Monats-Archiv April, 2015

Montserrat - Erste Eindruecke

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Montserrat — unfreundlich wie die gestrige wettertechnische Begruessung war, setzt sich unser Eindruck von der Insel erst einmal fort: Regen trommelt auf Deck und Luk und der Skipper klopft sich auf die Schulter fuer den Einfall, die Kuchenbude auszupacken. Leider hat dadurch auch das Luk ueber unserer Koje keinen Regenschutz mehr und muss geschlossen werden — Sauna vorprogrammiert? Es geht. Irgendwie ist es eigentlich mehr kuschelig. Und so kuscheln wir uns in den Morgen hinein, spaetstuecken (das lieben wir sehr) und beobachten unsere — mittlerweil wieder in Sonnenlicht getauchte — neue Umgebung.

An der Pier hat eine Catamaranfaehre festgemacht und im heute doch tatsaechlich bemannten Ankunftsgebaeude erfahren wir einiges zu den Faehren. Die gehen nach Antigua und nach St. Kitts. Wann? Oh, zwei, dreimal die Woche bzw. “it depends”. Hmm, von was es abhaengt wagen wir nicht zu fragen. Raus aus dem Tor, der Wachmann will wissen, ob wir schon einklariert haben. Bootsnamen nennen - guckt der jetzt nicht auf seiner Liste nach, wo der Name steht???? Nein, guckt er wohl im stillen Haeusle. Das Tor jedenfalls ist 24 Stunden geoeffnet, keine Sperrstunde.

Naechste Station ist der hartnaeckige Taxifahrer von gestern. Von dem amerikanischen Nachbarboot wollte er fuer die Tour “nur” 80 USD haben. Das war den Nachbarn aber auch zu teuer. Wir bescheiden ihn weiterhin abschlaegig und wandern ausgeruht los. Entlang der neuen Barmeile. Die ist Teil eines ambitionierten Bebauungsplanes, der eine Marina und ein Kreuzfahrtterminal beinhaltet. Wir kommen ins Gespraech mit einem auf Montserrat ansaessigen Kanadier, seines Zeichens Vorsitzender des oertlichen Yachtclubs und natuerlich in das Bauprojekt involviert. Ob wir denn zufrieden seien mit dem Klarierungsprozedere und ob alles o.k. sei? Ja, bei uns ist alles o.k.; wenn wir das Touristbuero gefunden haben, ist alles noch besser. Er weist uns die Richtung und erklaert. Kurze Zeit spaeter stehen wir am neu erbauten Local Market von Little Bay. Touristoffice? Upstairs. Upstairs heisst es, nein, wieder rueber ueber den Kreisel, vorbei am superneuen Sportpark und dann in das grosse Gebaeude links am Berg. Sicherheitshalber fragen wir downstairs nochmal nach und werden prompt wieder upstairs geschickt. Da kenne sich mal einer aus. Hinter einer Tuer bekommen wir immerhin schon mal einen Inselplan und die Auskunft, dass das Touristbuero umgezogen ist. Aha, das erklaert die allgemeine Verwirrung. Inclusive der unsrigen.

Wir wandern, erst vorbei an Baustellen und scheuen Ziegen, dann von einer Tuer zu andern. Hinter einer treffen wir auf extrem freundliche und sehr gespraechsfreudige junge Damen. Die uns vor lauter Begeisterung ueber unseren Besuch auch noch eine Mitfahrgelegenheit zum hoeher gelegenen Ort anbieten. Das Inselbussystem bekommen wir ebenfalls erlaeutert und dann stehen wir vor einer Bank, die aber leider nur Visa-Karten akzeptiert, winken unseren Chauffeusen freudig hinterher und wissen nicht so recht, was jetzt tun. Mit dem Sammeltaxi nach Salem oder erst einmal die oertlichen Gegebenheiten erkunden? Wir entscheiden uns fuer letzteres und stiefeln langsam wieder bergab unter Begutachtung der lokalen Geschaefte. Eine Baeckerei hat ein sehr verheissungsvolles Werbeschild an der Fassade. Im Inneren werden uns aber lediglich kleine Baguettaehnliche Stangen offeriert. Immerhin haben wir die Auswahl zwischen solchen aus Vollkornmehl und aus weissem Mehl. Zwischen der Frage, ob wir ein Auto mieten und was genau “Goat-Water” ist, staerken wir uns in einer Art Imbiss. Treffen auf zwei junge Segler, die mit ihrem Boot ziemlich weit draussen liegen. Australier sind sie und das Boot hat der eine, Louis, in St. Martin gekauft. Gebaut wurde es auf Martinique und dorthin wollen sie auch segeln, er und sein Kumpel Jordy. Typisch australische Namen. Wie alt die Beiden wohl sein moegen? Recht jung wirken sie auf uns, allerhoechstens Mitte der Zwanziger. Innerlich leicht belustigt vernehme ich Louis’ Satz ” I worked my whole life with steel”. Ist halt alles relativ.Whole life, tss.

