Monats-Archiv August, 2010

Lange liegen wir auf Langeland….

Sonntag, 15.08.2010 – immer noch Spodsbjerg, wo auch sonst: ohne Zylinderkopf/dichtung und ohne „Exhauster”….

Strandspaziergaenge morgens und abends, das Rauschen der Wellen bei Nordwind, neue Ein- und Ausblicke, Haeuser begucken, Lesen, Musik wieder und neu entdecken (was wir alles auf der externen Festplatte gebunkert haben!Frage: „Was ist das, das ist schoen” – Antwort: „Dire Straits”…..). Fotos fuer die Website bearbeiten, sprich verkleinern (warum habe ich das Programm Photorazor nicht schon viel frueher dafuer genutzt??). Bedienungsanleitungen studieren und feststellen, dass wir irgendwie geistig nicht auf dem Niveau der Schreiber dieser Anleitungen sind.

Immerhin lernen wir wieder einiges dazu und verstehen manches besser. Verstaendnislos stehen wir allerdings immer noch dem munter weiter tropfenden Auspuffschlauch gegenueber. Nachdem Werner mind. 100 Liter Wasser aus der Bilge gepumpt und in 5liter-Steps in den Behaelter auf dem Steg bzw. in die Spildolie-Faesser am Kai gekippt hat, stellen wir fest, dass aus dem Anschlussstutzen besagten Schlauches bei jeder Bewegung des Schiffes Wasser in die Bilge fliesst. Never ending story?? Wir pumpen 5 Liter aus dem Schlauch heraus, vorerst fliesst kein Wasser nach, aber man hoert es irgendwo unter dem Motor tropfen – von wo nach wo auch immer! Wir ueberlegen hin und her und finden doch keine Loesung fuer dieses Problem. Noch zweimal pumpen wir den Schlauch leer. Im Laufe der Nacht steigt der Pegel doch wieder und es laeuft wieder raus. Hoert das denn nie auf?? Wie kann das sein? Ich pule mit einem Draht in dem Luftansaugnippel am Schwanenhals rum, vielleicht ist der ja verstopft und es kann gar keine Luft angesaugt werden (und diese Luft soll ja den Nachfluss des Wassers von aussenbords verhindern). Der Draht ist merkwuerdigerweise trocken als ich ihn wieder raus ziehe. Jetzt laeuft schon ueber 2 Stunden kein Wasser mehr nach, vielleicht haben wir den verflixten Schlauch ja jetzt endlich trocken gelegt!!!

Dafuer sieht es so aus, als wuerde es aussenbords nicht mehr allzu lange trocken bleiben. Nachdem wir heute mal nicht durch das Trommeln des Regens auf dem Luk geweckt wurden und sogar einige Stunden Sonnenschein geniessen durften, zieht es sich nun wieder zu und das Barometer faellt auch bedenklich.

Werner stellt fest, dass unser Radio nix taugt – kein Sender ist rein zu bekommen, der Sendersuchlauf macht irgendwelche merkwuerdigen Dinge…Technik, die begeistert. Aber vielleicht liegt es ja auch an unserer Antenne oder an der Erdung unseres Schiffes oder an beidem?

Den Hund beruehrt das alles herzlich wenig. Er hat sich heute schon ganz mutig in die Ostsee-Wellen gestuerzt und ist durch die nicht unerheblich Brandung geschwommen. Ueberhaupt ist er – wenn er denn will – zu Dingen bzw. Bewegungen faehig, die uns immer wieder ueberraschen.

Jetzt liegt er an Deck und beobachtet alles sehr genau. Vorbeigehende Hunde werden zur Kenntnis genommen, rufen aber keine besondere Reaktion hervor. An Bord verhaelt er sich doch schon anders wie an Land, wo Artgenossen begeistert wedelnd begruesst werden.

Viel passiert hier allerdings nicht, der Hafen ist relativ leer, selbst am Wochenende sind nicht viele Segler eingelaufen. Waere nicht die Flotte der Angelboote hier stationiert, koennte man sagen, es herrscht gaehnende Leere. Nebenan im Fischereihafen dagegen wird gewerkelt was der Schweissbrenner hergibt. Die Pilot-Boote fahren staendig raus und rein und der Faehrverkehr zu den Nachbarinseln ist auch sehr rege. Jetzt am Wochenende legen auch immer wieder etwas groessere Kutter hier kurz an, um die „gebunkerten” Angler wieder loszuwerden. Hier wird echt geangelt, was das Zeug haelt. Gleich zwei Angelzubehoerlaeden existieren hier am Ort.

