RIMG3655.JPG

RIMG3617.JPG

RIMG3608.JPG

RIMG3599.JPG

RIMG3581.JPG

RIMG3563.JPG

RIMG3558.JPG

RIMG3557.JPG

Cayo Sal

Den Vormittag nutzen die Skipper der naja und der Aries Dream zu einer ausgiebigen Putzrunde. Unser Unterwasserschiff ist relativ sauber, aber der Propeller hat wohl auch eine magische Anziehungskraft auf Muscheln und ähnliches Getier ausgeübt. Dem Käptn fehlt dann doch die Puste, um so tief runter zu tauchen und auch noch alles überflüssige abzuschaben. Also rückt Renato samt Tauchequipment an und übernimmt das freundlicherweise.

Unterwasserschiff putzen ist anstrengend und kräftezehrend. So dehnt der naja-Käptn seine Ruhephase nach getaner Arbeit noch etwas aus während es Renato und mich zu neuen Ufern zieht. Mit dem Dinghi geht es am zerklüfteten Ufer der kleinen Insel entlang vor (bzw. hinter) der wir ankern.So ganz dicht unter Land wird das Wasser türkisfarben und der Boden besteht oft nur aus reinem Sand oder hellem Gestein.

Dann wird es deutlich flacher. Was einem Catamaran wohl zum Verhängnis wurde. Aufgerissen, ausgeschlachtet, Masten, Wanten, Fenster, sämtliche Beschläge – alles abmontiert, der Rumpf seinem Schicksal und der Gewalt des Meeres überlassen. Das plätschert jetzt ganz ruhig um uns herum dahin. An einer anderen kleinen Insel sprühen aber Gischtfontänen auf. Hier drin, in einer ringförmigen, flachen Bucht ragen abgestorbene Bäume auf, besetzt von Seevögeln. Im seichten Wasser ziehen Conchmuscheln ihre Spuren in den hellen Sand, kleine helle Fische und Krebse flitzen im seichten Uferbereich herum. Weitere Wrackteile liegen am Ufer der kleinen Bucht, nicht mehr wirklich zuzuordnen. Gehören die Teile zu dem Cat oder sind es gleich mehrere Wracks, die hier liegen?

Die kleine Insel zeigt sich abweisend. Entweder sackt man knöcheltief in Matschepampe ein oder dichte wenn auch niedrige Mangrovengewächse versperren den Weg. So paradiesisch es auch aussieht, das Paradies stinkt, stinkt nach Mangroven und Fisch. Ausgebleichtes Treibholz und Bambusstangen liegen im Sand, ein Krebs hat offenbar versucht, eine Flaschenpost in sein Loch zu ziehen und ist kläglich gescheitert .Immerhin konnte er wohl den Inhalt rausholen und die Flasche wieder gut verschliessen. Ein grosser Haufen mit den äusserst dekorativen Überresten der Conchmuscheln ist zum Teil schon eine innige Verbindung mit dem Korallenboden sowie dem Sand der Insel eingegangen, lässt sich nicht mehr bewegen. Dagegen bewegt sich ein kleiner Einsiedlerkrebs unter seinem schützenden Schneckenhaus sehr wohl. Wenn auch durch unsere Anwesenheit deutlich irritiert und entsprechend vorsichtig.

Über niedrigen Pflanzenbewuchs kann man zur anderen Inselseite laufen. Erstaunlich, dass hier überhaupt irgendwas wächst. Leider sind Flip-Flops dann doch nicht das richtige Schuhwerk für den durchlöcherten und unebenen Untergrund. Ein Foto vom Ankerplatz, dann trete ich den Rückzug zum Dinghi an. Das haben wir die letzten Meter zum Strand paddeln müssen, durch seichtes, badewannenwarmes Wasser. Und wie wir gekommen sind, verlassen wir das kleine Eiland auch wieder. Hinterlassen nur die tiefen Abdrücke im Matschbereich.

Noch eine kurze Annäherung an den halb versunkenen Cat. Was da wohl für eine Geschichte dahinter steht? Beim gemeinsamen Abendessen an Bord der Aries Dream rätseln wir nicht lange darüber, wenden uns lieber anderen Themen zu. Schiffswracks hinterlassen doch immer ein gewisses Unbehagen.

Die Nacht wird dann – fast schon gewohnt – unruhig. Pünktlich gegen 22 Uhr kommt Wind auf. Ob das jetzt ein ganz normaler oder der berühmte katabatische Wind ist? Er bläst jedenfalls ganz ordentlich aus Nord-Nordost, Welle baut sich auf. Wir schaukeln heftig auf und ab, der Windgenerator produziert fleissig Strom und an Schlaf ist für mich nicht wirklich zu denken. Die letzte Nacht hat der Käptn schon mehr oder weniger im Cockpit durchwacht, heute bin ich dran. Ausgleichende Gerechtigkeit.

Und so sitze ich in tiefer Dunkelheit, kann Sterne gucken die an einem tiefschwarzen Himmel zum Greifen nah über mir hängen; kann eine orangefarbene Mondsichel beobachten, die langsam im Osten aus dem Meer gekrabbelt kommt und den Himmel erobert; kann dem Donnern der Wellen am Ufer lauschen. Und frage mich, wie der gestrandete Catamaran morgen wohl aussehen mag. Ob er dann schon wieder ein Stückchen weniger sichtbar sein wird?

So hat das scheinbare Paradies eben auch seine Nachteile. Bei noch stärkerem Wind samt dem dazugehörigen Wellengang möchten wir hier in den Cayos jedenfalls nicht ankern. Wie ruhig waren doch die Nächte in Cienfuegos …. dafür war das Wasser alles andere als paradiesisch. Man kann offenbar nicht alles haben. Auch in der Karibik nicht.