09.09.2013
Jetzt haben wir einen Leihwagen bis
Mittwoch und erfahren im heute wieder geoeffneten Marina-Office, dass
wir MORGEN den Hafen verlassen muessen!! Es liegen so viele
Reservierungen vor, dass fuer uns kein Platz mehr ist. Die
Hochseefischerwoche schlaegt voll zu!
Heiner hat also definitiv die richtige
Entscheidung getroffen und ist heute schon ausgelaufen, erstes Ziel
Morrojable.
Das ist fuer uns dann mit dem Leihwagen
auch unsere erste Anlaufstelle und nach einigem Rumsuchen finden wir
auch das Hafenmeisterbuero (im Faehrterminal war es denn doch nicht).
Versteckt hinter einer Kneipe quetscht sich der Chef des ganzen in
einen kleinen Raum neben den Toiletten. Aber auch er schuettelt nur
bedauernd den Kopf: Reservierung nur ueber Gran Canaria und er habe –
wegen der Fischerwoche in Gran Tarajal, oh Wunder! - schon ganz viele
vorliegen. Liegeplatz – nada, bedauerndes Kopfschuetteln. Wir geben
die Info postwendend an Heiner weiter. Der allerdings versucht
einfach sein Glueck, geht laengsseits an einen der im hintersten
Hafeneck liegenden Stege (ohne Strom & Wasser) und bleibt wohl
unbehelligt. Hafenmeister? Weit und breit nicht zu sehen –
vielleicht schon Feierabend. Vielleicht sollten wir das auch einfach
versuchen. Versuch macht kluch und weiter segeln koennen wir dann
immer noch. Loest allerdings unser „Problem“ mit dem Leihwagen
noch nicht. Vorzeitiges Zurueckgeben ist natuerlich moeglich, Geld
wird allerdings weder gutgeschrieben noch rueckerstattet, PP =
persoenliches Pech.
Was lernen wir daraus? Die Insel
Fuerteventura haetten wir locker an einem Tag anschauen koennen und
miete nie einen Leihwagen, ohne vorher mit dem Harbourmaster ueber
die Dauer Deiner Liegezeit verhandelt zu haben :-)
Und jetzt habe ich es auch noch geschafft, die Insel-Tour schriftlich aufzuarbeiten, hier also quasi der Nachtrag zu meinem voran gegangenen Text:
 

Leihwagen = Sightseeing.

Noch eben kurz die Doertita-Crew samt
Einkaeufen vom Supermarkt zum Hafen karren, verabschieden und dann
duesen wir auch schon los.

Erstes Ziel ist Morrojable im Sueden.
Werner hat heute frueh im Marina-Buero erfahren, dass wir MORGEN
schon wieder aus dem Hafen muessen. Alles todo completto weil ja am
Mittwoch die Semana de Pescadores oder so aehnlich beginnt, dadurch
jede Menge Liegeplatzreservierung vorliegen und jeder Stegplatz
benoetigt wird. Auch Ankern oder an der Faehrmole laengsseits gehen
wird kategorisch abgelehnt.

In Hoehe des Ortes Costa Calma haben
wir schmalste Stelle der Insel erreicht. Hier dehnen sich ebenfalls
Sandduenen links und rechts der Strasse. Dann beginnt das Gebirge mit
Hoehen von 680 und 800 (Jandia) Metern. Zum Faro de Jandia fuehrt nur
eine Schotterpiste, die sparen wir uns.

Der Hafen bietet nicht allzuviele
Liegemoeglichkeiten, ist aber recht weitlaeufig. Weitlaeufig entfernt
ist auch der eigentliche Ort. Ansonsten alles wie gehabt: Hotels,
Appartmenthaeuser, diverse Mercados, Nippes- und Klamottenlaeden. Was
Touri halt so benoetigt. Ach ja: Parfuemerien und Schmucklaeden sind
gaaanz wichtig fuer den gluecklichen Touristen!!

