Monats-Archiv Dezember, 2012

Hut, Muetze oder nix?

Mit einem Tag Verspaetung kommt nun der Regen! Wir wachen auf vom froehlichen Prasseln aufs Deck und von einem kraeftigen “Platsch” auf meine Nase (Elke). Schnell das Luk zu, Zewa in den Luefter gestopft und genussvoll wieder unter die Decke kriechen sind quasi eins.

Kurze Zeit spaeter turne ich dann - notduerftig bekleidet - an Deck herum, bewaffnet mit dem Schrubber und halte das Heck der Nachbaryacht von dem unsrigen fern. Das Schiff wird vom kleinen Marinero-Boot von seinem Liegeplatz weg Richtung Bootswerft gezerrt. Der Motor des kleinen Boetchens laeuft volle Pulle, quirlt auch kraeftig das Hafenwasser auf aber die gezogenene Yacht zeigt sich ziemlich unbeeindruckt. Mag aber am Suedwind liegen, dass sie uns bedenklich nahe kommt bei der Aktion. Suedwind! Wo es hier doch eiiiigentlich immer nur West- oder Ostwind gibt ;-)). Egal, hier wird jedenfalls nicht geschmust heute und das blaue Heck entfernt sich auch brav von dem unsrigen.

Wenn ich schon auf bin, kann ich ja auch schon mal nach “unserem” Berg schauen: ok. der gibt sich grad very british und huellt sich komplett in eine grauweisse-Regenwand. Auch gut. Gibts halt Fruehstueck.

Mit Oelwechsel (Werner), Sitzbaenke und Tischplatten ausmessen sowie Kuchen backen sowie Schraenke aufraeumen (Elke) vergeht der Tag fix. “Jetzt hab ich grad so einigermassen durchgeblickt, jetzt raeumst Du wieder um”. Ich troeste den Skipper und meine, ich haette doch das Chaos nur etwas umgeschichtet. Und schliesslich ueberblicken ja nur Genies das Chaos.

's Oelkaennche .... heute ist Oelwechsel angesagt   

Schokokuchen mit Lage - haette wohl den Herd nicht feststellen sollen!

Schokokuchen mit Lage - haette wohl den Herd nicht feststellen sollen!

Eine grosse Motoryacht quirlt das Wasser im Hafen kraeftig auf. Das Anlegemanoever scheint etwas schwieriger zu sein und wir werden eine ganze Zeit ordentlich durch geschaukelt. Wir bekommen einen kurzen Besuch von Helmut. Der liegt mit seinem Schiff im zweiten Hafenbecken, hat wohl schon einige Monate vor Anker liegend hier in La Linea verbracht und kennt sich gut aus, hier und auch sonst in Spanien. Frueher hatte er ein grosses Tradtiionsschiff mit dem er Charter betrieben hat. Frueher….dazu hat er jetzt keine Ambitionen mehr. Und es fehlt ihm auch aktuell die passende Frau. Das scheint doch erstaunlich oft ein Thema zu sein. Ich haette nie gedacht, dass so viele Segler Einhand und ohne Bordfrau unterwegs sind. Man(n) leidet zwar nicht darunter, aber so richtig wohl fuehlen sich damit offenbar auch nur Wenige.

Nach solchen Begegnungen und Geschichten guckt mich mein Skipper immer ganz verklaert und sanftmuetig an….. :-). Scheint wohl doch froh zu sein, dass ich dieses Leben angenommen habe und es nicht mehr missen moechte.

Jetzt gegen Abend ist ein Drittel des Kuchens verspeist, zwei Teller Linsensuppe von wahrscheinlich 100 weiteren sind verdrueckt. Die Sonne und schmale Streifen blauen Himmels zeigen sich fuer kurze Zeit und der Berg hat sich die dicke graue Wollmuetze hoch geschoben. Die thront jetzt nur noch ganz oben auf der Spitze und faellt bestimmt ueber Nacht noch ganz runter. Wenn Katja und Markus jetzt noch an Bord waeren, koennten wir wieder herrlich orakeln, wie “The Rock” sich morgen zeigt :-)

The Rock um die Mittagszeit - ganz frei und ohne Muetze

The Rock um die Mittagszeit - ganz frei und ohne Muetze

Flaute

Da hab ich mich wohl gestern etwas weit aus dem Fenster gelehnt, mit meiner Bemerkung ueber den Wind hier. Schon ueber Nacht hat er sich beleidigt zurueck gezogen um dann heute frueh mit voelliger Abwesenheit zu glaenzen. Kaum, dass sich unsere Nationale am Heck bewegt. Das Wasser ist spiegelglatt und kein Festmacher knarzt oder quietscht, weil sich Madam NA JA in die Leinen wirft (besser gesagt: werfen laesst).

