Heiligabend – Weihnachten – Der 24.12.2012…..

sieht uns unterwegs. Die Nacht im Hotel in Benicarlo war erholsam, das Fruehstueck eher karg. In einem Speiseraum mit dem typischen grellen Neonlicht spanischer Lokale sind wir die einzigen Gaeste und kommen uns „verloren“ vor. Toastbrot oder Croissant? Das gewuenschte wird samt kleiner Portionspackungen Butter und Marmelade zum Kaffee gereicht. That’s it. Ein Franzose kommt herein, nimmt neben uns Platz und faengt umgehend an, mit dem Iphone das Internet zu checken. Er hattet ebenfalls einen Unfall, ist auf der Suche nach einem neuen Vorderreifen. Sollte kein Problem sein…..denken wir. Aber bei dem Auto handelt es sich um einen Porsche Cheyenne und dessen Reifengroesse duerfte nicht einfach so bei einem Haendler rum liegen. Der gute Mann will weiter nach Marokko. O.k. mit dem Auto?!?

Wir fahren erstmal mit dem Taxi zu Europcar und von dort mit dem tatsaechlich mietbaren VW Touran zur Firma Gruassedi, wo unser tapferer Volvo deponiert wurde. Auch der Cheyenne steht in der Halle.

Das eine Auto aus- das andere einraeumen. Damit geht ordentlich Zeit ins Land und es ist fast Mittag, als wir los kommen.

Im Sonnenschein fahren wir noch ein Stueck die N340, biegen dann ab auf die Autopista No. 7, das geht doch deutlich flotter hier!

Eine bizarre Landschaft, imposante Huegelketten ziehen an uns vorbei. Alles ist irgendwie karg wenn auch bewachsen, fossil wirkend. Reste alter Gebaeude wechseln sich ab mit unbebautem Land. Ganz unvermittelt steht eine einsame, ultramoderne Halle im Nirgendwo. Steine stehen im Kreis – wie Menhire wirkend. Orangen- und Olivenplantagen, Gemuesefelder mal mit mal ohne Planenschutz. Hochspannungsmasten ziehen sich kreuz und quer ueber die Huegel, zerstueckeln und verschandeln die Landschaft. Preis des Komforts und der Zivilisation. In Gaertnereien stehen maechtige Olivenbaeume und Palmen in Toepfen dicht an dicht. Warten darauf, in einem liebevoll angelegten Garten zur Geltung zu kommen und bewundernde Blicke der Urlauber auf sich zu ziehen Es waer schon schoen, ein Haus zu haben :-))!

Gewerbegebiete, Tankstellen – heute, an Weihnachten, ist alles wie ausgestorben, alle sind gefluechtet. Schrottplaetze mit Autos und Motorraedern, die ordentlich in Regalen stehen. Hinten im Kofferraum gast der demolierte Epoxyeimer leise vor sich hin. Wir arbeiten mit Lueftung und geoffneten Fenstern dagegen an. Kleine, flache Haeuser ducken sich zwischen Palmen und andere Baeume. Hier, ca 125 km vor Almeria dominiert kurzzeitig die Landwirtschaft.

Abwaerts geht es, die Autovia auf der wir mittlerweile fahren koennen, endet hier fuer ein kurzes Baustellenstueck. Im Tal vor uns liegt ein feiner Dunstschleier, wie ein Weichzeichner. Die Laeden in den Ortschaften sind geoffnet, aber nur einzelne Autos zeugen von Kaeufern. Rio Almonzara – ausgetrocknet wie so viele andere Fluesse und Baeche, die sich seitlich der Strasse irgendwann einmal aus den Bergen runter Richtung Meer gestuerzt haben. Auf einem Berg steht ein Turm, leicht ausgefranst oben. Erinnert mich irgendwie an die Burg meiner Kindheit, die Sauerburg in Sauerthal bei Lorch am Rhein.

Wir staunen ueber die vielen Autos und LKW, die die Strasse immer noch befahren. Nebenan, auf den Feldern, zeugen duenne hohe Stangen von den Plantagen, die abgeloest werden von einer kuenstlich wirkenden gleichfoermigen Huegellandschaft mit Treppen und Terrassen, Vertiefungen und Furchen. Wie Elefantenfuesse wirken sie. Die Oberflaeche aehnelt grauer, faltiger Elefantenhaut mit ihren Furchen und Rissen. Nutzlos wirkende Viadukte ueberspannen die ausgetrockneten Barrancos und Rias.

Endlos begleiten Zaeune die Strasse zu beiden Seiten, ziehen sich ueber die Huegel und durch die Taeler. Sind wir aus- oder eingesperrt hier auf der Strasse? Immer wieder verlassene, zum Grossteil verfallene Gehoefte. Einer in besonders attraktiver Lage – nur wenige Meter von der Autovia entfernt und mit grandioser Aussicht auf die vorbei fahrenden Autos und LKW – ist sogar kaeuflich zu erwerben, wie wir dem entsprechenden Schild entnehmen koennen. No comment!

Auf einem Huegel, direkt neben einer Ruine errichtet, strahlt ein nubisch-kubischer 2-geschossiger Neubau herueber. Eine Palme steht dekorativ an der Hausecke. Kontraste in der Einoede.

Wir erreichen den Parque Natural Gabe de Gato Nijar (oder so aehnlich). Die Berge weichen zurueck und geben dem steinigen Boden mehr Raum fuer Buesche und kleine Baeume. Links schimmert es silbern in der Sonne: Das Mittelmeer?! Oder vielleicht doch nur das Planenmeer?

Wir naehern uns Almeria. Im weichen Gestein sind Hoehlen und Loecher – von Menschenhand oder vom Wasser eingegraben? Wir machen eine kurze Pause am Yachthafen von Almeria. Fast alle Liegeplaetze sind belegt, aber auf den Schiffen scheint niemand zu leben. Das waere dann wohl auch nicht so das richtige fuer den Winter gewesen.

Es zieht uns weiter. Von La Linea erreichen uns diverse SMS – wir werden auf der Jou-Jou mit einem leckeren Gulasch erwartet! Und tatsaechlich: als wir um 20:30 die Marina erreichen und gleich zur Jou-Jou gehen, strahlt uns festlicher Kerzenschein aus dem Cockpit entgegen. Drinnen ist es gemuetlich und warm. Der Tisch ist gedeckt und wir werden von Coni und Stefan mit einem butterzarten Gulasch, Nudeln und Salat verwoehnt. Das ist doch tatsaechlich noch „wie Weihnachten“ fuer uns :-) und das ist wohl unser groesstes Geschenk dieses Jahr: das wir diese Reise machen und dass wir soooo liebe Menschen wie die zwei von der Jou-Jou auf dieser Reise kennen lernen!

Gluecklich lassen wir uns etwas spaeter auf unserem Schiffli in die Kojen sinken.

Frohe Weihnachten!