Monats-Archiv Februar, 2014

Mittwoch, 12.02.2014 Gas in der Flasche und Schmerzen im Magen

Mittwoch, 12.02.2014 Gas in der Buddel, Kranen auf Sal Es ist doch immer hilfreich, gute Kontakte zu den Nachbarn zu pflegen :-). Unser Besuch bei Valeri & Benoit gestern am Spaetnachmittag hat die Beiden zwar vom Verzehr ihres gigantischen Hummers abgehalten, uns aber einen Einblick in das interessante und sehr gemuetliche Innere der Youmin gewaehrt. Und die Erkenntnis, dass das Gas umfuellen aus der Kapverdischen in die franzoesische Flasche (auch Dank des von Bord der Naja gelieferten Adapterteiles) tadellos funktioniert! Heute frueh dann kurze Verabredung via Funk und wenige Minuten spaeter preschen zwei Dinghis Richtung Strand. Ziel ist die Ansammlung von Tanks direkt gegenueber unseres Liegeplatzes. Valerie & Benoit wollen noch eine zweite, blaue KV Flasche holen um damit ihr komplettes Gasflaschensortiment zu fuellen. Der Deal ist ja auch easy: bezahlt wird bei Rueckgabe der Flasche und nur was verbraucht wurde. Die Jungs in den blauen Overalls sind ueberaus freundlich und hilfsbereit, der noch recht junge Mann im Buero spricht sogar franzoesisch und so ziehen wir schon kurze Zeit spaeter mit zwei 12KG Gasflaschen wieder von dannen. Auch wir wurden mit einem Stueck Schlauch samt Landestypischen Flaschenanschluss versorgt - die Bastelstunde kann also beginnen! Carlos (oder Karl-Heinz), der hiesige TO-Ansprechpartner hat uns sein Gaestebuch ueberlassen. Mit den Worten “vielleicht seid ihr die letzten, die sich da eintragen” hat er uns seine Schaetzchen ueberlassen - Erinnerungen an viele Jahre Trans Ocean-Stuetzpunkt aber noch mehr Erinnerungen an viel Menschlichkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft fuer das segelnde Volk ebenso wie fuer die einheimische Bevoelkerung, fuer Kinder und Tiere, fuer alle Hilfsbeduerftigen eben. Einblick in ein etwas anderes Leben auf einer so ganz anderen Insel. Der Wind weht konstant, kein Nachlassen in Sicht. Wanten, Festmacher, Leinen - alles was sich an Deck dem Pustefix in den Weg stellt oder haengt, ist mit einer gelb-braunen Sandschicht ueberzogen. Waesche waschen - kein Denken dran! Spaetestens beim auf der Leine haengen ist der Wascherfolg innerhalb kuerzester Zeit zunichte gemacht. Und ehe wir es uns versehen, ist es schon wieder halb zwoelf, der Tag schon so gut wie gelaufen. Die Jeeptouristen, die jeden Vormittag einen Stopp am Strand einlegen, sind schon durch, am Fischerkai ist es ebenfalls sehr ruhig, kein Boot wird samt seiner schuppigen Fracht erwartet. Das Polizeiboot hat seinen Posten in der Hafenzufahrt aufgegeben und liegt wieder mitten im Ankerfeld an der Mooring, zwei Maenner wischeln und putzen Deck und Windschutzscheibe. Alle Schiffe drehen sich munter an ihren Ankerketten und -leinen hin und her. Immerhin laeuft das Gas brav von Flasche A (blaue Kap Verden Flasche) in die Flasche B (graue Deutschland Flasche). Da wir ein durchsichtiges Schlauchstueck in die Leitung eingebaut haben, sieht man gut, wie die Luftblasen nach oben steigen und das Gas nach unten