Monats-Archiv Februar, 2018

Anstrengend und Rollentausch

Anstrengend ist es so am Anker. Die erste Nacht war so lala. Geschlafen hab ich (meistens gut), der Skipper hat gefroren!!!! Ein kräftiger Wind wehte durchs Luk ins Schlafgemach und liess ihn erzittern. Das Laken wurde bis unters Kinn gezogen und ich muss gestehen, das auch ich oft zur leichten Fleecedecke gegriffen habe. Aber immer nur zeitweise …. Wechseljahre, Hitzewallung … muss ich mehr sagen?

Vor dem Landgang steht jetzt wieder das Dinghy startklar machen. Also Schlüssel suchen, Schloss öffnen, Dinghy möglichst so zu Wasser lassen, das sich das Fall mit dem wir es am Abend immer in Sicherheit bringen, sich nicht wieder hinter den Solingen versteckt.

Dann Turnübung eins ins Dinghy rein. Starten und ab in die Marina rüber. Dort warten wir auf die Segelmacherin, die uns einen Sonnenschutz fürs Persenning und diverse andere Tuchteile anfertigen soll. Alfonso und Dayro trudeln auch ein und kurze Zeit später geht es im voll gepackten Schlauchboot zurück an Bord. Tücke des Objekts: der Skipper sitzt auf der falschen Seite und dreht einige ungewollte Kreise, gurkt ziemlich dicht an Ankern und Mooringleinen vorbei. Irgendwann schafft er es aber, wieder die Kurslinie zu finden und wir kommen wohlbehalten an. Für weitere Dinghyfahrten darf aber jetzt die Bordfrau wieder ans Steuer. Die muss sich auch erst wieder eingewöhnen und dankt Rasmus quasi stündlich dafür, dass der Aussenborder so brav anspringt.

Im Club Nautico begrüssen uns viele wie verlorene Freunde, freuen sich, dass wir wieder da sind, wollen wissen, was passiert ist. Irgendwie schön. Trotzdem reicht es mir für heute, noch ein Gang zum Carulla (auch wegen Internet) und dann nix wie ins traute, schwimmende, schaukelnde Heim!

Wie Pattex

Hilfe, wir kleben - wieder einmal!

Wir kleben fest, dieses Mal an Ferroalquimar. Erst war es dies, dann jenes. Dann machen die Starterbatterien schlapp, sagen keinen Piep mehr. Natürlich an einem Samstagnachmittag. Janice, die den Einkauf bei Ferroalquimar verwaltet, telefoniert rum. Problem: wir benötigen eigentlich Gel-Batterien mit einer bestimmten Amperezahl UND Minimal-Abmessungen. Nicht so einfach, da was passendes aufzutreiben. Das Problem wird auf Montag vertagt, alle gehen entspannt ins Wochenende, Janice stöckelt auf ihren gefühlt 15 cm hohen Plateauabsätzen ebenfalls ins wohl verdiente Wochenende.

Am Montag werden wir der Obhut von Carlos übergeben. Der fährt mit uns im Firmeneigenen Pick-Up los, um alle möglichen Batteriekaufläden abzuklappern. Gleich der erste ist eine Fehlanzeige, dafür wissen wir jetzt, dass die Firme Greenenergy, zuständig für Verkauf und Installation von Solarmodulen aller Art, von Boccagrande an die Via Mamonal verzogen und nun von den Werften aus gut erreichbar ist. Leider gibt es immer noch keine 24Volt Solarpaneele mit für uns passenden Massen. Was müssen wir aber auch immer so speziell sein. Eine Visitenkarte gibt es aber und das Versprechen unsererseits, für die Firma etwas Werbung unter den Seglern zu machen. Ein Refernzobjekt, die Little Wing unserer französischen Freunde Nikita und Jean-Philipp, gibt es ja auch schon seit 2015.

