Mittwoch, 12.02.2014 Gas in der Buddel, Kranen auf Sal Es ist doch immer hilfreich, gute Kontakte zu den Nachbarn zu pflegen :-). Unser Besuch bei Valeri & Benoit gestern am Spaetnachmittag hat die Beiden zwar vom Verzehr ihres gigantischen Hummers abgehalten, uns aber einen Einblick in das interessante und sehr gemuetliche Innere der Youmin gewaehrt. Und die Erkenntnis, dass das Gas umfuellen aus der Kapverdischen in die franzoesische Flasche (auch Dank des von Bord der Naja gelieferten Adapterteiles) tadellos funktioniert! Heute frueh dann kurze Verabredung via Funk und wenige Minuten spaeter preschen zwei Dinghis Richtung Strand. Ziel ist die Ansammlung von Tanks direkt gegenueber unseres Liegeplatzes. Valerie & Benoit wollen noch eine zweite, blaue KV Flasche holen um damit ihr komplettes Gasflaschensortiment zu fuellen. Der Deal ist ja auch easy: bezahlt wird bei Rueckgabe der Flasche und nur was verbraucht wurde. Die Jungs in den blauen Overalls sind ueberaus freundlich und hilfsbereit, der noch recht junge Mann im Buero spricht sogar franzoesisch und so ziehen wir schon kurze Zeit spaeter mit zwei 12KG Gasflaschen wieder von dannen. Auch wir wurden mit einem Stueck Schlauch samt Landestypischen Flaschenanschluss versorgt - die Bastelstunde kann also beginnen! Carlos (oder Karl-Heinz), der hiesige TO-Ansprechpartner hat uns sein Gaestebuch ueberlassen. Mit den Worten “vielleicht seid ihr die letzten, die sich da eintragen” hat er uns seine Schaetzchen ueberlassen - Erinnerungen an viele Jahre Trans Ocean-Stuetzpunkt aber noch mehr Erinnerungen an viel Menschlichkeit, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft fuer das segelnde Volk ebenso wie fuer die einheimische Bevoelkerung, fuer Kinder und Tiere, fuer alle Hilfsbeduerftigen eben. Einblick in ein etwas anderes Leben auf einer so ganz anderen Insel. Der Wind weht konstant, kein Nachlassen in Sicht. Wanten, Festmacher, Leinen - alles was sich an Deck dem Pustefix in den Weg stellt oder haengt, ist mit einer gelb-braunen Sandschicht ueberzogen. Waesche waschen - kein Denken dran! Spaetestens beim auf der Leine haengen ist der Wascherfolg innerhalb kuerzester Zeit zunichte gemacht. Und ehe wir es uns versehen, ist es schon wieder halb zwoelf, der Tag schon so gut wie gelaufen. Die Jeeptouristen, die jeden Vormittag einen Stopp am Strand einlegen, sind schon durch, am Fischerkai ist es ebenfalls sehr ruhig, kein Boot wird samt seiner schuppigen Fracht erwartet. Das Polizeiboot hat seinen Posten in der Hafenzufahrt aufgegeben und liegt wieder mitten im Ankerfeld an der Mooring, zwei Maenner wischeln und putzen Deck und Windschutzscheibe. Alle Schiffe drehen sich munter an ihren Ankerketten und -leinen hin und her. Immerhin laeuft das Gas brav von Flasche A (blaue Kap Verden Flasche) in die Flasche B (graue Deutschland Flasche). Da wir ein durchsichtiges Schlauchstueck in die Leitung eingebaut haben, sieht man gut, wie die Luftblasen nach oben steigen und das Gas nach unten fliesst. Valerie und ich strahlen jedenfalls: die Zubereitung der kulinarischen Genuesse aus den Bordkuechen ist auch weiterhin gesichert. Oder auch nicht: Lief gestern das Gas einwandfrei in die bordeigene Flasche, so zickt das System heute ploetzlich - auf beiden Booten - kein Blubbern mehr, die Flasche wiegt auch nicht wesentlich mehr. Ruetteln, Schlauch ab, Schlauch dran, Ventil zu und wieder auf. Irgendwann laeuft es gaaaanz langsam wieder. Mal sehen, ob das noch was wird. Derweil verkruemeln wir uns an Land. Und dort bekommen wir auch noch einen Einlauf verpasst von Carlos - der hatte seit 10 Uhr an Land auf uns gewartet und das auch noch mit der kompletten Kap Verdischen Truppe, die befragt werden muss, ob wir im Freihandelshafen gekrant werden koennen. Tja, und jetzt waren alle puenktlich vor Ort - nur wir, die Verursacher, wussten nix von dem Termin und waren entsprechend nicht praesent. Wie begossene Pudel lassen wir uns von Carlos ausschimpfen, aber lange ist er nicht boese mit uns. Dann also ein zweiter Anlauf, die massgeblichen Leute zu versammeln bzw. zu befragen. Und irgendwie fuegt sich dann alles. Franc kommt, Pedro der Schweisser duest in seinem Jeep vorbei (sein Handy liegt im Bach und daher ist er unter der bisherigen Mobilnummer nicht mehr erreichbar). Franc geht mit Werner zum Hafenkapitaen, Preise und Moeglichkeiten fuer die Kranaktion erfragen. Werner muss seinen Pass mitnehmen, ich verharre an Carlos Seite vor Armindas Bar und erfahre noch einiges ueber seine sozialen Aktionen, ueber das Kapverdische Leben, ueber Verhuetung der Frauen, Firmenpleiten, Erfolge, Kinderkriegen, ueber Einstellung und Einfluss der Kirche auf den Kap Verden und die Tierwelt. Haie werden immer mal wieder in der Bucht gesichtet. Wahrscheinlich auch angelockt von den Fischabfaellen, die immer wieder im Wasser landen und normalerweise umgehend von den Muraenen vertilgt werden. Innerlich streiche ich schon mal den Punkt “unbeschwertes Schwimmen”. Vielleicht waere die Ostsee doch die bessere Alternative - oder die Naturschwimmbecken der Kanaren? Werner kommt zurueck - mit Preisen, die sich gewaschen haben. Alternative? Wenige bis gar keine! Pedro wird auf unser Schiff gezerrt, um sich die Baustelle vor Ort schon mal anzusehen. Dank Rosi und ihrem perfekten Spanisch versteht er, um was es geht und was voraussichtlich zu tun ist. Morgen um 10 Uhr soll die ganze Aktion stattfinden - das wird keine ruhige Nacht fuer mich, das weiss ich jetzt schon! Positiv Denken, positiv Denken - Mantramaessig bete ich mir vor, dass alles gut geht, dass ich keinen Grund zur Sorge habe. Die sind hier ja auch nicht von vorgestern und verstehen ihren Job. Wenn hier 40 Fuss Container durch die Luefte schweben, dann wird ja wohl auch unser Boetchen die Aktion unbeschadet ueberstehen. Und doch: Scottie beam us up to the canaries! Am Besten zurueck nach Santa Cruz und in die Obhut von Hectors Mannschaft. Seufz, jammern nutzt nix, muessen wir jetzt durch, sind ja hausgemachte Leiden. Und ich seh schon alle weise mit dem Kopfe nicken, ja, ja, haben wir ja gleich gesagt.