Erwerben wir jetzt eine lokale Fahrlizenz bei der Polizei oder wursteln wir uns per Bus durch die Gegend? Immerhin wissen wir schon mal, wo die Polizeistation ist. Ob das turmaehnliche Gebaeude und der hohe Zaun dahinter zu einem Gefaengnis gehoeren? Wenn, dann werden hier die Verbrecher saemtlicher Karibikinseln inhaftiert. Montserrat, die Gefaengnisinsel? Schwer vorstellbar — oder doch? Den verbliebenen, nicht in Vulkanasche gelegten Inselteil bevoelkern derzeit zwischen fuenf- und sechstausend Menschen. Viele der Einwohner sind in die USA, Kanada oder nach Great Britain ausgewandert. In GB wird auch gerne studiert.

Wir sind zurueck in der Carr’s Bay. Pittoresk anmutend, urspruenglich, karibisch. Mit einer mobilen Grillstation in der Naehe des Strandes, einem sehr verwahrlost wirkenden Friedhof, einer Art Baumarkt. Kanonen sind aufs Meer gerichtet, Relikte einer nicht so friedlichen Zeit. Ein kleiner Junge wirft sich mit seinem kleinen Schwimmbrett in die Brandung, rutscht in die Wellen rein und wieder raus. Auf der anderen Seite ein Scherenschnitt aus moenstroesen Steinen, einem Auto und zwei Maennern, die hier angeln. An der Kreuzung steht ein Kreuz, in den Fels geschmiegt, einen steinernen Esel an seiner Seite. Darunter ein Haeuschen mit einem monstroesen, geschwungenen Sofa, vielleicht ein Relikt aus einem der alten Kolonialhaeuser? Eine alte Tiefkuehltruhe am Strassenrand und ein Sammelsurium von allerlei Geraetschaften, Tonnen, Plastikstuehlen, Eisenteilen vervollstaendigen das Ensemble. Laub rankt sich uebers Dach. Gegenueber steht das Visitor-Center. Hier sind die Zukunftsvisionen Montserrat’s an die Wand gepinnt und eine junge Dame erlaeutert uns routiniert und engagiert, was genau wo einmal gebaut wird. Wir sind beeindruckt. Und froh, jetzt und dieses Jahr auf der Insel zu sein. Die wir in einigen Jahren vielleicht nicht mehr wieder erkennen werden. Zumindest hier in der Little Bay und in der Carr Bay nicht. Aber ob es dann noch eine Insel ist, die wir gerne besuchen werden? Jetzt schon wehmuetig fotografiere ich noch alles. Hier wird dann eine Marina entstehen, mit Kreuzfahrtterminal, mit einer neuen “Stadt”, die viele Facetten in sich vereinen soll. Und die so aussehen wird, wie viele anderen, neu geplanten “Marina-Staedte” auch. Schoen, sicherlich. Aber inseltypisch, voller Charme? Wo wird dann der kleine Junge sein Board in die Brandung werfen, wo werden die Einheimischen ihre mannshohen Lautsprecher aufbauen und wo werden die Tonnenfoermigen Grills stehen? Hier sicherlich nicht mehr, das passt dann nicht mehr in die schoene, neue Kreuzfahrerwelt mit durchgestylten Ressorts ringsherum. Aber vielleicht sind auch alle so stolz auf das, was da auf ihrer Insel entsteht, dass sie sich damit gerne abfinden und vielleicht finden sich ja auch andere Plaetze an der Kueste, wo dann dieses Leben stattfinden wird. “Ohne die Marina und das Kreuzfahrtterminal wird es auch den Rest nicht geben, das ist die Voraussetzung fuer die Realisierung aller anderen Bauten” — so hat es uns die junge Dame im Besuchercenter erklaert. Und das ist auch gut vorstellbar. Denn ohne diese Einnahmequelle, ohne dieses Zugpferd, ohne diesen Zugang zu Montserrat macht der Rest auch keinen Sinn.

Wir jedenfalls sehen unsere Umgebung, sehen das derzeitige Hafenumfeld mit ganz anderen Augen. Vieles, was wir uns bisher nicht erklaeren konnten, bekommt nun einen Sinn. Hier wird einmal eine Strasse zum neuen, exclusiven Wohngebiet fuehren. Dort hinten ist das nicht anzutastende Areal eines ehemaligen Estates. Ob die Buden neben dem Sportplatz wohl stehen bleiben und ob Frau Huhn ihre Kueken auch spaeter noch ueber den kurzen Rasen fuehren darf? Werden die Autos immer noch fuer eine kleine, die Strasse querende Ziege bremsen? Wird das Leben ob auf dem Berg, in Brades und Cudjoe Head so weitergehen wie bisher?

Am Strand von Little Bay treffen wir die Crew des vor uns ankernden Catamarans, Brad (nein, nicht Brad Pitt) und Sindy. Die gestern kurz vor uns angekommen sind und die heute mit dem Bus in Salem bzw. im Observatorium waren. Und deren Bericht uns entscheiden laesst, wir mieten kein Auto, sondern schlagen uns per Bus oder als Anhalter durch.