fliesst. Valerie und ich strahlen jedenfalls: die Zubereitung der kulinarischen Genuesse aus den Bordkuechen ist auch weiterhin gesichert. Oder auch nicht: Lief gestern das Gas einwandfrei in die bordeigene Flasche, so zickt das System heute ploetzlich - auf beiden Booten - kein Blubbern mehr, die Flasche wiegt auch nicht wesentlich mehr. Ruetteln, Schlauch ab, Schlauch dran, Ventil zu und wieder auf. Irgendwann laeuft es gaaaanz langsam wieder. Mal sehen, ob das noch was wird. Derweil verkruemeln wir uns an Land. Und dort bekommen wir auch noch einen Einlauf verpasst von Carlos - der hatte seit 10 Uhr an Land auf uns gewartet und das auch noch mit der kompletten Kap Verdischen Truppe, die befragt werden muss, ob wir im Freihandelshafen gekrant werden koennen. Tja, und jetzt waren alle puenktlich vor Ort - nur wir, die Verursacher, wussten nix von dem Termin und waren entsprechend nicht praesent. Wie begossene Pudel lassen wir uns von Carlos ausschimpfen, aber lange ist er nicht boese mit uns. Dann also ein zweiter Anlauf, die massgeblichen Leute zu versammeln bzw. zu befragen. Und irgendwie fuegt sich dann alles. Franc kommt, Pedro der Schweisser duest in seinem Jeep vorbei (sein Handy liegt im Bach und daher ist er unter der bisherigen Mobilnummer nicht mehr erreichbar). Franc geht mit Werner zum Hafenkapitaen, Preise und Moeglichkeiten fuer die Kranaktion erfragen. Werner muss seinen Pass mitnehmen, ich verharre an Carlos Seite vor Armindas Bar und erfahre noch einiges ueber seine sozialen Aktionen, ueber das Kapverdische Leben, ueber Verhuetung der Frauen, Firmenpleiten, Erfolge, Kinderkriegen, ueber Einstellung und Einfluss der Kirche auf den Kap Verden und die Tierwelt. Haie werden immer mal wieder in der Bucht gesichtet. Wahrscheinlich auch angelockt von den Fischabfaellen, die immer wieder im Wasser landen und normalerweise umgehend von den Muraenen vertilgt werden. Innerlich streiche ich schon mal den Punkt “unbeschwertes Schwimmen”. Vielleicht waere die Ostsee doch die bessere Alternative - oder die Naturschwimmbecken der Kanaren? Werner kommt zurueck - mit Preisen, die sich gewaschen haben. Alternative? Wenige bis gar keine! Pedro wird auf unser Schiff gezerrt, um sich die Baustelle vor Ort schon mal anzusehen. Dank Rosi und ihrem perfekten Spanisch versteht er, um was es geht und was voraussichtlich zu tun ist. Morgen um 10 Uhr soll die ganze Aktion stattfinden - das wird keine ruhige Nacht fuer mich, das weiss ich jetzt schon! Positiv Denken, positiv Denken - Mantramaessig bete ich mir vor, dass alles gut geht, dass ich keinen Grund zur Sorge habe. Die sind hier ja auch nicht von vorgestern und verstehen ihren Job. Wenn hier 40 Fuss Container durch die Luefte schweben, dann wird ja wohl auch unser Boetchen die Aktion unbeschadet ueberstehen. Und doch: Scottie beam us up to the canaries! Am Besten zurueck nach Santa Cruz und in die Obhut von Hectors Mannschaft. Seufz, jammern nutzt nix, muessen wir jetzt durch, sind ja hausgemachte Leiden. Und ich seh schon alle weise mit dem Kopfe nicken, ja, ja, haben wir ja gleich gesagt.