Dafuer zieht sich der Himmel immer mehr zu, nur ab und an blinzelt die sonne noch durch. Laut Wetterbericht soll es heute regnen, danach sieht es aber derzeit noch nicht aus.

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass heute Feiertag ist: Dia de la Constitucion (Tag der spanischen Verfassung). Das erklaert natuerlich auch die unnatuerliche Ruhe in den Fruehstueck-Bars der Stadt. Da werden wir frischen Schmalzkringel zu Hause mit Puderzucker bestreut und verdrueckt anstatt wie sonst direkt in der Bar. Und Hupkonzerte gibt es zu diesem festlichen Anlass ebenfalls wieder reichlich.

Stille Wasser sind hier nicht allzu tief

Stille Wasser sind hier nicht allzu tief

 

Auch das englische Musikschiff froent heute der Feiertagsruhe - kein Laut dringt herueber

Auch das englische Musikschiff froent heute der Feiertagsruhe - kein Laut dringt herueber

Der Wind, der Wind - das himmlische Kind

hat hier einen praechtigen Spielplatz gefunden und kann sich so richtig austoben. Wie meinten Elke & Bert (SY Anjuli Nui) vor einigen Tagen und so treffend: “ist ne windige Ecke da”. Das koennen wir nur voll und ganz bestaetigen!

Auch wenn das Schiff relativ ruhig liegt, pfeift und rauscht es um uns herum. Der Wind heult sein schauriges Lied etwas weiter entfernt (gefuehlt) aber immer noch gut hoerbar. Die Fallen und Schoten der Riggs klappern und klingeln um uns herum. Musikalisch von Weihnachtsliedern umrahmt von einem neu angekommenen Einhand gesegelten schoenen Zweimaster. Der aeltere Herr, seines Zeichens Englaender ist wohl musikbegeistert und laesst uns alle daran teilhaben.

Sind heute eigentlich schon mal Flugzeuge gestartet und gelandet? Da sitzt man so auf seinem Schiff und bekommt das schon gar nicht mehr so richtig mit. Zu vertieft waren wir in die diversen Bootszeitschriften, die wir von einem anderen Segler bekommen hatten. Dazwischen Fotos bearbeiten, Emails etc. - Gammeltag. Einer von vielen :-). Gedanklich sind wir bei Freunden, in Oesterreich in erster Linie, aber auch in Deutschland. Denken an die Familie, gehen die Geburtstagsliste durch. ich bin auf die wahnwitzige Idee gekommen, dass ich ja vielleicht in meinem hohen Alter doch noch das Naehen erlernen koennte. Dafuer waere eine Naehmaschine ja nicht das schlechteste…..eine stabile, aeltere, die schon naehen kann und mir evtl. was beibringt :-) bzw. mir meine Fehler leicht verzeiht. Werner guckt mich gross an, als ich ihm die diversen Ebay-Angebote vorlese: “was willst DU denn mit einer Naehmaschine???” Thema also schon durch, bleibe ich halt weiter ‘nichtsnutzig’. Was ich gelernt habe, kann ich in diesem unserem Leben ja nicht mehr so wirklich nutzbringend anwenden…..:-( …. Rheinische Frohnatur, die ich bin, komme ich aber schnell darueber weg und freue mich einfach am blauen Himmel, der Sonne, der Tatsache, dass wir an Bord leben.

Und Zuhause liegt Schnee und kommt der Nikolaus….

Shoppingtour

Noch immer ist hier ein staendiges Kommen und Gehen. Nachdem gestern Nachmittag eine unter griechischer Flagge fahrende 56 Fuss Yacht unter tatkraeftiger Unterstuetzung von 2 Marineros auf dem Steg, 5 Besatzungsmitgliedern (plus Rudergaenger),

3 Leuten auf der benachbarten Yacht (in Lee liegend) und 2 weiteren Leutchen auf dem Steg (Leinen haltend bzw. am Bugspriet schiebend) bei etwas staerkerem Wind aus NW endlich ihren Liegeplatz mit Ziel Kanarische Inseln verlassen hatte, lagen heute frueh schon wieder 3 andere Schiffe an bis dato noch freien Plaetzen.

So haben wir immer Abwechslung beim Weg ueber den Steg.

Skeptisch habe ich heute frueh unsere Backbord- und Steuerbord-Wasserlinien beaugt: irgendwie liegen wir Steuerbords tiefer finde ich. Der Skipper meint aber, das liege am Wind. Der drueckt uns ja schliesslich in diese Richtung und hebt das Schiff dadurch auf der Backbord-Seite etwas mehr aus dem Wasser. Hmmmm, so ganz ueberzeugt bin ich nicht. Aber da es bei anderen Schiffen aehnlich aussieht, lasse ich mich von dieser Theorie ueberzeugen.