In den nächsten Geschäften für Bootszubehör und Motoren will man uns davon überzeugen, das die Optima mit dem gelben Deckel die beste Starterbatterie ist, die Kolumbien zu bieten hat. Das ist zwar schön, aber leider ist das Ding für unser Batteriefach viel zu gross, wir kommen also auch hier nicht ins Geschäft. Beim nächsten Laden ist man überhaupt nicht inneressiert: der „Verkäufer“ spricht fortwährend  und ungeniert mit seinem Handy während Carlos unser Anliegen vorträgt. Mit wem spricht Carlos eigentlich? Wir werden aus dem Laden raus gewedelt und gehen nur zu gerne. Hier fühlen wir uns nicht willkommen. Es war übrigens der Laden von Todomar.

In der nächsten Station stehen viele Batterien und man ist sehr um uns und unser Anliegen bemüht. Aber auch hier letztendlich resigniertes Kopfschütteln. Vielleicht bei Multi-Electricos? Kurze Wegbeschreibung für Carlos (wir kennen ja nur den Weg per Bus oder Pedes), dann stehen wir auch schon davor. Und direkt daneben ist das Batterie-Paradies!!! Und im Paradies gibt es ja bekanntlich alles, auch eine Batterie für uns. Sogar eine mit Gel: die „rote“, kleinere Schwester der Optima in gelb aus dem ersten Laden. Beim Preis allerdings zuckt der Skipper zusammen: 1.200.000 cOP für eine Batterie. Dafür bekämen wir in Deutschland mindestens 3 dieser Sorte! Und im Internet beim kolumbianischen Ebay war ein Angebot für 600.000 COP. Nein, die wollen wir nicht. Die grössenmässig passende normale Starterbatterie fällt mit 400.000 zwar immer noch ziemlich teuer aus, ist aber akzeptabel. Ausserdem habe ich die Faxen dicke und möchte nur noch eines: das Prozedere abkürzen und das Thema Batterie abschliessen. Den Einwand des Skippers, man könne doch nochmal auf Los gehen, einen Adresszettel vom Schiff holen (den wir in der Hektik heut früh natürlich dort vergessen hatten) und dann in Bosque einen Laden aufsuchen, wird von mir als nicht diskutabel verworfen. Er murrt etwas, fügt sich aber in sein Los und hadert mit der Batteriewelt, das er jetzt mindestens 300.000 COP in den Sand gesetzt hat. Hätte, hätte.

Die Batterien werden noch am gleichen Tag von Lois Bastamante und seinem Adjudante liebevoll in unser echt kleines Batterifach gebastelt. Sogar die aus Bastamantes Sicht völlig unzureichenden Anschlüsse werden noch optimiert. Dann Probestart: läuft! Jetzt wären wir also eigentlich fertig zur Abfahrt. Aber heute - nee, wir verfallen in die Spätnachmittagshitze und geniessen einen weiteren Abend bei Ferroalquimar.

Dienstag soll es nun aber endgültig losgehen. Der Dienstag kommt und mit ihm eine leere Gasflasche. Die könnten wir doch hier noch zum füllen geben. Gesagt, getan. Die Hoffnung, die Flasche noch bis zum Nachmittag gefüllt wieder zurück zu bekommen, erweist sich allerdings als Trugschluss. Mananamanana ist das geflügelte Wort. Also noch ein Abend auf dem Boatyard. Der Wind lässt nach und pfeift uns am Abend nicht mehr ganz so heftig um die Ohren, ein traumhafter Sonnenuntergang und eine Nacht neben Berakah und den Schleppern. Ob wir hier überhaupt nochmal wegkommen??

