisation. In Gaertnereien stehen maechtige Olivenbaeume und Palmen in Toepfen dicht an dicht. Warten darauf, in einem liebevoll angelegten Garten zur Geltung zu kommen und bewundernde Blicke der Urlauber auf sich zu ziehen Es waer schon schoen, ein Haus zu haben :-))!

Gewerbegebiete, Tankstellen – heute, an Weihnachten, ist alles wie ausgestorben, alle sind gefluechtet. Schrottplaetze mit Autos und Motorraedern, die ordentlich in Regalen stehen. Hinten im Kofferraum gast der demolierte Epoxyeimer leise vor sich hin. Wir arbeiten mit Lueftung und geoffneten Fenstern dagegen an. Kleine, flache Haeuser ducken sich zwischen Palmen und andere Baeume. Hier, ca 125 km vor Almeria dominiert kurzzeitig die Landwirtschaft.

Abwaerts geht es, die Autovia auf der wir mittlerweile fahren koennen, endet hier fuer ein kurzes Baustellenstueck. Im Tal vor uns liegt ein feiner Dunstschleier, wie ein Weichzeichner. Die Laeden in den Ortschaften sind geoffnet, aber nur einzelne Autos zeugen von Kaeufern. Rio Almonzara – ausgetrocknet wie so viele andere Fluesse und Baeche, die sich seitlich der Strasse irgendwann einmal aus den Bergen runter Richtung Meer gestuerzt haben. Auf einem Berg steht ein Turm, leicht ausgefranst oben. Erinnert mich irgendwie an die Burg meiner Kindheit, die Sauerburg in Sauerthal bei Lorch am Rhein.

Wir staunen ueber die vielen Autos und LKW, die die Strasse immer noch befahren. Nebenan, auf den Feldern, zeugen duenne hohe Stangen von den Plantagen, die abgeloest werden von einer kuenstlich wirkenden gleichfoermigen Huegellandschaft mit Treppen und Terrassen, Vertiefungen und Furchen. Wie Elefantenfuesse wirken sie. Die Oberflaeche aehnelt grauer, faltiger Elefantenhaut mit ihren Furchen und Rissen. Nutzlos wirkende Viadukte ueberspannen die ausgetrockneten Barrancos und Rias.

Endlos begleiten Zaeune die Strasse zu beiden Seiten, ziehen sich ueber die Huegel und durch die Taeler. Sind wir aus- oder eingesperrt hier auf der Strasse? Immer wieder verlassene, zum Grossteil verfallene Gehoefte. Einer in besonders attraktiver Lage – nur wenige Meter von der Autovia entfernt und mit grandioser Aussicht auf die vorbei fahrenden Autos und LKW – ist sogar kaeuflich zu erwerben, wie wir dem entsprechenden Schild entnehmen koennen. No comment!

Auf einem Huegel, direkt neben einer Ruine errichtet, strahlt ein nubisch-kubischer 2-geschossiger Neubau herueber. Eine Palme steht dekorativ an der Hausecke. Kontraste in der Einoede.

Wir erreichen den Parque Natural Gabe de Gato Nijar (oder so aehnlich). Die Berge weichen zurueck und geben dem steinigen Boden mehr Raum fuer Buesche und kleine Baeume. Links schimmert es silbern in der Sonne: Das Mittelmeer?! Oder vielleicht doch nur das Planenmeer?

Wir naehern uns Almeria. Im weichen Gestein sind Hoehlen und Loecher – von Menschenhand oder vom Wasser eingegraben? Wir machen eine kurze Pause am Yachthafen von Almeria. Fast alle Liegeplaetze sind belegt, aber auf den Schiffen scheint niemand zu leben. Das waere dann wohl auch nicht so das richtige fuer den Winter gewesen.

Es zieht uns weiter. Von La Linea erreichen uns diverse SMS – wir werden auf der Jou-Jou mit einem leckeren Gulasch erwartet! Und tatsaechlich: als wir um 20:30 die Marina erreichen und gleich zur Jou-Jou gehen, strahlt uns festlicher Kerzenschein aus dem Cockpit entgegen. Drinnen ist es gemuetlich und warm. Der Tisch ist gedeckt und wir werden von Coni und Stefan mit einem butterzarten Gulasch, Nudeln und Salat verwoehnt. Das ist doch tatsaechlich noch „wie Weihnachten“ fuer uns :-) und das ist wohl unser groesstes Geschenk dieses Jahr: das wir diese Reise machen und dass wir soooo liebe Menschen wie die zwei von der Jou-Jou auf dieser Reise kennen lernen!

