Ocho Rios – Nine Miles mit Routetaxi
1. Busbahnhof Ocho Rios mit Routetaxi nach bis Golden Grove = 170 JAD p.P
2. Umsteigen in Route Taxi nach Claremont = 90 JAD p.P.
3. Umsteigen in Route Taxi nach Nine Miles = 300 JAD p P. (rein theoretisch)
In echt sind wir von Claremont nach Nine Miles für 1500 JAD/3 Personen gefahren. Dafür musste der Fahrer keine Ewigkeit in Claremont rumstehen und auf Fahrgäste warten! Angeboten wurden uns zuerst eine (direkt) Fahrt für 20 USD p.P!!

Am Tag zuvor hatten wir am Busbahnhof von einem Routetaxista die Auskunft erhalten, er würde uns direkt nach Claremont fahren für 260 JAD p.P. Einen Tag später (andere Fahrer) wurde uns erklärt, keines der Taxis fährt direkt nach Claremont – obwohl es an den Taxis als Fahrtziel angegeben ist!!! Es wurden uns Direktfahrten zu horrenden Preisen angeboten, variierend von 50 bis 100 USD, auch variierend in der Gesamtdistanz.
Zwischen den einzelnen Etappen hiess es, hartnäckig um Preise und Fahrtmöglichkeiten feilschen. Insbesondere in Claremont wird hartnäckig behauptet, dass man nur mit dem teuer gecharterten Taxi die Möglichkeit habe, nach Nine Miles zu kommen. Das im Fond eines Taxis eine Lady mit Kleinkind sitzt, die nach eigener Auskunft ebenfalls nach Nine Miles möchte, wird dabei geflissentlich ignoriert.

Von Nine Miles zurück konnten wir eine Mitfahrgelegenheit in einem gecharterten Minibus ergattern. Es lohnt sich, mit den auf dem Gelände von Nine Miles wartenden Fahrern nett zu plaudern! Für 10 USD p.P. ging es exclusiv in einem technisch guten Taxibus mit einem entsprechend versicherten Fahrer, der uns noch dazu bis zum Hafen fahren konnte, weil seine ursprünglichen Fahrgäste zum Kreuzfahrtschiff zurück mussten.

Nine Miles: vielleicht sehenswert, aber mit 19 USD (incl. Führung) einfach total überteuert und mittlerweile touristisch voll ausgeschlachtet. Es wurden mehrere neue Gebäude errichtet, vom ursprünglichen Bob Marley Wohnhaus sieht man auf den ersten Blick nix! Wir haben also nur den ebenfalls angegliederten Souvenirshop „besichtigt“, gute Bob Marley Musik vom Band gehört, im Schatten des Eingangsbereiches gesessen, was getrunken (fast der 3fache Preis wie in Ocho Rios!), mit den Busfahrern geplaudert und uns köstlich über die Gestalten amüsiert. Die sich oft mit einem dicken Joint in der Hand, sehr bleichbeinig und mit stolz geschwellter Brust (weil ja Jointrrauchend) vor dem Eingang zum „Nine Miles Trading Post“ fotografieren lassen. Zum Schreien, die Pseudokiffer. Einer kotzt fast nach dem ersten Zug und gibt die Tüte schnell weiter.

Die Fahrt nach Nine Miles führt durch ein enges, schluchtenähnliches Tal. Nur wenig Licht fällt durch die dicht stehenden Bäume. Hier geht es auch nach „Fern Gully“ und man kann schon an der Strasse hier ahnen, wie es dort wohl aussieht: unzählige Farne in verschiedenen Varianten säumen die Hänge links und rechts. Und die Souvenirbuden dürfen auch nicht fehlen: in kräftigen Rot-Grün-Gelbtönen leuchten uns Strickmützen, Tücher, Kleider, Shirts und was sonst noch begehrenswert sein könnte zu uns herüber.

Dann sind wir durch, die Täler weiten sich. Rinder weiden links und rechts, Felder werden bestellt. Dazwischen immer wieder Häuser, klein, noch kleiner, hübsch, nicht so hübsch. Im vorbeifahren bekommen wir Gandja angeboten, eine dralle Miss ruft strahlend-lächelnd „hey guys“ ins Taxi. Auch die Baustelle der neuen Schnellstrasse bekommen wir zu sehen. Chinesen bauen sie bzw. geben das Geld dafür. Einer unserer Mitfahrer ist auf dem Weg zu der Baustelle. Samt Halskrause und ganz offensichtlich immer noch Schmerzen im Nackenwirbelbereich. 8 Wochen war er arbeitsunfähig nach einem Unfall, jetzt muss er wieder ran. Gibt ja auch kein Geld, wenn er nicht arbeitet. Bei jedem Schlagloch (und es gibt einige in der Strasse hier in den Bergen hinter Ocho Rios) zuckt er zusammen.

