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?Tuuuuut? - Hinter unserem Schiff hupt es. Broetchenservice??? Fehlanzeige! Ein Boot duempelt hinter unserem Heck, Aufschrift ?Medio Ambiente?….die Brille ist noch etwas beschlagen, die Aeuglein noch nicht so ganz fit. Ich lese erstmal nur Medi und Amb… und reime mir was von Ambulanz zusammen. Nee, das ist es dann auch nicht. Medio Ambiente ist wohl so eine Art Hueter der Naturschutzgebiete und weist uns hoeflich auf spanisch hin, dass hier nix mit ankern ist. Nur noch vor der Playa Francesa. Wir nicken brav ?Si, si?, ueberlegen kurz, ob Ankerauf vor oder nach dem Fruehstueck angesagt ist (die aengstliche Borddame setzt sich wieder einmal erfolgreich durch) und gehen ankerauf. Mit etwas Vorwaerts und einem etwas festeren Ruck bekommen wir den Anker auch aus seiner Felsspalte hoch und gemeinsam mit Doertita gehen wir Richtung des erlaubten Ankerplatzes. Heiner macht die Vorhut und kommt ratzfatz wieder zurueck. ?Ist ja lausig hier? so sein Kommentar und wir versuchen unser Glueck in der Marina. Maechtig Wind steht uns auf die Nase und auch etwas Strom. Doertita macht auch in der Marina wieder die Vorhut und kommt wieder ganz fix raus. ?Da stand so ein Vogel auf der Mole und hat uns gleich wieder rausgejagt, war ganz aufgeregt, wir stehen nicht auf der Liste und deshalb gibt es keinen Platz fuer uns?. Lange Gesichter. Also doch ankern. Die praktisch veranlagten Borddamen regen schon mal an, ob man denn nicht gleich ums Eck rum nach Lanzarote gehen solle…. die Fruehstueckshungrigen Maenner sind dagegen. Erster Ankerversuch scheitert klaeglich. Der zweite, schon ziemlich am Rand des Ankerfeldes, glueckt dann. Jetzt aber Fruehstueck! An Bord der Naja versammeln wir uns und schlemmen ausgiebig. Dann heisst es ?Landgang?. Inzwischen ist der Strand gut bevoelkert. Ein Glasbodenboot und ein grosser Ausflugskatamaran haben ihre Gaeste an Land gesetzt. Bunte Sonnenschirme peppen das karge Eiland maechtig auf. Wir entscheiden uns fuer ein Anlanden etwas rechts vom allgemeinen Strandleben. Das erweist sich spaeter als ein Fehler. Aber dazu spaeter mehr. Sand, Sand, Sand und Steine. Soweit das Auge reicht. Naja, nicht ganz: da ist auch noch einiges an Atlantikwasser und dann kommt auch schon die maechtige Steilkueste Lanzarotes. Hier an Land ist es gleich viel waermer, der Wind ist nur noch ein angenehmes laues Lueftchen. Wir ziehen die Dinghis extra hoch an Land damit sie auch bei Flut ja nicht wegschwimmen. Tapfer nehmen wir die Sandpiste unter die Fuss- und Sandalensohlen. Das ist meine Insel! Barfusslaufen, keine Asphaltpiste brennt unter den Fuessen. Nur Sand! Aber immerhin gibt es Markierungen fuer diese ?Strasse?: Holzpfosten mit orangenen Reflektoren lugen aus dem Sand. Lavagestein zieht sich zwischen Strand und Meer. Kurz vor dem kleinen Ort liegt ein Campingplatz in kargem, niedrigen Gebuesch. Zwischen den flachen, Pueblo-aehnlichen, weissen Haeusern stehen Jeeps auf den Sandbedeckten Wegen und Strassen. Beim Anblick der ?Vorgaerten? faellt uns nur ein: Ueber Rasenmaehen muss man sich hier definitiv keine Gedanken machen! Der Hafen ist nicht voll und Heiner hadert immer noch damit, heute frueh so schnoede abgewiesen worden zu sein. Wir schlendern an den Bars entlang, entdecken mehrere kleine Supermercados, eine Panaderia, eine Ferreteria und spaeter noch die Kirche, eine Bank (die fuer die Geldangelegenheiten), die Post und eine Disco. Um uns herum hoeren wir nur spanisch. Der internationale