Zur Bar “Soca Cabana” werden wir uns heute allerdings nicht mehr durchschlagen. Die Aussage bezueglich Live-Music war dann doch zu vage, man hoert nix vom Strand, obwohl der Wind guenstig dafuer steht. Dafuer laeuft um 20:35 noch die Faehre ein. Starke Lichter tauchen aus dem stockdunklen Nichts auf, bohren ihre Leuchtstrahlen ueber die Bucht, tasten die Fischerboote ab, um dann auf die Pier zuzuhalten. Drehmanoever kurz vorher, anlegen. Fertig. Kurze Zeit spaeter sind die Lichter aus, ausgelaufen wird am naechsten Morgen. Oder vielleicht auch nicht. ,It depends’ — vielleicht ist ja auch Wochenende und es verkehrt keine Faehre mehr zwischen Montserrat und einer der anderen Inseln. Und das verhaeltnismaessig grosse Faehrterminal steht wieder unbehelligt, menschenleer und verlassen am Ufer. Mit einem PC, an dem die Yachties im Sailclearprogramm einklarieren koennen — oder auch nicht. It depends. Und wenn nicht, dann kann man im Customs-Office immer noch drei Durchschlaege mit Kohlepapier dazwischen und mit einem Kugelschreiber ausfuellen. In einem Raum, in dem es von Uniformierten nur so wimmelt — Zoll, Hafenverwaltung und was auch immer. Unklar bleibt, WAS genau die vielen UniformtraegerInnen hier eigentlich den lieben langen Tag tun. Auf die Faehre oder die nicht gerade zahlreichen Yachties warten? Liebenswertes Montserrat. Uns gefaellt es, von Stunde zu Stunde mehr. Auch wenn der Wind ueber den Berg auf die Bucht pfeift und das Boot in der Duenung leicht hin und her schwankt. Weit draussen zieht ein Kreuzfahrtschiff vorbei. Taghell erleuchtet, von weitem sichtbar. Die Zukunft zieht dort draussen vorbei, laesst Montserrat rechts liegen. Noch.

Ein ganz besonderer Tag

Der 09. April — fuer mich ein ganz besonderer Tag. Denn heute vor 29 Jahren habe ich mein Kind, meinen Sohn geboren. An einem Tag, der noch kein wirklicher Fruehlingstag war, ein Tag mit Schneegraupel und niedrigen Temperaturen. Damals war er mir ganz nah. Und heute, so viele Jahre spaeter, bin ich ihm physisch so fern wie selten zuvor. Aber eben nur physisch. In allen anderen Bereichen sind wir uns naeher denn je. Verstehen uns besser, denken mehr aneinander, kommunizieren oefter und intensiver miteinander, tauschen uns aus, sind fuereinander da.

29 Lebensjahre, die ich versucht habe zu praegen. Jahre, in denen ich vorgelebt und erzogen habe. In denen ich mich oft gefragt habe, ob ich etwas falsch mache. Jahre in denen der im Sternzeichen Widder geborene der stacheligen Skorpionin beweisen wollte, dass er tatsaechlich mit dem Kopf durch die Wand gehen kann — wenn er nur will. Jahre, in denen wir uns fern waren, obwohl wir in einem Haus wohnten. Jahre, in denen wir uns oft gestritten und wieder versoehnt haben. Heute weiss: ich habe nichts falsch gemacht. Denn viele tausend Kilometer entfernt, im gerade fruehlingshaft erwachenden Deutschland lebt mein Kind, auf das ich unendlich stolz bin. In dem ein Teil von mir weiterlebt und fuer dessen Leben ich so unendlich dankbar bin.

Hier in der Karibik ist es aber auch ein ganz besonderer Tag. Ein Tag des Abschiedes. Nicht irgendein Abschied. Die Voodoochile zieht weiter nach Norden, ruestet fuer die Fahrt zu den Azoren, fuer die Rueckreise nach Europa. Langsam zieht die vertraute rot-weisse Silhouette mit der gleichfarbigen Flagge am Heck an uns vorbei. Wir sind noch nicht ganz fertig mit zusammen raeumen, tun uns irgendwie schwer, uns von Nevis zu loesen. Drueben steht Peer am Mast, winkt — oder ist es mehr eine hilflose Geste? Ein “ich weiss nicht, was ich sagen soll”. Abschiede sind einfach bloed. Uli steht am Ruder und ich kann den Kloss in ihrem Hals genauso gut spueren wie meinen eigenen. Jetzt nur nicht heulen. Dabei stehen die Traenen schon ziemlich hoch. “Take care” — “ihr auch”– „Auf Wiedersehen“…. Alles ist gesagt, zwei wunderschöne gemeinsam verbrachte Wochen liegen hinter uns. Viel Zeit und doch viel zu kurz. Wo wir uns wiedersehen, wann – ungewiss. Wir bleiben in Kontakt, klar. Die modernen Kommunikationsmittel – von anderen verflucht – von uns heiss geliebt. Geliebt, weil wir gar zu gern am Leben unserer Familie und Freunde teilnehmen, auch wenn uns viele Kilometer/Seemeilen voneinander trennen. Was ist schon räumliche Distanz, wenn die Gedanken und Herzen sich nah sind?

