Monats-Archiv April, 2015

Guadeloupe Fotos

Mehr Fotos von Guadeloupe kann man unter folgendem Link anschauen:


https://www.facebook.com/media/set/?set=a.829014600481103.1073741896.194932657222637&type=3

(wie immer: auch Menschen, die Facebook normalerweise meiden und keinen Account haben, sollten die Fotos zugänglich sein! Falls nicht, bitte übers Kontaktformular eine kurze Nachricht an uns, Danke!) Und viel Spass beim Fotos gucken

Gesucht: neuer Eigner fuer die SY Moana Loa

Unsere österreichischen Freunde wollen sich - schweren Herzens - von ihrer wunderbaren MOANA LOA trennen und suchen einen neuen Eigner, mit dem Moana Loa ihre Fahrt unter Segeln fortsetzen kann. Details findet man unter diesem Link:

http://www.ship4sale.wordpress.com/

Mit dem Bus von Deshaies nach Pointe a Pitre

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Auf dem Weg zur Marina: die Wurzeln der Baeume bilden fast schon eine Wand.
Unglaublich, dass kein Baum umfaellt.

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Zuckerrohrsaft - frisch aus der Presse

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Obst- und Gemuesemarkt

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Das Schoelcher Museum

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Kunstvolle Wandbemalung in Pointe a Pitre

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Zuckerrohrfelder - soweit das Auge reicht. Na fast, mit meiner Sehstaerke ist es ja nicht mehr so weit her

15.04.2015 — Ab in die Grossstadt

Vom beschaulichen Deshaies nach Pointe a Pitre. Damit unsere grande dame sich gebuehrend ausruhen kann, findet diese Fahrt mit dem Autobus statt. Wir lieben das, man sieht was vom Land, ist unter Einheimischen und muss sich nicht auf den Verkehr konzentrieren. Hier auf Gouadeloupe fahren richtig grosse Busse und der allgemeine Zustand der Strassen ist recht gut. Gefahren wird wieder auf der — fuer uns — richtigen Seite: rechts und irgendwie ist alles vertraut, haelt doch auch dieser Bus an so ziemlich jeder “Milchkanne”. In aktuellen Fall sind das vor Regen schuetzende richtige Haltestellen, mit Hinweisschild und Haltebucht.

Links abgeerntete Zuckerrohrfelder, rechts noch in voller Pracht stehende, voraus eine Wiese mit grasenden Rindern. Waren Nevis, St. Kitts und auch Montserrat von Ziegen und Schafen bevoelkert, so dominieren hier eindeutig die Rindviecher. Im Herdenverband auf grossen Weiden oder als Solisten irgendwo angepflockt. Sehen schon anders aus wie die in Europa. Zu nahe kommen moechte ich da keinem der Tiere. Der Zuckerrohranbau hat hier auf Gouadeloupe noch eine bedeutende Rolle und gerade werden einige Felder abgeerntet. Rum wird natuerlich auch hier daraus gemacht, aber auch Essig. Der dann mit verschiedenen Aromen wie Ingwer oder Ananas verfeinert und in kleine Flaschen abgefuellt wird. Das ist was fuer mich und der Kaeptn rollt mit den Augen. War er doch froh, dass ich gerade erst die letzten Restbestaende aus Deutschland erfolgreich “vernichtet” hatte. Tja, zu frueh gefreut.

Kurven, hoch, runter, Ausblicke auf die Kueste und die vorgelagerten kleinen Felsen eroeffnen sich uns. Grand Anse, eine wunderschoene Sandstrandbucht. Etwas weiter der naechste Sandstrand, ganz dicht an der Strasse und fast menschenleer. Hah, ein paar haben sich doch hierher verirrt. Auf der anderen Strassenseite ziehen sich feine Wohnhaeuser in gepflegten Gaerten den Hang hinauf. Schon was feines, so ein Strand fast direkt vor der Tuer. UEberhaupt ist die Insel zumindest in dieser Region stark besiedelt, der Bus faehrt fast uebergangslos von einem Ort in den Naechsten. Und ganz oft passieren wir Einkaufszentren mit Bau-, Super- und Moebelmaerkten. Grosse Apotheken, Autohaeuser, Holzhaendler — irgendwie alles, was der Mensch so braucht oder glaubt, es zu brauchen. Grosse Werbetafeln verkuenden vom neuesten Peugeot 308, der hier fuer unter 18.000 Euro zu erwerben ist. Eine andere Automarke offeriert 3.000 Euronen Preisvorteil und auf der naechsten wird das neueste Samsung Handy angeboten. Im Kontrast dazu stehen die zahllosen kleinen Strassenstaende, an denen meist Obst und Gemuese verkauft wird. Von einem Grillstand zieht erst Rauch, dann leckerer Grillduft in den Bus.