Kaum haben wir hier in Kolumbien alles abgearbeitet (weitgehend), kommt noch eine Meldung aus Deutschland: unsere Mieterinnen wollen neue Lebenswege gehen, in die passt unser Häuschen nicht mehr rein. Wir müssen also zur Mitte des Jahres neue Mieter suchen. Oder überdenken wir unsere eigene Lebensplanung vielleicht noch einmal? Kaum ist das eine Fass geschlossen, wird das nächste aufgemacht. Ein ruhiges, entspanntes Leben stelle ich mir irgendwie auch anders vor. Also Fotos raussuchen, Text zusammen basteln, Inserate einstellen und Werbung für unser Mietobjekt machen. Mieterwechsel organisieren obwohl wir im Ausland sind - Dank tatkräftiger Unterstützung der bisherigen Mieterinnen und guter Freunde wird uns das auch dieses Mal wieder gelingen.

Und leichte Panik überfällt mich. Kommen doch unsere Mitsegler schon in wenigen Tagen hier am Flughafen an. Bis dahin sollte aus der Werkstatt und schwimmenden Rumpelkammer ein einigermassen vorzeigbares Schiff gemacht worden sein. Gleichzeitig habe ich ein flaues Gefühl im Magen. Wie das wohl wird mit meinem einhändigen Skipper mit dem Dinghy? Vor Anker liegen, ganz auf uns selbst gestellt sein, in der „feindlichen“ Wasserwelt da draussen. Klebt vielleicht nicht nur unser Boot, klebe ich vielleicht auch hier an Ferroalquimar? Sind wir Frauen uns mal wieder einig und spielen alle unsere Trümpfe aus, damit wir noch hier bleiben?

Aber es nutzt ja nix. Die Gasflasche steht gefüllt im Gaskasten, Dayro steht auf der Matte und wir werfen die Maschine an. Das der Drehzahlmesser noch nicht mal mit einer Wimper zuckt und die Lichtmaschine den Batterien keinen Strom zukommen lässt, berührt uns schon nicht mehr. Nichts, was wir nicht am Anker richten könnten. Hinter uns werden die Schiffe, die in der Werft liegen, immer kleiner. Wir suchen uns den Weg durchs teilweise recht flache und nicht besonders üppig ausgetonnte Fahrwasser, fahren dicht an kleinen, mit  Mangroven bewachsenen Inselchen vorbei. Der Motor brummelt gutmütig vor sich hin, eine gute Brise steht uns mit 15 Knoten auf den Bug, ein Containerschiff stellt sich uns in den Weg - das alles kann uns nicht erschüttern, wir halten unverdrossen auf den Ankerplatz zu. Der ist gut belegt, aber es gibt noch Lücken. Die erste erscheint uns aber dann beim einparken wieder mal zu klein. 15 Meter Schiff mit 50 Meter Kette draussen, das kann ganz schön raumgreifend wirken und die Nachbarn sind plötzlich ziemlich nah. Nee, das gefällt uns hier nicht. Wir parken hinter alten Bekannten am Rand des Ankerfeldes und beim zweiten Anlauf hält auch der Anker dem Rückwärts mit Schmackes stand. Es wundert uns schon nicht mehr so richtig, als wir feststellen, dass wir so ziemlich exakt am alten Platz von 2016 liegen, genau gegenüber der Marina und des Einkaufszentrums Boccagrande. Dessen Leuchtreklame bietet auch in der Nacht eine gute Orientierung. Sei es zum Heimfinden mit dem Dinghy oder bei der nächtlichen Frage „hält der Anker noch???“

Jetzt liegen wir also hier. Rechts Hochhäuser, links Hochhäuser, voraus die Silhouette der Altstadt. Die Taxiboote rütteln uns durch, kann denen mal jemand sagen, das wir kein Taxi benötigen. Kochen unter leicht erschwerten Bedingungen, daran muss ich mich erst wieder gewöhnen. Der Skipper dagegen strahlt und findet alles gut. Auch das wir fast Getriebeöl in den Aussenbordertank geschüttet hätten und auch einiges an Schmierzeug wieder übers Deck kleckert kann seine gute Laune nicht erschüttern. Mit Dayro dreht er erstmal eine Runde durchs Ankerfeld und fährt den frisch überholten Aussenborder ein. Der muckt ab und zu, geht immer mal wieder aus, springt aber brav wieder an und nach mehreren Runden läuft er ziemlich gut.