Tourismus hier auf der Insel haelt sich ganz eindeutig stark in Grenzen. Wir goennen uns ein, zwei leckere Alster in eisgekuehlten Glaesern und erzaehlen und erzaehlen. Ausgerechnet hier auf La Graciosa entdecken Silke & Kurt (Heiners derzeitige Mitsegler) und Werner, dass sie alle eine gemeinsame Sauerlaender Vergangenheit und Erinnerungen haben. Da werden Namen, Orte und Erlebnisse wach und ausgetauscht und Heiner und ich sitzen als ?Outsider? ganz still dabei und hoeren zu. Beschwingt stuermen wir noch einen Supermarkt und die Panaderia (die ein erstaunlich vielfaeltiges Angebot an leckeren Suesswaren praesentiert) und werfen noch einen Blick in die kleine, schlichte Kirche. Ein Plakat haengt darin, abgebildet sind Afrikanische Menschen mit dem Texthinweis, dass auch diese Mensche alle Kinder Gottes sind. Die Naehe zu Afrika und die Probleme der Menschen dort ruecken auf einmal ganz dicht heran und wir werden sehr nachdenklich. Damit werden wir in der naechsten Zeit wohl noch des oefteren konfrontiert, hier so nah an Afrikas Kueste. Vor der Kirche sitzt ein angehender Priester mit dem Laptop auf den Knien und singt leise Kirchenlieder mit. Werner fragt, ob er hier denn Wifi habe. Si, si und schon wird das Passwort ins Handy getippt. Das ist gut, koennen wir doch jetzt endlich noch eine Liegeplatzanfrage in Arrecife stellen. Spaet, aber hoffentlich nicht zu spaet. Wir werden sehen. Zur Not muessen wir halt erst in eine etwas teurere Marina. Ankerplaetze gibt es wohl auch, aber sehr fragwuerdige, mit unsicheren Moorings. Heiner wuerde seine Doertita dort jedenfalls nicht fuer eine Inselerkundung unbeaufsichtigt liegen lassen. Weit ist der Weg nach Tipperary (oder wie das heisst) ? Heiner singt vor sich hin und ist kurz davor, einen der vorbeibrausenden Gelaendewagen anzuhalten und als Taxi zu nutzen. ?Bestimmt haette uns da einer von fuer 20 Euro zur Ankerbucht gefahren?. Wir troesten ihn mit dem schoenen Ausblick und der Tatsache, dass wir doch die letzte Zeit wirklich genug gefaulenzt haben. Schon von weitem sehe ich unsere Schiffe ? noch an Ort & Stelle. Welche Erleichterung! Immer wieder schoen, sein Schiff dort vorzufinden, wo man es verlassen hat. Die Dinghis liegen auch noch an Ort & Stelle….. nur das Wasser, das ist ?.WEG! Und zwar ganz schoen weit weg. Und zwischen Strand, Dinghis und dem Wasser liegt ganz viel Gestein. Eine kleine Einbuchtung fuehrt noch etwas Wasser. Da nutzen auch die Rollen an unserem Dinghi-Klotz nix, wir muessen entweder auf die Flut warten (was mehrere Stunden dauern kann) oder die Wassertaxis zum Wasser tragen. Bei unserem schweren Festboden-Schlauchboot keine so ganz leichte Uebung. Wir separieren schonmal den Aussenbordertank, da hebt es sich doch gleich leichter. Und mit vereinten Kraeften schaffen wir unseren Tender ins flache Wasser. Tank hinterher und dann kommt auch schon der Doertita-Tender anspaziert waehrend ich unser Boetchen festhalte. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt und wer sein Schlauchboot liebt, der traegt es hin und wieder mal. Beim rausfahren entdecken wir, dass der Strandabschnitt weiter links (der vorhin belebtere) die bessere Wahl gewesen waere: dort reicht das Wasser nach wie vor bis an den Sand. Haette, wenn und ueberhaupt. Wieder was gelernt: Wo schon ein Dinghi an Land liegt, sollte man sein eigenes ruhig dazulegen. Und Sonntags hat der Naturschutz auf La Graciosa frei ? zumindest sind wir gestern nicht vom Ankerplatz in der Naturschutzzone weggeschickt worden :-)