Der Bus fuellt sich von Haltestelle zu Haltestelle und die dunkelhaeutigen Einheimischen sind ganz eindeutig in der UEberzahl. Eine franzoesisch gepraegte Insel und doch sehr karibisch. Fuer uns eine gelungene Mischung und so fuehlen wir uns auf Anhieb wohl hier auf Gouadeloupe. Auch wenn gerade mal wieder eine Regenwolke ueber uns hinweg zieht.

Pointe ? Pitre ist nach 40 Kilometern erreicht. Am Stadtrand die uniformen, quadratisch-praktisch-gar nicht guten mehrgeschossigen Einheitsplattenbauten ? la Fronkreisch. So wie man in so vielen Staedten in der Pheripherie sehen kann. Abstossend, haesslich, Massenhaltung der Spezies Mensch. Unweit des Busbahnhofes gibt es auf einem freien Platz am Faehr- und Containerhafen einen Markt mit dem ueblichen Durcheinander an Essbarem und Kleidung oder sonstigem Tand. Ein paar Strassen weiter, auf einem Platz steht dann die eigentliche Markthalle. Die nur aus einem Dach auf Saeulen besteht und locker, luftig und schoen wirkt. Vorher aber passieren wir noch das Museum Schoelcher. Museen reizen uns ja nicht so unmittelbar und eher auf den zweiten oder dritten Blick. Oder wenn es gar zu heiss ist, um draussen rum zu rennen (was wir oft genug machen). Also bleibt es auch hier beim fotografieren und von aussen anschauen. Auch die Nachbarhaeuser sind sehenswert. Zu bloed, dass die Speicherkarte der Digicam noch im Laptop steckt ….. muss also das Handy herhalten.

Quer ueber den Markt, noch ein kleinerer Markt, vorbei am Hafenbecken. Grosse Doraden liegen auf einem Tisch direkt an der Pier. UEber die das Wasser schwappt, so hoch steht es hier gerade. Die erfolgreichen Fischerboote liegen direkt hinter den kleinen Staenden. Der Fisch wird wohl wirklich frisch sein. Wir tauchen erneute ein in das Strassengewirr, passieren eine weitere Bushaltestelle und wandern unter der sengenden Sonne eine stark befahrene Strasse. Die Autos stehen hier in so einer Art Dauerstau, es geht nur im Schritttempo voran. “Hafenrandgebiete sehen irgendwie ueberall auf der Welt aehnlich aus”. In diesem hier schimmert ein filigranes Gebaeude von der Waterkant zu uns herueber. Es wird ueberall fleissig gebaut, auch die Strasse wird erneuert. Was wohl die ganzen Damen hier machen, die vor jedem Haus und meist zu zweit auf Stuehlen im Schatten der Veranden sitzen? Zwei Doofe, ein Gedanke: ob das wohl Damen des horizontalen Gewerbes sind???? Moeglich waers, die Bars vor denen sie sitzen, sehen jedenfalls nicht gerade einladend aus und sind auch meist geschlossen. So eine Art Herbertstrasse der Karibik? Aber vielleicht tun wir ihnen auch einfach nur unrecht. Egal. Baustellenumrundung, es riecht schon wieder so lecker aus einer kleinen Holzbude. Die meisten der schlichten Holzhaeuser wirken verlassen oder schuetzen sich schlicht nur mit verschlossenen Laeden gegen die Sonnenstrahlen. Wer weiss das schon? Ein grosses, modernes Universitaetsgelaende, eine Baumwurzelwand, ein grosser Kreisel

Fliegende Fische und weisse Pferde

Fliegende Fische und weisse Pferde ….

….oder warum man vielleicht nicht an einem Montag, den 13. Weitersegeln sollte.

Montag, der 13. Wir fahren weiter. Unsere Aufenthaltsdauer auf Montserrat haben wir schon leicht ueberzogen, verlaengern wollen wir nicht. Warum eigentlich nicht? Vielleicht weil gestern mal wieder Unfriede geherrscht hat an Bord? Wir wollten doch noch in die naechste Bucht wandern und nochmal Richtung Salem fahren. Oder evtl. zur Ostkueste. Und im Museum waren wir auch noch nicht und die Handabdruecke von Sir George sind auch nicht abgelichtet. Trotzdem, es bleibt dabei: wir fahren weiter.

