Rumpelnd, aechzend und knirschend setzt sich der Zug nach Joao Pessoa in Bewegung. Nimmt Fahrt auf und rattert durch Vororte und dschungelaehnliches Gruen. Ein Karussell mit bunten Holzpferden flitzt vorbei. Dahinter steht ein, ja wie nennt man das jetzt? Von der Form her ist es ein Riesenrad, aber ein kleines halt, geradezu winzig wirkt es, unwesentlich hoeher wie das Karussell …. Ein Mini-Riesenrad, Widerspruch in sich? In letzter Minute sind noch vier franzoesische Segler in unseren Waggon gesprungen. Mit den Hollaendern waeren wir also als „alle Neune“ unterwegs. Unterwegs zu unserem zweiten Sabadinho in Joao Pessoa.

Mandacaru – ah, davon hat Paul erzaehlt, hier finden in einer Bar die Montags-Musiksessions statt. Vielleicht erleben wir das ja auch noch. Joao Pessoa, die Damen (Giselle und ich) nutzen schnell noch einmal die Gelegenheit einer relativ sauberen Toilette. Dann trennen sich unsere Wege. Wir benoetigen noch Bares. Paul hat uns den Weg zur Banco do Brasil beschrieben. Die ist auch schnell gefunden aber leider ohne zugaenglichen ATM! Schwere Gitter sichern die Glastueren, kein Automat weit und breit zu sehen. Die benachbarte Caixa ist im Umbau. Also zurueck auf Start. Wir sind an der Santander Bank vorbei gekommen, haben sie „links“ liegen lassen. Santander = keine Geldauszahlung mit unseren Kreditkarten. Die Hoffnung stirbt zuletzt, also versuchen wir es einfach noch einmal. Und haben tatsaechlich dieses Mal Erfolg!! Finanziell jetzt wieder gut aufgestellt geht es weiter. Noch einmal am Shopping Center vorbei, an kleinen Laeden, dem ominoesen Haus mit der blauen Haustuere (ein Schild weist es als ‚Loja Macônica‘ aus. Es handelt sich also laut Wikipedia um die Freimaurerloge Weisse Tage, die 1918 gegruendet wurde.

Markt, Stadtrundgang oder gleich zum Praca da Branca, dem Sabadinho-Platz? Wir entscheiden uns fuer letzteres. Sind wir doch aufgrund der morgendlichen Lackierarbeiten erst verspaetet los gekommen. Zwei Fleischspiesse und 6 Bierdosen-Einkaeufe spaeter sind wir wieder froehlich vereint: Mit Litho, Viktor, den Seglern aus der Marina und einigen anderen, uns namentlich nicht bekannten Brasilianern. Man kennt uns schon, wir werden wie alte Freund begruesst und bekommen auch gleich zu hoeren, dass wir ja was verpasst haben. Die erste Band sei soooo gut gewesen, gigantisch, mit Saxophon und Trompete und ueberhaupt. Mehr Jazzmaessig, richtig gut. Litho verspricht uns eine CD, er nimmt ja immer alles auf. Auf der Buehne wechselt die Band, davor das gewohnte und doch wieder andere Bild der Tanzpaare oder SolotaenzerInnen. Auch hier sieht man viele jetzt schon bekannte Gesichter. Die AElteren schmeissen die Gehhilfen hinter die Stuehle und lassen sich von Juengeren ueber die Tanzflaeche schieben, lebende Geh- bzw. Tanzhilfen quasi.

Ein kleiner, kraeftiger und dauerhaft laechelnder Mann guckt sich Doris als Tanzpartnerin aus. Sie hat aber auch einen guten Hueftschwung und faellt sofort auf. Verzueckt schiebt der Herr sie ueber die Tanzflaeche, gut einen Kopf kleiner wie sie, versinkt er dabei so in Brusthoehe. Gut, das er mich nicht auserwaehlt hat, der waer glatt erstickt ;-). Wir amuesieren uns natuerlich praechtig ueber das ungleiche Paar, das taenzerisch aber durchaus harmoniert.

Viktor schockt uns, hat er doch seinen prachtvollen Bart abrasiert und zwar todo completto!! Unfassbar! Zum Glueck hat er noch die Schiebermuetze auf dem Kopf, sonst haetten wir ihn vielleicht gar nicht mehr erkannt ;-). Unser kleine, illustre Gesellschaft wird heute durch einen echten Sambalehrer vervollstaendigt. Der gibt sich alle Muehe, Daniela von der Yelo, die richtigen Schritte beizubringen, schaut ihr dabei allerdings wohl zu schmachtend in die blauen Augen und zu tief in die Bierdose. So wird das nix mit dem Tanzunterricht. Die anderen lachen sich schlapp und erklaeren Daniela erst einmal, das brasilianische Maenner von blauen Augen bei dann auch noch blonden Frauen total hin und weg seien. Der Sambalehrer wird jedenfalls sanft nach Hause geschickt, die Trennung faellt ihm sichtlich schwer.

Nach dem offiziellen Musikteil startet nach einer kurzen Verschnaufpause, die alle zum Besuch der Cachacaria nutzen, mit dem Disco und jamsession-Teil. In der Strasse oberhalb des Platzes draengen sich die vorwiegend Jugendlichen der Stadt. Alle 10 Meter parkt ein Auto mit geoeffnetem Kofferraum. Dieser ist komplett mit Musikboxen zugebaut und die droehnen ihre Umgebung nach besten Kraeften zu. Eine Kakophonie der Geraeusche. Und damit auch die Nase nicht zu kurz kommt, mischt sich der Grillkohlenrauch mit diversen blumigen Dueften aus den Parfuemflaschen der Damen, Herren und Gays. Letzere sind hier naemlich reichlich vertreten und zu bewundern. Musik und Gewimmel ist nicht so unser Stil, aber gesehen haben muss man es einmal. Schnell fluechten wir uns aber wieder auf den Platz, hier fuehlen wir uns definitiv wohler! Bewundernd schauen die brasilianischen Herren auf Doris und ihren fast perfekten Tanzstil. Die Damen dagegen schuetteln entruestet die Koepfe: Geht ja gar nicht, alles falsch!! Was wollen die??? Stehen selbst mehr oder weniger bewegungslos rum und meckern an den Gringas rum?? Es gibt aber auch noch einige andere, die einfach nur wohlwollend mit uns tanzen und die notwendigen Korrekturen laechelnd weitergeben.