Zurueck geht es ueber Le Pared und
Pajara durch mehrere Naturschutzgebiete erst einmal nach Betancuria.
Aber vorher machen wir noch Bekanntschaft mit der tierischen Plage
der Insel – den Erdhoernchen. Nicht fuettern, nicht auf eine andere
Insel verschleppen. Als hier eingeschleppte Spezies sind sie zwar
possierlich anzusehen, aber offenbar nicht so wohl gelitten. Die
wenigen Greifvoegel scheinen sie jedenfalls nicht zu aengstigen. Ganz
offen und aufrecht stehen sie auf Steinen und Felsplatten rund um den
Mirdaor, wissen um den Schutz der anwesenden Menschen. Ein
Imbisswagen ist hier postiert. Keiner der Besucher hat einen Blick
fuer ihn, alle verschmaehen sein Angebot. Der Generator knattert
trotzdem froehlich-lautstark vor sich hin. An der Strasse kuendet
eine Art Tor vom Bezirk Betancuria. Frueher Hauptstadt der Insel,
heute wieder entdeckt vom – claro: Tourismus! Eine sehr schoen
restaurierte und nur gegen Eintrittsgeld zu besichtigende Kirche
steht hier. Auch einige nette Haeuser, ein Museum der Archäologie,
Ausgrabungsstaette, ein sauteures Restaurant und die unvermeidlichen
Andenkenlaeden. Die oeffentliche Toilette ist nur gegen Zahlung von 1
Euro zu betreten, auch sonst ist alles hoffnungslos ueberteuert und
ich hatte mir ehrlich gesagt mehr unter diesem Ort vorgestellt.

Also weiter. Die Strasse windet sich
die kahlen Berghaenge hinauf.

In schmalen Schluchten wachsen sogar
richtig gruene Buesche, hier scheint sich die Feuchtigkeit etwas
laenger zu halten. Ein Stausee, frueher als Bewaesserungsreservoir
genutzt, ist mittlerweile zugeschlammt und seiner urspruenglichen
Funktion verlustig. Rundherum ist es aber trotzdem Oasengleich gruen,
Palmen gedeihen.

Steinmauern ziehen sich quer ueber die
Haenge und durch die Einschnitte, sollen die Korrosion aufhalten. Gab
es hier mal Wald? Ein Text auf einer Tafel in Betancuria laesst
entsprechende Rueckschluesse zu.

Am Mirador de Morro Velosa stehen zwei
riesige, gut geformte halbnackte Maenner in der Landschaft – aus
Bronze (oder sowas in der Art). Kuehl und unnahbar deuten sie in die
Vulkanlandschaft und sollen wohl an die Ureinwohner erinnern. Einige
100 Meter tiefer zieht sich ein grandioses Farbspektrum von Rot- und
Brauntoenen bis zum Blau des Atlantiks hin. Sanft gewellt und
geschwungen, weiss getupft mit kleinen eckigen Haeuschen. Hier leben?
Unvorstellbar! Fuer uns zumindest. Oder wenn, dann hoechstens ein
paar Tage?! Ich stelle mir vor, wie sich das Leben hier wohl
anfuehlt, was den Tagesablauf so bestimmen koennte. Gartenarbeit
faellt ja schonmal weitgehend flach. Da bleibt nicht viel. Vielleicht
Geist & Seele eins werden lassen mit diesen Farben, alles fliegen
lassen ueber diese Berge bis zum Meer?

Vielleicht sind das die idealen Orte
fuer Meditation, innere Einkehr, zum zur Ruhe kommen. Nichts, was
ablenkt, nichts aufregendes, unruhiges.

Die Casa Museo Doctor Mena wird von uns
verschmaeht, auch andere Attraktionen bleiben achtlos und unbesucht
am Strassenrand zurueck. Wir sind satt, wollen nichts mehr anschauen.
Diese Insel hat sicher ihre Reize, manche sogar ganz offensichtlich.
Aber angesprochen, richtig beruehrt hat sie uns nicht. Auch nicht mit
den karibisch anmutenden, zum Teil erstaunlich einsamen, goldenen
Sandstraenden. Liegt wahrscheinlich daran, dass wir nicht so die
Strandgaenger sind.

Zurueck im Hafen erwartet uns unser
einsam am Stegende liegendes Schiff. Keine Doertita mehr da, die
Gesellschaft leistet. Die ist inzwischen in Morrojable angekommen und
hat – entgegen Hafenmeisters Info vom Vormittag – einen
Liegeplatz gefunden. Ohne Strom & Wasser und zum Ort sei es
elendig weit (so schreibt Heiner per SMS).

Mal sehen, ob wir morgen auch einen
Platz ergattern koennen :-))