Einmal noch die Nase Richtung Nevis drehen, Grosssegel hoch, dann fällt die Voodoochile ab, läuft Richtung St. Kitts, wird kleiner und kleiner. Wir lenken uns ab mit dem, was noch weg geräumt und parat gelegt werden muss. Dann ziehen auch wir die Festmacher aus der Mooringleine und drehen den Bug Richtung Montserrat. Nevis entlässt uns sanft, mit flachen Wellen und einem schönen Segelwind. Montserrat dagegen empfängt uns mit drohenden Regenwolken, hohen Wellen die gegen unseren Bug donnern und viel Wind auf die Nase. Grau in Grau wirkt alles. Leer und verlassen wirken Strand und die Hafengebäude.

Immerhin, ein PC „lebt“ und offeriert uns seine Internetdienst. Sailclear können wir hier nutzen. Wir treffen Brad, den Skipper eines kurz vor uns eingetroffenen Catamaran. „You are from the monohull with the yellow sailcover“. Der Catamarn hat eine andere Route gewählt, ist erst ein Stück die Insel entlang gesegelt bis fast zur Südspitze um dann umzudrehen und auf dem anderen Bug zurück nach Norden segeln zu können. Die Rechnung ist nicht ganz aufgegangen, die letzten Meilen musste er – genau wie wir – unter Maschine laufen.

Ein Taxifahrer offeriert uns gleich seine Rundfahrtdienste. 100 USD für 2 Stunden Inselfahrt, 150 für den ganzen Tag. Das ist uns zu teuer, was ich ihm rundheraus erkläre. Grosse Augen bei meinem Gegenüber, teuer? ‚Wir leben auf dem Boot, wir machen keinen Urlaub und wir müssen unser Geld einteilen.‘ Das versteht er. Vielleicht könnten wir uns ja mit anderen Seglern zusammen tun. Ja, mal sehen. Heute jedenfalls nicht mehr. Wir sind erstmal einklariert und froh, wieder an Bord zu kommen. Aufräumen, Ankerkontrolle, Hunger …. Hunger?? Hunger!!!! Seit dem Frühstück gab es nichts mehr zwischen die Zähne, also schnell was zaubern. In der Pantry gucken mir vorwitzige und nervige Fliegen in die Töpfe, oben droht schon wieder eine Regenwolke und pfeift der Wind sein aufbrausendes Lied. Sonnensegel? Nee, lieber die Kuchenbude. Die ist windschnittiger und hält den Regen auch gut ab. Kuschelig. Die Brandung donnert unverdrossen und mürrisch brummend an Strand und Felswände, der Wind legt immer mal wieder einen Zahn zu, Madam naja schwankt immer wieder bezüglich der Richtung, in die der Bug zielen soll. Und schwankt auch sonst hin und her. Auch wenn ich es mir schlimmer vorgestellt hatte – ruhig ist anders. So zieht eine stockdunkle Nacht herauf. Aus der völlig unerwartet drei helle Lichter auf uns zuhalten. Sofort ist der Käptn hellwach: „siehste, da kommt doch noch eine Fähre, hoffentlich liegen wir nicht im Weg“. Wir liegen nicht, die Fähre zieht in guter Entfernung an uns vorbei auf die Mole zu, dreht irgendwo und –wie. Hätten wir das also auch geklärt. Und morgen erkunden wir Montserrat, zu Fuss, erst einmal.

Neid

Immer wieder hoeren oder lesen wir, dass wir beneidet werden. Das macht uns nachdenklich. Nicht weil da von “Neid” die Sprache ist. Nein, es gibt durchaus positiven Neid und wir wissen schon, dass es nicht missguenstig gemeint ist. Aber es macht uns nachdenklich, weil wir das oft so gar nicht als beneidenswert empfinden. Denn das mit dem beneiden ist echt relativ. Es ist einfach ein anderes Leben, das wir hier fuehren, kein Dauerurlaub. Klar, wir koennen uns unsere Zeit frei einteilen, besuchen exotische und auch sehr schoene Laender, lernen viel Neues kennen, kommen in Kontakt mit interessanten Menschen, es entstehen Bekannt- und Freundschaften, die wir sonst nie gemacht haetten. Aber manchmal denke ich, zum Weltenbummler muss man auch geboren sein.

Es ist auch anstrengend, all die neuen Eindruecke zu verarbeiten. Manchmal wissen wir schon gar nicht mehr, wo was war bzw. wann wir wo waren. Und wir muessen uns ja auch um alles kuemmern - wie zu Hause. Mit dem Unterschied, dass es hier noch schaukelt, dass man oft nass wird wenn man an Land faehrt. Alles muss wasserdicht verpackt werden, Salzwasser auf den Klamotten kommt richtig gut, so rein optisch und auch gefuehlsmaessig . Waesche waschen, einkaufen - das will alles organisiert sein, dauert ein Vielfaches laenger.

