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It’s Cuba – It’s Cayo Largo

Cayo Largo – eine kleine Insel vor Cuba, zu Cuba gehörend und doch ein ganz anderes Cuba. Eine all-inclusive-Urlaubswelt mit Hotelanlagen, die sich harmonisch an das flache Eiland anpassen. Abschied von langen, weissen Sandstränden und klarem Wasser. Karibik pur, wie frisch aus dem Urlaubsprospekt: mit weissem Sandstrand und glasklarem Wasser. Sonnenuntergänge, die scheinbar extra in Szene gesetzt werden, damit die Urlauber an Deck eines Ausflugscatamarans ihren Sundowner vor Anker geniessen können. Und die Normalo-Fahrtensegler kommen ebenfalls in den Genuss dieses Naturspektakels.Von der Marina aus werden täglich mehrere Decksladungen an Urlaubern zu etwas abgelegeneren Stränden verschifft. Alle sind bewaffnet mit dem obligaten Strohhut, einheitsfarbenenen Strandtüchern, Sonnenbrillen und Strandtaschen. Wer noch keinen Strohhut hat, der kann in sich an einem der Souvenirstände vor der Marina schnell noch besorgen. Und kühle Getränke gibt es an der Bar.

Es gibt einen richtigen Souvenirshop, einen Zigarrenshop, eine Bäckerei, eine Art Kantine in der die normalen Arbeiter sich für wenige Pesos 3x täglich verpflegen können. Denn kaufen kann man nicht allzuviel im kleinen Marinaladen. Und das, was in den Regalen steht,ist eher auf die Bedürfnisse von Chartercrews abgestimmt. Immerhin: es gibt Eier, jede Menge Spirituosen, Wasser und sogar ein paar Tomaten schrumpeln in einem Einkaufswagen vor sich hin. Rita, sonst im Marinaoffice arbeitend, öffnet den Laden auf Nachfrage und bei Bedarf.

Die Marinastege sind neu, gut in Schuss. Wasser und Strom ist inclusive. Mit dem Dinghi können wir gratis festmachen. Über die Sanitäranlagen sprechen wir besser nicht. Eine kurze Besichtigung lässt den Verdacht aufkommen, dass die auch schon seit längerer Zeit niemand mehr benutzt hat – die Putzfrau inclusive. Der kleine Plastikhocker in der Duschkabine hat sich schon ganz grau-schwarz geärgert, dass keiner kommt.

Grosse Transturbusse, kleinere Taxibusse und sogar eine Bimmelbahn a la Winzerexpress stellen die Verkehrsmittel dar und pendeln zwischen Marina und den diversen Hotelanlagen bzw. Stränden. Wir fahren mit einem Taxibus für 2 CUC pro Person zum Hotel Sol Pelicano und tauchen ein in die All-In Urlaubswelt, bestaunen den fantastischen Strand mit seinen Strohgedeckten Sonnenschirmen und den irre schönen Blau- und Grüntönen des Wassers. Liegen und Sonnenschirme können einfach genutzt werden, niemand fragt nach Zimmernummern und Bändchen trägt man hier auch nicht. So sitzen wir auf schattigen Liegen und geniessen Strandfeeling. Nach Pizza, Fleischstücken vom Grill, einigen Kaltgetränken und Kaffee geht es mit dem Taxi zurück. Der Taxifahrer ist gut drauf, erzählt von der Insel, wieviele Autos es hier gibt (erstaunlich viele gemessen an der Inselgrösse), lacht und dreht immer wieder die Musik lauter. „It’s Cuba“ – wird zu einem oft gehörten Ausspruch in diesen Tagen.

Einziges Manko an Cayo Largo ist der Ankerplatz: für unsere 2.40 mehr als grenzwertig. Letztendlich haben wir 0,90 bis 1,10 Wasser unterm Kiel. Damit können wir leben, liegen aber auch relativ weit aussen am Fahrwasser und nicht mehr ganz so geschützt durch den flachen Ausläufer der Insel. Und mit dem Dinghi zur Marina ist es ein gutes Stück zu fahren. Entschädigt wird man allerdings durch wirklich traumhaft schönes Wasser ums Schiff herum und den Blick auf kleine Inselchen mit weissem Sand sowie dem bereits beschriebenen kitschig-schönen Sonnenuntergang. Weites Wasser – hier sieht man morgens schon, wer am Abend nebenan ankert.Die Fahrrinne zur Marina ist so lala betonnt. Man hält sich halt mittig und richtet sich nach dem Echolot. Und so ziemlich jede Fahrtenyacht tastet sich in Schleichfahrt voran. Nur die Katamarane brettern quer durchs Ankerfeld und Richtung Marina.Schon manchmal beneidenswert, so wenig Tiefgang zu haben.

Cayo Largo ist offizieller Ein- und Ausklarierungshafen. Das läuft hier recht gemütlich ab: man macht am Marinasteg fest, informiert das Marinapersonal von seinen Absichten und wartet dann entweder an Bord auf die Behördenmenschen (wenn man ganz frisch einklariert) oder trabt mit seinem Despacho in ein kleines, etwas verschämt abseits stehendes Häuschen und gibt das Despacho dort ab. Beim ausklarieren bekommt man entweder das Despacho zurück (wenn man noch in Cuba bleibt) oder bekommt nach einer kurzen Besichtigung durch den Zöllner an Bord das Ausreisedokument in die Hand gedrückt. Alle weiteren Fragen beantwortet gerne Pere, der herzliche Hafenmeister und Hans-Dampf in allen Gassen, der in seiner ruhigen Art alle Fragen beantwortet und auch darüber hinaus gerne was vom kubanischen Leben erzählt. Ein Mensch, den man schnell ins Herz schliesst und den man nicht so schnell vergisst.

Auf diesem relativ kleinen Archipel kann man es jedenfalls gut ein paar Tage aushalten. Voraussetzung dafür sollten gut gefüllte Kühlschränke und Vorratsschapps sein. Auch frisches Obst und Gemüse sind rar.Alternativen sind Pizza (die Familypizza entspricht unseren gewohnten Pizzaformaten und bietet ein gutes Preis-Leistungsverhältnis) und Brathhähnchen in der Marinabar oder man futtert sich halt im Sol Pelicano durch. Ach ja: wem die Pesos fehlen, der bekommt sie in der kleinen Bankfiliale, direkt gegenüber vom Marinagebäude (kein ATM!). In Kuba gilt übrigens noch immer die Devise „nur Bares ist wahres“ – mit Bargeld kommt man hier immer noch am Besten durch.