Auf dem Herd blubbert der Espresso-Kocher vor sich hin, den werde ich jetzt mal erloesen und mich dann weiter dem Gleichklang dieser Hafen-Gammeltage hingeben.

Oh, bevor ich es vergesse: heute frueh hatten wir ein ganz nettes Geschenk im Cockpit liegen: unsere gestrigen Bootsnachbarn haben uns still und heimlich eine Flasche Sekt ins Cockpit gelegt, ganz besondere Arznei von ihrem Haus-Apotheker, „Kröger’s Apotheker-Reserve”, dem Etikett nach ein halbtrockener Sekt aus dem Hause Blücher-Schering Luebeck. Versehen ist die Flasche mit aufmunternden Worten und dem Angebot, uns bei Schlepphilfebedarf in Kiel doch telefonisch bei Ihnen zu melden. Nun wissen wir zwar den Namen der beiden, aber wie das Schiff heisst oder wo es seinen Liegeplatz hat, wissen wir nicht. Anrufen werden wir auf jeden Fall und uns bedanken.

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Das gammeln hat nicht lange angehalten. Vom Spaziergang zurueck wird mein Skipper von der Arbeitswut gepackt. Vom Deck schrubben kann ich ihn noch abhalten, aber dann will er endlich die neuen Haken am Niedergang anbringen. Hindernis 1: wo sind die bloeden Dinger abgeblieben?? Ich starte die Suchaktion (hatte sie doch zu Beginn unseres Urlaubs noch in den Fingern…. Das kommt davon, wenn Frau aufraeumt!) und „finde” erstmal unsere „neue” Messinguhr. Die hat Werner zum Geburtstag 2009 geschenkt bekommen – oder war es Weihnachten?? – und bevor das Teil in der Verpackung sein Einjaehriges im Hause Nagel feiert, soll sie nun endlich unser Schiff zieren und uns die Zeit vertellen. Werner versucht sich noch kurz gegen die Montage zu wehren, indem er darauf hinweist, dass wir bestimmt a) keine geeigneten Schrauben und b) keine passende, weil sehr kleine, Batterie an Bord haben. Leider ist beides in der Verpackung mitgeliefert worden. Somit steht einer Montage nichts mehr im Wege.

Mittlerweile habe ich auch die Haken gefunden. Hindernis Nr. 2 in dieser Aktion: keine passenden Schrauben! Die aus VA sind zu lang, die passenden aus Messing. Waehrend meiner Schraubensuche montiert Werner einen Haken auf dem Achterdeck an. Da ich ausser einem Oelfilm auf diversen Kisten in unserem Werkraum nichts positives finden kann, einigen wir uns auf die Messingschrauben und wollen diese bei Gelegenheit dann austauschen. Jetzt geht das anhalten, anzeichnen und anschrauben los. Das Ergebnis passt und sitzt bombenfest. Erfolgserlebnis!

Auf die Anbringung von Einpiekhaken im Pantry-Bereich verzichten wir heute noch mal. Wir wollen erst noch ueber die optimalen Anbringungspunkte nachdenken. Vielleicht bekomme ich ja doch noch die geplante Edelstahlreling um Spuele und Herd herum? Dann waeren die Haken nicht noetig. Wir werden sehen.

21:16 – unser Wasser haelt sich nun schon seit ueber 6 Stunden zurueck, das ist neuer Rekord! Wir werden den Stutzen weiterhin kritisch im Auge behalten und gegebenenfalls wieder auspumpen.

Mittlerweile sind doch einige Segelboote eingelaufen. Der mittlere Steg für Schiffe bis 10 mtr. Laenge ist gut belegt. Der Wind hat von Nord auf NE bzw. E gedreht und auch kraeftig zugelegt. Es schaukelt ganz ordentlich und wenn ich mir die kleineren Boote am Nachbarsteg so anschaue, beneide ich die Crews nicht. Kann mich noch gut dran erinnern, wie sich das anfuehlt. Selbst unsere Dicke liegt nicht voellig ruhig, aber doch wesentlich ruhiger.

Jetzt fiepselt unser Wuffi, nach zwei grossen Portionen Hundefutter scheint er wohl noch mal raus zu muessen.

Vielleicht stinkt es ihm aber auch nur, dass wir uns nach unten in die gemuetliche Kajuete verzogen haben, waehrend er allein im Cockpit bleiben musste

Spodsbjerg…Spodsbjerg…..Spodsbjerg…..