Montag, 11.02.2014 Von Lecksuche und internationalen Begegnungen

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Montag, 10.02.2014

Der Wind faucht munter und unverdrossen ueber die Bucht von Palmeira. Den Kaeptn hat unser Wasser-im-Schiff-Problemchen schon vor 7 Uhr aus der Koje getrieben. Wolken fetzen ueber den milchig-blauen Kapverdianischen Himmel. Warm ist ja irgendwie auch anders, Gaensehaut und das Verlangen nach dem waermenden Fleecepullover ziehen gleichzeitig auf.

Derweil prueft Kaeptn W den Wasserstand in unserer Motorraumbilge und pumpt 2, 3 Liter Wasser aus selbigem. Immerhin hat er gestern die moegliche Wassereintrittsstelle endlich lokalisieren koennen: Unser Auspuffrohr endet unter Wasser und an der Verbindung von Rohr zu Bootshuelle troepfelt bzw. rinnt es abwaerts Richtung Bilge. Da das Rohr fett mit schwarzer Gummimasse eingepampt und meistens mit irgendwelchem Geroedel zugestellt ist, war uns das bislang nicht aufgefallen. Und da der weg zur Bilge kurz ist, konnte auch durch nasses Geroedel kein Alarm ausgeloest werden.

Nun ist guter Rat teuer. Wir behelfen uns erst einmal damit, dass wir Panterra-Masse dick von innen ums Rohr schmieren. Das Rinnsal wird weniger, versiegt aber nicht.

Ludwig von der Cacique schaut sich unser Elend mal genauer an. Als Bastler und Tueftler kommt er dann auf die Idee, das ganze von aussen abzudichten. Also doch rauskranen?? Aber wo und wie?? Die Moeglichkeiten hier scheinen uns gering und auch nicht sonderlich vertrauenserweckend. Die Maenner sind aber der Meinung, man koenne ein Blech von aussen mit Sikaflex aufpampen um das ganze zumindest vorruebergehend provisorisch etwas dichter zu bekommen. Keine Frage, dass dann ASAP eine richtige Reparatur vorgenommen werden muss. So ein Sch…. — haetten wir das nicht schon auf den Kanaren lokalisieren koennen! Aber jammern nutzt ja nun auch nix, Also saemtliche Energie in Informationstexte und Revierfuehrer der Kap Verden oder Senegal stecken. Vielleicht gibt es ja doch irgendwo eine Moeglichkeit. Und ansonsten — Brasilien sausen lassen und nach Trinidad gehen? Wo es alle Moeglichkeiten fuer Yachten geben soll und auch erfahrerene Handwerker verfuegbar sind?

S’Schiffle zerrt derweil gaenzlich unbeeindruckt von unseren Sorgen und Gedankengaengen heftig an der Ankerkette und schwingt — wenn auch deutlich behaebiger wie die leichteren Kollegen - hin und her. An der Pier werden die rostige Faehre und ein kleines Frachtschiff entladen. Ein Container nach dem anderen schwebt durch die Luft und wird auf den Stapel am Ende der Mole gepackt. Diesem Kran unser Schiff anvertrauen? Ich weiss nicht, da bekomm ich doch gleichmal spontan Bauchweh.

Aber 2000 SM nach Brasilien segeln ohne eine Sofortmassnahme? Auch kein so schoener Gedanke.

Wir werden uns mal vertrauensvoll an Carlos, den hiesigen Trans-Ocean “Point” wenden, vielleicht koennen wir Ludwigs Idee, das Schiff am Heck vom Kran etwas anlupfen zu lassen um dann die Schweissarbeiten durchzufuehren, ja doch hier vor Ort irgendwie umsetzen. Carlos treffen wir — wie meist — am runden TO-Tisch vor Armindas Bar an. Heute ist er in Gesellschaft einiger Niederlaender und wir bekommen wieder einige kurzweilige Geschichten ueber die hier haengen gebliebenen, gestrandeten oder nur kurz verweilenden Segler und sonstigen Besucher Sals zu hoeren. Da sammelt sich einiges an menschlichen Tragoedien und Komoedien an in den vielen Jahren als Trans-Ocean Point in Palmeira. Schade eigentlich, dass er das nie aufgeschrieben hat. Ob wir vielleicht mal einiges aufzeichnen und spaeter in eine textliche Form bringen sollten? Carlos spielt mit dem Gedanken, “in Rente” zu gehen — zumindest als TO-Ansprechpartner vor Ort. Wir sind der Meinung, das sei ein Verlust und arbeiten mit guten Worten und spendiertem Vino tinto daran, dass er es sich nochmal ueberlegt.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit der Cacique-Crew in Espargos. Der Ort ist seit 2005 doch deutlich gewachsen und wir entdecken eine Kunst- u. Musikschule, einen Kindergarten, eine Apotheke, mehrere Banken und einen “Baumarkt”!!! Der ist am Dachgiebel sogar mit Stacheldraht gesichert — was ja tief blicken laesst. Mehrere kleine Supermaerkte haben ihre Tueren geoffnet, das Sortiment erscheint uns ausreichend, auch wenn einer davon entweder gerade Ausverkauf macht oder eroeffnet hat — jedenfalls sind etliche Regalmeter gaehnend leer und die Kuehltheke ist verhangen. Nix Joghurt, muessen wir also weiterhin auf die selbstgemachte Variante aus Armindas Bar zurueck greifen oder selbst zur Tat schreiten. Dafuer verfalle ich beim Anblick grosser Kochpoette und der obligatorischen Plastikboxen samt passendem Deckel fast in Jubelgeschrei! Welch eine unerwartete Auswahl. Und erst die Badezimmerarmaturen, Fliesen und Farbtoepfe im Baumarkt!! Und da heisst es, es gibt kaum etwas auf den Kap Verden.