Gluecklich lassen wir uns etwas spaeter auf unserem Schiffli in die Kojen sinken.

Frohe Weihnachten!

Schoene Bescherung

Hier sollen eigentlich die allgemein beliebten Wuensche fuer frohe Weihnachten, fuer besinnliche Feiertage etc. stehen…. aber binnen weniger Sekunden hat sich wieder einmal alles veraendert, Weihnachten ist fuer uns ein klein bisserl vorverlegt, denn wir haben heute frueh einen (nicht verschuldeten) Autounfall ohne groessere Blessuren oder Verletzungen ueberlebt. Was man von unserem Auto allerdings nicht sagen kann: das wird wohl ein Totalschaden sein. So haben wir einersetis die sprichwoertliche “schoene Bescherung” im negativen Sinne,  ein Grossteil unserer Plaene fuer die naechsten Wochen ist ueber den Haufen geworfen. Andererseits sind wir im Moment einfach nur froh, dass uns nicht mehr passiert ist. Ausser meinem Matschauge (Resultat eines entzuendeten Gerstenkorns) zieren mich jetzt zwei Bluterguesse. Werner hat ebenfalls eine Prellung am linken Unterarm und viele kleine Stellen im Kopfbereich, in die sich die Glassplitter der Scheiben gebohrt hatten. Die Glassplitter hatten sich in die Unterwaesche “verirrt” und waren sogar in einer im Rucksack verwahrten kleinen Tuete zu finden. Ich mag gar nicht daran denken, was ihm haette passieren koennen, er sass ja auf der Aufprallseite!

Abruptes Ende einer bis dahin guten Fahrt von D nach E

Abruptes Ende einer bis dahin guten Fahrt von D nach E

Aktuell sitzen (bzw. liegen) wir im Hotel Rosi. Ruhen aus nach einem wohltuenden und von allen Glassplittern befreienden Bad, schlafen viel. Draussen hat sich der Sonnenschein und Meerblick in dichten Nebel gehuellt. Das traegt das seine zum unter-die-Decke-kriechen bei.

Und wir erleben so viel Hilfsbereitschaft, von fremden Menschen hier in Benicarlo und auch etwas weiter weg, in unserem derzeitigen Heimathafen La Linea. Coni & Stefan haben uns spontan zum Weihnachtsessen an Bord der Jou-Jou eingeladen, sorgen sich um unsere Vorraete und helfen, wo immer es noetig sein sollte. Vielen lieben Dank fuer alles und ein Grund mehr, uns auf unser schwimmendes Zuhause zu freuen!

Ein halbes Jahr Bootsleben….

Zeit fuer:

Resuemee – Fazit – Bilanz….

Hier die Kurzfassung des Skippers:

Nordsee und Englischer Kanal waren nicht so prall, um nicht zu sagen: Beschissen. Wind und Welle gegenan waren einfach nur nervig.

Díe französische Küste war durch die hohen Tidenhuebe zwar anspruchsvoll, aber unheimlich interessant und wettermaessig auch schon gut auszuhalten. Genau wie die Kanalinseln.

Die Biskaya hat uns fuer Nordsee und Kanal entschaedigt, es war einfach nur tolles Segeln! A Coruna war ein echtes Erlebnis. Aber das Highlight der bisherigen Reise waren die galizischen Rias. Ganz andere Hoehepunkte waren  dann Porto und Lissabon, die uns nicht mit Natur, sondern mit staedtischem Flair und Geschichte pur in ihren Bann zogen. Die portugiesische Westkueste und auch die Algarve konnten mit Galizien bei weitem nicht mithalten. Das gilt auch fuer den Guadiana und Ayamonte. Obwohl wir uns Ayamonte durchaus als Ueberwinterungshafen haetten vorstellen koennen. Leider lag es noch vor Cadiz :-). Und das war unser erklaertes Ziel fuer den 6. November.

Cadiz selber reiht sich in die Riege der  staedtischen Hoehepunkte nahtlos ein. Fuer uns auch eine Traumstadt. Jetzt liegen wir in La Linea – nicht schoen, aber authentisch und sehr spanisch.

Gegenueber, in Gibraltar, Touristenrummel pur . Hier in La Linea dagegen ehrliches Stadtleben mit so verlockenden Zielen wie Jerez, Sevilla, Cordoba, Granada, Malaga und Almeria quasi vor der Haustuer. Wir denken, dass wir es hier gut bis zum Fruehjahr aushalten koennen, und haben daher unseren Liegeplatz bis Anfang Maerz gebucht.