Der erste Gang an Land führt in den Carulla. Jetzt hab ich das Einkaufsparadies so nah und hab irgendwie das Gefühl, ich brauch gar nix. Ach doch, Kaffeefiltertüten, megawichtig, weil nirgendwo bislang erhältlich. Naja, ein paar Platanas, eine Papaya und eine Buddel Wasser finden auch noch ihren Weg ins Körbchen. Beim rausgehen treffen wir auf Jonas und kommen somit um ein Begrüssungsbier in der Cafeteria nicht rum. Schön, wieder hier zu sein, mit bekannten Gesichtern Geschichten zu erzählen. Erstaunt von den Plänen der Anderen zu hören. Da bewegt sich ja richtig was.

Erinnerungen an 2016, an unsere Ankunft hier werden wach. Nach Kuba empfanden wir den Carulla Supermarkt als das Paradies schlechthin, fühlten uns wie aus der Zeit gefallen und zurück gekehrt von einem fremden Planeten. Frühstückten und sassen einfach nur da, liessen den Supermarkt und alles auf uns wirken. Jetzt ist alles vertraut und doch auch ein bisschen neu. Nicht nur die Statue der Jungfrau steht wieder auf ihrem Sockel in der Zufahrt zur Bucht, nicht nur das eine, 2016 noch im Bau befindliche, Hochhaus ist fertig gestellt. Es hat sich ein bisschen was verändert, aber nicht alles. Und für kurze Zeit gehören wir wieder zum Vertrauten, werden von den Leuten im Club Nautico begrüsst wie alte Bekannte. Obwohl wir ein Jahr fort waren, erinnert man sich an unsere Gesichter. Jetzt liegt auch das Dinghy der naja wieder zwischen all den anderen Beibooten, wartet auf uns, um uns wieder zu unserem Zuhause zurück zu bringen.

Der Start war holperig, vieles ist noch ungewohnt, muss wieder neu erlernt werden, neu zur Gewohnheit werden. Und heute beim Abschied in Ferroalquimar hätte ich fast geheult. Gut, das mich Jose nicht in den Arm genommen hat. Aber es fühlt sich wieder gut und richtig an. Die restlichen Stolpersteine räumen wir auch noch aus dem Weg und wir kommen immer mehr an in unserem neuen-alten Leben.

Akklimatisiert

Unsere Nachbarn - allen voran die BELLE

Unsere Nachbarn - allen voran die BELLE

Sonnenuntergang über der Bucht von Cartagena - immer wieder schön

Sonnenuntergang über der Bucht von Cartagena - immer wieder schön

Und zum Abschluss ein richtig schön kitschig-orangefarbenes Sonnenfoto, das muss einfach sein

Und zum Abschluss ein richtig schön kitschig-orangefarbenes Sonnenfoto, das muss einfach sein

So allmählich akklimatisieren wir uns, kommen wir an. Auf dem Wasser, auf dem schaukelnden Schiff. Auch wenn unser Schiff immer noch nicht von hier weg will und wir neue Starterbatterien benötigen (die natürlich Samstags nachmittag auch in Kolumbien nicht unbedingt zu haben sind, zumindest keine in den von uns benötigten Abmessungen!).

Wir haben eine Nachbarin bekommen, liegen Seite an Seite mit der Berakah, es plätschert und gluckst dezent, in der Nacht fegt der Wind ordentlich übers Gelände und lässt den Windgenerator erst gegen Morgen einschlafen. Gut für die Stromversorgung, die tagsüber dann noch ordentlich Sonnenenergie tankt.

