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Trinidad mit Reifenpanne und Krabbensalat

Im Oldtimer (classic car genannt) geht es nach Trinidad. Allein die Fahrt ist schon ein Augenschmaus. Mangobäume soweit das Auge reicht, viel Grün, viel Landwirtschaft und Landschaft. Ein Trupp echter Cubano-Cowboys mit Chaps und Begleithunden treibt eine Rinderherde an der Strasse entlang. Im Hintergrund ragen die Bergzüge auf, etwas karg und nicht ganz so üppig grün, Trockenzeit.Wir queren einige Flüsse, die aus den Bergen herunter ihren Weg zum Meer gefunden haben. Das Meer aber schottet sich gegen sie ab, mit einer breiten Sandbarre. Die Flussmündungen selbst bildenschöne, kleine Buchten, die zumindest von den Einheimischen gerne zum Baden genutzt werden.

Dann riecht es irgendwie merkwürdig, leicht fischig. Kein Wunder: vor uns queren Abertausende von Landkrabben die Strasse, sind auf dem Weg zum Wasser um dort zu laichen. Hellrote und tiefschwarze mit roten Scheren. Nähert sich ein Auto langsam, richten sie die Scheren drohend aus – was natürlich meist vergebens ist, die schweren Autos kennen keine Gnade. Und so ist die Strasse geflastert von platt gefahrenen Krabben. Ab und zu kehrt offenbar jemand die Leichen zusammen, schiebt sie auf einen Haufen am Strassenrand. Die (noch) lebenden Artgenossen lassen sich davon nicht beirren. Erst wenn die Sonne und damit auch die Temperaturen höher steigen, hört die Wanderung auf, vorerst?

Mitten im Krabbendesaster macht es laut und vernehmlich „zisch“. Der linke Vorderreifen ist aber sowas von platt und muss gewechselt werden. Ein Stück Metall steckt drin. Und ich dachte schon, eine Krabbenschere habe ihm den Garaus gemacht. Gute Gelegenheit jedenfalls, die Tiere aus der Nähe zu fotografieren.Immerhin hat unser Fahrer einen funktionsfähigen Ersatzreifen im Kofferraum und wenige Minuten später geht die Todesfahrt weiter.Ein Fahrradfahrer eiert vor uns um die beweglichen Hindernisse rum. Für ihn bzw. seine schmalen Reifen sind die scharfen Scheren wahrscheinlich gefährlicher.

Immer wieder kleine Siedlungen, Autos stehen keine vor oder neben den Häusern. Dafür sieht man immer wieder Reiter und Pferdekutschen. Ob es diese Fortbewegungsmittel in einigen Jahren immer noch hier so zahlreich geben wird?

Wir nähern uns Trinidad, tauchen ein in eine touristisch schon sehr erschlossene, über 500 Jahre alte Stadt. Mit Kopfsteinpflasterin vielen Gassen, mit Holzbalkonen und Holzgittern vor Fenstern und Türen. Um den Plaza Meyor herum sind alle Gebäude mehr oder weniger ein Museum, wir zahlen 2 CUC Eintritt und dürfen das ehemalige Franziskaner-Kloster, Convento San Franzisco de Asis, betreten, das heute ebenfalls ein Museum beherbergt. Eines das – oh Wunder – an die Revolution und ihre Helden erinnert. Für uns weniger interessant, da wieder mal alles nur auf spanisch beschrieben ist. Dafür ist der Blick vom Dach bzw. vom Glockenturm einfach fantastisch. Auf dem Pflaster unten klappern Pferdehufe, ein Cowboy steigt vor einer Bar ab, nimmt einen Drink, sein vierbeiniger Gefährte wartet geduldig davor und lässt sich von einer etwas angejahrten Männercombo mit angenehmem Cubano-Sound berieseln.

Neben der Iglesia parroquial de la santisima, die mit 11 wunderschönen Holzaltären punktet und ansonsten angenehm unaufdringlich gestaltet ist, führt eine breite Steintreppe etwas bergauf. Tische und Stühle laden zum Ausruhen ein, Musik wird gespielt. Irgendwie gehört alles zum Casa de la Musica, das uns am Ende der Treppe empfängt und in dessen Hinterhof gerade ein Paar tanzen übt. D.h. üben müssen die eigentlich nix mehr, sieht sehr gekonnt aus.