Fahrtenseglerleben, so wie wir es uns vorgestellt haben, hat sich erst in Frankreich ab Dunkerque eingestellt. Begegnungen mit anderen Fahrtenseglern gab es allerdings auch erst so richtig ab A Coruna. Auch wenn wir die Wind of Change bereits auf Guernsey und die Malwieder in Brest gesehen hatten, kam ein intensiverer Kontakt erst auf der anderen Seite der Biskaya zustande und blieb bis heute erhalten!

 

Und wer meine (ELKE’*s!!!!)  ausschweifenden, langatmigen Ausfuehrungen mag und auch noch an ein paar anderen Aspekten und Ueberlegungen interessiert ist,  der lese hier weiter:

 

Egal, wie man es nennt: nach nun sechs Monaten Bordleben ist es vielleicht durchaus angebracht, einen Rueckblick zu wagen. Eine Bilanz zu erstellen, das klingt so schrecklich nuechtern, so nach Zahlen und mit Zahlen hab ich es ja nicht so. In meinen Berichten wird man meist vergeblich nach den gefahrenen Seemeilen, nach den Preisen der Marinas oder sonstigen Ausgaben suchen. Wieviel Liter wir wann getankt haben, ist fuer uns nicht elementar wichtig. Wir bewahren die Tankquittungen nur auf, wenn wir steuerfrei getankt haben.
Ob es uns irgendwann einmal interessiert, wieviel Euros wir auf dieser Reise fuer was ausgegeben haben…..mag sein, ich glaube es aber eher nicht.

Und alles andere, was wirklich wichtig ist, das kann man eh nicht zaehlen. Die vielen gluecklichen Momente, die Zeit unter Segeln, die angestrengten Stunden, wenn es wieder mal hackig war und der Wind von vorn kam. Wenn die Wellen und das Wetter mir Angst eingejagt haben und ich mich gefragt habe, warum ich jetzt eigentlich hier bin und nicht irgendwo an Land in einem gemuetlichen kleinen Haeuschen mit Blick auf dieses wilde Meer. Die Begegnungen mit Menschen, meist netten und interessanten. Solchen, mit denen wir uns auf Anhieb verstanden, wo die „Chemie“ halt gestimmt hat und immer noch stimmt.

So oft haben wir gemeinsam gelacht, ueber einen Ausspruch des anderen, ueber meine Ansicht, dass wir „bergauf segeln“, ueber uns und auch ueber andere. Und geweint, vor Freude ueber den Anblick der Delfine, des Wales oder auch vor Trauer ueber all das, was im Kielwasser zurueck bleibt. So viel Abschied kann ein Mensch doch gar nicht in so kurzer Zeit verkraften. Traurige Abschiede, unwiderrufliche, aber auch solche, von denen man weiss, es gibt ein Wiedersehen.

Ein Berg liegt hinter uns, der des „Los-fahrens“. Wir haben es geschafft, die Leinen in Bremerhaven zu loesen. Es war wie eine kleine Flucht. Zu gross war die Angst, doch nicht los zu kommen. Doch immer wieder einen Grund zu finden, da zu bleiben. Und solche Gruende haetten wir leicht und jederzeit finden koennen. Und doch sind wir los, frueh morgens, ganz still und heimlich. Ohne viele Leute, die zum Abschied winken. Ich glaube, dass ist das schlimmste dabei, deshalb mag ich auch keine langen Abschiede auf  Flueghaefen oder Bahnhoefen. Wenn alles gesagt ist, wenn man zum 100. Mal gedrueckt wurde, dann ist es Zeit  zu gehen.

Es war ein Abschied auf Raten, ein Losfahren in Etappen. Cuxhaven musste noch sein. Das liegt doch nur um die Ecke, fuehlt sich doch gar nicht, als sei man los gefahren. Norderney und Borkum, das war dann schon was anderes. Aber immer noch nicht weit genug weg. Erst als Holland im Kielwasser „versank“ kam so ein Gefuehl von Neuem, Unbekanntem auf. Von „richtig-unterwegs-sein“.

Die ersten Delfine um unser Schiff, die wechselnden Farben der verschiedenen Meere, so viel Wasser um uns herum. Abwechslungsreiche, wenn auch manchmal aus Sicherheitsgruenden etwas weit entfernte Kuesten, immer neue Haefen und Ankerplaetze, dieses immer wieder auf etwas Neues einstellen (muessen).

