Werner steht vorm Buero des Hafenmeisters. Kein Hafenmeister weit und breit. Um 8 Uhr tritt der Security-Mann seinen Dienst an und fertigt den Skipper dankenswerterweise ab. Mit Euro 5 und paar Gequetsche zahlen wir merkwuerdigerweise weniger wie Heiner fuer seine kleinere Doertita…… wir sagen nix, die Quadratmeterzahl ist jedenfalls korrrekt berechnet.
Der Skipper der polnischen Yacht hinter uns meint, dass man doch fuer sowas wie hier gar nichts bezahlen muesse: keine Duschen, Toiletten die von allen Hafenbesuchern genutzt werden und entsprechend aussehen, ein Provisoriumsteg ohne Strom & Wasser (aber zumindest hat unserer Landzugang!).
However, wir haben bezahlt, fruehstuecken und starten. Im Hafen ist no wind, draussen hat es dann doch wenigstens so zwischen 8 und 12 Knoten, je nach Topographie.
Mit Gross und Genua passieren wir recht bald die Punta de Jandia samt Leuchtturm. Das sieht hier richtig schoen aus, an der flossenfoermigen Suedwestspitze Fuerteventuras. Naja, Gruenliebhaber werden da so ihre Zweifel haben — karg ist es hier ebenfalls.
Fein laeuft unser Schiffchen auf dem Halbwindkurs. Die Faehre von Fuerteventura nach Gran Canaria passiert uns und der Wind verlaesst uns. Eine Weile duempeln wir noch hoffnungsvoll mit knapp 3,5 Knoten dahin bis wir dann doch den Dieselwind zu Hilfe rufen. Eine knappe Stunde motor-segeln wir so froehlich dahin, testen optimistisch unseren Autopiloten. Doch der ist beleidigt und versagt weiterhin den Dienst. Obwohl, so kann man das auch nicht sagen: er arbeitet schon, allerdings hat er wohl ueber den Durst getrunken. Ausschlaege von bis zu 30 Grad nach beiden Seiten bescheren uns Schlangenlinienfahren und fast werde ich seekrank.
Also kommt Autopilot(in) “Lissi” weiterhin zum Einsatz. Bei solchen Wetterbedingungen und Distanzen macht mir das von Hand steuern auch irgendwie gar nix aus.
Die Gedanken koennen wandern, im Geiste forme ich Saetze fuer meine Berichte (die dann meistens beim eintippen doch wieder perdu sind), sinniere ueber alles moegliche. Stelle fest, das Rudergehen eine Form von “was-tun und doch nichts-tun” ist. Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Irgendwie passt das noch am besten dazu. Man kann meditieren, sinnieren, man haelt das Ruder, korrigiert etwas den Kurs, beobachtet Wind und Welle und ist doch irgendwie entspannt. Die Segel sind optimal zum Kurs getrimmt, das Schiff laeuft sauber, benoetigt nur wenig Korrektur, die Wellen laufen gleichfoermig unter uns durch. Alles ist irgendwie im Fluss.
In unserem Kielwasser wird Fuerteventura kleiner. “Ich kann Gran Canaria schon sehen” … sicher ist er sich aber nicht, der Werner. Und da ein dickes Wolkenband vor uns am Himmel haengt, wird die Landsichtung erst einmal ins Reich der Fantasie verbannt. Wenige Meilen weiter lichten sich die Wolken und da ist ganz eindeutig die Landmasse von Gran Canaria erkennbar!!
DAS seh sogar ich “Blindfisch”
Wir queren das Verkehrstrennungsgebiet. Auf dem AIS sind Signale erkennbar, in Natura sehen wir nix! Doch, da kommt die Faehre von Fuerte von achtern auf! Ganz dicht passiert sie uns. Irgendwann tauchen dann auch klitzeklein die zu den AIS-Signalen gehoerenden Frachtschiffe auf.
Wir naehern uns der Insel, koennen die Angerlieger davor klar erkennen. Ein anderes Segelboot taucht aus dem Nichts auf, laeuft vor uns quer, kreuzt und laeuft mit uns Richtung Hafen.
Unser Schiff akzeptiert auch endlich die neue Segelstellung und die Tatsache, dass wir jetzt einen Am-Wind-Kurs laufen muessen und nimmt Fahrt auf. Nach so vielen Raumschots und Halbwind-Kursen hatte unsere Lady wohl vergessen, dass es auch Am-Wind-Kurse gibt. Oder steuer eich einfach nicht richtig? Irgendwann finden Ross & Reiter bzw. Steuerfrau und Boot wieder zueinander, Segeltrimm stimmt, Kurs stimmt, Schiff laeuft wieder deutlich ueber 5 Knoten — naj also, geht doch!!!
Und wenn da jetzt dieser Ankerlieger nicht im Wege waere, koennten wir doch dem anderen (aufkreuzenden) Segelboot glatt mal zeigen, was WIR fuer eine Hoehe laufen koennen. So aber wird das auch fuer uns zu steil und da wir eh schon auf Hoehe der Hafenmole sind, wird die Genua eingerollt und wir drehen in den Wind, um das Gross zu bergen. Genau in diesem spannenden Moment quaekt die Funke los!Upss, da werden ja wir gerufen!! “Das ist die Kassiopeia, Michl” Werner erfasst den Funkruf akustisch bedeutend schneller und spurtet ans Mikro, nimmt das Willkommen entgegen.
Kurze Zeit spaeter laufen wir in den Yachthafen ein. Ganz vornean liegt die Doertita. Heiner winkt von der Badeplattform aus herueber. Wir sollen entweder an den Anmeldesteg oder an die Tankstelle gehen. Einfach so festmachen (obwohl neben Doertita freie Plaetze sind) wird von der Hafenleitung (die jetzt nicht mehr anwesend ist) anderntags mit “Dudu-Finger” geahndet! Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden und quetschen uns auf den letzten freien Platz am Anmeldesteg.Aber nicht ohne vorher noch von einem Schlauchboot aus lautstark begruesst zu werden: Claudi & Michl sind mit ihrem Schorsch herbei geeilt und helfen uns beim Anlegen. Einfach unbeschreiblich, so empfangen zu werden!!!!
Kaum ist das Schiff fest, fallen wir uns in die Arme und schnaddeln munter drauflos. Soooo viel zu erzaehlen, Und so viel gemeinsam zu machen. Heiner meint leicht wehmuetig, er sei auf der Flucht, muss morgen schon weiter, Seine derzeitige rundreisefreudige Crew hat mit einem Tag Gran Canaria genug gesehen und draengt auf die Weiterfahrt. Auch wenn der Skipper ganz offensichtlich lieber mit Claudi, Michl und uns Tapas essen gehen wuerde. Wir vertroesten ihn auf Teneriffa, da bleibt uns hoffentlich genug Zeit fuer gemeinsame Unternehmungen.
Nach einem Anleger-Bier stuerzen sich alle wieder in ihre Wassertaxis und fahren nach Hause. Wir bleiben zurueck in einer windstillen Marina. Ganz ungewohnt ist es fuer uns, wieder vor der Kulisse einer grossen Stadt mit ihren Lichtern und Geraeuschen zu liegen. Auch der nahe Container-Hafen schlaeft nie. Sein Brummen klingt zu uns herueber. Und unter dem Schiff knispelt und knurpselt es — Fische? Krebse? Auf jeden Fall nachtaktives Getier!
Wir schlafen trotzdem (oder gerade deshalb) schnell ein.