Wir lernen die Crew einer amerikanischen Yacht kennen. Zwei sehr junge Suedafrikaner, welche die schoene Amel Super Maramu fuer den amerikanischen Eigner nach Brasilien ueberfuehrt haben. Die Jungs sind gut drauf und einer erklaert uns, dass er irgendwann auch mit seinem eigenen Schiff um die Welt segeln will. Wir sind uns ganz sicher, dass er das schafft. Wer weiss, wo man sich irgendwann wieder trifft. Jetzt aber uebt er erst einmal mit einem Brasilianer Sambaschritte und erweist sich als aeusserst lernfaehig. Heute ist irgendwie Unterrichts-Samstag hier auf dem Sabadinho. So viele LehrmeisterInnen hatten wir letztes Mal noch nicht! Gehoert vielleicht zum hiesigen Integrationsprogramm, frei nach Lithos Motto: „I don’t speak english or german, I speak Beer“! Hier dann abgewandelt in „I speak Samba“!!

So nach und nach dezimiert sich unsere Truppe, die Franzosen schwaecheln zuerst, sind muede. Dicht gefolgt von den Hollaendern, die schon mal zum Bus traben. Wir – die schweizerisch-deutsche Fraktion – wollen eigentlich mit dem Taxi zurueck. Das ist uns dann aber zu teuer und so wandern wir nach kurzen Diskussionen ueber die Richtung ebenfalls zur Bushaltestelle. Kaum erreicht, sichten wir auch schon eine der Linien, die in Frage kommen. Hand Hoch, Bus haelt und aus den ersten Fenstern bruellt es uns lautstark mit eindeutig niederlaendischem Akzent entgegen: Taxi, Taxi! Grosses Gelaechter, weil das Taxi jetzt doch zum Bus mutiert ist, dann sitzen bzw. stehen wir aber doch alle ziemlich ruhig und muede da. Im Busbahnhof grosse Fragezeichen: Faehrt jetzt ueberhaupt noch ein Bus nach Jacaré oder haetten wir vielleicht doch den Cabedelo-Bus nehmen muessen?? Andi bleibt voellig ruhig, da kommt auf jeden Fall noch einer. Ob ich vielleicht nochmal auf Toilette gehen sollte? Normalerweise beschleunigen derartige Aktionen die Ankunft eines Vehrsmittels enorm. Ich verzichte und gefuehlte Stunden spaeter taucht dann wirklich noch der ersehnte Bus auf! Gut gefuellt rumpelt er die schon bekannte Strecke entlang und voellig steifbeinig fallen wir in Jacaré die Stufen hinunter auf die Strasse.

Unser Fahrradladen hat schon geschlossen, holen wir die Raeder doch morgen aus der Reparatur ab. Dafuer gibt es noch Broetchen und schraeg gegenueber ist ein Gottesdienst in vollem Gange. Vor vielen Haeusern sitzen Menschen, Musik droehnt von ueberallher, das abendliche Leben von Jacaré ist immer wieder faszinierend. Durch geoeffnete Tueren kann man einen kleinen Einblick in die Wohnsituation der Menschen hier nehmen und egal wie klein die Huette auch sein mag, ein Fernsehbildschirm ist ueberall zu sehen. Aber davon zeugen ja oft genug auch die teils futuristisch anmutenden Satellitenschuesseln auf den Hausdaechern.

Zuhause, wir sind alle irgendwie platt. Und Doris schwoert, dass sie sich morgen ganz sicher nicht mehr bewegen kann.

Naja erwartet uns ganz souveraen und ruhig an der Mooring liegend. Ankerlicht an und dann sind wir auch schon in der Koje verschwunden. Sabadinho‘s sind anstrengend.

Fahrradwerkstatt in Jacaré - hier werden unsere Bordraeder endlich mal ueberarbeitet und hoffentlich wieder fahrtauglich gemacht!

Fahrradwerkstatt in Jacaré - hier werden unsere Bordraeder endlich mal ueberarbeitet und hoffentlich wieder fahrtauglich gemacht!

Academia Parabiana de Poesia

APP etwas anders interpretiert: Academia Parabiana de Poesia

Jung und Alt mischt sich wunderbar unbeschwerit auf dem Sabadinho

Jung und Alt mischt sich wunderbar unbeschwerit auf dem Sabadinho

Auch Esel freuen sich ueber ein erfrischendes Bad

Auch Esel freuen sich ueber ein erfrischendes Bad

Ausdauer wird hier gross geschrieben und Doris haelt tapfer mit

Ausdauer wird hier gross geschrieben und Doris haelt tapfer mit

Dekorative Plakate in einer kleinen Strasse in Joao Pessoa

Dekorative Plakate in einer kleinen Strasse in Joao Pessoa

Zwei BVB-Fans auf dem Bahnhof von Jacaré. Dieser hier ist stilecht gekleidet, waehrend der Skipper heute komplett incognito geht

Unverhofftes Treffen: Zwei BVB-Fans auf dem Bahnhof von Jacaré. Dieser hier ist stilecht gekleidet, waehrend der Skipper heute komplett incognito geht