Monats-Archiv April, 2015

Osterhasi

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Der Osterhase hat tatsaechlich den Weg nach Nevis gefunden! Noch etwas verschlafen schaue ich aus dem Niedergang ins Cockpit. Was ist denn das, da neben der Winsch???? Die Augen werden gross und groesser: ein richtiges Osternest steht dort. Mit bunten Eiern und landestypisch mit Farn und rosa Blueten geschmueckt. Das Gruenzeug hat Osterhaesin Uli gestern gesammelt und zu einem dekorativen Nest verarbeitet, mit bunten Ostereiern drinnen und kleinen Osterkuechlein. Voll schoen und voll gut. Und ueberhaupt das schoenste Osternest unseres Lebens. Ein ganz besonderes noch dazu, mit Erinnerungen an den gestrigen Ausflug auf den Mount Nevis und an eine insgesamt superschoene gemeinsame Zeit mit der Crew der Voodoochile auf dieser kleinen, beschaulichen Vulkaninsel.

Gipfelstuermer oder Ostermarsch zum Mount Nevis

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Mount Nevis von der Poor Mans Bar aus.JPG

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Der Berg ruft — wieder einmal. Na, eigentlich ist es ja Uli von der Voodoochile, die da zu einer Gipfelstuermung aufruft. Wobei, Stuermung ist jetzt vielleicht ein bisserl zu hochtrabend ausgedrueckt.

Ein Maxitaxi bringt uns schon mal ein gutes Stueck den Berg hinauf. In die Siedlung “Gingerland”. Laedt uns an einer Bar aus und die Maenner sind nur schwer zu stoppen angesichts der Werbung fuers lokale Carib-Bier. Wie war das mit Links und Rechts? Der Busfahrer zeigte in die eine Richtung, ein anderer Einheimischer schickt uns wieder zurueck. An der Bar sitzt ein dritter und erklaert uns den Weg bergauf etwas genauer. Also, pack merds! Gar nicht unfroh ueber etwas Bewoelkung machen wir die ersten Hoehenmeter auf einem betonierten Weg. Das letzte Haus vorm Regenwald beherbergt eine Autobastelei. Hier wird gleich an mehreren Automobilen (bzw. derzeit eher immobilen Fahrzeugen) herum geschraubt. An der Betonmischmaschine links oder rechts? Wir sollen uns doch immer rechts halten — erste Richtungsdiskussionen. Kurze Rueckfrage bei den Motorenschraubern — es geht nach links. Eine kleine, unscheinbare Tafel weist uns darauf hin, dass hier dereinst eine Muehle stand. Ja, ganz klar. Haette mir mein Muehlenarchitekturauge jetzt auch gleich gesagt. Ausser einigen behauenen Steinbrocken weist eigentlich nix auf eine solche Anlage hin. Gut, dass es fuer solche Faelle Hinweistafeln gibt!

Einige Meter weiter dann das erste Erfolgserlebnis: ein weiteres Schild kuendet von “Herbert Heights”, einer ehemaligen Sklavenroute. Kurz danach kommt ein “Fence”. Hinter dem verbirgt sich “Peak Heaven”. Derzeit geschlossen und der Sinn der Anlage erschliesst sich uns nicht so ganz: Spielplatz, Regenwaldpark? Rutschbahn und Kletterhaeuschen lassen auf ersteres schliessen. Zwei Esel stehen unmotiviert in der Botanik rum, an Baeumen festgebunden.

Wir tauchen ein in den Regenwald, kraxeln ueber Baumwurzeln und Steine, queren ein trockenes Bachbett und hangeln uns an besagten Wurzeln und von weisen Mitmenschen angebrachten Seilen den Berg hinauf. Beeindruckend: mannshohe Farne und andere, bei uns eher in Gewaechshaeusern oder auf Fensterbaenken vorkommende Pflanzen umgeben uns. Zwei Wildschweine fluechten — vor uns oder vor der entgegenkommenden Wandertruppe? Die haben einen Fuehrer, beaeugen kritisch unser Schuhwerk und bestaetigen immerhin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Irgendwie sehen die alle nach einer Schlammschlacht aus, uns schwant uebles. Der Wanderfuehrer meint, wir sollen vorsichtig sein.