Vor unserem Bug tanzt das Pelikan Ballett, am Himmelblau ziehen weisse Tuffwölkchen auf, die Sonne sinkt tiefer, färbt den Himmel heute orange und ihr Licht spiegelt sich in den Scheiben der BERAKAH. Neben uns liegt die BELLE, eine amerikanische Yacht. 3 Paare werden demnächst an Bord gehen um mit ihr Richtung San Blas zu segeln. Zur Zeit aber ist das Boot noch unbewohnt, wird nur von den Jungs belebt, die ein letztes Mal den Schrubber zum Deckwaschen schwingen. Dayro schüttelt den Kopf: er hat sie die letzte Woche beim polieren beobachtet. 5 Tage hätten sie dafür gebraucht, das Schiff zu polieren. Tagsüber poliert und am Abend dann mit dem Schlauch Wassertropfen auf das frisch polierte gemacht. Die Belle glänzt aber trotzdem schön dunkelblau zu uns herüber. Wir lästern trotzdem noch ein bisschen über die im Hotel wohnenden Amerikaner, über die hektische Amerikanerin, die Stakkatomässig sowohl in Englisch als auch in Spanisch Arbeitsanweisungen erteilt und dann wieder mit wehendem Rucksack davon eilt. Einer der Belle-Segler hat Werner angesprochen, ob er Tequila trinke. Werner verneint. Wein vielleicht? Nein, gar keinen Alkohol, weil er das nach seinen Krebs-Tumoren nicht mehr vertrage. Dann rauche er wohl auch nicht?? Kopfschütteln beim Skipper. Nachdenkliches gucken beim Amerikaner: so ein Shit, dann kannst Du ja noch nichtmal einen Joint rauchen!?! Nachdenklichkeit bei uns: raucht der Amerikaner Joints (er sieht nicht so aus) oder findet er, das Werner wie jemand aussieht, der Joints rauchen würde????

Abendsonne mit Tuffwolken

Abendsonne mit Tuffwolken

Pelikan Flugkunst

Pelikan Flugkunst

Spieglein, Spieglein - dein Name ist BERAKAH

Spieglein, Spieglein - dein Name ist BERAKAH

Der Morgen danach

Was für eine Nacht, die erste wieder so richtig an Bord. Mit leichtem Schaukeln und arbeitendem Windgenerator anstelle von Landstromkabel. Besorgter Blick auf die Batterieanzeige. Der erste Kaffe auf dem schwimmenden Schiff, in aller Frühe gekocht. Schattige Kühle liegt über uns und ein Trupp Möwen umschwärmt unseren Bug, startet immer wieder Landeanflüge. Was haben die denn da, soll ich mal gucken gehen? Oder sind sie einfach nur neugierig, wollen genau wissen, wer da liegt? Irgendwann ziehen die Seegeier wieder ab.

Drüben auf dem Schlepper ist Dienstbeginn. Ob wir Kaffee haben werden wir gefragt. Wie fürsorglich die alle sind. Dann taucht auch schon der Ferroalquimar Trupp auf und verholt uns von der einen Seite der Kranbox rüber an die Bordwand der Berakah. Motor starten - Fehlanzeige. Die Batterien sind hinüber, Ersatz muss her. Der Elektroniker will uns beim Einbau helfen, ein kurzer Schwatz, ein kurzer Augencheck bei José - die Tropfen haben hervorragend geholfen, er ist happy und ich konnte etwas zurück geben.

Eigentlich wollten wir heute rüber zum Ankerplatz vor dem Stadtteil Manga. Jetzt werden wir uns erst einmal um neue Starterbatterien kümmern müssen. Soll wohl alles so sein.

Es schwabbelt und schwankt

Sie schwimmt wieder! Unglaublich aber wahr: im 3. Anlauf haben wir es geschafft, naja ins Wasser zu bekommen. Jetzt wippt sie majestätisch in der Kranbox vor sich hin und wird auch gleich schon von Charly dem Mechaniker und einem Kollegen gestürmt. Die Spannung steigt, der Zündschlüssel wird umgedreht …. und der Starter gibt nur ein müdes Klack-Klack von sich. Nochmal - gleiches Ergebnis. Batterie ist wohl leer. Also Überbrückungskabel raus (gut, das wir die an Bord haben) und dann startet der Motor. Um gleich wieder aus zu gehen. Aha. Da staunt die Laienfrau und dem Mechaniker stehen die Schweissperlen auf der Stirn.