Freitag, 13. August 2010

Hatte ich mir nicht fest vorgenommen, diesem Tag keine Bedeutung beizumessen? Vermutlich waere mir erst heute abend der Zusammenhang zwischen Wochentag und Datum aufgefallen. Denn meist bin ich ja zeitlos zur Zeit.

Karrebaeksminde oder zumindest in diese Richtung wollten wir heute segeln. Das hatten wir jedenfalls gestern Abend noch nach langem Hin und Her und argwoehnischem Beaeugen der diversen Wassertiefen meinerseits noch so beschlossen.

Und jetzt ist es 13:41 und wir liegen immer noch in Spodsbjerg! Soviel zum Thema „der Skipper denkt, das Schiff lenkt”. Aber von vorne: nach dem Duschen kontrolliert Werner den OElstand und entdeckt dabei Wasser im OEl!!! Alarmstufe Dunkelrot! Ich werde mit den Worten „ich glaube, unser Urlaub ist beendet” empfangen. Irgendwie kann mich ja schon nichts mehr so wirklich schocken, dementsprechend abgebrüht-ruhig bleibe ich auch. Aufregen nutzt ja auch nix. Immerhin schaffe ich es, mit Hilfe einer guten Meg-Lite die diversen Bezeichnungen auf dem Typenschild unseres Motors zu entziffern – und das mit Brille! Einige Telefonate mit Thomas Ornik in NL, Herrn Peterson und Martin Anderson in DK, mit Werners Sohn Fabian, unserem Freund Uwe in Bremerhaven und Frau Roeder von Zeppelin Achim werden geführt. Uwe’s Vorschlag, nach Kiel zu segeln wo uns die BHV-Gang mit einem Schlauchboot zu Hilfe eilen wollte um dann dort eine Reparatur durchzuführen, verwerfen wir erstmal. Aber ein tolles Angebot!

Stattdessen stimmen wir dem Vorschlag von Caterpillar/PON Daenemark zu, dass ein Mechaniker der Volvo Penta Vertretung Peterson & Soerensen in Svendborg in ca. einer Stunde bei uns sein wird und sich das Problem anschaut. Der junge Mann, Jens, ist auch pünktlich und geht nach einer kurzen Bestandsaufnahme zu Werke. Punkt 1: ein Riss ist einem Schlauch (hatten wir das nicht schon mal??) Punkt 2: er will den Zylinderkopf abbauen und mit in die Werkstatt nehmen. Das sei einfacher meint er. Bei der Aktion ergiessen sich nun einige Liter Kuehlwasser in unsere Bilge, die wir dank einer Werkstattpumpe und dem Entsorgungstank im Servicefahrzeug ausnahmsweise mal problemlos entsorgen koennen.

Positiv bei der ganzen Aktion ist, dass wir trotz Urlaubs- und Wochenendzeit relativ schnell Hilfe erhalten und dass es nicht mehr regnet. Die ganze Aktion bei den gestrigen Wolkenbrüchen haette das ganze noch getoppt.

Ich nutze die Zeit, um Hausarbeiten zu verrichten, Lochsteine am Nordstrand zu suchen (habe hier vier Stueck gefunden, was bei Werner wahre Begeisterungsstuerme ausloest), Bilder von den Kameras auf die Festplatte zu laden usw. . Die neue externe Festplatte wird getestet, saemtliche Akkus werden geladen, der Muell wird entsorgt und und und. Nachher will ich noch mal zum Suedstrand bzw. vielleicht gehe ich auch noch mal joggen. Hatte ich mir ja fest vorgenommen fuer den Urlaub, bislang hapert es aber extrem mit der Umsetzung.

Unter Deck schreitet die Zerlegung unseres Motors voran. Ich lenke mich mit dem schon lange geplanten Cockpit-Polieren ab. Irgendwann ist aber alles poliert und meine Arme machen nicht mehr mit. Die Demontage des Motors ist immer noch nicht beendet. Ich suche Trost im oertlichen Supermarkt, der mir aber auch irgendwie nur Frusterlebnisse beschert. Ein kleines Softeis fuer 22 kr (ich moechte nicht wissen, wie das grosse ist!), auf einem Stein sitzend am Strand geschleckt, lenkt fuer kurze Zeit ab. Draussen zieht ein Schiff der Colorline vorbei, ein Segler laeuft Richtung Hafeneinfahrt. Zwei vermeintliche Bojen, die ein Stueck weit vom Strand entfernt in den Wellen duempeln, entpuppen sich als Schwimmer. Allein der Anblick (oder ist es das Softeis?) laesst mich in meinem Fleecepullover froesteln. Natuerlich, es sind etwas aeltere Herrschaften – nur die harten kommen in den Garten! Man sieht eindeutig, dass das Wochenende begonnen hat: der Parkplatz fuellt sich mit deutschen PKW, viele davon mit einem Trailer bestueckt. Angeln vom eigenen oder vom gemieteten Boot scheint hier DER Hit zu sein! Antonio wird lautstark und sehr energisch von seinem Papa vom Spielplatz zur nun endlich freien Toilette beordert. Antonio selbst scheint kein besonders dringendes Beduerfnis zu verspueren, er findet die Spielgeraete eindeutig interessanter und bleibt gaaanz locker. Der Papa dagegen draengelt: gleich ist doch die Toilette wieder besetzt….! Als wuerden da schon welche Schlange stehen, so viel ist ja nun auch nicht los hier.