Und dann die Biskaya. Wieviele Tage vorher hatte ich in schoener Regelmaessigkeit Durchfall, wenn es hiess: wir muessen bis dahin ueber die Biskaya sein. Jeder Tag des Weiterfahrens verschaffte mir einen dicken Klumpen im Magen, liess mich die Toilette oefter aufsuchen als mir lieb war. Welche Gegensaetze: Brest und A Coruna. Das eine vor, das andere nach der Biskaya. Und wie nett war dieses Meer zu uns, die wir so viel Respekt, ja Angst davor hatten. Ich gebe es zu, bei mir war es definitiv Angst!

In meinen Traeumen und Vorstellungen tuermte sich das Wasser dort zu Monsterwellen auf. Alles war grau und duester rund herum. Furchteinfloessend, abschreckend. Man(Frau) kann sich in solche Szenarien ja gut rein steigern. Und dann war alles ganz anders. Segeln, so wie es sein soll. Unterwegs sein mit nur Wasser um und unter uns.  Ein ganz anderes Leben fuehren. So sehr real und doch irgendwie so fern von jeglicher sonstiger Realitaet wie Politik, Krisen etc.. Nachrichten? Gehen voll an uns vorbei. Uns interessiert doch nur, wie das Wetter wird, wo andere Segler gerade sind und was sie von dort zu berichten haben. Wo andere noch hin gehen, was gerade kaputt ist, was veraendert/verbessert werden soll am Schiff damit unser schwimmendes Heim fuer uns noch besser wird. Diskussionen ueber Anker- und Anlegetechniken, Motoren, Elektronik, Wetterprogramme, Funk und und und.

Schnee schippen und Weihnachtsmaerkte – das ist genau so weit weg wie die Karibik oder Amerika. Noch.

Und wenn man mich heute fragt: “Und, wie war die Biskaya?” Dann sage ich immer noch ehrfurchtsvoll und auch erstaunt: “Schoen, sie war einfach nur schoen”…. und kann es immer noch nicht fassen, wie sanft der Golf de Gascogne zu uns war! Dankbar, unendlich dankbar bin ich dafuer und oft kann ich es auch immer noch nicht fassen, dass wir so leben koennen/duerfen.

Wir sind so unendlich froh und dankbar, dass wir los gefahren sind. Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten  - in jeder Hinsicht. Und ich moechte nirgendwo anders leben wie an Bord dieses wunderbaren, alten, bockigen, Regenwasserdurchlaessingen Schiffes. Das mir immer wieder das Gefuehl gibt: “hier bin ich zu Hause”.

 

 

Kein Flugwetter

Alle Starts und Landungen sind bis auf weiteres verschoben. Die Hafenmöwen verharren schweigsam auf Steg 13 und warten auf bessere Flugbedingungen. Der herrschend Suedwester behagt ihnen offenbar nicht so recht:

Gestern hatten auch schon die grossen kollegen, die Flugzeuge, ihre Schwierigkeiten beim Landen. Ein Flugzeug wackelte beim Landeanflug sehr bedenklich hin und her und startete kurz vorm aufsetzen auf die Landebahn noch mal voll durch. Der zweite Anflug war dann aber von Erfolg gekrönt. Das komme öfter vor bei diesem Wind, dann herrschen sog. “Crosswinds”, die den Piloten das Leben schwer machen. Und den Passagieren sicherlich auch!

Fast schon gelandet wird nochmal durch gestartet

Fast schon gelandet wird nochmal durch gestartet

 

 

Und kurze Zeit später dann die im 2. Anlauf gelungene Landung auf der einzigen Flugbahn,die von einer vierspurigen Strasse gequert wird

Und kurze Zeit später dann die im 2. Anlauf gelungene Landung auf der einzigen Flugbahn,die von einer vierspurigen Strasse gequert wird

 

 

 

 

 

 

 

 

Für uns jedenfalls Gesprächsthema in der Marina-Bar, in der wir uns nach einem wahrhaft anstrengenden Shoppingbummel durch die Altstadt Gibraltars bei einem Cafe Americano und in netter Gesellschaft von Debbie, Coni und Stefan erstmal erholen mussten.

ob dieser vorwitzige Stadtbesucher jetzt wohl schwarze Streifen am Po hat? Er sass kurz vorher AUF dem frisch gestrichenen Gelaender und attackierte von dort aus die Passanten

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil: ob dieser vorwitzige Stadtbesucher jetzt wohl schwarze Streifen am Po hat? Er sass kurz vorher AUF dem frisch gestrichenen Gelaender und attackierte von dort aus die Passanten

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