Ich hab noch nie in meinem Leben so viel gekocht, so viel Waesche von Hand gewaschen, so oft oeffentliche Verkehrsmittel benutzt, so viel Zeit mit Warten auf einen Bus verbracht oder so viele Kilometer zu Fuss zurueck gelegt, um Wasser, Lebensmittel oder Benzin zu bekommen. Die Tage, Wochen, Monate fliegen dahin. Und kaum sind wir irgendwo, kaum hab ich das Gefuehl “angekommen zu sein”, da geht es schon wieder weiter. Rastlos, ruhelos - vielleicht. Aber wir sind auch der Diktatur des Wetters unterworfen. Passt der Wind, um in die Richtung, zu dieser oder jenen Insel zu segeln? Wo verbringen wir die naechste Hurrikansaison? Auch der Geldbeutel hat ein Woertchen mit zu reden. Marinas sind oft teuer, Fluege aus diesem oder jenem Land nach Deutschland nicht so preiswert wie noch im Land xy. Staendig geht irgendwas kaputt, muss repariert oder gar ausgewechselt werden. Wo gibt es Ersatzteile, wo bekommen wir was Neues - immer zu moeglichst kassaschonenden Preisen, versteht sich. Mein Sohn schrieb mir vor kurzem, dass mein juengster Enkel durchgeschlafen habe, von 20 Uhr am Abend bis 8 Uhr in der Frueh. Mein Kommentar dazu: “wuerde ich auch gerne mal”. Auch das ist ein Thema: das Klima ist gewoehnungsbeduerftig, man hat Zeit fuer sich und irgendwie doch nicht. Ich komme kaum noch zum Laufen (war mir einmal sehr wichtig), entweder aus logistischen Gruenden oder aber auch weil ich als Frau durchaus oft Hemmungen habe, alleine irgendwo durch die Pampa zu hecheln. Vor allem zu Zeiten, wo es die Temperaturen erlauben wuerden. Schwimmen von Bord aus - super. Wenn dann der Nachbar erzaehlt, irgendwo einen Hai gesichtet zu haben, entspannt mich das nicht mehr so sehr. Oder es hat oft Wellen und Stroemung am Ankerplatz. Auch nicht spassig, dann schwimmen zu gehen. An den Strand fahren mit dem Schlauchboot will ebenfalls oft genug wohl durchdacht werden. In Brandungswellen anzulanden hat schon so manches Schlauchboot samt Besatzung ein unfreiwilliges Bad nehmen lassen. Ist uns letztens ja auch passiert. Da waren allerdings die Killerbienen-Drinks nicht ganz unschuldig. Aber nicht das jetzt der Eindruck entsteht, mir bzw. uns macht das alles keinen Spass!! Das ist definitiv nicht so. Und wenn ich mich ganz ganz ehrlich frage, ob ich lieber ein anderes Leben fuehren moechte, dann muss ich ebenso ehrlich sagen: NEIN.

Ich kann mir nicht mehr vorstellen, 8 Stunden oder mehr in einem Buero zu sitzen und mich egal mit was zu befassen. Wenn ich in Deutschland bin, geniesse ich es einerseits sehr, andererseits spuere ich eine gewisse Unruhe in mir und freue mich auch auf das zurueckfliegen zum Schiff. Aber auch die Partnerschaft ist an Bord nicht einfacher. Man verbringt 24/7 miteinander - mehr oder weniger. Hat wenig Rueckzugsmoeglichkeiten. Hat oft genug andere Vorstellungen von Ausfluegen, Unternehmungen oder zu bereisenden Laendern. Wuerde sich gerne einmal ein schickes Kleid kaufen, fragt sich dann aber “wozu - wann kann ich das anziehen??”. Schmuck ist oft genug tabu, weil man keine Begierde bei den armen Menschen der besuchten Laender wecken und ein UEberfallopfer werden will. Und so waere noch viel aufzuzaehlen. Die uns beneiden, steigen in ein Auto wenn sie irgendwo hin wollen; wir muessen erstmal untereinander koordinieren, wer welche Plaene/Wuensche bezueglich des Tagesablaufs hat, was erledigt werden muss. Der Trend geht bei Seglern leider nicht zum Zweitdinghi fuer die Bordfrau - in erster Linie aus Platzgruenden!

Es ist wie mit dem “Gras auf der anderen Weide” - das, was man grad nicht hat, erscheint immer erstrebenswerter, verlockender und veranlasst uns, unzufrieden zu sein. Man muss glaube ich sehr an sich arbeiten, um das zu schaetzen, was man hat. Wer ist wo gluecklicher? Welches Leben bietet wem mehr an Zufriedenheit oder Erfuellung? Anerkennung, Wertschaetzung, froehliche Stunden die man mit Freunden und/oder dem Partner verbringt; sich auch am 1000sten Sonnenauf-/untergang erfreuen, stundenlang aufs Meer gucken oder den Pelikanen beim Sturzflug zusehen koennen — das macht mich genauso gluecklich, wie mich frueher andere Dinge gluecklich gemacht haben. Es liegt im Auge des Betrachters. Und ist unser Leben beneidenswert, weil wir Fotos von blauem Himmel ueber einem palmengesaeumten Sandstrand an die Lieben zu Hause schicken koennen? Fotos, fuer die sich dann kein Mensch mehr interessiert wenn wir zu Hause sind und auch was dazu erzaehlen koennten?