Die einen abwaerts, die anderen aufwaerts. Immer wenn ich denke, jetzt dreh ich rum, entspannt sich die Lage etwas und wir steigen hoeher hinauf. Von einer “Breathtaking experience” war doch auf der einen Hinweistafel die Rede? Breathtaking im wahrsten Sinne des Wortes — wir keuchen und schnaufen alle viere nicht schlecht. Raucherlungen, Bypassherzen etc. machen sich bemerkbar. Ich verfluche mehrfach meine Dackelbein. Die sind zwar nicht wirklich krumm aber definitiv zu kurz, um elegant von Wurzel zu Wurzel zu steigen.

Immer wieder scheint die Sonne durch das Blaetterdach, treibt uns eine Schweissschicht auf die Haut. Bleibt man stehen und eine Wolke samt Windhauch kommt, frieren wir gleich darauf. Weiter, weiter, sonst erkaelten wir uns. Unser Anfuehrerin treibt uns die naechsten Hoehenmeter hoch. Auf einem umgestuerzten Baum wird gerastet; Erholungspause fuer die lahmen Knochen und die gequaelten Lungenfluegel. Hier dringt die Sonne durch das Blaetterdach und waermt uns, trocknet den Schweissfilm auf der Haut.

“Bestimmt sind wir gleich oben”. Der Grat auf dem wir uns vorwaerts bewegen, steigt noch steiler an. Oder wirkt das nur so? Demokratische Abstimmung: die Maenner sind sich einige, wollen nach unten. Ich bin etwas unentschlossen, so kurz vorm Ziel aufgeben ist nicht meine Art. Aber wenn es noch steiler wird? Zoegernd schliesse ich mich der Abstiegsfraktion an und so geht es also erstaunlich schnell und ohne irgendwelche Zwischenfaelle nach unten. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Schnell geraet der Kaeptn ausser Sicht, antwortet aber immerhin noch auf unsere Rufe. Eine Schafherde kommt uns entgegen, der kleine Esel hat seine Leine kunstvoll um einen Baum gewickelt, steht mitten in Steinen und duerrem Gestruepp, kein Schattenfleck erreichbar. Also Befreiungsaktion starten und anderweitig festbaendseln.

Kurz vor der Freiluft Autowerkstatt lockt ein Seitenweg zur Erkundung. Ob die Steine zu den UEberresten der Muehle gehoeren? In einem Bretterverschlag springen Schweine mit drohendem Grunzen auf und rennen in den hinteren Teil. Wer sich da jetzt wohl mehr erschrocken hat, die Wutzen oder ich? Der Geruch ist jetzt auch nicht so prickelnd und ueberhaupt - ich trete den Rueckzug an. Der Rest der Truppe steht mittlerweile vor einem ausgebauten Automotor und begutachtet das Werk fachmaennisch. Der wird wohl nicht mehr zum Leben erweckt werden koennen, der Motor. OEl versickert im Erdboden, der untergelegte Karton kann das nicht verhindern.

Wenig spaeter sinken wir ermattet vor der Poor Man’s Bar im Schatten auf den Boden, staerken uns mit Carib und gebratenen Huehnerbeinen, belagert von einem vor sich hin brabbelnden Dorfbewohner und einem dackelbeinigen braunen Hund. Die Bar ist gut frequentiert, als Take away. Immer wieder fahren Autos vor und es wird sich was zum essen oder trinken geholt.

Unser naechstes Ziel ist das Old Manor Hotel, weiter unten und fast schon an der Hauptstrasse gelegen. Wieder kurze Wegdiskussionen. An das Haus kann ich mich erinnern, hier sind wir vorbei gekommen, also muessten wir richtig sein. Ein Esel steht im Garten; Nevis, die Insel der Ziegen, Schafe UND Esel. Die Wohngegend hier macht einen guten Eindruck, gepflegte Haeuser auf grossen Grundstuecken. Oft genug wird der Garten mit Gemueseanbau bewirtschaftet. Grosse Mango- oder Brotfruchtbaeume spenden Schatten und Fruechte gleichermassen. UEberall kuenden Tierkoeddel davon, dass man hier sicherlich keinen Rasenmaeher benutzen muss, das Gruen wird von den Vierbeinern raspelkurz gehalten, bis in die kleinste Ecke hinein. Wir kommen noch mit einem der Bewohner ins Gespraech, der natuerlich wissen will, ob wir auf dem Berg waren. Na fast, ein sehnsuechtiger Blick zurueck auf den jetzt freien Gipfel. Wo wir da wohl genau waren, als wir kapituliert haben? Ganz bestimmt dort oben, an dem letzten Knick. Da haette uns wirklich nicht mehr viel gefehlt, bis zum Gipfel. Zu spaet. Jetzt erkunden wir erst einmal das leer stehende Old Manor Hotel und sind erstaunt darueber, dass vieles unverschlossen und die ganze Anlage ueberhaupt frei zugaenglich ist.