Geht schon gut los: Grosssegel verheddert sich in den Baendseln der Lazybags. Lazybag an Backbord schlottert unmotiviert rum: Baendsel gaaaanz oben gerissen. Irgendwas stimmt doch nicht mit dem Segel, das steht doch gar nicht richtig. Ein Blick ins Baendselwirrwarr zeigt: die 2. Reffleine ist gerissen. Na, fahren wir halt im ersten Reff. Wird schon nicht so wild werden. Ach ja und der zur zweiten Latte gehoerende Mastrutscher ist auch nicht mehr am Segel fest. Irgendwie tuedeln wir alles trotzdem zurecht, der Mastrutscher bleibt erstmal aussen vor und nach der dritten Runde geht es Richtung Nord-Ostspitze der Insel.

Kaum sind wir an der Huk, geht der wilde Ritt los. Wellen von vorn, Wind von vorn — super. Wer kam nochmal auf die glorreiche Idee, dass wir einen besseren Winkel zum Wind haben, wenn wir “aussenrum” fahren? Abfallen, Genua raus — wir koennen segeln. Immerhin. Vielleicht doch keine so schlechte Idee mit dem aussenrum. Und wir lernen noch eine etwas andere Seite von Montserrat kennen. Eine steil ins Meer abfallende, schroffe Seite. Mit einem bunten Dorf oben auf einem Bergruecken. Und Lavafeldern, die sich einen sanften Abhang runter weit ins Meer ergiessen. “Da war mal eine Bucht”. Jetzt ist da Lava. Und oben auf dem Vulkan steigen weisse Rauchsaeulen auf, die Spitze huellt sich in grauen Rauch. Beaengstigend und faszinierend zugleich. Wie es sich lebt im Schatten des Vulkans, davon haben wir einen kleinen, ganz kleinen Eindruck gewonnen. Und trotzdem koennen wir den Schrecken jener Nacht des Ausbruchs nicht nachvollziehen. Wollen wir auch nicht. Das zaehlt zu den Dingen, die nicht auf meiner Wunschliste stehen. Definitiv nicht.

Wir lassen charming Montserrat hinter uns. Und die Wellen pruegeln auf unser armes Schiff ein, duschen es von vorn bis hinten, von unten bis oben. Baah, das hatten wir jetzt aber schon lange nicht mehr. Nach einer besonders fiesen Dusche, die auch mich voll erwischt, bin ich beleidigt und verziehe mich von meinem Lieblingsplatz an der Grossschot unter die schuetzende Sprayhood. Hadere, schmolle und fluche: “Sche… auf Antigua wenn das so einen Kurs bedeutet, dann will ich da halt nicht hin”. Motz, mecker, maul. Mein Gegenueber schweigt geflissentlich (kann er wirklich gut) und laesst mir Zeit zum wieder runterkommen.

uM UNS HERUM fliegen die weissen Pferde uebers Wasser und die fliegenden Fische springen wieder in ganzen Gruppen von Wellenkamm zu Wellenkamm. Die haben ihren Spass bei einem solchen Wetter. Oder fliegen letztere um ihr Leben weil ein Jaeger hinter ihnen her ist?stundenlang koennte ich so sitzen, mich an der Grossschot festhaltern, den Ruecken den anrauschenden Wellen zugewandt, ihnen hinterher schauen, wenn sie unter dem Schiff durchgerauscht sind und sich in der Weite des Atlantiks bzw. des karibischen Meeres verlieren. Rauh ist es, das Meer, ruppig und gar nicht freundlich. Salz auf der Brille, Salz brennt auf den Lippen. Anstrengend und schoen in einem.

Der Wind legt noch einen Zahn zu, wir reffen die Genua. Entschliessen uns etwas spaeter zum reffen des Grosssegels. Gehen wir halt ins dritte Reff. Gesagt, getan. Aber irgendwie ist heut nicht unser Tag in punkto Reffen. Die Leine des 3. Reff loest sich und laesst sich auch nicht wieder im zugeordneten Auge anbaendseln. Packen wir sie halt ins zweite Reff — warum sind wir da nicht frueher drauf gekommen??? Trotzdem kommt da kein richtiger Stand rein in die Sache. Wir bergen das Gross endgueltig. Bei der Aktion reisst uns ein Rutscher aus der Schiene — natuerlich der vorletzte vorm Kopfrutscher! Montag, der 13. — man sollte nicht losfahren, wenn man nicht wirklich dazu bereit ist, so rein innerlich. Muss ich eigentlich noch erwaehnen, dass die Logge jetzt gar nix mehr anzeigt, weder SOG noch FueG? Und das die Steuerbordbank geflutet ist, das sich darueber befindliche Buecherregal ebenfalls? Und dass bei der Segelbergeaktion das Vorderteil unserer elektrischen Troete an der Saling endgueltig abgerissen und aufs Deck gescheppert ist?