Wie kurzlebig ist unsere Zeit? Nur das Jetzt und Hier zaehlt, ist interessant. Davon sind wir weit weg. Fuer uns zaehlt ganz viel. Fuer uns sind Erfahrungen wichtig, fuer uns sind Fotos von Inseln, Ankerplaetzen etc. informativ oder wecken Erinnerungen an er-lebtes.

Manchmal wuensche ich mir, dass ich diese Reise 10 Jahre frueher haette machen koennen. Aber haette ich es in diesem Alter auch wirklich machen koennen/wollen? Haette ich es dann wirklich geniessen koennen oder waere mir so manches dann vielleicht auch leichter gefallen? Faehrt doch auch die Sorge um die alt gewordenen Eltern oder um die Kinder und Kindeskinder mit. Haette ich die Familie vor 10 Jahren nicht ganz so schmerzhaft vermisst? Waere mein Selbstwertgefuehl staerker gewesen, so dass ich nicht staendig nach Anerkennung durch den Partner ringe und in Zickentum verfalle, wenn sie mir verwehrt wird? Wo bleibt meine Wertschaetzung fuer die Ermoeglichung dieses Lebens? Ist es nicht ein ganz besonderes Geschenk, das andere, kleinere Geschenke ueberfluessig werden laesst? Bin ich zu sehr in alten Verhaltens- und Denkmustern gefangen und haenge zu sehr an materiellem? Wo versteckt sich so manches Mal dieses schoene Gefuehl von Freiheit und Weite, wenn ich mich umsehe? Ein Gefuehl, dass sich frueher schon beim Anblick eines dahin stroemenden Flusslaufes einstellte oder beim Anblick des Rheintals mit seinen Weinbergen? So viel ,haette’, ,wenn’ und ,waere’.

Jetzt und hier lass ich meinen Drachen steigen. Ohne auf den Nachbardrachen zu schielen, der groesser, bunter, knisternder ist. Lasse ihn steigen und achte darauf, dass er im Wind steht, nicht abstuerzt. Lasse ihn mit den Wolken um die Wette fliegen und geniesse so viele Momente dieses Lebens wie nur moeglich.

Gasflaschen fuellen und einkaufen auf Nevis

Die Osterfeiertage liegen hinter uns, der Alltag haelt auch auf Nevis wieder Einzug. Die Minibusse fahren wieder ganz normal ihre Strecke, man ist nicht auf die teuren Taxis angewiesen. Keine Grossfamilien bevoelkern den Strand, parken alles zu, keine laute Musik droehnt ganztaegig aus diversen, mannshohen Musikboxen. Kein Grillgeruch haengt in der Luft, kein Volleyball, kein Soccer wird gespielt, ruhig ist es, richtig ruhig. Auch viele der Mooringbojen sind verwaist, die Yachten sind weiter gezogen. Dafuer haengen aber erstaunlich viele Dinghies im Hafen am Steg.

Bepackt mit den leeren Gasflaschen ziehen die Maenner Richtung Gasfuellstation. “Gehen wir erst einmal einen Kaffee trinken, das dauert sicherlich zwei Stunden, bis die fertig sind mit der Aktion”. Uli spricht und verschaetzt sich ganz ordentlich. Nach einem Kaffee in der oertlichen Baeckerei fahren wir mit einem Bus Richtung Supermarkt. Zwei dieser Art liegen etwas ausserhalb, am Friedhofskreisel. Und zeitgleich mit uns treffen die Herren Kapitaene dort ein, mit bereits gefuellten Gasflaschen! Mit Hilfe unseres Adapters konnten beide Flaschen innerhalb kurzer Zeit gefuellt werden. Und das zu einem wirklich guenstigen Preis. Der Fahrer eines Pick-Up’s hat sich dann der Beiden erbarmt und sie ein Stueck mitgenommen. Auf eines der Maxitaxis wartet man in dieser Seitenstrasse naemlich meistens vergeblich.

Die Damen staunen und finden es ganz praktisch, koennen wir doch jetzt gemeinsam den Supermarkt pluendern und zurueck zum Hafen fahren. Im Supermarkt gibt es viele special Angebote fuer “Karteninhaber”. Wir bekommen die reduzierten Preise aber auch, ueber eine Art Gaestekarte. Haetten wir das vorher gewusst, ganz sicher waeren auch bei uns Kekspackungen aus dem Sonderangebot im Wagen gelandet. So aber hat sich der Kaeptn schwer zurueck gehalten. Aber wir sind auch so schwer bepackt und kuerzen den Weg zur Bushaltestelle ueber den Friedhof ab. Lange warten muessen wir nicht, schon naht eines der Sammeltaxis, die hier als Busverbindung fungieren. Den Fahrer kennen wir auch schon, die Insel ist halt doch nicht ganz so gross. Trotz unseres UEbergepaecks muessen wir nur den normalen Fahrpreis zahlen.

