Wechseljahr — Jahreswechsel — Rollenwechsel. Von der Mama zur Oma, vom 51. heftig rollend ins 52. Lebensjahr. Ortswechsel: 2012 Geburtstag in Cadiz, 2013 auf Teneriffa und 2014 auf Grenada. Nur das Wetter bleibt meinen Geburtstagen treu, es regnet! Nicht durchgaengig, aber der Himmel ist grau in grau und es regnet immer mal wieder. Ideales Wetter, um einen Geburtstagsspaziergang zu machen. Die Strasse oberhalb der Marina fuehrt zwischen absolut sehenswerten Haeusern entlang bis zum Buchtanfang. Hier leben keine armen Menschen, das war uns schon beim Anblick der vielen Gelaendewagen klar, die noch dazu gerne aus deutschen Autoschmieden stammen. Hinter Zaeunen und Mauern, hohen Toren stehen die Residenzen der besser betuchten Bewohner Grenadas. Und deren scheint es nicht wenige zu geben. Hier wirbeln Gaertner, wachen Rassehunde ueber Haus und Hof und es bieten sich immer wieder atemberaubende Blicke auf die Prickly Bay und die Steilkueste. Wellen donnern brechend an die Felsen. So hoch oben beruehrt uns das nicht. So hoch und trotzdem ueberragt der Mast der Megasegelyacht auch hier oben immer noch alles, ist staendig sichtbar. Und ganz winzig liegt auch unser Schiffchen vor Anker.

Einige Haeuser stehen leer oder werden zum Verkauf angeboten. Auch Baugrundstuecke sind noch zu haben. Gleich drei Maklerschilder bemuehen sich um Opfer. Was sowas wohl kostet??? Der Kaeptn beschaeftigt sich schon wieder mit Dingen wie Ausblick, Unverbaubarkeit und Quadratmeterpreisen. Ob man auf einer solchen Insel leben koennte? Die Gretchenfrage stellen wir uns immer wieder. Aber hier kennen wir viel zu wenig, um sie auch nur annaehernd beantworten zu koennen.

Und trotzdem will ich eigentlich nur noch weg hier, weg von der Prickly Bay. Weg von dem Geschaukel und den zwischen Schiff und Dinghi hochspritzenden Wellen. Was ist Luxus? Bislang definierte ich Luxus in der Verfuegbarkeit von warmem bzw. nach Belieben temperierbarem Duschwasser. Jetzt wird umdefiniert: Luxus ist, einfach trockenen Fusses von Bord gehen zu koennen, ohne alles wasserdicht verpacken zu muessen oder zu ueberlegen, ob man alles eingepackt hat. Bangen, ob der Aussenborder anspringt und keine Mucken macht. Oder ist Luxus, keine Moskitos im Schiff zu haben, weil man so weit draussen liegt? Ist Luxus, schwimmen gehen vom Schiff aus, dafuer aber vielleicht Sand und Salzwasser ins Dinghi zu bekommen, wenn man bei Vollmond am Strand anlanden muss und die Wellen grad mal etwas heftiger hier ranklopfen? Luxus scheint eben immer und ueberall zwei Seiten zu haben.

Aber statt in die Woburn Bay zu verlegen, gehen wir Anker auf, verstauen alles und segeln frohgemut aus der Bucht raus. So wird mein Geburtstag doch noch mit Segeln beendet, am Wind! Holprig geht es Richtung Tobago, nicht ganz auf der Kurslinie, immer wieder ausgebremst von den Wellen, die uns natuerlich auch entgegen rollen. Was war das schoen, von Tobago nach Grenada zu segeln, gar kein Vergleich mit dem jetzt hier.

Frachter kreuzen unseren Kurs, der Vollmond wirft seine leuchtende Bahn aufs aufgewuehlte Meer. Unsere Plicht leidet kurzzeitig an UEberfuellung. Unter Deck ist es unseren Besuchern zu warm. Luken oeffnen entfaellt auch bei dem Seegang. Madam wuenscht sich einen Kreuzschlag und bekommt ihn. Das der fuer die Fuesse war, sehe ich dann am naechsten Tag wohl oder uebel ein. Unter Motor und voll gegen den Wind naehern wir uns unserer geplanten Kurslinie und endlich auch Tobago an. Leicht sehnsuechtig geht der Blick zur Nordspitze, nach Charlotteville. Unser Ziel aber heisst Store Bay. Wo das pralle Touristenleben tobt und lockt. Nur wen? Mich eigentlich nicht.

Auf dem Weg dorthin besuchen uns wieder Delfine. In perfekter Vierer-Reihe springen sie aus den Wellen. Einer ahmt genau vor unserem Bug die Bewegungen unserer Naja nach, reckt immer wieder den halben Koerper hoch aus dem Wasser und klatscht wieder zurueck. Werden wir langsamer, schwimmen sie an unserer Seite, ganz gemaechlich und beaeugen uns dabei skeptisch. Mal pfeilschnell, mal karibisch relaxt umrunden sie unser Schiff, schwimmen weit weg, um mit ordentlich Anlauf zurueck zu kommen.So hoch aus dem Wasser haben wir sie selten springen sehen.

Die Store Bay verwirrt uns dann etwas. So wenig Boote ankern hier?? Das waren doch letzte Woche viel mehr, sind wir hier richtig??? Mich irritiert ja mehr das tuerkisfarbene Wasser, argwoehne ich doch eine rapide Abnahme der Wassertiefe. Zu Unrecht! Unser Anker faellt im tuerkistrueben Wasser der Store Bay auf ca 11 Metern Tiefe. Die Full Tilt liegt an einer Boje, die ebenfalls bekannte AlleyCat und zwei Yachten mit deutscher Flagge. Schon etwas unheimlich, hier relativ ruhig zu liegen, waehrend die Brecher des Buccoo-Reef sowie die Brandungswellen in unmittelbarer Naehe links und rechts von uns an den Strand donnern. Dazu startende Flugzeuge und Musikuntermalung aus den nahen Hotelanlagen. Irgendwie war Charlotteville schoener und richtig gutes Wifi gibt es auch keines — zumindest heute nicht! Und nass wird man beim anlanden mit dem Dinghi — zumindest bei Vollmond und entsprechenden Wellen!