Vor „9 miles“ geht es durch „8 Miles“. Irgendwie logisch. Wäsche hängt auf der Leine, überall stehen Männer verschiedenen Alters im Schatten, Schulkinder spielen vor dem Schulgebäude. Von was lebt man, wenn man hier lebt? Der rote Boden allerdings scheint recht fruchtbar zu sein, überall wird Gemüse angebaut, gedeihen Bananen und andere Früchte. Schmiedeeiserne Tore versperren den direkten Zugang zu leicht erhöht gelegenen Farmhäusern. Teile der Abhänge sind betoniert, Rinnen führen in grosse Auffangbecken. Wassermangel haben sie hier keinen erzählt uns der Fahrer. Und sie sorgen ja auch vor für evtl. Notzeiten. Weise Menschen scheinen hier zu leben.

Von Nine Miles sehen wir leider nicht so wirklich viel. Um den ganzen Street Vendors zu entgehen, werden wir direkt in den Hof des Bob Marley Mausoleums gefahren, rumms, Tor hinter uns zu, die schnöde Vendor-Welt bleibt draussen. Keine Chance für die Jerk- und Gandja-Spezialisten. Eigentlich hätte uns eine Wanderung durch den Ort gereizt. Auf einem gegenüberliegenden Hügel weht eine Jamaica-Flagge lustig im Wind. Bestimmt hat man von dort einen tollen Blick auf die umliegenden, sanften Hügel und Berge. Und wo wohl das Mausoleum von Bob Marley ist? Hohe Mauern und dichte Büsche verwehren den Blick von der Strasse aus. Bestimmt gilt auch hier „urheberrechtlich geschützt“. Wir finden ja, die Grabstätte dieses für Jamaica so wichtigen Musikers gehört jedermann frei zugänglich gemacht. Oder zumindest sichtbar. Das sieht auch der Taxifahrer so: das sei nicht gut, wie das hier vermarktet wird. Viele seiner Kunden seien ebenso enttäuscht über diesen gnadenlosen Kommerz wie wir es sind. Aber Familie Marley ist geschäftstüchtig und lässt nichts aus. Immerhin sind ein paar Arbeitsplätze geschaffen worden und die Taxifahrer verdienen sicherlich auch ganz gut an den Fahrten hierher.

Leicht durchgeschaukelt und entsprechend dröselig verabschieden wir uns vorm Cruiseship-Terminal herzlich vom Taxifahrer und unseren Mitfahrerinnen, einer argentinischen Mama mit ihren beiden Teenie-Töchtern. Die wollen noch an den Strand, uns zieht es zum Käsekuchen in die kleine Bar oberhalb des Strandes. Wo wir unsere Studien der Spezies „Tourist“ ausgiebig weiter betreiben können. Und uns über die vielen uniformierten Herrschaften wundern. Was hat das jetzt zu bedeuten: dunkelblaue Hose mit rotem Streifen oder khakifarbenes Gewand? Wir interviewen diverse Beamten und erfahren, dass die einen zur JCF gehören, Jamaica Constable Force, die anderen gehören einer anderen Einheit an. Macht ein Kreuzfahrtschiff fest, wird hier alles aufgeboten, was Beine hat. Damit auch ja die Sicherheit der zahlungskräftigen Tageskunden gewährleistet ist. Wir profitieren da sicherlich auch von, liegt doch das Dinghi auch nicht angeschlossen bei unserer Rückkehr in den Hafen immer noch brav an seinem Festmacher. Wozu sicherlich aber auch der gute Kontakt zu den Dauerliegern dient. Deren Bewunderung uns uneingeschränkt sicher ist: wow, auf einem Segelboot von Deutschland über den Atlantik gefahren, nein, da würde er sich doch in die Hose pi…. (eine eindeutige Geste unterstreicht die anstehende Aktion). Jetzt werden wir immer mit „Respect“ begrüsst, Faust auf Faust und ein strahlendes, jamaicanisches Lächeln dazu. Wir mögen sie einfach, die Jamaikaner. Es sei denn, sie wollen uns grad mal wieder wie x-beliebige Touris behandeln und ein paar extra Dollars aus den Rippen leiern.