Gemaechlich schlendere ich Richtung Steg A, der Volvo Penta Servicewagen ist immer noch an Ort und Stelle. Werner und der Mechaniker Jens laufen ueber den Steg, gemeinsam ein Teil unserer Maschine Richtung Auto schleppend. Jens zeigt uns, wo – wie er meint – bereits Seewasser eingedrungen ist und sein zerstoererisches Werk begonnen hat. Die Korrosionsstellen sind selbst fuer mich nur unschwer erkennbar.Das klingt alles nicht gut. Er ist der Meinung, unsere Maschine sei zu tief eingebaut, es koenne bei starkem Seegang – und der herrscht nun mal haeufiger – immer wieder Seewassser in die Maschine eindringen und zu Problemen und Schaeden fuehren. Ob ein Schwanenhals Abhilfe schaffen kann? Sein Chef soll am Montag das ganze noch mal begutachten. Auf jeden Fall sitzen wir hier wohl noch ein paar Tage laenger fest. Irgendwie ist mir jetzt grad mal zum heulen. Haelt aber nur knapp 1 Minute an und kommt auch nicht zum Ausbruch. Mein Witzbold von Mann meint dagegen: „Wie nutzen wir denn nun die Zeit? Wollen wir noch mal mit dem Bus nach Rudkobing fahren?” – der ist eindeutig gestern nicht nass genug geworden !

Um 17:35 sind alle wesentlichen Teile unserer Engine demontiert und zum Abtransport verstaut, das Werkzeug und die Schuhe des Monteurs eingesammelt und er eilt nach Hause zu seiner Holden, die schon via Telefon nachgefragt hat, wann er denn nun endlich zum Essen kommt. Morgen ist er auf einer Hochzeit eingeladen.

Es war ein lehrreicher Tag, auf den wir gut haetten verzichten koennen. Immerhin wissen wir jetzt die Seriennummer unserer Maschine und noch einige andere wesentliche Details. Geloest ist auch die Quizfrage, woher das Kuehlwasser in unserer Bilge kommt: durch einen Riss in irgendeinem Stueck Schlauch. Kummer macht uns das mit dem Seewasser im Motor. Das zu beseitigen koennte eine langwierige Aufgabe werden.

Jetzt ist erstmal ein Espresso nach dem Abendessen angesagt, alles Weitere lassen wir auf uns zukommen. Es ist wie es ist und wir koennen nur sagen: Na ja, wieder was gelernt, wieder Lehrgeld bezahlt.

Vielleicht sollten wir doch ein Chartergeschaeft aufbauen: Chaosline – hier lernen und entdecken Sie das wahre, echte Seglerleben!

Spodsbjerg - unfreiwillige Hafentage

Donnerstag, 12. Aug. 2010 – Spodsbjerg Hafentag

Hafentag – Heute wollen wir zwei andere Haefen per Bus besuchen: Rudkobing auf der Westseite fast gegenueber von Spodsbjerg gelegen und Lohals, an der Nordspitze Langelands.

Um 09:10 geht es mit dem wahnsinnig vollen (Buster, Werner und ich) Bus die 9 km bis Rudkobing. Die Haltestelle liegt etwas ausserhalb und wir muessen noch gut 1,5-2 km bis zum Centrum laufen. Leider faengt es nun doch an zu regnen, wenn auch noch nicht so stark. Zuerst geht es durch die Fussgaengerzone. Aber da wir alle drei nicht so sehr auf shopping eingestellt sind, ist dieser Bereich ziemlich uninteressant. Uns faellt auf, dass viele Haeuser „til salg” – also zu verkaufen sind und sich viele der eigentlich recht huebschen kleinen Haeuschen in einem wirklich sanierungsbeduerftigen Zustand befinden. Es gibt allerdings auch viele positive Ecken. Der Hafen gliedert sich in mehrere Bereiche. Im Fischerhafen liegen auch einige Sportboote, dieser Hafenteil waere auch fuer uns zugaenglich vom Tiefgang her und vom Ambiente sowieso.