Nach unserem ausgedehnten Spaetstueck raffen wir uns auf und marschieren frohen Mutes in den Ort. Heutiges Ziel sind Lidl & Aldi, die wir Dank der detaillierten Wegbeschreibung von Elke & Bert (SY Anjuli Nui) auch tatsaechlich ohne grosse Umwege finden. Auf dem Weg dahin stolpern wir dann auch noch an einem China-Laden vorbei und – magisch angezogen von den grellen Weihnachtsbaeumen (ich, Elke) – auch hinein. Gut, dass wir ja noch auf der Suche nach einer Federwaage sind! Und gut, dass mir das gerade eben eingefallen ist, dass wir in genau diesem Laden eine solche Waage vielleicht finden koennten. Noch besser (fuer mich), dass wir auch tatsaechlich fuendig werden und auch noch die Wahl haben zwischen einer elektrischen, batteriebetriebenen, und einer einer manuellen. Wir entscheiden uns fuer die manuelle. Und der Skipper ist derart milde gestimmt (oder vielleicht auch zwischenzeitlich abgestumpft, abgehaertet oder was auch immer), dass er auf meine entsprechende Frage, welchen der poppigen Weihnachtsbaeume ich denn jetzt an Bord holen duerfe, nur ergeben antwortet: „Wenn, dann doch wohl den in Lila!“. Ich bin baff und muss mich erstmal von der Reaktion erholen. Also wird der Weihnachtsbaumkauf auf unbestimmte Zeit verschoben und weiter geht es Richtung Stierkampfarena. Eine kleine Tapa-Bar („da gibt es bestimmt so richtig leckere Tapas“- O-Ton Werner) ist gluecklicherweise noch geschlossen. Also schaffen wir es doch tatsaechlich noch bis zu den beiden gesuchten Supermaerkten. Beide liegen an der Strasse, die Richtung Autobahn fuehrt und diese ist gesaeumt von Laeden aller Art. Farben, Eisenwaren, Kleidung, Fruechte & Gemuese, eine Autowerkstatt, Vesparoller und solche der Marke Seat („nein Werner, das ist das Zeichen von Suzuki!“) – hier gibt es so ziemlich alles.

Schwer bepackt geht es zurueck Richtung Marina. Nicht ohne einen Abstecher durch die Innenstadt und einem Staerkungs-Kaffee im Cafe Modelo. Das erinnert mich ein klein wenig an das Cafe Maldaner in Wiesbaden. Auch wenn letzteres noch etwas nobler ausgestattet ist.

Jetzt zieht es den Skipper aber in die Hafen-Bar, zum Fernseher. In der Hoffnung, dass nach der Uebertragung des spanischen Fussballspieles auch noch was vom Spiel BVB gegen ??? gezeigt wird. Und ich mache es mir derweil an Bord gemuetlich, lausche der Moewengrossfamilie, die sich allabendlich auf Steg 11 nieder laesst und sich und damit auch uns auch nachts immer wieder mit ihren Rufen und Lauten „unterhaelt“.

Ach ja – der Berg ist schon die ganzen Tage ohne Muetze ;-)! Noch nicht mal andeutungsweise ist da was in Sicht!!

Ups, was ist denn jetze los?? Mein Skip kommt schon zurueck! Haben die doch heute glatt ihren Gesangsabend in der Bar und zu diesem Zweck extra den Fernsehapparat abgeschaltet! Da zieht Mann sich doch lieber wieder zurueck und leistet der Bordfrau Gesellschaft  - auch schoen! :-))

Ablegemanoever bei starkem Seitenwind und mit Unterstuetzung zahlreicher Helfer an Deck und auf dem Steg

Ablegemanoever bei starkem Seitenwind und mit Unterstuetzung zahlreicher Helfer an Deck und auf dem Steg

Von fehlendem Wind und sinkenden Schiffen

Rettungsaktion - 2-3 arbeiten aktiv und intensiv, der Rest schaut gebannt zu

Rettungsaktion - 2-3 arbeiten aktiv und intensiv, der Rest schaut gebannt zu

Irgendwas fehlt….irgendwas ist anders….der Himmel ueberm Luk ist genauso strahlend blau wie die Tage zuvor. Das kann es also nicht sein…..irgendwie quietscht nix, das Schiff liegt absolut still. Jetzt weiss ich was fehlt: Der Wind!! Und gleich fuehlt es sich waermer an. Besonders natuerlich wenn man draussen an Deck in der Sonne sitzt.