In vielen Häusern sind Hostals oder Restaurants eingerichtet. Und alle sehen wie Museen aus, sind mit wunderschönen, alten Möbeln eingerichtet, die Deckenlampen könnte ich durch die Bank alle mitnehmen und das gesamte Ambiente inclusive Wandmalereien und wunderschönen Bodenfliesen begeistert uns immer wieder neu. Vogelkäfige hängen in den Fenstern und oft werden die Piepmätze auch spazieren getragen. Abwechslung muss sein, auch für Singvögel.

In einer Gasse reiht sich ein Souvenir- und Handarbeitstisch an den nächsten. Taschen aus Dosenverschlüssen, Stickdecken, gehäkelte Kinderkleidung, Topfuntersetzer und Dominospiele aus Holz – Souvenir, Souvenir. Uns würden ja farbenfrohe und wie wir selbst sehen konnten in Handarbeit hergestellte Strohtaschen interessieren. Aber deren Preis hat sich binnen 1 Stunde mal eben um 5 CUC erhöht. Das empfinden wir als Nepp und sind beleidigt, gehen auch nicht mehr auf den hinterher gerufenen niedrigeren Preis ein. Nicht mit uns. Foto gemacht, ist preiswerter und pflegeleichter. Da sind wir Damen uns aber sowas von einig.

Auch in Trinidad wird in fast jedem Haus irgendwas verkauft oder eine Dienstleistung angeboten. Von Haareschneiden über Maniküre bis zu Strohhüten geht das Angebot. Eine Dame sitzt neben einem Strohhutsortiment und zählt Reiskörner aus. Ein spitzgedackelter Mopshund liegt im Fenster und schnorchelt vor sich hin. Ein alter Mann lässt sich mit einer megalangen Zigarre im Mund fotografieren, andere machen Musik, wieder andere fahren Touristen zum Strand oder schleppen sie in ein supergutes Restaurant. So verdient hier jeder ein klein wenig am Tourismus. Und mancher hält auch einfach nur mal den uralten Lederhut hin, grinst ein zahnloses Lächeln und bittet um eine milde Gabe. Dem Charme alter Menschen kann ich einfach nur schwer widerstehen.

Nach einigen Stunden erreichen wir unseren Ausgangspunkt, das Hotel Iberostar. Der nette Türsteher (thats my hotel), der uns grosszügig und äusserst freundlich die Nutzung der Hoteltoiletten erlaubte und uns sogar noch mit einem Stadtplan versorgte, winkt herüber. Daumen hoch mit fragendem Gesicht. Eifriges Kopfnicken unsererseits und dann noch mal die letzte halbe Stunde ein gezapftes Bier in einer kleinen Eckkneipe. In der gibt es offenbar nur Bier, das aber aus einem schönen blauen Zapfhahn. Man sitzt auf stylisch-alten Stühlen mit Korbgeflecht, um uns herum nur Cubanos.

Unser Taxifahrer ist pünktlich und bringt uns ohne weitere Panne oder toten Krabben zurück. Am Strassenrand, irgendwo in der Landschaft, stehen 3 Reiter auf ihren Pferden und halten einen Feierabendtratsch. Kleine Jungs traben sattellos auf ihren Pferden hinter den Männern herund so mancher Vierbeiner hat schon den wohlverdienten Feierabend: teils sehr klapprige Pferde grasen auf dürrem Weideland, umringt von Rindern mit langen Hörnern und einem Höcker auf dem Nacken. Kartoffel- und Zuckerrohrfelder wechseln sich mit Weideland und Obstplantagen ab. Bald gibt es Mangos, wahrscheinlich erstmal nur auf dem Schwarzmarkt.

Am Dinghisteg in der Marina erwartet uns das übliche Chaos. Das Ankerfeld dagegen hat sich doch stark gelichtet, es scheinen viele Yachten weiter gezogen zu sein. Wir machen einen erneuten Versuch, um beim Dockmaster wenigstens schonmal den ersten Monat an Ankergebühren per Kreditkarte zu bezahlen. Leider ist heute ein anderer Herr im Dienst und muss erst noch davon überzeugt werden, dass das notwendig ist. Schliesslich arbeitet die Kreditkartenmaschine ja sehr oft nicht. Und am ATM gibt es pro Tag nur 200 CUC. Heisst für uns, mehrere Gänge zum ATM machen zu müssen. Faul wie wir sind, gilt es dieses zu vermeiden. Bei uns lässt er sich noch darauf ein, La Favorita verweigert er die Zahlung dann plötzlich. Irgendwie kommt sein Hirn mit der Situation nicht zurecht. Verstehe einer die Cubaner. Jetzt geht das Kartenlesegerät und dann verweigert sich der Mensch, der es bedienen soll.