Teilweise noch moebliert sind die Raeume. In der Restaurantkueche muesste nur mal gruendlich geputzt werden, dann koennte man gleich los kochen. Sogar Geschirr und Glaeser stehen noch im Regal. Im trueben und maximal kniehohen Poolwasser fuehlen sich zahlreiche Libellen pudelwohl, Rinder fungieren ganz offensichtlich hier als Rasenmaeher, sind heute gluecklicherweise auf einer anderen Weide; die Hoerner sind doch beeindruckend lang und spitz.

Wir wandern zwischen den schoenen, zum Grossteil aus massivem Stein errichteten Gebaeuden herum. Reste einer Rumdistillerie sind in die ganze Anlage integriert und verleihen ihr ein ganz besonderes Ambiente. Plaene schmiedendsitzen wir auf den schattigen Stufen des Poolpavillons. Was man hier alles draus machen koennte; vielleicht eine Alters-WG? Konzepte und Ideen, wer wuerde sich ebenfalls dafuer begeistern und beteiligen, wer wuerde was machen, wie waere die Finanzierung moeglich, warum steht das Hotel ueberhaupt leer? Im Geiste bieten wir bereits hausgemachten Kuchen zum Kaffee an, ueben Yoga am Pool, spielen Tennis oder reiten auf WG-eigenen Pferden durch die Botanik, veranstalten gemeinsame Strand- und Wanderausfluege, gehen Tanzen und spielen Boccia oder Volleyball.

Geisterhaft-gruselig wirkt es schon etwas, als wir in der Rezeption Faxgeraet, Telefonapparat, Drucker und PC entdecken. “Bestimmt ist das nur wegen Wochenende, naechste Woche geht der Betrieb hier voll weiter”

St Kitts - mit der Faehre von Nevis auf die Nachbarinsel

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Genug gesehen von Nevis, uns zieht es nach St. Kitts. Mit der Faehre, waehrend Frau naja brav an der Nevis’schen Mooring haengen bleibt. Puenktlich zum Ausflugstag haengen Regenwolken ueber dem Inselberg. Der uebrigens den schlichten Namen “Nevis Peak” traegt.

Optimistisch wie wir nun mal sind deuteln wir eine Luecke im Wolkengewimmel als Wetterbesserung, packen die Regenjacken ein und duesen los. Ticket fuer die Faehre kaufen, 25 ECD pro Kopf. Am Schalter nebenan sitzt eine zweite Dame und rueckt gegen 1ECD pro Faehrticket ein weiteres Ticket raus. “Portfees” — fuer was auch immer. Wahrscheinlich fuer die Betonabnutzung auf dem Weg zur Faehre oder was auch immer unter dieser Hafennutzungsgebuehr zu verstehen ist.

Mit nur 10 Minuten Verspaetung duest die Faehre St. Kitts entgegen. Leider sind die Fenster derart blind, dass man optisch nichts von der Fahrt hat. Die Kreuzfahrtschiffe am Terminal von St. Kitts sind aber trotzdem nicht zu uebersehen. Vor der Marina ankern vier tapfere Yachten und werden tatsaechlich ganz schoen hin und her geschaukelt. Stimmt also, was man sich unter Seglern von diesem Ankerplatz so erzaehlt. Ausnahmen bestaetigen wohl auch hier die Regel.