Der eigentliche Yachthafen ist dann nicht so unser Geschmack: ringsum stehen Holzhaeuser mit Ferienwohnungen und ein Hotel. Die Geraeuschkulisse ist durch die nahe Hochbruecke die nach Svendborg rueber fuehrt ebenfalls entsprechend unangenehm. Der Regen hat mittlerweile zugelegt und wir beschliessen, auf jeden Fall den 12:45 Bus nach Lohals zu erreichen.

Den armen Hund hinter mir herzerrend (mehr oder weniger) kuerzen wir den Weg zur Bushaltestelle etwas ab und sind gut vor der Zeit am Wartehaeuschen, dass sich aufgrund der Witterung grosser Beliebtheit erfreut und leider nicht besonders sauber ist. Das mit dem 12:45 Bus war ein Satz mit X, es geht dann einer um 13:20. Aus der Linie 913 Rudkobing wird dann irgendwie auch 913S Lohals und wir steigen ein. Die Sache mit den Tickets ist dem Busfahrer irgendwie zu kompliziert: er versucht zwar uns zu erklaeren, dass wir zwar in Rudkobing haetten aussteigen duerfen, aber sofort haetten nach Lohals weiterfahren muessen. Wir muessen trotzdem nicht noch einmal bezahlen. War ja auch teuer genug der Spass: 150 kronen fuer 2 Erwachsene und ein Kind = Hund von Spodsbjerg ueber Rudkobing nach Lohals! Einfach wohlgemerkt. In Lohals ausgestiegen bereuen wir es sofort, dass wir nicht einfach wieder mit zurueck gefahren sind: ein Wolkenbruchartiger Regen ergiesst sich ueber uns. Ich tue kund, dass dieser Ausflug (m)eine Schnapsidee war, ich nass bin, friere, auf Toilette muss, Hunger und Durst habe und ueberhaupt: nur noch zurueck aufs Schiff will!!! Das Haltestellenhaeuschen bietet uns nur duerftigen Schutz vor dem Regen, der es sogar zeitweise schafft, noch ein paar Umdrehungen drauf zu legen. Leider taucht der laut Fahrplan um 14:38 abfahrende Bus erst gar nicht auf. 15:03 steht als naechstes auf dem Plan. Das wird wohl auch nix denken wir als es 15:05 wird und kein Bus in Sicht ist. Taxi? Ins nahegelegene Cafe bis 16:38? Werner stiefelt noch mal ums Eck und da kommt er!!!Ich hab mich selten so ueber den Anblick eines oeffentlichen Verkehrsmittels gefreut. Wir stellen uns ein klein wenig Touri-doof und zeigen unsere nicht mehr gueltigen Fahrausweise. Mit dem Resultat, dass wir bis Rudkobing nicht noch mal bezahlen muessen. In Rudkoebing erwischen wir gerade noch so die 800 nach Spodsbjerg. Leider ist hier eine Dame am Ruder, pardon Steuer. Und die akzeptiert unsere schoenen Fahrausweise leider nicht. Wir muessen noch mal 20 Kronen bezahlen, diesmal nur fuer uns beide. Schier unverstaendlich ist es ihr allerdings, wie wir mit diesen Fahrscheinen von Lohals nach Rudkoebing kommen konnten. Tja, das bleibt unser Geheimnis gute Dame.

Wie von mir vorher gesagt, hat es mittlerweile aufgehoert zu regnen. In Spodsbjerg sind for Strassen sogar fast schon wieder trocken. Am Schiff legen wir uns erstmal trocken und dann gibt es was zu futtern. Ich beschliesse, Hafentage zukuenftig wirklich nur noch im Hafen und im Laufabstand zu unserem schwimmenden Heim zu verbringen. Da kann man auch was erleben, angucken oder sinnvolle Arbeiten am Schiff erledigen. Von Landausfluegen dieser Art bin ich auf jeden Fall vorerst kuriert! Was mich allerdings nicht davon abhaelt, spaeter mit dem Fotoapparat bewaffnet, noch Spodsbjerg zu erkunden. Sehr interessant, haette durchaus ausgereicht fuer unseren Hafentag! Und Lochsteine finde ich am Strand auch noch zwei - wenn das kein Glueck bringt!

Ach ja, als kroenenden Abschluss des Tages stellen wir fest, dass immer noch bzw. wieder Regenwasser auf unerklaerliche Weise an zwei Stellen den Weg in unsere Koje findet. Sehr unangenehm. Und ein absolutes Raetsel, ist es doch nicht der erste Regen dieses Jahres.