Einige Frauen sitzen malerisch im Ort verteilt im Schatten der wenigen Baeume und verkaufen Obst und Gemuese aus kunstvoll verzierten Plastikwannen. Insbesondere die reichlich in der Buette liegenden Bananen wollen an die Frau oder den Mann gebracht werden und werden uns hartnaeckig mehrfach angepriesen. Alles ist hier “Good price” und nicht nur die meist vom Kontinent stammenden Souvenirverkaeufer leiern stereotyp-mehrsprachig ihre Verkaufssaetze ab.

Durstig vom durch die Luft wirbelnden Wuestenstaub stuerzen wir erst einmal in Sivy’s Bar. Hier kann man auch ganz passabel gegrillten Fisch essen. Heute allerdings hat der Koch frei, was zu einer gewissen Qualitaetseinbusse fuehrt — wir haetten das ja nicht bemerkt, aber Rosi & Ludwig hatten wohl schon besseren Fisch auf dem Teller. Jedenfalls kommen wir hier mit Feuerwehr-Udo ins Gespraech. War ja klar, dass ein offensichtlicher wenn auch gebraeunter Europaer, der hier auf Sal einen Hund liebevoll streichelt und anspricht, ein Deutscher sein muss. Udo jedenfalls ist seit vielen Jahren begeisterter Kap Verden-Urlauber und mittlerweile Besitzer eines Appartments auf Sal. Klar kann er uns so einige Tipps geben, ist ihm doch aus das Segeln nicht fremd (wenn auch nicht mit dem eigenen Boot). Ja schade, dass er am Mittwoch wieder nach Deutschland fliegt.

Mit dem vollgestopften Aluguer (ein Fahrgast geht noch — in diesem Fall kann sich eine aeltere, duenne Dame nicht gegen den jugendlich-kraftvollen Fahrgast-Koordinator wehren und wird gegen ihren Willen noch ins Aluguer reingestopft) geht es zurueck nach Palmeira. Natuerlich darf das ins Lenkrad reingequetschte Mobiltelefon des Fahrers ebensowenig fehlen wie das herunter gekurbelte und fuer mehr Staub als Frischluft sorgende Fahrerfenster. Ein aelterer Mann kreuzt unvorsichtigerweise noch die Strasse und wird mit Rufen und Hupen etwas beschleunigt.Der Fahrer lacht viel und unterhaelt sich mit seinen Fahrgaesten. Gezahlt wird beim aussteigen.Und wir lernen, wenn man die Hand hebt und irgendjemand vermeintlich einfach nur freundlich zuwinkt, wird umgehend vorausgesetzt, dass man eine Mitfahrgelegenheit sucht! Fuer den haeufig mit “Haend und Fuess” redenden Kaeptn ist das eine echte Herausforderung. Bin gespannt, wann das erste Aluguer trotz Winken einfach an uns vorbei faehrt, weil “das der immer just for fun winkende Deutsche ist, der ja eh nicht mitgenommen werden will” :-))!

Spaet iss es geworden, ob wir im “Brotladen” noch Broetchen bekommen? Der ist zwar erst ab 16 Uhr geoeffnet aber jetzt haben wir schon nach 18 Uhr. Im kleinen Verkaufsraum stehen neben einer Verkaufstheke auch noch die Bettstatt und andere persoenliche Gegenstaende der Besitzerin. Die sitzt mit Nachbarn vor dem Laden und schaut dem hoffnungsvollen Fussballnachwuchs beim Spiel mit dem schon ziemlich platten Ball zu. Waehrend Rosi und Werner in die Broetchenverkaufsverhandlungen einsteigen schiesst Ludwig einen ins Abseits geratenen Fussball zurueck. Und erntet prompt vom juengsten und kleinsten (ca 2,3 Jahre alt) der hoffnungsvollen Nachwuchsbomber einen sehr kritischen Blick. Das war wohl nicht so ganz im Sinnedes kleinen Mannes. Die unvermeidliche Hundegang ist ebenfalls spielend unterwegs und verteidigt das Revier gegen eventuelle Fremdlinge mit energischem Gebell.Aber immer alles ohne Beisserei. Hier stimmt das normale Rudelverhalten ganz offensichtlich noch.