Um das Glueck vollstaendig werden zu lassen, laeuft mit uns ein dicker Zweimaster auf die Bucht von Deshaies zu. War ja klar. Die Bucht ist zudem schon gut gefuellt, die anvisierten Plaetze erweisen sich bei naeherer Betrachtung als zu eng. So liegen wir mal wieder ziemlich hinten und der Kaeptn haelt schon staendig Ausschau, ob jemand vielleicht Anker auf geht. Fehlanzeige. Statt dessen kommen noch 5 weitere Boote in die Bucht. Zwei davon nehmen Plaetze ein, die wir auch schon ins Auge gefasst und wieder verworfen hatten. Sind wir wirklich solche Schisser? Allen voran natuerlich ich.

Egal. Wir liegen gut; auf Augenhoehe mit “Hemingway”. Das ist in unserem Fall ein Restaurant oder Hotel. So genau kann man das nicht sagen. Und der Wind pustet auch hier in der Bucht kraeftig und teilweise mit ueber 26 Knoten! Da wird das einfangen des Grossfalls (das war naemlich auch nicht ordentlich festgemacht und wollte mal fliegen lernen) zu einem Balanceakt. Der dem sportlichen Skipper dann aber doch von den unteren Maststufen und mit Hilfe des Bootshakens gelingt. Den Punkt haetten wir schon mal abgehakt. Und meine Nachtruhe ist gesichert, es gibt kein “Tsching” wenn der Schaekel am Fall das Achterstag kuesst.

Und jetzt gehen wir in die Koje. Sind hundemuede. Ein Tag Segeln (also so knapp 8 Stunden) und wahrscheinlich 2-3 Tage Schadensbeseitigung. Das nenn ich mal eine ausgewogene Bilanz. Dazu das seelische, voruebergehende Tief der Bordfrau beim Anblick der hohen Wellen (was mach ich nur wenn mal richtig Sturm ist??). Das ist schon ganz schoen viel fuer die paar Stunden.

Im Schatten des Vulkan - 11.04.2015

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Es riecht nach Schwefel, der Soufriere versteckt sich hinter hellgrauen Rauchwolken, fast wie Nebel. Wir stehen auf einem Huegel oberhalb der ehemaligen Hauptstadt Montserrat’s, Plymouth. Nur noch die Daecher der Haeuser sind zu sehen und am Stadtrand teilweise zerstoerte Gebaeude. In der Verbotszone befinden wir uns, in der man sich aber mit einer Ausnahmegenehmigung aufhalten darf. Und die haben wohl alle Taxifahrer, die Inselbesucher hierher fahren. Und natuerlich die Arbeiter, die entweder fuer den Abbau und die Verladung der Vulkanasche oder der Gesteinsbrocken zustaendig sind. Geliefert wird an alle benachbarten Karibikinseln, die irgendwie Bedarf haben. Aus der Not eine Tugend machen. Auch ein geophysikalisches Projekt ist entstanden, liefert Erdwaerme. Man ist aber erst in der Phase 1, trotzdem stolz auf das Projekt. Zu Recht, wie wir finden. Das Hotel, auf dessen Terrasse wir stehen, ist zum Grossteil zerstoert, die Boeden sind fast vollstaendig von dicken Erdschichten bedeckt. Schmale Trampelpfade ziehen sich hindurch, frei geschaufelt oder von unzaehligen Fuessen weg getreten. Farne wuchtert, die Natur holt sich hier auf den Inseln alles gnadenlos schnell zurueck. Im ehemaligen Pool ist eine Art Feuchtbiotop entstanden, mit hohen Graesern.

Unser Fahrer hat hier gelebt, im Sueden der Insel. Musste damals, in den neunzigern, beim ersten grossen Ausbruch des Soufriere bereits umziehen. Und 2010 haben 19 Menschen ihr Leben verloren. Erdbeben gab es die ganze Nacht hindurch. Heute liegt alles ruhig, verlassen und friedlich wirkend unter uns. Und auch wenn der Vulkan raucht, wirkt er nicht bedrohlich auf uns. Ist auch zu weit weg, um uns seine ganze zerstoerische Kraft auch nur ansatzweise spueren zu lassen. Aber man kann sie sehen. Ob wir nachempfinden koennen, wie sich die Menschen damals fuehlten? Wohl kaum. Wir erleben heute ein zwar vom Vulkanausbruch gepraegtes Montserrat, das aber vorwaerts strebt und versucht, aus dem Desaster das Beste raus zu holen.