Basse Terre, die Hauptstadt von St. Kitts, praesentiert sich uns quierlig und regenfeucht. Etwas unschluessig sondieren wir die Lage. Vielleicht erstmal in den Supermarkt, Fruehstueck holen? Nee, lieber gleich mit dem Bus Richtung Fort. Unser erstes Ziel lautet “Brimstone Hill Fortress”. Die beeindruckende Anlage haben wir schon bei der Fahrt von St. Barth nach Nevis vom Wasser aus bestaunt. Der Bus spuckt uns am entsprechenden Abzweig ab und im Nieselregen tappern wir den Fahrweg hinauf. Puuuh, man sieht es nicht so wirklich, spuert die Steigung aber in den Beinen und den Atemwegen. Ich zumindest. Der Kaeptn strotzt natuerlich nur so vor Energie und Ausdauer. Ein Schild mit der Aufschrift “Lime Kiln” zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ein gigantischer Schornstein aus rauen Steinen mit Treppenaufgang, Stuetzboegen und Feuerstellen rundrum — leider keine weiteren Hinweise, welchem Zweck die Anlage diente. Die Erlaeuterung bekommen wir spaeter auf der Festungsanlage: hier wurden Steine “gekocht”, zur Herstellung einer Art Moertel. Eine aehnliche, wenn auch deutlich kleinere, Anlage sehen wir spaeter noch auf dem Gelaende der Wingfield Manor Distillerie.

“Wirst sehen, jetzt ist es angenehm bewoelkt und regnet. Und wenn wir dann oben sind, scheint die Sonne und wir haben blauen Himmel”. Die Bordfrau sprichts und schmeisst die dampfende Regenjacke vom Koerper. Skurrile Baeume begleiten unseren Weg, ein hoher Schornstein im Wiesental weist auf eine alte, verfallene Zuckerrohrplantage hin. Das Lied vom Schornsteinfeger geht mir durch den Kopf. Und in einer scharfen Rechtskurve steht ein kleines Holzhaeuschen neben einer Schranke. Zwei Katzen davor und ein aelterer Herr in wichtiger Uniform darin. Durchs kleine Fenster winkt er uns heftig die Strasse weiter hinauf. Nur weiter, wir sind schon richtig. Hinter uns ertoent ordnungsgemaess und wie von kleinen Holztafeln vor Kurven gefordert, eine Hupe. Ein rotes! Polizeiauto faehrt an uns vorrueber, hupt uns auch nochmal froehlich und aufmunternd zu. Dann stehen wir vorm Kassenhaeuschen und loesen unsere Tickets. Gleich zwei Damen warten hier in ihren Holzhaeuschen auf die Besucherstroeme die auch prompt einsetzen. Busladungsweise werden die Kreuzfahrer und sonstige Touristen angekarrt, durch das wirklich enge Steintor gefahren und oben auf dem Parkplatz vorm Besucherzentrum ausgespuckt. Ein Video erzaehlt sehr anschaulich die Geschichte und Renovierung des Forts. Schon erstaunlich, dass erst Vandalismus und die Natur diese eindrucksvolle Anlage fast zerstoert haetten. Vieles musste rekonstruiert werden und manches ist nur noch als wirkliche Ruinen uebrig geblieben. Gute drei Stunden wandern wir durch Brimstone Hill Fortress und koennen dank meiner trefflichen Wetterprognose auch noch einen faszinierenden Ausblick auf St. Kitts und die Nachbarinseln Statia und Nevis geniessen.

Bergab geht es sich leichter. Der Wachmann hat sein Haeuschen verlassen, fragt uns, ob uns das Fort gefallen hat. Laechelt stolz, als wir das bejahen. Begleitet wird unser Abstieg vom unermuedlichen und extrem ausdauernden Hupkonzert der ebenfalls abfahrenden Touristentaxis. An der Hauptstrasse angekommen geht es mit dem fast zeitgleich eintreffenden Maxitaxi-Bus zum naechsten Ziel, Romney Manor und Wingfield Estate. Auch hier ist ein kurzer Fussmarsch notwendig. Wir koennten natuerlich auch in eines der zahlreichen und mit Touristen gut bestueckten Taxis einsteigen. Oder auf einer Art motorisiertem Planwagen Platz nehmen. Beide Varianten bringen die Touristen den Berg hinauf zur alten Zuckerrohrplantage und Rumdestillerie. Unterwegs haelt man an einer Art Voliere an. Die beherbergt die kleinen Affen, die kreischend den Touristen praesentiert werden. Gegenueber sitzt ein ganz kleines Affentier bei zwei Maennern auf einem kleinen Betonklotz. Ob die Affen hier als eine Art Haustier gehalten werden? Vorbei an aermlich wirkenden Haeusern, meist aus Holz, naehern wir uns der Destillerie. Der hohe Schornstein weist auch hier den Weg. UEber ein trockenes, tiefes und felsiges Flussbett fuehren alte Schienen. Alles ist informativ beschildert und natuerlich hat auch hier die EU ihr finanzielles Scherflein dazu beigetragen. Weltkulturerbe. Schade, dass das Wasserrad am AEquaduct nicht mehr vorhanden ist. Von hier aus startet dann ein Unimog mit Kletterfreudigen. Die werden ausgeruestet mit Klettergurten und Sicherheitsequipment. Nix fuer uns. Wir stiefeln durch die Reste der Wasserradbetriebenen Rumerzeugungsstaette. Kennen wir zwar schon vom Prinzip her, ist aber trotzdem interessant. “Wo ist jetzt Wingfield Manor? Da den Weg hoch??” Nein, ich stehe schon mittendrauf, nur noch ein paar Mauern sind davon uebrig geblieben. Zwischen den steinernen Gebaeuderesten tummelt sich die unvermeidliche Ziegenherde.

