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Ankerplatz in der Bucht von Mindelo
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Sao Vicente - karg wie Sal und doch wieder ganz anders!

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Die Cacique hat ihr “Geheimnis” gelueftet: Der Anker ist frei!

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Ein letztes Zusammensitzen mit Carlos am grossen runden Tisch vor Armindas Bar in Palmeira auf Sal

Im Sal-Jetlag

Heute Vormittag haben wir nach einer sehr schaukeligen und entsprechend anstrengenden Nacht Mindelo auf Sao Vicente erreicht. Mit ca. 120 Seemeilen wahrlich keine lange Etappe, aber irgendwie anstrengender wie die Strecke von El Hierro nach Sal. Wind zwischen 15 und 30 Knoten und Wellen von der Seite mit teilweise Hoehen ueber 3 Meter haben uns das Leben wirklich nicht leicht gemacht. Das sind keine Segelboote, das sind verkappte Seeschaukelpferdchen!!!

Rosi & Ludwig auf der Cacique sind eh noch etwas angeschlagen von einer Magen-Darmverstimmung, Werner und ich haben definitiv zu wenig getrunken und kaum etwas gegessen und fuehlen uns entsprechend malade. Hinzu kommt ein Schlafdefizit, in erster Linie verursacht durch die immer wieder neue und wechselnde Gerauschkulisse: Jetzt klopft da doch auf einmal was gegen den Mast!! Und wieso quietscht der Herd ploetzlich? Knarz, Aechz, Ponk, Bumm, Tocktock — armes Schiff, was Du alles aushalten musst. Die Toilettentuer — normalerweise mit 3 Scharnieren befestigt — schliesst wenigstens wieder zuverlaessig und das obwohl das unterste Scharnier gebrochen ist, das muss man nicht verstehen. Und apropos Toilette: Das mit dem Trinken liegt ganz einfach daran, dass man geneigt ist, jeden Gang zur Toilette zu vermeiden. Einhaendig die Segelhose runterziehen, Ventile auf- und zudrehen und ueberhaupt das Gefuehl zu haben, auf einem Schleudersitz gelandet zu sein — das ist nichts, was man haeufiger in der Nacht machen moechte. Und es ist auch nichts, was dazu angetan ist, meine Seekrankheit nicht ausbrechen zu lassen. Der Geruch ueberreifer Bananen ist aber auch hardcore, da muss ich dann doch ganz schoen schlucken, als mir der beim Weg zur zweiten Schlafrunde unvermittelt in die Nase steigt.

Im Kanal zwischen Sao Antao und Sao Vicente laeuft die Welle dann mehr mit uns und wir sind froh, dass wir nur Windstaerken so um die 17 Knoten haben. Der kleine, Leuchtturmbestueckte Felsen vor der Bucht von Mindelo kommt ziemlich schnell naeher und die Brandung schlaegt kraeftig gegen ihn. Wie haette es auch anders sein koennen: Auch die Faehre kommt von Sao Antao und nimmt Kurs auf Mindelo — hatte mich ja auch arg gewundert, wenn ich die allein auf weiter Flur gewesen waere! Cacique hat den Hafen schon erreicht, den Abstand von erst 3, spaeter 1,5 Seemeilen haben wir waehrend des ganzen Toerns halten koennen.

Aber alles ist dann vergessen, als der Anker nach dem 5. Anlauf endlich sitzt und wir ueber tuerkisfarbenem Wasser schweben. Wie kann man nur so tuerkis-schoen sein und trotzdem so undurchschaubar-milchig? Kein Grund ist zu sehen. Die langen Algen an den Festmacherleinen in der Marina zeugen von sehr naehrstoffhaltigem Wasser — wir wollen das mal nicht so im Detail vertiefen.

Unser Ankermanoever ist auch wieder spannend und endet damit, dass der Skipper am Ruder stehend mit Vollgas auf die auserkorene Luecke zuprescht (das haette ich mal machen sollen, da haett ich aber Order bekommen “nicht so viel Gas!”), platsch den Anker fallen laesst (der ganz nach franzoesischer Manier schon halb im Wasser hing), ordentlich Kette nachgibt und meine Aufgabe darin besteht, den Ankerball ueber die Reling ins Wasser zu pfeffern. Fasziniert beobachte ich, wie sich unser Schiff im wahrsten Sinne des Wortes querstellt und so langsam achteraus treibt — den Ankerball brav im Schlepptau. Irgendwann kommt das ganze Paket aber dann doch zum Halten, der Sicherheitsabstand zu saemtlichen Nachbarn ist ausreichend gross und wir koennen die Maschine stoppen. Meine Anlaufversuche waren viel zu zaghaft, zu wenig Gas bei zuviel Wind