Auf dem Rueckweg rumpeln wir ein zweites Mal durch das derzeit trockene Flussbett des Belham River. Ein beeindruckend grosser Iguana sitzt auf der Strasse, plustert sich kurz auf, erkennt die Uebermacht des Feindes und flitzt schnell ins Unterholz. Zu schnell fuer mich und meine Kamera. Schade, das war ein echtes Prachtexemplar. Spaeter sehen wir in Salem einen kleineren auf der Strasse liegen, ueberfahren, die Eier neben sich. Im Todeskampf noch versucht, fuer neues Leben zu sorgen. Es ist Legezeit fuer die Iguanas, das wird uns hier deutlich gemacht. Dabei wird hier nicht unbedingt gerast, man bremst schon weit vor dem Fussgaengerueberweg und machen Zwei- oder Vierbeiner auch nur ansatzweise Anstalten, die Strasse zu queren, stehen die Autos brav. Ich check das ja nicht immer gleich, bin voellig versunken in den Anblick moeglicher Fotomotive und lasse die armen Autofahrer hier dann gerne schon mal etwas laenger warten. Was sie auch ungewoehnlich brav machen. Wie hoch wohl die Strafe fuer das umfahren eines Fussgaengers ist?

Noch eine Stippvisite beim leider geschlossenen Observatorium. Aha, am Wochenende gibt es nix zu observieren. Wir verzichten auf einen Blick ins Innere, den wir trotzdem gegen Zahlung eines kleinen Bakschischs an den Gaertner haetten werfen koennen. Der Platz ist wirklich ideal fuer die Oberservierung des Vulkans. Steil geht es eine schmale Strasse wieder hinunter nach Salem. Das ist Salem?? Die paar Huetten?? Hatten wir uns irgendwie groesser vorgestellt. Eine Bar (war ja klar), gegenueber noch eine, zwei Kirchen, ein Friedhof, 3, 4 Shops — thats it. Willkommen im Zentrum von Salem. Bankomat/ATM? Weit gefehlt. Immerhin ist ein Stueck die Strasse rauf ein Supermarkt indischer Praegung. Warum riecht es nur immer so merkwuerdig in den Supermaerkten? Vorher aber besuchen wir noch den kleinen, unscheinbaren “Luv’s Cotton Store”. Die Inhaberin, Doris Dorsett, hat zwei Webstuehle im Shop stehen und stellt Stoffe her aus denen sie dann Kleidungsstuecke, Schals oder kleine Taschen arbeitet. Auch T-Shirts mit Montserrat-Werbung werden verkauft, alles aus reiner Baumwolle. Die wurde frueher hier auf Montserrat angebaut, heute leider nicht mehr. So muss sie die Baumwolle importieren. Aber alles ist handmade. Sowas muss unterstuetzt werden, also erwerben wir einen Schal als Andenken an die Insel. Wir wandern weiter, vorbei an den beiden Kirchen, von denen die eine als “Hurrikan shelter” ausgewiesen ist und die andere einen Friedhof hat, der von Huehnern bewohnt wird. Auf der Terrasse eines Hauses flechten sich zwei junge Frauen gegenseitig die Haare waehrend die Kinder um sie herum toben und wir fragen uns zum wiederholten Male, warum auch hier — ausserhalb der Vulkanzone — wohl so viele und eigentlich ganz huebesche Haeuser ganz offensichtlich unbewohnt sind.

Wir stehen uns eine Weile die Beine in den Bauch vorm Supermarkt (in Erwartung eines uns nach Little Bay verschleppenden MaxiTaxis), beobachten den gegenuberliegenden Gemuesestand und die an- und abfahrenden Kunden des Supermarktes, werden freundlich von allen begruesst und gefragt, wie es uns geht. Werner inspiziert fachmaennisch die beiden Reefer-Container, die neben dem Markt ihre Kuehlaggregate an die Steckdosen geklemmt haben. Zwei Taxibusse sind schon in die Gegenrichtung gefahren, bislang aber noch keiner wieder zurueck gekommen. Vielleicht machen die ja an der Bar Mittagspause? Es ist ja schon fast Lunchtime. Gerade sind wir frohen Mutes ein paar Meter weiter gelaufen, da kommt einer der Busse von hinten auf. Winken, einsteigen, los geht es. Zwischen einigen Kurven klaert der Fahrer telefonisch elementare Dinge mit Freunden und Familie. Immerhin faehrt er langsam und die Strassen sind in gutem Zustand. In Brades steigen wir aus, zwecks Aufstockung unserer Geldvorraete. Die einzigen ATM’s der Insel befinden sich hier. Der eine akzeptiert nur Visa, der andere schluckt auch andere Kreditkarten.

