Mitten in der Nacht fahre ich hoch – Regentropfen fallen mir ins Gesicht. Der Kaeptn an meiner Seite ruehrt sich nicht. Keine Tuchfuehlung mehr, Abstand ist angesagt. Nein, wir haben keinen Streit. Es ist nur einfach viel zu warm, um in inniger Umarmung einzuschlafen. Festkleben quasi inclusive, Backofenfeeling im quadrat – stehn wir jetzt grad nicht so drauf, wir muessen uns erstmal akklimatisieren, an die Temperaturen gewoehnen. Trotzdem schlafen wir gut, aber irgendwie auch viel zu kurz. Jetlag? Nee, eigentlich nicht. Aber richtig fit fuehlt sich auch anders an.

Trotzdem schwingen wir uns nach einem Telefonat mit Mechaniker Bertie (der nun statt um 10 Uhr in der Fruehe erst gegen 16 Uhr bei uns eintrudeln wird) ins gut vorgewaermte Auto und suchen die Tankstelle an der man seine Gasflasche unproblematisch fuellen lassen kann. Tja, wenn’s so einfach waere. Die Tankstelle finden wir schnell, leider lehnen die unsere Gasflasche ab. Zu gefaehrlich …. Hallo, das ist eine deutsche Flasche, aus dem Land mit den hoechsten Standards fuer Gasflaschen!!! Nein, bei uns fehlt angeblich eine kleine Schraube, ueber die der Druck abgelassen werden kann und ausserdem ist unser Ventil zu schmal …. Oder das der Fuellstation?? Bei dem Genuschel geben sich meine Niederlaendischkenntnisse geschlagen und verstehen nur noch Bahnhof. Wir packen also erstmal wieder ein. Wer uns kennt, weiss, das wir nichts unversucht lassen werden, unsere Flasche noch gefuellt zu bekommen. Fortsetzung folgt also garantiert.

Jetzt erstmal zum Supermarkt, den gaehnend leeren Kuehlschrank fuellen. Der CH –Ortungsdienst bei der Bordfrau funktioniert ausgezeichnet, das Warenangebot ist auch o.k. – allein die Preise schlagen uns dann doch leicht aufs Gemuet. 10 Euro fuer ein Beutelchen Kartoffeln, nee, dann gibt es eben keine. Auch Gemuese und Obst sind relativ teuer. Wir beschliessen, unsere venezulanischen Kumpels vom Obstmarkt in Willemstad fuer den diesbezueglichen Einkauf anzusteuern. So landen nur Joghurt (500 Gramm Becher fuer stolze 3 Euro) und cholesterinsenkende Margarine, ein paar Bananen , etwas Wurst und Gefluegelfleisch fuers Abendessen im Korb. Dumpf befaellt uns die Ahnung, dass der auch bedeutend naeher liegende Vreugdenhil Supermarkt fuer uns Segler durchaus eine gute Wahl ist.

Noch eine kurze Rundfahrt durch die Umleitungsstrecke – einige Strassen werden erneuert – dann stehen wir schon wieder am Schiff. Der rastlose Kaeptn befindet die Mittagszeit als bestens geeignet um solch schweisstreibende Aktivitaeten wie Segel an Deck schleppen, Dinghi aufpusten und zu Wasser lassen oder Kuchenbude ab- und Sonnensegel aufbauen durchzufuehren. Natuerlich muss das Sonnensegel erstmal unter zwei Faltraedern rausgezerrt werden. Ich stehe trotz eifriger Wasserzufuhr kurz vorm ersten Kreislaufkollaps. Ob Europa vielleicht temperaturmaessig durchaus eine lebenswerte Alternative waere und ich mich vielleicht sogar wieder an Socken und dicke Jacken gewoehnen koennte???? Nein, gar nicht dran denken, einmal kurz setzen, durchschnaufen und weiter geht’s im Text. Ist das schoen, so ein grosses Sonnensegel – wenn denn erstmal alle Schnuere angebaendselt sind und das Ding auf wundersame Weise doch irgendwie ganz gut sitzt – was zu Beginn der Aufbauarbeiten immer nicht so der Fall zu sein scheint. Und wenn wir irgendwann mal im Lotto gewinnen sollten, leisten wir uns ein richtig auf Mass gefertigtes, sich selbst aufbauendes Sonnensegel, dass Luft und Wind an den richtigen Stellen durchlaesst, Regen und Sonne gleichzeitig abhaelt und dessen Schnuere keine innige Verbindung mit irgendwelchen Winschen und Hutzen eingehen. Eierlegende Wollmilchsau gewissermassen, ein Sonnen-Segelwolpertinger :-)).

Kaum hab ich mich zwecks Erholung vom Tagesprogramm in die Koje verzogen, steht Mechaniker Bertie parat, inspiziert unser Getriebeoelproblem und offenbart dem Kaeptn seinen Stundenlohn und die kalkulierte Stundenzahl. …… hoere ich jetzt gleich einen dumpfen Schlag, weil es meinen Kaeptn hintenueber haut? Nein, abgehaertet vom CH-Ausflug bleibt er standhaft. Wenn der Mann gut ist, wird er seinen Preis wohl wert sein. Hoffen wir s mal. Wir muessen uns jetzt nur entscheiden, wann wir die Dichtung wechseln wollen. Der Rest ist alles kein Problem. Schaun wir mal.

Voller Tatendrang moechte der Kaeptn unbedingt noch irgendwohin fahren. Wenn wir schon mobil sind und ein Auto haben! Ich lasse mich gnaedig zu einem Happy-Hour Besuch der Pirates Bar herab. Wozu auch das in der Marina grad nicht existente Wifi beitraegt. In der Pirates Bar koennen wir wenigstens internet(z)en , Emails schreiben, kundtun, dass wir gut angekommen sind und vielleicht trifft man ja auch ein paar Segler. Denn so richtig zurueck sind wir ja noch nicht, die momentane Seglergemeinschaft ist uns noch etwas fremd hier in Spanish Water. Was sich sicherlich bald aendern wird.