 

 

 

 

Wir sind immer noch und immer wieder mit Russbeseitigung beschaeftigt. Unsere Oellampe war total verrusst und bedurfte einer Komplettreinigung. Trotz intensiver Bemuehungen finden wir aber noch irgendwie einen schwarzen Kruemel der uns dann auch gleich schwarze Finger beschert oder sonstwo schwarze Streifen hinterlaesst. Schornsteinfeger waere definitiv kein Beruf fuer mich, das Zeug ist ja noch schlimmer als Sika!!

Schraeg gegenueber liegt seit gestern eine 56Fuss Yacht unter griechischer Flagge. Sage und schreibe 5 Meter ist das Teil breit und wir sind schwer beeindruckt ob der Zahl der Doppelkojen, die alle ueber eine eigene Nasszelle verfuegen!! Heute ist ordentliches Gewusel an Deck: gleich 5 jungen Leuten wird alles gezeigt und erklaert. Sogar ein Hund liegt an Deck. Wer von den Fuenfen aber letztendlich mitfaehrt Richtung Kanaren, das scheint noch unklar. Aber das Paaerchen aus der Schweiz scheint schon mal zu den Favoriten zu gehoeren. Der Hund jedenfalls zeigt keine Neigung, durch die Vorschiffsluke in die dazugehoerige separate Kabine zu springen, wo sein Frauchen steht und ihn lockt. Auch von Bord gehen scheint nicht so sein Ding zu sein. Bei diesem Anblick muessen wir an den unbedarften und allzeit sprungbereiten Forest von Katja und Markus denken. Der waere bestimmt ueberall rein geklettert, neugierig wie er ist.

So laesst sich das aushalten: Ich sitze an Deck und froene meiner Schreibwut, waehrend Werner unter Deck den Fussboden fegt und wischt :-).

Nachher wollen wir nochmal zum Weihnachtsmarkt, das ganze Flair noch einmal auf uns wirken lassen und einige Fotos bei Tageslicht und vor allem mit der grossen Kamera machen. Gestern Abend mit dem Handy war das nicht so der Bringer.

 

15:40 das gemuetliche In-die-Sonne-blinzeln findet ein abruptes Ende. Das englische und zur Zeit nicht bewohnte Nachbarschiff ist innerhalb kuerzester Zeit abwaerts gegangen! Eric bemerkt es im Vorbeigehen, handelt geistesgegenwaertig, bricht die Luken auf. Wasser steht im ganzen Schiff. Die Marineros werden ueber VHF 9 herbei geholt. Leinen werden geloest und neu befestigt, der Bug samt Anker weit auf den Steg gezogen. Alles ist in heller Aufruhr, schaut, bringt Eimer, eine Tauchpumpe die aber leider keinen Stecker hat und eine 12V Autobatterie benoetigt. Die Marineros organisieren in wenigen Minuten zwei starke Tauchpumpen, eine davon mit einem richtig dicken Abflussschlauch.

wasser marsch... zwei gleich starke Pumpen aber mit unterschiedlichen Schläuchen bestückt

wasser marsch... zwei gleich starke Pumpen aber mit unterschiedlichen Schläuchen bestückt

 In einem kraeftigen Strahl schiesst das Wasser aus diesem Schlauch und ganz langsam hebt sich das Schiff wieder hoeher.

 

 

 

 

Bei der ganzen Aktion faellt mir meine kleine Digicam ins Wasser. Eric wollte Fotos vom Schiffsinneren fuer die Versicherung machen. Bei der Rueckgabe der Kamera bin ich zu ungeschickt oder was auch immer, jedenfalls plumpst sie ins salzige Wasser und ist wie zum Hohn noch einige Meter auf ihrem Weg nach unten zu beobachten. Shit happens! Andere versenken Handys, ich opfere Digicams dem Salzwasser. Wenn sich diese Opfer positiv auf die Goetter der Winde und der Wellen auswirken, dann ist es ja wenigstens fuer einen guten Zweck. Langfristig allerdings wird das etwas teuer. Die naechste Kamera bekommt einen besseren Sicherungsbaendsel! Aber was ist das alles auch schon gegen ein fast gesunkenes Schiff – Alptraum jeden Schiffseigners!

Ob es wohl wirklich die nicht ordnungsgemaess verschlossene Toilettenpumpe war, die das Unheil verursacht hat? Das jedenfalls ist Erics Vermutung. Nachdem Unmengen von Salzwasser ihren Weg aussenbords gefunden haben, findet man die Ursache: das Ventil der Pantry war offen und undicht. Wahrscheinlich ist das Wasser erst peu a peu ins Schiff gekommen und ab einem gewissen Wasserstand dann relativ schnell. Fuer den Eigner gibt es jetzt viel zu tun und wir werden noch mehr auf unser Schiff achten und vor allem auf ordnungsgemaess verschlossene Seeventile!

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