Bagenkop - Spodsbjerg/Langeland

Mittwoch, 11. August 2010 – Bagenkop / Spodsbjerg
Aufwachen durch das trommeln des Regens auf dem Luk. Ein Blick in den mit grauen Wolken verhangenen Himmel laesst mich den Wecker toeten und noch mal unter die Decke kuscheln. Der Mann an meiner Seite hat erst gar nicht auf den Wecker reagiert. Als wir endlich aufstehen, scheint es beschlossene Sache, dass wir noch einen Tag hier liegen bleiben. Eine Busfahrt nach Rudkobing oder Lohals wird in Betracht gezogen. Ich ordne im Geiste schon mal die potentiellen Fotomotive. Es ist relativ warm und der Regen hat auch aufgehoert. Wir beobachten die Ablegemanoever der Grosssegler. Die kleinen auslaufenden Yachten nicken alle maechtig im Wellengang vor der Hafenmole. Teilweise geht es ohne Segel Richtung Osten, ein anderer Teil der Flotte kann dagegen unter Segel auslaufen. Auf jeden Fall bewundere ich die Crews der auslaufenden Schiffe. Bestimmt kein Vergnuegen, bei diesem Wellengang gegen Wind und Welle zu laufen.

Meine Freude ueber den Hafentag waehrt nicht lange. Bei jeder auslaufenden Yacht wird der Skipper zunehmend unruhiger. Und nachdem er Karte und Handbuch studiert hat, kommt er mit dem Vorschlag, doch nach Spodsbjerg zu segeln. Der Hafen sei tief genug und auch nicht sooo weit entfernt, das sei noch gut zu schaffen heute. Wehren zwecklos, denke ich mir und treffe alle Vorbereitungen fuer einen zackigen Aufbruch (Hund gehen, spuelen, alles bruchsicher verstauen etc.), In Anbetracht der drohenden Regenwolken pule ich eine ueberdimensionale Regenhose plus Jacke raus und auch Automatikweste mit Lifebelt werden parat gelegt. Dieses Mal gehe ich auf Nummer sicher. Komisch, warum habe ich immer noch etwas Bauchgrummen, wenn wir bei solchem Wetter auslaufen??

Im Vorhafen wird das Gross gesetzt und ich stelle fest: Du musst unbedingt mehr Manoever unter Maschine ueben!!! Egal, klappt soweit und dann nicken auch wir ostwaerts. Das Gross ist dicht gezogen und schlaegt trotzdem. Die Wellen sind nicht von schlechten Eltern aber, auszuhalten. Vor lauter Aktivitaeten vergesse ich ganz, dass mir normalerweise bei solchen Kursen uebel wird. Buster dagegen ist doch etwas gestresst.

Kurz vor Gustlavs Bugt koennen wir am Wind laufen und nehmen auch die Fock dazu. Das ist doch gleich was ganz anderes: maid (e) 4 (for) sea halt! Kurz darauf fallen wir ab, jetzt ist Raumschots, spaeter dann vorm Wind segeln angesagt! Vor lauter Geniessen mache ich kaum Fotos. Bis ich mich dazu ueberwinden kann, den Fotoapparat zu zuecken, ist mein Lieblingsmotiv Leuchtturm fast schon aus der besten Perspektive raus. Egal. Hauptsache segeln! Da die Fock trotz feinfuehligem Steuern immer wieder aus dem Wind geht (wir haben immer noch keine Moeglichkeit, auszubaumen) und ganz schoen am Rigg zerrt, wird sie eingerollt. Fahrt verlieren wir dadurch nicht, im Gegenteil: spaeter – vorm Wind laufend – erreichen wir bis zu 7,5 kn und ein „Verfolger” mit zwei Segeln hat es nicht leicht, uns einzuholen.

Wir beobachten den regen Schiffsverkehr in der Tiefwasserrinne. Viele grosse Poette laufen sowohl Nord- als auch Suedwaerts. Und die Faehre von Spodsbjerg nach Lolland scheint gut zu tun zu haben: staendig sehen wir eine Faehre quer laufen.

Ein Stueck laufen wir noch an der Hafeneinfahrt vorbei, dann nehmen wir das Gross runter und laufen ein. Die Zufahrt ist recht eng und leicht verwinkelt. Eine ordentliche Stroemung steht rein, im Hafen selbst ist es dann ruhig. Die Pier an der Tankstelle ist komplett frei und wir nehmen sofort einen Platz in Beschlag. Hier liegen wir nun mit freiem Blick sowohl auf den Yachthafen als auch auf den Fischer- und Faehrhafen. Der Ort selbst ist klein und hygelig, Fazit des Skippers: ach gut, dass wir doch noch hierher gefahren sind. Da hat er absolut Recht!