Am Hafen heisst es, alles im Beiboot verstauen und unsere Wasserkanister sind noch zu fuellen. Gut, dass wir mit zwei Dinghies gefahren sind! In unseres passt nichts mehr rein. Vorsichtig geht es zurueck zum Schiff, wo sich der Kaeptn — ermattet von den Vormittagsaktivitaeten — erst einmal ausschlaeft. So ein klein wenig haben wir in dem Punkt ja auch noch Nachholbedarf von den voran gegangenen, etwas unruhigen Osternaechten.

Ostern auf Nevis

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So ein Osterwochenende auf Nevis ist schon interessant: ganze Heerscharen pilgern zum Strand. Der Parkplatz ist gut gefuellt, ueberall werden improvisierte Strandbars aufgebaut. 20koepfige Grossfamilien lagern unter einem der Strohschirme, spielen im Wechsel Volleyball und staerken sich mit Rumpunsch aus 2-Liter Fantaflaschen, scheint eine gute Mischung zu sein, die Spielpausen sind haeufig. Uli von der Voodoochile mischt sich unters Volk, haut den Ball kraeftig uebers Netz. Wir anderen sitzen im Schatten und schauen zu, dokumentieren alles via Fotoapparat. Lautes Gekicher der halbwuechsigen Maedels, die nicht mitspielen, meistens Chips futtern und beim Baden im Meer ein Plastikhaeubchen ueber die kunstvoll geflochtene Haarpracht stuelpen.

Der Musikmischmasch reizt unsere Gehoergaenge bis aufs AEusserste. Von verschiedenen Seiten droehnen uns wahlweise aktuelle Soca-Titel oder — fuer uns durchaus hoerenswerte — Rock- und Poptitel in die Ohren. Was hast Du gesagt?? Die Beschallung geht bis tief in die Nacht, in der zweiten Nacht wird schon die Einnahme von Schlaftabletten ernsthaft in Erwaegung gezogen bzw. teilweise auch umgesetzt. Was prompt den Start in den neuen Tag nicht ganz so frisch gelingen laesst, Frau fuehlt sich etwas matt. Ich wusste schon, warum ich auf dieses Hilfsmittel verzichte.

Warum ich mich dann trotzdem beim Anlanden am Strand derart ungeschickt anstelle, dass ich im wahrsten Sinne des Wortes mit dem linken Fuss im Sand aufkomme, strauchele und mich ruckizucki erst einmal auf den Hosenboden setze (natuerlich im Wasser und natuerlich mit kompletter Wandermontur), das ist mir ein Raetsel. Benebelte Sinne durch Tabletten- oder gar Alkoholkonsum sind jedenfalls nicht daran schuld. Dem Kaeptn treibt es lediglich ein haemisches Grinsen ins Gesicht — “jetzt siehste mal, wie mir das sonst geht”. Stimmt, der Spezialist in Vollbaedern mit Montur ist eigentlich er. Immerhin geht bei mir nur ein Paeckchen mit Tempo-Taschentuechern baden, auf Handy und Portemonnaie habe ich — vielleicht in weiser Vorahnung — verzichtet.

Da es allerdings heute des oefteren regnet, faellt es nicht so wirklich auf, dass ich schon reichlich durchnaesst bin. Immer wieder jagen graue Regenwolken ueber den Mount Nevis und laden ihre Fracht genau ueberm Strand ab. Die fuer irgendwelche Tagestouristen extra aufgestellten Sonnenschirme in einheitlichem Blau und Beige (passend zu den gestreiften, auf jeder Liege parat liegenden Handtuechern) werden schon bald wieder weg geraeumt. Strandtag mit viel Regen, das ist wohl nicht so prickelnd im Urlaub. Die ,locals’ stoert das weniger. Unverdrossen wird gebadet, gegrillt, getrunken oder auch im Sand ein kleines Nickerchen gehalten.