Willi Gummiwutz hat brav am Strand auf uns gewartet, ist mit keinem Fremden mitgegangen und hat sich auch nix wegnehmen lassen. Die Paddel hatten wir zwar erstmalig und ausnahmsweise bei Arminda geparkt (was natuerlich auch den obligatorischen Zwischenstopp zur Abholung dort zur Folge hat), aber auch sonst ist eben alles noch vollzaehlig vorhanden. Was bislang aber auch an der Pier liegend immer der Fall war. Paddel sind hier allerdings wohl generell beliebt und halt auch leicht mitzunehmen. Entsprechend warnt uns Carlos, nicht zu leichtsinnig mit den evtl mal dringend benoetigten Teilen umzugehen. Ich persoenlich vertraue ja auf den “hier-wird-nix- geklaut”-Bannkreis, den ich um unser Schiff und natuerlich auch ums Dinghi zu ziehen pflege. Klopf klopf klopf an meinen dicken Holzkopf — bislang erfolgreich. Mit vereinten Kraeften wird Willi ins Wasser gehievtund wir schaffen es tatsaechlich vorm Dunkelwerden zu Hause einzutreffen.

Eingeladen sind wir auch noch: An Bord der “La Flaneusse” ist heute ein belgisch (Pierre)-franzoesisch (Valerie et Benoit)-deutsches konspiratives Abendessen anberaumt worden. Es wird ein lustiger, unterhaltsamer Abend der in einem Sprachgemisch von franzoesisch-englisch-deutsch verlaeuft und durch Pierres leckeres Essen gekroent wird. Die La Flaneusse ist ein sehr gemuetliches Schiff, da kann man es gut einige Stunden — noch dazu in so netter Gesellschaft — aushalten und an Gespraechsstoff mangelt es uns wieder einmal nicht! Da aeltere Herrschaften aber bekanntlich nicht mehr ganz so lange ausgehen, machen wir uns kurz nach Mitternacht wieder auf den Heimweg.

Die Nacht ist ausnahmsweise relativ ruhig und windstill — nur so zwischen 13 und 15 Knoten Wind werden angezeigt, erholsamer Schlaf ist somit garantiert.

Samstag 08.02.2014 - Wassertag

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Wasserholtag ist heute. D.h. Wasser gibt es nicht nur heute, aber definitiv nur vormittags so bis ca 11 Uhr. Also alles was an Kanistern vorhanden ist ins Beiboot packen und los geht’s. Das Cacique-Dinghi waehlt den Strand als Anlandeplatz, wir verheddern uns auf dem Weg dorthin erstmal hoffnungslos in diversen, dicht unter der Wasseroberflaeche schwebenden Mooringleinen, kaempfen uns frei und landen doch wieder am Betonpier. Aber als inzwischen geuebte “Bergsteiger” erklimmen wir den Betonhuegel nun schon sehr routiniert, schubsen die Mini-Youmin etwas beiseite und baendseln unsere Gummiwutz daneben fest.Fischerboote sind noch keine da, entsprechend viel Platz haben wir.

Rosi zeigt uns, wo die Muellcontainer stehen, denn heute eilt keiner der kleinen Jungs herbei, um uns von unserer Abfalltuete zu befreien. Ob das “Trinkgeld” beim letzten Mal zu niedrig war? Egal. Wir latschen Richtung Hafenende, wo die uebervollen Muellcontainer vor einer langsam verrottenden, aufgegebenen Fischfabrikhalle stehen. Daneben stehen oder liegen Fischer- und Segelboote, auf der schmutzig wirkenden Sand-Erde-Mischung liegen die unvermeidlichen, meist rotbraunen Dorfhunde und lassen sich durch uns nicht beim doesen stoeren.

Aus einem Taxi steigt ein juengerer Kap Verdianer und wird gleich liebevoll von einer kraeftigen, dunkelhaeutigen Dame in Empfang genommen: Mit Hieben und boese klingenden Worten springt sie ihm auf den Ruecken, ihre wild funkelnden Blicke sprechen eine auch fuer uns verstaendliche Sprache. Eine Glasflasche fliegt durch die Luft — wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Jedenfalls haben hier eindeutig die Frauen das Sagen! Das bestaetigt uns spaeter auch Carlos, der hiesige langjaehrige TO-Stuetzpunktleiter.