Dafuer bekomme ich fuer morgen einen Hafentag in Aussicht gestellt, der soll nun mit einer Busfahrt nach Rudkobing und Lohals gefuellt werden. Bin gespannt.

Nach dem Abendessen versuchen wir unsere weitere Toernplanung etwas zu konkretisieren. Ich finde das ziemlich kompliziert: 3 Buecher, diverse Karten, die neueste Ausgabe des Seijlerens – und alles, nur um festzustellen, dass viele streckenmaessig passende Haefen nicht fuer unseren Tiefgang geeignet sind.

Waehrend ich das hier tippe quaelt mich mein Skipper: beim Versuch sich von der Cockpit-Bank zu erheben und die Buecher nach unten zu schleppen, rempelt er staendig den Tisch an. Zu allem Ueberfluss werde ich dann auch noch getreten….. was ich hier alles aushalten muss ;-)!!

Ich darf gar nicht daran denken, dass die 3 Wochen viel zu schnell vorbei sind und uns danach der schnoede Arbeitsalltag wieder hat. Made for sea…..bin ich das ?? Wenn ich hier so an Bord lebe, dann bin ich schon davon ueberzeugt. Ich vermisse nichts – im Gegenteil: ich geniesse diese Art Leben so sehr. Am liebsten wuerde ich meine Gefuehle und Gedanken staendig in ein Diktafon sprechen um alles hautnah aufzuzeichnen. Zuviel passiert, bis ich abends am Lappi sitze und die Tastatur attackiere, dann fliessen andere Worte aufs technische Papier.

Wer kann auch schon nachempfinden, wie sich die Moewen anhoeren, oder wie das aussieht, wenn vier Moewen zeitgleich auf vier nebeneinanderliegenden Pfaehlen landen. Wie es sich anfuehlt, wenn das Schiff von den Wellen angehoben wird, leicht rollt, dann den Kurs unbeirrt weiter laeuft, das knarren der Genuabloecke. Oder unser Fluchen, wenn sich wieder mal irgendwo was verhakt oder sonst wie vertuedelt hat. Irgendwie passen wir zusammen, Schiff und wir: immer leicht chaotisch, nie ganz sauber. Heute in Bagenkop ist eine dunkelblaue perfekte Yacht ausgelaufen: alle Fender mit einem Strickueberzieher versehen. Die Bordfrau braun gebrannt, ¾ lange WEISSE!!! Hose mit dunkelblauem Pullover, er passend dazu gekleidet. Das ganze eine Symphonie in dunkelblau und weiss. Im Vorhafen zieht sie ohne grosse Anstrengungen das Rollgross aus dem Mast – innerhalb von gefuehlten Sekunden! Dann faehrt man davon –alles perfekt! Und so werden wir nie, wollen wir auch nicht werden :-) Ich werde IMMER und  postwendend aus einer makelos-weissen Hose eine fleckige machen. Unser Gross wird immer zicken und irgendwo auf halbem Weg zum Topp  eine Gedenkminute oder zwei einlegen und unsere Manoever werden besser aber so schnell bestimmt nie! Watt soll’s – wir leben bestimmt genauso gut und vielleicht auch interessanter. Denn ich bin froh, wenn mir niemand zuguckt, diese Dame machte den Eindruck, als wuerde sie immer nach Publikum Ausschau halten “seht her, wie toll wir sind”. Nein, hier spricht kein Neid aus mir, absolut nicht.

So und jetzt geht die Chaostruppe noch mal Gassi mit dem superhaarigen Chaos-Wauzi, der so lieb auf dem Achterdeck liegt und die Grossschot bewacht.

 

 

Holtenau bis Bagenkop

Dienstag – 10.08.2010 – Holtenau bis Bagenkop
Etwas ueber 40 SM und das bei bestem Segelwind: Suedost-Ost 3-4 spaeter zunehmend auf 5-6. Wir fahren unter Genua und Gross bis kurz vor Bagenkop - nachdem wir uns heute morgen dann doch noch kurzentschlossen gegen einen weiteren Tag in Holtenau entschieden haben.
Eine gute Entscheidung! Nach den ueblichen Anfangsschwierigkeiten stehen unsere Segel und wir halten auf Laboe zu. Leider verlaesst uns dort der Wind kurzfristig. Die Genua wird eingerollt und unter Maschine laufen wir weiter. Allerdings nur fuer kurze Zeit: zuerst kraeuselt sich das Wasser, der Windhauch wird spuerbar staerker und dann koennen wir die Segel wieder setzen und die Maschine schweigt. Relative Ruhe breitet sich aus, wir segeln und schon sind wir komplett in einer anderen Welt angekommen.