Irgendwann aber ist auch unser Motor überredet, unterm Schiff kommt das Wasser ordentlich in Wallung, alarmiert schaue ich einer feinen weissen Rauchwolke hinterher: „ist das normal???“. Öldruck, Temperatur - alles passt, wird zigmal kontrolliert. Gasgeben im Leerlauf will noch nicht so recht, die Drehzahl muss noch justiert werden. Irgendwann brummelt der olle Perkins wohlwollend vor sich hin. Einkuppeln, Vorwärts, rückwärts  das klingt irgendwie nicht so wie früher, gefällt uns nicht. Ein Getriebeöldruckmesser (was ein Wort!) soll eingebaut werden. Fragend Blicke in meine Richtung, hab ich irgendwas verpasst, soll ich den jetzt …????

Nein, ich bin nur zuständig fürs rauskamen eines Druckmessers, den wir noch vom alten Armaturenbrett übrigen haben müssten/sollten. Wo? Natürlich in der Kiste unterm Bett. Wollt ihr den etwa JETZT haben?? Mir bricht der Schweiss schon beim Gedanken an die erneute Wühlaktion aus.

Nein, alles wird auf morgen vertagt. Dayro bastelt unsere Möbel in der Küche wieder zusammen, damit ist auch der unselige Borddurchlass wieder schön versteckt. Dann kann ich meine erste effektive Tätigkeit des Tages aufnehmen: Abendessen kochen. Lachs mit Bratkartoffeln und geschmorten Tomatenscheiben.

Zwischendrin spiele ich noch Frau Doktor, verarzte Jorge, den Kranführer mit fiebersenkenden und Halsschmerzlindernden Medikamenten aus unseren unerschöpflichen Medizinvorräten, tröpfele José Augentropfen ins leicht gerötete Auge. Beruf vielleicht doch verfehlt - jedenfalls geht es meinen „Patienten“ schon kurze Zeit deutlich besser.

Werftmanager Jesus und sein Assistent Louis kommen an Bord. Oh Gott, die mit ihren hellen Hosen! Und auch noch auf Socken, wie es sich gehört! Wo doch der Skipper grad die Flasche mit dem alten Getriebeöl auf den Plichtboden gegossen hat. Dabei sollte das Öl in die dafür vorgesehene Entsorgungstonne. Hektisch greife ich zur Küchenrolle, wische und schmiere. “Nichts mehr arbeiten, Guappa” meint Jesus. Wer den ganzen Tag nichts arbeitet, der darf am Abend fleissig werden. Er grinst. Ob wir noch etwas benötigen (da wussten wir noch nicht, das die Batterien hinüber sind), ein kurzer Schwatz auf radebrech-Spanisch und englisch, dann überlassen uns die Beiden unserem Bordglück.

Das Wasser fällt, die Sonne versinkt rasant hinter den kleinen vorgelagerten Mangroveninseln im Meer, neben uns brummelt das Aggregat eines Schleppers, es schwappt ganz ungewohnt und schaukelt - schon etwas komisch nach so langer Zeit. Ein seltsamer, schwefliger Geruch liegt über unserem Luk. Oder kommt er gar vom Schiffsinneren? Vielleicht von den Motorbatterien, die ja am grossen Ferroalquimar Ladegerät hängen? Schnell die Nase raus gestreckt; nein, eindeutig von aussen kommend. Erleichtert kann ich endlich auch auf die Kissen sinken und meinem Skipper ins Reich der Träume folgen. Oder soll ich vielleicht doch nochmal die Toilettenpumpe checken? Nicht, dass da ……..schnarch.

Festgemacht an der Berakah - gleich wird noch ein Schiff gekrant, da müssen wir Platz machen

Festgemacht an der Berakah - gleich wird noch ein Schiff gekrant, da müssen wir Platz machen

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