Den treffen wir an der kleinen Bar von Arminda. Mit Sonnenbrille im Schatten am TO-”Stammtisch” sitzend, ein Glaeschen Vino Tinto vor sich stehend,erzaehlt er uns von seinem Leben, den Kap Verdianern, den Seglern die hier vorbeikommen oder auch haengen bleiben — von Carlos liebevoll “Klebaersche” genannt.

Der Schnack mit ihm muss aber noch warten, es zieht uns zum Wasserhaus. Schubkarren und ganze Wagenladungen an Kanistern stehen dort schon parat, ein staendiges Kommen und Gehen herrscht. Wasserholen ist ganz offensichtlich Aufgabe der juengeren Familienmitglieder. Zwei aeltere Damen sitzen in einer schattigen Ecke und koordinieren die ganze Aktion, berechnen anhand der entnommenen Liter den zu zahlenden Preis und geben auch schon mal den transportunerfahrenen Seglerfrauen Tipps, wie man sich wohl am besten 2 Kanister a je 10 Liter ueber die Schulter haengt damit man den 3. auch noch packen kann. Werner zwitschert mit unseren 20 Liter Faltkanistern (erster Einsatz heute!) vorneweg. Ich schleppe mich unter bewundernden Blicken und Kommentaren (you are strong!) einiger Locals hinterher. Vielleicht sollten wir das naechste Mal an die kleine Transportkarre denken.

Puh, das waere geschafft. Jetzt erstmal eine Espressopause in Armindas Bar. Rosi, Ludwig und Carlos warten schon auf uns.

Kleinbusse mit blassen, Fotoapparatbehaengten Touristengruppen fahren durch den Ort. Unter fachkundiger, heimatsprachlicher Fuehrung geht es durch den kleinen Ort. Das Wasserhaus und die oeffentliche Badeanstalt wird erklaert.Und jetzt sind wir die “exotischen” Fotomotive, wie wir da so an dem rustikalen Kabeltrommeltisch unter einem Palmensonnenschirm sitzen, zu unseren Fuessen zwei Spatzen und 2 doesende Hunde, rund um uns verteilt Wasserkanister, Einkaeufe und die Gemuesefrau.

Die kommt mit einer grossen Plastikschuessel voller Gruenzeug vorbei. Eine Waage wird ebenfalls mitgefuehrt und so steht dem Kauf von Koriander und einer Art Mangoldgemuese nichts im Wege, Rosi schlaegt zu.

Im Hafen muss wohl wieder ein Fischerboot seinen Fang entladen haben. Jedenfalls schleppen viele Palmeiraner jede Menge Fisch in Plastiktueten oder auch ein einfach so an uns vorbei. Carlos gibt uns einen kleinen Exkurs, um welche Fische es sich meistens handelt. Eine Art muss man am gleichen Tag grillen oder braten, ansonsten wuerden die noch nicht mal seine Katzen anruehren. Und fuer Leute mit schlechter Durchblutung sei dieser Fisch auch nicht empfehlenswert. Aha, das ist mir neu, interessant.

Bunt gekleidete, Rastazopfgeschmueckte Souvenirverkaeufer schlendern an uns vorbei, der Nachwuchs trainiert teils barfuss teils mit Flip-Flops an den Fuessen auf dem blitzblank gefegten Kopfsteinpflaster die fussballerischen Faehigkeiten oder flitzt auf Fahrraedern ueber den kleinen Platz vor uns. Der Schulbus muss angeschoben werden und springt knatternd wieder an. Aus einem Haus schraeg gegenueber klingt eine Art Klagegesang einer Frau. Die sei nach vielen Jahren in Italien mit ihrem Mann zurueck gekehrt, der Mann ist kurz darauf gestorben, die Familie mobbt sie (oder sie die Familie — so genau hab ich das jetzt nicht verstanden) und sie wiegt sich mit diesem Klage”gesang” in Trance. Auch eine Art, Trauer und Frustration zu bewaeltigen.