Nachdem wir zuerst wunderbar raumschots laufen, muessen wir spaeter mehr Hoehe und am Wind gehen. Aber alles bleibt im gruenen Bereich. Von anfangs zeitweise unter 4kn geht unsere Loganzeige  auf bis zu 7,9 Knoten hoch. Der beliebte, zweibeinige und meistens zuverlaessige  Autopilot „Lissi” steht am Ruder und Buster liegt voellig relaxt auf seinem Lieblingsplatz. Der Skipper - jetzt degradiert zur Deckshand - guckt nochmal rund herum, ob vielleicht doch noch irgendwas zu richten ist und entspannt sich dann langsam auf der Cockpitbank.

„Land in Sicht” – ein magischer Ausruf, auch hier auf der Ostsee und bei Distanzen von knapp 40 SM!!! Nachdem die letzten Fischerfaehnchen und –boote umrundet sind, gehe ich in den Wind und der Skipper beginnt mit dem Bergen der Segel. Nicht nur, dass in den Fischnetzbojen die sog. Elke-Magnete verbaut sein muessen (die Dinger ziehen mich auf allen Meeren magisch an!), nein, auch mit dem im-Wind-halten unseres Schiffes habe ich es nicht so wirklich. Auch heute gelingt es mir fast, mit Hilfe des Gross-Segel, den Skipper in die Ostsee zu „entsorgen”. Aber er ist solche Attacken ja mittlerweile gewohnt und bleibt standhaft an Deck.

Bagenkop selbst ist irgendwie unser „wir maulen uns an”-Hafen. Obwohl unser Anlegemanoever an der Aussenmole relativ gut verlaeuft, bekomme ich doch noch meinen Mecker ab: ich soll das Schiff gegen den Wind mit Hilfe der Maschine weiter nach vorne bewegen. Leider habe ich vorher die Heckleine nicht geloest und zu allem Elend gebe ich auch noch fast Vollgas. Bis das Miss(t)verstaendnis geklaert ist und alles zu Chefs Zufriedenheit liegt, vergeht eine Weile. Und dann kommt der Hafenmeister: wir koennen hier nicht liegen, es ist ein Grosssegler angesagt, wir moechten bitte weiter hinten im Hafen hinter einem Fischerboot festmachen. Also ablegen, anlegen – das uebt! Hier laeuft alles ohne Mecker ab. Wir bezahlen im Hafenmeisterbuero unsere Haven-Penge (28 Euronen!) und der Hund darf am nebenan gelegenen Strand sein ersehntes Salzwasserbad nehmen! Dann treibt uns der Vierbeiner und unser eigener Magen wieder an Bord: Essenszeit! Und von wegen: ei Grosssegler ist angemeldet: An der Aussenmole vermehren sich im Laufe des Abends die sog. Plezier-Schiffe aus Holland wie die Karnickel. In 3-Reihen liegen sie und die Crews werden via Schlauchbooten an Land gebracht. Ein 3-Master ankert sogar vor dem Hafen. Ein interessantes Spektakel. Letztes Jahr war hier nicht so viel los, wir waren aber auch eine gute Woche spaeter hier.

Zu meiner Freude ist hier sogar ein Wlan-Zugang frei verfuegbar. Leider ueberlasse ich. grosszuegig wie ich bin, Werner zuerst das Internet fuer die Auffrischung seiner Fussball-News. Bis ich dann zum Zuge komme und die Texte für unsere Website aktualisieren moechte, macht erst der Laptop-Akku und dann der Wlan-Zugang schlapp! Das hat man jetzt von seiner Grosszuegigkeit. Also tippe ich das alles erstmal als word-doc und bearbeite schon mal ein paar Fotos. Immerhin hat es noch fuer den 2. Text und fuer das abrufen des Wetterberichtes gereicht.

Unser Liegeplatz hier so vis-a-vis mit den Fischerbooten – also mittendrin im prallen Insel-Leben gefaellt uns recht gut. Man fuehlt sich hier gar nicht so richtig touri-maessig wie auf der anderen Hafenseite. Was so ein paar Meter ausmachen! Morgen frueh muss ich noch mal auf Fotomotiv-Jagd gehen.

 

 

 

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