Beim Verlassen der Bank treffen wir Cherise wieder, die nette Dame vom Touristbuero in Little Bay. Die uns mit ihrer Kollegin im Auto schon mal mit nach Brades genommen hatte, am Freitag. Grosses Hallo und ausfuehrliches Erzaehlen, was wir gemacht haben, wie wir die Insel finden etc.. Auf unsere Befuerchtung, dass das Projekt “Neue Hauptstadt Little Bay” vielleicht etwas zu ambitioniert sei und die Insel viel von ihrem Charme dadurch verlieren koennte, troestet uns Cherise: der Wechsel in der Regierung im vegangenen Jahr hat schon einiges veraendert, der urspruengliche Plan wird wohl so nicht mehr umgesetzt werden. Das laesst hoffen. Auf einen sanften und fuer alle vorteilhaften Sprung in die Zukunft von Montserrat.

Gemaechlich wandern wir die Strasse bergab — nix los heute, fast alles ist geschlossen, nur wenige Autos sind unterwegs - schauen uns noch Feuerwache, Verwaltungsgebaeude (neue und ehemalige), die Polizeistation und das Gefaengnis an. Das, was wir von der Ankerbucht aus auf einem Berg sehen koennen, ist tatsaechlich ein Gefaengnis. Wenn auch nicht so gross, wie vermutet. Aber immerhin. Ein Stueck weiter findet unter einem gelb-weiss gestreiften Zirkuszelt eine Gospelveranstaltung statt. Unzaehlige Autos und festlich gekleidete Menschen stroemen aus dem Zelt und wieder hinein. Und in der Little Bay werden wir dann noch Zeuge einer Meerestaufe. Das koennte ich mir fuer mich auch vorstellen, mit Meerwasser getauft zu werden. Bis zur Brust stehen Taeuflinge und Priester im Wasser, die Gemeinde hat sich am Strand versammelt. Und nebenan in der Bar Soca Cabana bereitet sich der Inhaber auf den heutigen Karaoke-Abend vor. Lebendiges und doch so ruhiges, beschauliches Montserrat. Das mit seinen gut ausgewiesenen und in einer Karte beschriebenen Wanderwegen bestimmt noch viele Moeglichkeiten der Entdeckung bietet. Wobei wir das wichtigste, die freundlichen Einwohner von Montserrat, schon laengst entdeckt haben.

Und fuer alle, die der finanzielle Aspekt unserer heutigen Tour interessiert: normale Busfahrt fuer zwei Personen von der Carr’s Bay bis Salem = 1o ECD, Verhandlung mit dem Busfahrer fuer die Fahrt ins Vulkangebiet sowie den Abstecher zum Observatorium und zurueck ins “Zentrum” von Salem = 50 ECD. Er wollte eigentlich 25 USD, haetten wir auch bezahlt. Insgesamt wollte der Fahrer (dessen Name mir bloederweise partout nicht mehr einfallen will) von uns auch wirklich nur 60 ECD! Wir hatten mit mehr gerechnet, allein schon aufgrund des Observatorium-Abstechers, der urspruenglich nicht vereinbart war. Hier am Hafen stehen immer einige Taxifahrer, die ihre Rundfahrtdienste anbieten. Die sicherlich auch nicht schlecht sind. Da uns aber die offerierten Preise fuer 2 Stunden mit 80 USD bzw. sogar 100 USD einfach zu hoch waren, haben wir einfach den Busfahrer gefragt, mit dem wir fuer den normalen Busfahrpreis bis Salem gefahren sind. Fuer uns war das eine sehr positive Erfahrung. Er faehrt uebrigens einen feuerroten Minibus, am Heck die Aufschrift “hit me, I need the money”. Vielleicht faehrt er den Bus ja noch lange — obwohl die Geraeusche von den Achsen das Gegenteil befuerchten lassen. Aber die karibischen Autos sind ja sehr belastbar.

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