Nur am Strand liegen ist jetzt nicht so unser Fall. Also suchen und finden wir einen Weg, der unweit vom Strand in die Botanik fuehrt und zum sog. Heritage Trail von Nevis gehoert. Ein entsprechendes Schild weist uns die Richtung. Wenige Meter weiter stehen wir vor der naechsten Hinweistafel und vor den Resten eines einstmals imposanten Herrenhauses, dem Montravers Estate. Erbaut im 18 Jahrhundert von der hochnoblen Familie Pinney. In den Resten des Dachgebaelks haengen Fledermaeuse, in dicken Trauben. Werden etwas unruhig und aufgeschreckt durch unsere Begeisterungsrufe. Denn direkt daneben steht ein Baobab-Baum! Mein erster leibhaftiger Baobab. Und dann gleich ein so beeindruckender, ich bin hin und weg. Der Stamm hat einen Umfang dass man mindestens 8 Leute benoetigt, um ihn zu umfassen. Die Rinde ist knubbelig und die Wurzeln ragen dick und verzweigt teilweise aus dem Boden heraus. “Sieht aus wie eine Huehnerkralle”. Schade nur, dass dieses Prachtexemplar von anderen Baeumen und Schlingpflanzen umgeben ist, dass man ihn vom Weg aus kaum wahrnimmt. “Der gehoert doch frei geschnitten, was fuer eine Schande”. Raeumaktionen werden im Geiste durchgefuehrt, das notwendige technische Geraet schon geplant, man(n) ist ja vom Fach und weiss, was hier eingesetzt gehoert. Und was machen wir mit den Steinruinen? Vielleicht ein Baobab-Caf? oder sollten wir die alte Sklavensiedlung auch noch gleich ausgraben, wieder aufbauen und alles zu einem lebendigen Museum herrichten? Gelungene Beispiele fuer den Wiederaufbau solcher steinernen Geschichtszeugnisse gibt es auf den Inseln hier ja bereits. An Phantasie fehlt es uns ja bekanntlich definitiv nicht, wir spinnen alle Variationen durch bis der weitere Weg dann derart ansteigt, dass es uns voruebergehend den Atem raubt. “Private property — please treat with care”. Ein Nachfahre der kolonialen Pinney-Familie erlaubt das Betreten seines Grund und Bodens. Wir geloben, vorsichtig zu sein mit dem Privatbesitz, runden das Tor (einen Zaun gibt es nicht) und erreichen kurz darauf die steinernen UEberreste einer alten Zuckerrohrfarm mit Distillerie. Ganz offensichtlich im Wiederaufbau begriffen. Einiges an Urwald ist bereits gerodet und frei geraeumt. Vom entstandenen Plateau hat man einen grandiosen Blick auf Strand, Mooringfeld und das Meer. UEberall stehen metallene UEberreste der Zuckerrohrverarbeitung herum. Inschriften kuenden von ihrer Produktionsstaette. Glasgow scheint seinerzeit DAS Zentrum zur Produktion der diversen Maschinen und Bottiche aus Stahl gewesen zu sein, die man fuer den Betrieb einer Rumdistillerie benoetigte.

Wir streifen eine ganze Weile uebers Gelaende, sitzen in den noch leeren Fensternischen, plaudern ueber alles Moegliche, lassen die absolute Stille auf uns wirken. Die wird nur unterbrochen vom hohlen “Huhu” der Tauben. Kein Rauschen wie es bei uns in den Waeldern zu hoeren ist, kein Rascheln, keine laute Musik. “Wollen wir weiter?” Wir wollen. Fuer den Rueckweg schlagen wir uns allerdings seitlich in die Buesche, folgen einem unscheinbaren Trampelpfad der allerdings bemerkenswert auffaellig mit rosafarbenen Baendern gekennzeichnet ist. Die Herren unken, dass wir irgendwann nicht mehr weiterkoennen und alles wieder zurueck gehen muessen; die Damen dagegen sind absolut sicher, dass es sich um einen feinen Rundweg handelt, der uns viele neue und interessante Eindruecke bietet. Und tatsaechlich: wir laufen durch ein tiefes Bachbett, in dem knorrige Wurzeln sich um Steine herum schlingen, balancieren ueber eine breite Stuetzmauer, aus der uralte, rostige Wasserrohre ragen und hangeln uns an den auch hier teilweise gespannten Gurtbaendern ueber besonders schwierige Abschnitte kleine Haenge hinauf oder hinunter. “Uaahh” — Uli spielt Jane, packt eine Liane und verzieht angewidert das Gesicht: boah, was stinkt das hier! Ihre Haende sind ueberzogen von einer glitschigen, ekelerregend riechenden Schicht. ,Musst Du denn auch alles anfassen!’.

Der Weg endet an einem gepflegten Zufahrtsweg zu irgendeinem noblen Estate. Mit tollen Villen auf extrem gruenen Rasen, umgeben von Blumenbeeten, Baeumen. Vor einem Haus plaetschert ein Pool — sehr einladend. Zuhause scheint nirgendwo jemand zu sein, die Laeden sind verschlossen, kein Auto stoert die Ruhe oder die auf der Strasse sitzenden Affen. Eine Gaertnerei und eine Art Bauhof scheinen ebenso zu der Anlage zu gehoeren wie ein Golfplatz. Der gleich drei Abschlagstellen hat, was ungewoehnlich sei, wie mir die seit neuestem Golf-bewanderte Uli erklaert. Nirgendwo eine Menschenseele ausser uns. Und das am Ostermontag- Nachmittag. Unglaublich.

Durch eine Art Neubaugebiet mit Haeusern im nicht wirklich traditonellen Baustil kommen wir wieder zurueck zum Strand. “Das war doch ein wirklich feiner, interessanter und lauftechnisch gar nicht so anspruchsvoller Rundweg”. Die Damen heischen Lob, die Maenner nicken etwas sparsam. Begeisterung sieht ja etwas anders aus meine Herren.

Der Strand ist zwischenzeitlich noch mehr bevoelkert, die Musik wummert unverdrossen aus allen Richtungen. Auf den Dinghies haben es sich mittlerweile einige Locals bequem gemacht und sind auch nicht wirklich schnell zum Verlassen ihrer Sitzgelegenheit zu bewegen. Uli aergert sich ueber den vielen Sand im Dinghi drinnen, der ist nur schwer wieder raus zu bekommen. Immerhin gibt es Hilfe beim ins Wasser tragen.

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