Regenwald umgibt uns auf dem kurzen Weg zum Romney Manor. Geschaeftstuechtig hat der aktuelle Besitzer hier die Batikwerkstatt “Caribelle Batik” mit angeschlossenem Verkaufsladen und Regenwaldbar integriert. Das Batikverfahren wird hier anschaulich erlaeutert, der Hauptfokus liegt allerdings auf dem Verkauf der vielfaeltigen Stoffe, Kleider, Blusen, Roecke etc. Ein Geruch von heissem Wachs wabert durch die gut besuchen Verkaufsraeume. Draussen flattern bunte Tuecher auf einer Leine und praesentiert sich ein wunderschoener Garten, umgeben von hohen Baeumen. Einer faellt besonders in Auge: 400 Jahre ist der “giant Saman Tree”; sogar ein Gedicht huldigt seiner eindrucksvollen und inspirierenden Erscheinung.

Das System der Maxi Taxis auf den Inseln ist genial: kaum sind wir unten im Ort angekommen, haelt schon eines neben uns an und wir fahren wieder Richtung Basse Terre. Bis zur Abfahrt der vorletzten Faehre um 16 Uhr haben wir noch etwas Zeit, den Ort zu erkunden. Aber so recht will keine Erkundungsstimmung mehr aufkommen. Zu viele Eindruecke fuer einen Tag, zu quierlig und unruhig die Stadt. Der Baecker (obligatorisches Ziel bei unseren Stadtrundgaengen) entpuppt sich als “American Bakery”. Na, ob das ein Qualitaetspraedikat ist? Nach den bisherigen Erfahrungen haben wir so unsere Zweifel. Regen setzt wieder ein, wir verbringen die restliche Wartezeit unter dem schuetzenden Dach an der Faehre, beobachten die anderen Fahrgaeste oder Besucher der kleinen Imbissbuden ringsum. Im Regen geht es dann mit der Faehre nach Nevis hinueber. Einige der Fahrgaeste doesen in ihren schwankenden Sitzen. Zwei Schulmaedels neben mir beschaeftigen sich mit Handy, Laptop oder geraeuchertem Fisch aus der Alufolie. Boah, was ein Geruch! Hingebungsvoll beugt die Kleine ihren Schleifenbewehrten Schopf ueber die Folie und rupft kleine, fettige Stueckchen von den Graeten. Wird die bald mal fertig? In meinem ansonsten weitgehend leeren Magen ueberlegt sich die vor der Abfahrt gegessene Rosinenschnecke gerade ihren weiteren Werdegang; bleibt aber gluecklicherweise kooperativ zurueckhaltend. Meine Nachbarin bearbeitet hingebungsvoll den zugeklappten Deckel des Laptops, Marke Dell, oder beaeugt kritisch ihre glitzernden goldglaenzenden Puppenschuhe. Die UEberfahrt ist deutlich ruppiger und wirkt etwas holperig. Wir kommen trotzdem nach knapp 45 Minuten unbeschadet auf Nevis an. Das Dinghi hat es relativ weit unter die Landebruecke geschoben. Schnell noch 50 Liter Wasser in die Kanister fuellen, dann geht es endgueltig nach Hause. Wir sind geschafft und fallen entsprechend frueh in die Koje.

St.Kitts und Nevis, aehnlich und verschieden. Fuer uns werden es aber immer die Inseln der Ziegen bleiben. So viele freilaufend und grosse Ziegenherden haben wir noch auf keiner anderen Insel gesehen.

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