So nett und interessant es sich auch hier sitzt, allmaehlich zieht es uns an Bord zurueck. Nicht das uns das Wasser in den Kanistern im Dinghi leise vor sich hin kocht!

Die Fahrt zum Ankerplatz geht jetzt mit den Wellen, der Wind blaestimmer noch ordentlich. Allmaehlich wird das Ankerfeld groesser: Pierre und Mira haben nun auch den Weg hierher gefunden, zwei weitere franzoesische Yachten haben sich ebenfalls dazu gesellt. Auffallend viele Singlehander sind hier unterwegs.

Wasser schleppen macht hungrig, wir nehmen einen kleinen Imbiss und sitzen in der nun doch sehr waermenden Sonne. Und weil sonst heut nix mehr auf dem Programm steht, wuehlen wir uns maldurch die diversen Stauraeume — auf der Suche nach einem Stueck Schlauch fuer die Cockpitlenzer. Natuerlich beginnen wir die Suche mit dem schwierigsten Staufach, dem unter unserem Bett. Weiter geht es mit dem grossen Stau- und Werkraum. Bloecke brauchen wir auch noch, die gibt es hier. Und dann, die letzte Moeglichkeit bringt den Schlauch zu Tage. Dann macht sich Werner an die muehselige Aufgabe, den alten Lenzschlauch zu wechseln. Ob wir dieses bloede Wasser-im-Schiff Thema dann bald mal abhaken koennen? Das waer so schoen.

Kap Verden

Um 20:13 liegen wir vor Anker in der Bucht von Palmeira auf Sal/Kap Verden! Nach ca. 725 SM (wir fahren gerne immer mal so kleine Boegen) und 126 Stunden sind wir angekommen. Der Anker hat erst beim 2. Anlauf gehalten, aber da kam es dann auch schon nicht mehr drauf an. Neben uns liegt die Cachique, Heimathafen Walluf. Die Crew ist noch in Deutschland bzw. auf dem Weg hierher per Flugzeug und wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Rosi & Ludwig, morgen oder uebermorgen. Und jetzt sitzen wir hier ganz allein und doch nicht allein und irgendwie ist es ganz komisch: Angekommen zu sein und obwohl das Schiff sich noch leicht bewegt, bewegt sich irgendwie doch nix mehr. Kein Schwanken, kein Rollen hin und her, kein immer mit einer Hand irgendwo festhalten - egal, was man macht. Keine Sterne sind zu sehen, wenigstens haengt die schmale Mondsichel vertraut da oben am schwarzen Himmel. Von der neuen, verlaengerten Hafenmole dringen die ueblichen Geraeusche herueber: Generatorenbrummen, Gabelstapler, Rufe, Autos fahren. Angekommen auf Sal, einer Mondlandschaft mitten im Atlantik. So richtig huebsch ist die Bucht nicht, mit ihren seit 2005 mehr gewordenen Zweckbauten der Fischer und der Oelgesellschaften. Aber auch nicht sooo haesslich, huebsch-haesslich halt - irgendwie. Wie ungewohnt - nach 5 Tagen auf dem Meer ohne Geraeusche des Landlebens jetzt das hier. Wir sind froh, heute nicht mehr an Land gehen zu muessen, vielleicht gibt uns eine Nacht mit mehr als 3 Stunden Schlaf am Stueck die innere Ruhe fuer das Landleben zurueck. Und dann folgen auch ausfuehrliche Berichte und Fotos.

Dienstag 04.02.2014

Das gute Etmal von 155sm ist “erkauft” mit einer anstrengenden Nacht: Wind ueber mehrere Stunden bis zu 33 Knoten, dazu eine Welle (durch den starken Wind), die zw. 3 und 4 metern lag (so genau sieht man das ja nachts nicht) und auch etwas seitlicher kam. Unser armes Schiff muss ganz schoene Schlaege gegen die Bordwand aushalten. Zu guter Letzt segeln wir mit dem 3. Reff im Gross und ohne Genua und sind immer noch zwischen 6,5 und 8 Knoten schnell. Heute frueh dann ein schoener Sonnenaufgang, immer noch eine ordentliche Welle aber der Wind hat nachgelassen und weht nur noch mit 22-24 Knoten. Unsere derzeitige Position um 18:55 UTC lautet: 19?02.34N und 022?01.19′W Geschwindigkeit aktuell: 7,4 Knoten Kurs 205?

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